Satelliten und KI decken dunkle Flotten auf

[Aurora-13]

Natürlich könnte nachfolgende Meldung beispielsweise in den
Sportboot-Nachrichten gepostet werden, doch sie hat mich so erschrocken und verwundert, dass ich sie als Thema einstellen möchte.
Klar fahren wir nicht alle, vermutlich die wenigsten auf den Weltmeeren, doch indirekt sind wir alle Betroffenen.

Nachfolgend Auszüge und Quelle des lesenswerten Artikel: https://www.geo.de/natur/75-prozent-...-34401886.html

Auf unserem Planeten gibt es kaum noch weiße Flecken. Nahezu jeder Quadratmeter der Erde ist kartografiert und für jeden und jede einsehbar: Welche Straßen sich durch den kolumbianischen Regenwald schlängeln, ist ebenso sichtbar wie die genaue Lage eines bestimmten Gebäudes in der Londoner Vorstadt oder die aktuelle Auslastung der Berliner U-Bahnlinie 8. Fast alles ist öffentlich aufgezeichnet – zumindest an Land. Anders sieht es auf dem Meer aus. Nicht alle Schiffe sind gesetzlich verpflichtet, ihre Position zu melden. Und so kommt es, dass viele Schiffe nicht von den öffentlichen Überwachungssystemen erfasst werden – und als sogenannte dunkle Flotte über die Ozeane schippern. Wie viele Schiffe tatsächlich auf den Weltmeeren und insbesondere in den Küstengebieten unterwegs sind, war daher bislang völlig unklar.

Nun konnten Forschende erstmals alle menschlichen Aktivitäten auf See sichtbar machen – und sind überrascht über das Ausmaß: Laut ihrer im Fachmagazin "Nature" veröffentlichten Studie sind ganze 75 Prozent der weltweiten Fischereifahrzeuge für öffentliche Ortungssysteme unsichtbar. Von den Transport- und Energieschiffen werden 25 Prozent nicht erfasst.

"AUF UNSEREN MEEREN ZEICHNET SICH EINE NEUE INDUSTRIELLE REVOLUTION AB."

Die Forschenden werteten für ihre Studie Satellitenbilder der Copernicus-Sentinel-Missionen der Jahre 2017 bis 2021 aus. Diese verglichen sie mit den GPS-Daten von Schiffen, die auf den offiziellen Monitoringsystemen in den Küstengewässern vor sechs Kontinenten auftauchten. So konnten sie Schiffe identifizieren, die ihre Position nicht gemeldet hatten. Die KI schloss dann mittels maschinellen Lernens, welche dieser Schiffe im Fischfang tätig waren.

[Akki]

Ich verstehe diese Bilder nicht. Sollen das alles Boote sein? Sind das Momentaufnahmen oder über einen sehr langen Zeitraum zusammengefasste Bilder?

[uli07]

Und vor allem, wie bringt uns das weiter das wir jetzt wissen das es mehr Schiffe gibt als wir bis jetzt gewußt haben? Wenn ich das Wort Ki schon lese halte ich von solchen Aussagen oder Behauptungen nicht viel.

[Big Blue]

Moin,

das kann einem die Augen öffnen, warum es trotz Meeresschutzgebieten und Fangquoten immer weniger Fisch gibt, weil theoretisch 75 % der Fischerboote illegal unterwegs sind.

[Fronmobil]

Mich schockiert das jetzt nicht wirklich ...

An der Küste von Tunesien und Marokko, das können doch nur kleine Fischerboote sein
und keine großen Fischtrawler.
Gelten die gleichen AIS Vorschriften an den afrikanischen Küsten, wie in
Europa?
Würde gerne ein Satellitenfoto von der Ostsee zum Vergleich sehen.

Klaus, dem heute auf der Havel auch mal wieder ein Binnenschiff ohne AIS-Signal
entgegen kam

[Aurora-13]

Zitat von uli07

.................... Wenn ich das Wort Ki schon lese halte ich von solchen Aussagen oder Behauptungen nicht viel.

Zitat von Fronmobil

Mich schockiert das jetzt nicht wirklich ...

An der Küste von Tunesien und Marokko, das können doch nur kleine Fischerboote sein
und keine großen Fischtrawler.
Gelten die gleichen AIS Vorschriften an den afrikanischen Küsten, wie in
Europa?
...................

Zum einen geht es hier nicht um eine ausschließlich und nur von der KI "entdeckte dunkle Fischerei, zum anderen geht es in der originalen wissenschaftlichen Veröffentlichung um (nicht nur) industrielle Fischereifahrzeuge.

Hier einfach mal der Link zur originalen Veröffentlichung, welcher auch detaillierter ist und mehr Hintergrundinformationen bietet:

https://www.nature.com/articles/s41586-023-06825-8

Ps.: Falls englisch einfach den G....Übersetzer nutzen.

[Der_mille]

Zitat von Akki

Ich verstehe diese Bilder nicht. Sollen das alles Boote sein? Sind das Momentaufnahmen oder über einen sehr langen Zeitraum zusammengefasste Bilder?

Laut der Bilddatei ist der Zeitraum 2017-2021.

LG Mille

[Sayang]

Zitat von Fronmobil

... Gelten die gleichen AIS Vorschriften an den afrikanischen Küsten, wie in Europa? ...

Für die Mitgliedsstaaten der IMO (175 Staaten), die die entsprechende SOLAS Konvention ratifiziert haben, gelten die Bestimmungen imPrinzip auch. Möglicherweise werden diese Bestimmungen aber in manchen Ländern aber nicht so streng kontrolliert und durchgesetzt wie in Mitteleuropa, obwohl die auch in EU teilweise nicht befolgt werden, und da schon seit langer Zeit mit Sorge beobachtet werden (z.B. wurde 2021 laut TV 2 von 31 holländischen Fischern bei 30 Booten mehrfach das AIS beim Fischen in dänischen Gewaessern ausgeschaltet).

Zitat von Fronmobil

... Klaus, dem heute auf der Havel auch mal wieder ein Binnenschiff ohne AIS-Signal entgegen kam

Über 500 BRZ? Dann hast Du als regelkonformer Bootsführer doch hoffentlch gleich die zustaendigen Behörden informiert.

[zooom]

Zitat von Fronmobil

Mich schockiert das jetzt nicht wirklich ...

An der Küste von Tunesien und Marokko, das können doch nur kleine Fischerboote sein
und keine großen Fischtrawler.
Gelten die gleichen AIS Vorschriften an den afrikanischen Küsten, wie in
Europa?
Würde gerne ein Satellitenfoto von der Ostsee zum Vergleich sehen.

Klaus, dem heute auf der Havel auch mal wieder ein Binnenschiff ohne AIS-Signal
entgegen kam

Irrtum, vor der Westafrikanischen Küste tummeln sich jede Menge chinesische Fischfangflotten, die mit ihren modernen Ausrüstungen den kleinen heimischen Fischern, die Beute wegfangen. Und was passiert mit einem Großteils dieses Fangs: Geht in die Fischzucht speziell nach Norwegen als Futter.

[Fronmobil]

Zitat von Sayang

Über 500 BRZ? Dann hast Du als regelkonformer Bootsführer doch hoffentlch gleich die zustaendigen Behörden informiert.

Wie immer freundlich über Kanal 10 angefunkt und darauf aufmerksam gemacht, daß ich das AIS nicht sehen kann.
"Gib mir 10 Minuten, hab gerade ein Problem", war die Antwort .

Klaus, der das Schiff auch nach 10 Minunten nicht auf dem Plotter sehen konnte

[Akki]

Zitat von Fronmobil

Wie immer freundlich über Kanal 10 angefunkt und darauf aufmerksam gemacht, daß ich das AIS nicht sehen kann.
"Gib mir 10 Minuten, hab gerade ein Problem", war die Antwort .

Klaus, der das Schiff auch nach 10 Minunten nicht auf dem Plotter sehen konnte

Hat dir deine KI desagt, dass du das Schiff da gesehen hast?

[kapitaenwalli]

Moin

Manchmal hilft da auch Fielmann....

Mal im ernst: Es gibt viele Gründe, warum ein AIS Sender nicht sichtbar ist. Das muss nicht immer böswillig sein.

Militär- und Behördenschiffe senden im Einsatz kein AIS.

Und es gibt leider viele, die AIS nicht mögen, weil sie bei illegalen oder halblegalen Tätigkeiten nicht beobachtet werden wollen. Auf dem Atlantik, insbesondere vor der westafrikanischen Küste sind das Fischer und Mutterboote der Schlepper.

Die Welt ist eben leider nicht so schön, wie wir das gerne hätten.

[Tinduck]

Die illegalen Treibnetzfischer im südlichen Atlantik und woanders machen ihr AIS wohl auch eher nicht an… wenn so viele Hochseefischereifahrzeige illegal fischen, sollte man wohl besser von Fangquoten auf Torpedobomber umstellen?

bis denn,

Uwe

[Lady An]

Zitat von Sayang

Über 500 BRZ? Dann hast Du als regelkonformer Bootsführer doch hoffentlch gleich die zustaendigen Behörden informiert.

AIS Pflicht für Schiffe ab 300 BRZ nicht 500 BRZ.

In der IMO (Internationale Seeschifffahrtsorganisation), in der die schifffahrtstreibenden Länder vertreten sind, wurde AIS als Ausrüstungsstandard für Schiffsneubauten ab 2002 beschlossen. Am 31.12.2004 müssen alle See- schiffe ab 300 BRZ mit AIS ausgerüstet sein; Schiffe auf nationaler Fahrt bis zum 01.07.2008.

[OceanixTS]

Zitat von Big Blue

Moin,

das kann einem die Augen öffnen, warum es trotz Meeresschutzgebieten und Fangquoten immer weniger Fisch gibt, weil theoretisch 75 % der Fischerboote illegal unterwegs sind.

Aber es passiert ja nichts, oder wer erinnert sich noch an den Fall vor 10 Monaten - ganz old School und ohne KI:

https://www.tagesschau.de/ausland/am...otten-101.html

[Sayang]

Zitat von Lady An

AIS Pflicht für Schiffe ab 300 BRZ nicht 500 BRZ. ...

... alle Berufsschiffe über 300 BRZ in internationalerFahrt und seit dem Juli 2008 auch solche über 500 BRZ in nationaler Fahrt ...


Aber Du hast Recht, die Grössenregelung in der Binnenschiffahrt ist mir nicht bekannt, es werden aber wohl nicht die der nationalen Schiffahrt (500 BRZ) sein


... für die gewerbliche Binnenschiffahrt auf den Binnenschifffahrtsstraßen im Geltungsbereich der Binnenschifffahrtsstraßen-Ordnung, für die bereits Elektronische Navigationskarten für Binnenschifffahrtsstraßen (IENC) veröffentlicht wurden, und auf der Bundeswasserstraße Donau die Ausrüstung und Nutzung von Inland AIS verpflichtend eingeführt.



Vielleicht kannst Du uns aufklären?

[Sayang]

Zitat von OceanixTS

Aber es passiert ja nichts, oder wer erinnert sich noch an den Fall vor 10 Monaten ...

Wenn es in der EU passiert, durch Fischer der EU in anderen EU Ländern, passiert ja richtig was ...


https://www.fischmagazin.de/willkommen-seriennummer-101770.htm

[peterchen66]

Zitat von uli07

Und vor allem, wie bringt uns das weiter das wir jetzt wissen das es mehr Schiffe gibt als wir bis jetzt gewußt haben? Wenn ich das Wort Ki schon lese halte ich von solchen Aussagen oder Behauptungen nicht viel.

Hmmh, gibts jetzt auch schon KI Skeptiker?

Der angewendete Algorithmus beobachtet die Aktivitäten nach Satellitenbildern und gleicht u.a. mit verfügbaren Datenbanken (AIS etc) ab. Die typischen Schiffsbewegungen und Geschwindigkeiten und Zeiten treffen eine relativ klare Aussage dazu, es ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein Fischerboot.
Diese Daten sind ziemlich genau und gut. Das es mehr Boote gibt als zugelassen ist wahrscheinlich lange klar. Die schiere Menge zeigt aber, das ist ein echtes Problem, wenn ehrliche Fischer gegen eine Quote arbeiten und das Pack die Ozeane leerfischt ohne jegliche Vernunft.
Wenn man z.B. die Berichte der Sea Sheppard Flotte nimmt, sieht man dann auch ganz gut woher, zumindest die größeren "unsichtbaren" Trawler stammen.

Jetzt an einem sinnvollen Einsatz intelligenter Algorithmen zu zweifeln zeigt die Unkenntnis. Gabs auch schon vor der sogenannten KI. Da waren es dann eben einfach mathematische Beobachtungen

Wir kriegen den Planeten schon klein!

[kapitaenwalli]

Moin

Ob es KI Skeptiker gibt?

Zur Medienkompetenz gehört, jeder Meldung gegenüber skeptisch zu sein.

Das betrifft auch Informationen, die man über ein Forum erhält.

Das sind eben alles Mosaiksteinchen, aus denen man sich eine Meinung bilden kann.

Ich weiß, das ich weiß, das ich nichts weiß.......

Das wird immer schwieriger

[Flybridge]

Das Thema Überfischung und steigende Weltbevölkerung ist ja hinlänglich bekannt.

Die Küstenstaaten schauen idR genau hin, was sich vor ihrer Küste so abspielt.

Allerdings weiß niemand, was sich wirklich "da ganz weit draußen" tut. Wir haben eine Vermutung, wissen es aber nicht im Detail.

Und da finde ich gut, wenn man Satelliten und Ki einsetzt, um das Treiben zu untersuchen.

Das ist der erste Schritt. Ob es irgendwann dazu kommt, diese Verbrecher zu stellen und zu sanktionieren bleibt fraglich. Ich hoffe es sehr.

Ich denke da nur an den Regenwald im Amazonas, der seit Jahren per Satellit überwacht wird. Die Bilder sprechen für sich. Der neue Präsident Brasiliens wird auch aus dem Grund zaghaft aktiv, weil die ganze Welt diese Bildchen sehen kann. Zu wenig bisher, aber mehr als der Vorgänger, der das Abholzen der Lunge unseres Planeten noch unterstützte.

Thunfisch esse ich schon lange nicht mehr.

[Totti-Amun]

Zitat von kapitaenwalli

Zur Medienkompetenz gehört, jeder Meldung gegenüber skeptisch zu sein.

Das betrifft auch Informationen, die man über ein Forum erhält.

Die Betonung liegt hier hoffentlich auf Kompetenz.

Grüße

Totti

[horstj]

Zitat von Flybridge

Die Küstenstaaten schauen idR genau hin, was sich vor ihrer Küste so abspielt.

das ist für mich das eigentlich alarmierende an der Studie. Dass die Küstenstaaten, auch die europäischen, da ganz fest die Augen zukneifen oder über die erschreckende Dimension wirklich nicht Bescheid wussten. Quoten von 10% könnte man ja noch mit (individuellem) Mangel an technischer Ausrüstung oder dem nachlässigen (Nicht-)Befolgen von Vorschriften hinsichtlich AIS usw. erklären, aber 30, 40, 70% nicht mehr.