78er Johnson Motor Kaltstart

[Spechtone]

Hallo zusammen,

ich habe ein älteres, kleines Sportboot erstanden welches einen 78er Johnson 2-Takt Motor als Außenboarder besitzt.
Leider war der Motor seit etwa 1,5 Jahren nicht mehr in Betrieb und ich wollte ihn auch ungerne ohne Wasserbad starten.

Ich habe die Hoffnung, dass er mit frischen Kerzen, gereinigtem Vergaser, neuem Impeller und einem Getriebeölwechsel vernünftig läuft bzw startet.

Habt ihr Tipps oder Ideen wie man so einem alten Schätzchen wieder Leben einhaucht bzw. was man kontrollieren und prüfen sollte vor dem ersten Start`? Welches 2-Taktöl und welches Getriebeöl könnt ihr empfehlen?

Ich muss dazu sagen, dass dies mein erstes Boot ist und ich absoluter Neuling in dem Bereich bin. Handwerkliches Geschick und Schraubererfahrung ist aber vorhanden. Mut zur Sache sowieso

Übrigens habe ich zwar ein gut sortiertes Onlineportal für Ersatzteile gefunden, aber leider kein PDF Handbuch oder sowas in der Art.
Hat hier vielleicht jemand eine Quelle oder einen selbigen Motor und kann mir hier ein paar Dokumente zukommen lassen?

Motorcode: 25EL78C / JOHNSON Sea Horse 25 PS

Danke für eure tipps, das wird bestimmt nicht mein letzter Blöd-Frage-Thread werden

[menschmeier]

....wenn der Motor noch über genügend Kompression verfügt, dann nehme mal die Zündkerzen heraus und stecke Sie in die Kerzenstecker und halte den metallischen Kerzenteil sicher an Masse, dann die Notstopp Gabel, falls es sie gibt, einschieben und kräftig am Seilzugstarter ziehen, dabei schauen ob die Z-Kerzen funken. Falls ja, Lohnt ein weitermachen wie vorgesehen.
Als Getriebeöl eignet sich ein 75W90 in GL4/5 Qualität in einer ca. 200ml Plastiktube mit Spitze, die wird benötigt, um das Öl durch zusammenrollen in die Ablassöffnung hineinzudrücken, bis es oben aus der Öffnung der herausgedrehten Kontrollschraube herausläuft. Den neuen Impeller vor dem Einbau allseitig mit Glyzerin benetzen. Bei Einbau dann auf die kleine Passfeder/Stift achten, das er beim aufschieben nicht wieder herausrutscht. Auf die Antriebswelle kommt auf das Nabenprofil etwas wasserresistentes Fett, genauso wie auf alle Schrauben im Unterwasserteil.

[Spechtone]

Danke, werde die Kerzen prüfen.
Allerdings ist der Motor per Fernzündung im Cockpit zu starten. Ein Zugseil hab ich da nicht entdeckt.
Da werde ich wohl erstmal eine geeignete Batterie anschliessen bzw. die bisherige laden, wobei ich garnicht weiß ob da eine dabei ist, sollte aber eigentlich.
Was benötigt man denn ansonsten für eine Batterie? Normale Starterbatterie Blei oder AGM? Welchen Kaltstartstrom min/max?

Wie kann ich erkenne ob der Motor genug Kompression hat? Kenne es aus dem KFZ Bereich, wo Ventile und Kerzen abgedichtet werden und mit Anlasserdrehzahl die einzelnen Zylinder durchgedreht und gemessen.

Welcher Druck sollte bei diesem Motor denn gehalten werden und welche Abdichtsätze benötige ich ?

[menschmeier]

Die Kompression wird wie beim Moped oder Auto, mittels Messuhr, die in die jeweilige Kerzenöffnung eingeschraubt wird, gemessen.
Die Notstopp Gabel raus zwecks Zündunterbrechung und bei Vollgas und volle Batterie sind alle Werte die über 6 Bar gehen, brauchbar.

[Føx]

agm is zu empfehlen weil "auslaufsicher" und mit 70ah biste eigentlich safe...weniger reicht vermutlich auch.

[menschmeier]

....zwecks Probelauf genügt aber auch eine preisgünstige Blei/Säure Batterie aus dem KFZ Zubehörhandel/Baumarkt mit ca. 50Ah

[Spechtone]

Prima, danke!
Dann leihe ich mir mal so ein Manometer beim KFZ Menschen.
Batterie nehme ich erstmal eine gebrauchte und lade diese schön auf und dann schaue ich ob der Funke überspringt.

Und ja, auf lange Sicht kommt -sofern wirklich keine, eine sehr alte oder eine Bleisäure drin ist- eine AGM rein. Denke, da Benziner sollte ein normaler Kaltstrom so um 500A ausreichen?!

[Spechtone]

Prima, danke!
Dann werde ich mir ein Manometer für die Prüfung mal beim KFZ Mann ausleihen.

AGM ist vorgesehen falls die vorhandene nicht mehr brauchbar ist.
Ich denke mal, da es ein kleiner Benzinmotor ist dürfte ein Kaltstartstrom um 500 A mehr als ausreichend sein!?

[menschmeier]

....der genügt vollkommen, wenn der Anlasser nicht Minutenlang drehen muss.

[bootohnenamen]

Kompression würde ich erst prüfen, wenn es einen Anlass dafür gibt. Springt die Maschine an, kannst du dir diesen Aufwand erst einmal sparen. Beim Erststart mit dem Pumpball (die altern gerne, bzw deren Ventile) den Vergaser befüllen, nach einigen Pumpbewegungen sollte der Ball hart werden: Schwimmerkammer gefüllt. Mit Choke dann der Startversuch.

AGM sind teuer und in der Regel nicht erforderlich. 50 bis 70 Ah sollten ausreichend sein, die größere vielleicht wenn eine Kühlbox über Nacht laufen soll. Nur Kompressorkühlbox, die einfachen mit Peltierelementen kühlen schlecht und brauchen viel zuviel Strom.

Motoröl im Prinzip alle verwendbar, die TCW 3 erfüllen, also mineralische, teilsynthetische oder vollsynthetische (bevorzuge ich aus verschiedenen Gründen, etw weniger Rauch und Ölkohle) Öle. Mischung 1:50. Alkoholhaltige Treibstoffe, E5 oder E10 bilden keine lagerstabile Mischung mit dem Zweitaktöl, ethanolfreie Sorten, zB V-Power racing der gelben Marke schon. Bei den in der Regel wenigen Fahrstunden ist der Mehrpreis in Relation zu den übrigen Bootskosten zu vernachlässigen, ein streikender Vergaser kann nachhaltig den Spaß verderben.

BoN

[MRenner]

Zitat von bootohnenamen

AGM sind teuer und in der Regel nicht erforderlich. 50 bis 70 Ah sollten ausreichend sein, die größere vielleicht wenn eine Kühlbox über Nacht laufen soll. Nur Kompressorkühlbox, die einfachen mit Pelztierelementen kühlen schlecht und brauchen viel zuviel Strom.

BoN

Bitte nicht vergessen. Diese alten Motoren haben nur eine sehr geringe Ladeleistung. Wenn du eine Kühlbox im Dauerbetrieb dran hast, dann bekommt du die Batterie nur wieder voll wenn du wirklich stundenlang fährst.

Viele Grüße
Markus

[Spechtone]

Guter Hinweis mit den ethanolhaltigen Treibstoffen. V-Power oder Ultimate zu nutzen hab ich kein Problem mit. Ich mische für meinen Diesel als Zusatz zum Tanken immer ein wenig rauch und aschearmes 2-Takt-Öl bei, da auch beim Diesel mit der neuen Kraftstoffnorm der Schwefelanteil stark gesunken ist und das Öl dies wieder ausgleicht. Hier nutze ich ein Addinol MZ 406 Super.

Wäre das auch zum Beimischen für den Johnson geeignet? Es verfügt halt auch über low-smoke eigenschaften was ja nicht verkehrt ist bei den älteren 2-Takt Rauchtriebwerken. Vielleicht ist einer so freundlich und schaut mal über die specs drüber.

https://www.addinol-shop.de/addinol-...2t-mz-406.html

Wenn ungeeignet, welche physikalischen Gründe bedingen eine besondere Spezifikation im Marinebereich. Für mich ist da immer viel Marketing hinter.
Auch beim Auto z.B. kann man viele Öle fahren die keine Freigabe haben. Nur weil ein Öl nicht auf Freigabe getestet wurde heißt es nicht, dass es ungeeignet ist für den jeweiligen Motor.
Freigaben werden von dritten, unabhängigen überprüft und nicht jeder Hersteller möchte für jeden OEM die unbedingte Spezifikation haben. Diese Prüfungen kosten nämlich immer eine Menge Holz..

Zum Thema Batterie; erstmal wird eine gebrauchte geladen und genutzt um die Tests durchzuführen. Wenn das Boot dann geschliffen, lackiert, neu gepolstert und der Motor soweit aufgefrischt ist und alles läuft, dann bin ich gerne bereit qualitativ geeignete Batterien und ggf. auch Spielereien wie eine Kühlbox zu kaufen...

[Føx]

Nein. Du brauchst tcw3 2taktöl sonst saut der dir das wasser mit ölresten zu

[bootohnenamen]

Da die Außenborder aus physikalischen Gründen (Kalk) sehr kalt laufen müssen, ist das Außenborderöl speziell auf diesen Temperaturbereich abgestimmt. Für Straßenfahrzeuge nimmt man Öl für deutlich höhere Zylindertemperaturen. Ein Austausch ist somit nicht sinnvoll.

Zudem ist TCW-Öl besser abbaubar und hat einen höheren Anteil von Korrosionsschutzadditiven - der feuchten Umgebung beim Boot wird damit Rechnung getragen.

BoN

[Spechtone]

Zitat von bootohnenamen

Da die Außenborder aus physikalischen Gründen (Kalk) sehr kalt laufen müssen, ist das Außenborderöl speziell auf diesen Temperaturbereich abgestimmt. Für Straßenfahrzeuge nimmt man Öl für deutlich höhere Zylindertemperaturen. Ein Austausch ist somit nicht sinnvoll.

Zudem ist TCW-Öl besser abbaubar und hat einen höheren Anteil von Korrosionsschutzadditiven - der feuchten Umgebung beim Boot wird damit Rechnung getragen.

BoN

Danke für die Erklärung!
Dann wird ein entsprechendes Öl auch Anwendung finden.