Kaufempfehlung Sextant

[Mantriur]

Bin auf der Suche nach einem Sextanten - was hochwertiges und robustes, aber ohne albernen Traditionsherstelleraufpreis. Habe nur billige Uebungsgeraete und Cassens & Plath gefunden. Letztere sind nicht nur unrealistisch teuer, sie sehen auch aus wie etwas, was man am Sonntag mit Samthandschuhen im Reinraum benutzt.

Kennt jemand einen Hersteller von, nennen wir es mal, bodenstaendigen maritimen Werkzeugen?

[Woody]

Schau doch mal hier.

[volker1165]

Muss es ein neuer sein? Ich würde mich eventuell trennen

https://www.boote-forum.de/showthread.php?t=302903

[blondini]

Hi!
Sextanten sind sehr, sehr teuer geworden. Ich habe Jahre gebraucht, bis ich einen Freiberger Yachtsextanten bei ebay geschossen habe für 250 €. Das war ein Glückstreffer. Ansonsten kosten ja schon die Mark Plastikteile inzwischen ein Vergnügen. Zunächst muss klar sein, welche Genauigkeit gewünscht wird. Wenn 2-5 Bogenminuten (vielleicht sind es auch 5-10 Bogenminuten) reichen, dann reicht Plastik, ansonsten bei 1 Bogenminute muss Metall ran. Ich würde mir keinen neuen kaufen, sondern einen gebrauchten Sextanten kaufen und es muss halt klar sein, reines Backup, um wieder Land zu finden oder Präzisionsnavigation, um einzelne Tonnen zu finden (macht heute eh keiner mehr).

[hein mk]

Moin
Es geht tatsächlich nicht um Schönheit sondern um Funktion. Wenn ich keinen Sextanten hätte, würde ich in Deutschland gebraucht nur einen eines deutschen Herstellers kaufen der noch existiert und noch alle Vorrichtungen hat das Gerät zu überprüfen, reparieren und einzustellen. Bei Gebrauchteilen auch nur nach gründlicher eigener Prüfung kaufen. Ob eine Alhidade klemmt oder schlackerig ist, ob sichtbare Schäden vorhanden sind das Fernglas blind ist und all son Kram kann man selber überprüfen.
Ob man ein Bronzegerät oder Aluminiumgerät möchte muss man selber wissen, Aluminium kann durch Salznebel eher mal korrodieren ist aber vom Gewicht her leichter zu handhaben verzieht sich aber stärker bei längerer Sonneneinwirkung. Aluminiumsextanten von Freiberger haben sich bewährt mit weißer Farbe hat man manchmal das Problem unerwünschter Reflexion in die Spiegel.
Gruß Hein

[blondini]

Hi!
Ich habe meinen Sextanten mal mit künstlichem Horizont probiert (Ölfläche in der Schale) und bei bekannten Sonnenstand nach nautischen Jahrbuch hatte ich vor Korrektur schon recht ordentliche Werte. Irgendwann habe ich mich dann für die Korrektur interessiert. In den Bereich von 1 Bogenminute bin ich nicht gekommen, aber es waren glaube ich 2-4 oder so. Ist schon eine Weile her.

[Woody]

Zitat von blondini

Hi!
Ich habe meinen Sextanten mal mit künstlichem Horizont probiert (Ölfläche in der Schale) und bei bekannten Sonnenstand nach nautischen Jahrbuch hatte ich vor Korrektur schon recht ordentliche Werte. Irgendwann habe ich mich dann für die Korrektur interessiert. In den Bereich von 1 Bogenminute bin ich nicht gekommen, aber es waren glaube ich 2-4 oder so. Ist schon eine Weile her.

Wie waren deine Ergebnisse auf dem schwankenden Boot?

[blondini]

Hi!
Ich habe es zu Hause nur im Garten geübt. Mir ging es um die erreichbare Genauigkeit. Im Boot bist Du natürlich ganz anders dran. Erstmal brauchst Du im Zenith einen klaren Horizont im Süden, da fängt es für einen Ostseesegler erstmal an. Ich mache das nur aus Spaß, nicht aus praktischen Erwägungen heraus. Ozeansegeln ist für mich offlimits.

[fignon83]

Ich finde so ein Teil auch reizvoll. Ich habe mir auch einen ollen original verpackten Höhenmesser oder ein Erstserienmodell von Recta angeschafft. Nie benutzt. So ein Sextant fehlt mir noch. Habe angestachelt von diesem thread hier und dem verlinkten von Volker gestern mal in Kleinanzeigen gestöbert und auch über die von Freiberger gestolpert.
Was ich noch nicht ganz verstanden habe, Hein schreibt in dem verlinkten thread

Auf den Bildern schlecht zu sehen,ist das ein Vollsichtsextant oder ist der Horizontspiegel halbverspiegelt?

Ich würde wenn nur einen haben wollen, zur eigenen Positionsbestimmung (für Astronomie an sich interessiere ich mich leider gar nicht). Wenn ich Hein richtig verstanden habe, sollte es dann ein halbverspiegelter sein.
Woran kann ich das erkennen, in den meisten Kaufbeschreibungen ist das nicht ersichtlich?

[volker1165]

Guck mal in von mir verlinkten Thread, da siehst du in Beitrag 48 den Spiegel. Beim Halbsicht hast du eine Hälfte verspiegelt, die andere durchsichtig. Beim Vollsichtsextanten hast du einen Spiegel, der nur von einer Seite spiegelt, von der anderen Seite aber durchsichtig ist, ähnlich wie so eine Sonnenschutzfolie an Fenstern.
Meiner ist ein Halbsicht, kann man da gut erkennen

[fignon83]

Das ist der einzige Unterschied?
Dann könnte es ja welche geben, die mal so oder so funktionieren.

[volker1165]

klar, manchmal gibt es Versionen in Halbsicht oder Vollsicht. Vollsicht ist teurer, aber etwas komfortabeler
https://de.wikipedia.org/wiki/Sextant#/media/Datei:Sextant_2.png

Wiki Bild Strahlenverlauf

Beim Vollsichtsextant siehst du beide Bilder gleichzeitig auf der ganzen Spiegelfläche, musst nur den Indexspiegel so verschieben, dass "die Sonne im Meer versinkt". Beim Halbsicht hast du auf einer Hälfte den Horizont, auf der anderen Hälfte den Planeten

Einfaches Beispiel, das ich hier mal ausprobiert habe, meine Garage ist 2,5m hoch. durch den durchsichtigen teil des Halbspiegels gucke ich auf den Sockel der Garage, der Indexspiegel wird dann soweit verstellt, dass die Dachrinne direkt neben dem Sockel angezeigt wird. Dann kannst du unten den Winkel von deiner Position aus ablesen und daraus die Entfernung zur Garage berechnen. Fairerweise muss man sagen, der Sockel sollte auf dem Boden liegend angepeilt werden, sonst gibt es kein rechtwinkeligel Dreieck. Aber je weiter man weg ist, desto kleiner der Fehler, beim Horizont also so gut wie egal.

[fignon83]

Nach Ansicht dieses Videos würde ich zum Halbsicht-Sextanten tendieren, wobei mir am liebbsten einer wäre, wo man den halbsichtigen Spiegel gegen einen vollsichtigen nach Bedarf austauschen könnte (was es wohl eher nicht gibt):

https://youtu.be/Bizd6wjuoe8?si=dAx6Bf3FrHJQPD_Z

[blondini]

Hi!
Wichtig ist, beim Sextanten immer den Schutz des Auges nicht zu vergessen. Nicht zuletzt war das blinde "Peilauge" des Kapitäns früher berüchtigt. Das ist es nicht wert in der Zeit von GPS usw.

[volker1165]

Das kam aber eher vom Jacobsstab

[fignon83]

Habe mir jetzt neuwertigen Glh 130-140 sehr günstig geschossen. Ist ein C&P Clon aus China und wird in USA-Foren ob seiner Qualität gelobt. Ich bin auch sehr angetan (wobei ich nur die Haptik beurteilen kann, um eine Aussage auch zur Optik zu machen, muss ich erst einmal lernen, damit umzugehen).
Zu diesem Zweck habe ich mir im Antiquariat Bobby Schenks Astronavigation bestellt. Reicht das, um in die Materie reinzukommen?

[hein mk]

Moin
Mal abgesehen da von, dass es viele Youtube-Beiträge zum Thema Astronavigation gibt, denke ich, dass das Buch von B.Schenk reichen wird. Ich hatte damals das Buch "Yachtnavigation" von B.Schenk und natürlich "Seemannschaft" von Delius-Klasing, alles zusammen ergab guten Unterrichtsstoff.
Das messen mit einem Sextanten ist für normal Begabte deren beide Hände weitgehend gesund sind in etwa einer halben Stunde erklärt und gelernt. Das etwas schwierige Thema ist die rechnerische und auch graphische Auswertung der Messungen um zu einem (Schiffs)Ort auf dem Planeten Erde zu kommen.
Gruß Hein

[blondini]

Zitat von fignon83

Habe mir jetzt neuwertigen Glh 130-140 sehr günstig geschossen. Ist ein C&P Clon aus China und wird in USA-Foren ob seiner Qualität gelobt. Ich bin auch sehr angetan (wobei ich nur die Haptik beurteilen kann, um eine Aussage auch zur Optik zu machen, muss ich erst einmal lernen, damit umzugehen).
Zu diesem Zweck habe ich mir im Antiquariat Bobby Schenks Astronavigation bestellt. Reicht das, um in die Materie reinzukommen?

Hi!
Das Buch von Bobby Schenk habe ich auch. Das ist schon nicht schlecht.

Du braucht auf jedenfalls das astronomische Jahrbuch, das es im Netz inzwischen kostenlos als PDF gibt:

https://www.nauticalalmanac.it/en/navigation-astronomy/the-nautical-almanac

Dann brauchst Du eine kleine Schale mit Öl und schon kann es vom Balkon oder aus dem Garten losgehen. Du misst den Winkel zwischen beiden Sonnen (die am Himmel und das Spiegelbild im Öl) und der halbe Winkel ist Deine Sonnenhöhe.
Dazu brauchst Du noch den wahren Mittag, den Du ausrechnen kannst oder für einen bekannten Standort natürlich auch mit jeder dritten Handyapp rausbekommst.

Durch die Sache mit dem künstlichen Horizont musst Du Dich dann nur noch mit der Beschickung rumärgern. Die Beobachtungshöhe fällt weg.

P.S.: Ich hänge noch einmal ein Bild an, wie es Amundsen am Südpol getan hat.

[anco]

Zitat von Mantriur

Bin auf der Suche nach einem Sextanten - was hochwertiges und robustes, aber ohne albernen Traditionsherstelleraufpreis. Habe nur billige Uebungsgeraete und Cassens & Plath gefunden. Letztere sind nicht nur unrealistisch teuer, sie sehen auch aus wie etwas, was man am Sonntag mit Samthandschuhen im Reinraum benutzt.

Kennt jemand einen Hersteller von, nennen wir es mal, bodenstaendigen maritimen Werkzeugen?

Ich habe meinen DAVIS MK 15 immer noch hier im Regal ...

https://www.boote-forum.de/showthread.php?t=295075


Würde ihn jetzt für 100,00 EUR abgeben, wir misten gerade aus ...

Bei Toplicht aktuell für knapp 550,00 EUR im AG ...

[Hufi]

Zitat von anco

Ich habe meinen DAVIS MK 15 immer noch hier im Regal ...

https://www.boote-forum.de/showthread.php?t=295075


Würde ihn jetzt für 100,00 EUR abgeben, wir misten gerade aus ...

Bei Toplicht aktuell für knapp 550,00 EUR im AG ...

Hast ne on

Vg

Stefan

[anco]

Moin Stefan, hast ne PN ...

[blondini]

Zitat von blondini

Hi!
Ich habe meinen Sextanten mal mit künstlichem Horizont probiert (Ölfläche in der Schale) und bei bekannten Sonnenstand nach nautischen Jahrbuch hatte ich vor Korrektur schon recht ordentliche Werte. Irgendwann habe ich mich dann für die Korrektur interessiert. In den Bereich von 1 Bogenminute bin ich nicht gekommen, aber es waren glaube ich 2-4 oder so. Ist schon eine Weile her.

Hi!
Zu meiner Genauigkeit ist mir noch eingefallen, dass meine Messungen bei einem Sonnenwinkel von unter 20 Grad stattfanden (Zeit der Wintersonnenwende). Von daher können die 2-4 Bogenminuten auch an Unsicherheiten in der Beschickung gelegen haben. Mir hat meine Genauigkeit jedenfalls gereicht, dass ich mir sicher sein kann, in unbekanntem Gebiet meine Position auf 5 Meilen in Nord Süd Richtung bestimmen zu können. In Ost West Richtung hängt es halt von der Genauigkeit der Bordzeit ab und dem Umstand, wie genau ich die Zeit der Mittagshöhe bestimmen kann.

[fignon83]

Viel mehr will ich auch nicht können. Ich will das prinzipiell beherrschen, aber keine Perfektion anstreben.