Nach der Hauptstadt ist vor der Hauptstadt! Winterthur goes east

[stenner]

Bei den Holoaust-Stelen hatten wir (mein Patenkind (15) und ich) mit einer schwedischen Familie Unterschlupf vor einen Schauer in einem Hauseingang gefunden und plauderten ein wenig. Das Patenkind verschämt interessiert mit der 16-jährigen blonden Tochter und ich mit den Eltern über Touristendinge und was man so alles sehen müsse. Auf ihre Frage, ob es denn keine Altstadt (so richtig mit Gassen und Fachwerk und Kopfsteinpflaster und Burg...) gäbe musste ich passen. Nach ein paar Recherchen kam ich also auf das Nikolaiviertel. Und das dortige Stadtmuseum im Ephraim-Palais. Ein sehr interessanter Besuch. Jetzt weiß ich auch um die Rivalität zwischen Berlin und Cölln. Und dass Kurfüstin Luise Henriette von Brandenburg (aus Oranienburg) ein Fan von Cölln war. Spannend. Sollten die Außerberlinischen (also die Spandauer und Potsdamer und die Köpeniker und so...) auch mal machen.

Und wie ich so mit der Gattin durch das Nikolaiviertel schlenderte, sah ich schon von Weitem die Versuchung:



Und richtig, nach dem Stoffdealer in Bad Bodenteich hatte auch dieser Verkäufer ein passendes Händchen und wir zogen mit einem Kaschmirschal von dannen...

Auf der anschließenden Runde über den Alexanderplatz erwartete uns schon das nächste Highlight des Berliner Modejahres, die große Opening Gala des Fashion Open Air mit Stargeiger Oleg Yanushkevych:



Allerdings waren da nicht sooo viele Leute an der Opening Gala interessiert, geschweige denn am Stargeiger. Was da so innerhalb des Showbereiches rumlief, waren Securitymenschen und ein paar Organisatoren. Und in meinem Empfinden machte der Stargeiger auch pures Playback... Die restlichen Leute hatten ein größeres Interesse an den umliegen Buden mit Bier, Sekt, Currywurst, Crêpes und ähnllichem Angebot.

[supernasenbaer]

Moin, hab ich das richtig gesehen, dass du heute den Berlin-Spandauer-Schiffahrtkanal langeschippert bist?
Um ca. 15:30 warst du relativ kurz vor dem Hohenzollernkanal/Westhafen, oder?

Ich bin mit dem Motorrad auf dem Saatwinkler Damm unterwegs gewesen.

[stenner]

Zitat von supernasenbaer

Moin, hab ich das richtig gesehen, dass du heute den Berlin-Spandauer-Schiffahrtkanal langeschippert bist?
Um ca. 15:30 warst du relativ kurz vor dem Hohenzollernkanal/Westhafen, oder?

Ich bin mit dem Motorrad auf dem Saatwinkler Damm unterwegs gewesen.

Ja, ich liege gerade in Moabit / Bundesratsufer.

[stenner]

Nun denn, weiter geht es in den Berliner Osten. Nachdem wir beim MWSC 1190 Wasser gebunkert haben und am REWE-Anleger eingekauft haben, ging es dann nach Köpenick. Nach einer kleinen Stadtrundfahrt durch die Lange Brücke (die eigentlich die enge Brücke heißen müsste ) und den Altstadthafen mit Besichtigung von Mutter Lustig (deren ursprüngliches Geschäftsmodell nicht die Kneipe war sondern eine Wäscherei) lagen wir an der Kaikante der alten Filmfabrik mit Blick auf Plattenbauten:



Von dort aus haben wir uns dann mal im Rathaus der Geschichte des Schusters Wilhelm Voigt gewidmet:



Ist schon erstaunlich, welche Wege er bis zur "Beschlagnahme" der Stadtkasse mit dem ÖPNV durch Berlin zurücklegte....

Im Schlosspark ist eine interessante Skulptur einer Giraffe bei der Gymnastik zu sehen



Das Rad trug uns den Tag danach durch die Wuhlheide nach Karlshorst zum ehemaligen Offizierskasino der NS Pionierschule:



Dort residierte im Mai 1945 der sowjetische Stadtkommandant und hier wurde dann auch je nach Sichtweise / Zeitzone am 8. bzw. 9. Mai 1945 die deutsche Kapitulation unterzeichnet:



Nach der recht kurzen "Zeremonie" (ca. 45 Minuten) wurden die deutschen Befehlshaber wieder hinausgeführt und die Siegermächte veranstalteten ein Bankett. Britischen Teilnehmern zufolge erwiesen sich die sowjetischen Offiziere eindeutig als trinkfester als die restlichen Teilnehmer

Danach war Karlshorst größtenteils Sperrgebiet und die Heimstatt des KGB und des GRU. Heute sind auf dem Gelände sehr nette Wohnungen. Und in der ehemaligen Wache ist heute eine sehr empfehlenswerte Eisdiele!

Wir nutzen das schöne Wetter am nächsten Tag für eine Radrunde an der Dahme lang zur Regattastrecke Grünau:



Und von dort mit der Fähre auf die andere Seite. Am Fähranleger ist auf dem Gelände von Peir36eins eine interessante Skulptur, die mich an Arbeiten von MC Escher erinnerte:



Auf der anderen Seite zelebrierten wir dann im Strandbad Wendenschloss unseren Hochzeitstag:

[stenner]

Heute hier, morgen dort
bin kaum da, muss ich fort...

https://www.youtube.com/watch?v=MWF7HTOT8BU

Und so sind wir dann auch noch ein wenig durch die Gegend gezogen. Nach Köpenick ging es durch den Teltow-Kanal mit einer, hüstel, längeren Wartezeit (zwei Nächte...) im Oberwasser der Schleuse Kleinmachnow bei wunderbarem Wetter für schicke Bilder mit Spiegelungen:



Natürlich gab es auch eine radliche Rundreise durch Kleinmachnow und Stahnsdorf, aber da ist nicht sooo viel zu berichten. Nette Orte, kann man wohnen

Dann ging es weiter durch die kleine Wannseerunde in die Geheime Bucht:



Wie ja schon berichtet, war es wohl doch nicht so geheim und hatten ein wenig Besuch für ein bißchen Büroarbeit für das Gemeinwohl:



Die Wasserfarbe der Unteren Havel sah irgendwie ungewohnt aus. Naja, leben und leben lassen, auch Algen haben Gefühle



Dann schnell die Gelegenheit genutzt, dieses Jahr noch mal durch die Schleuse Spandau zu fahren und am Stadtanleger Nr. 1 in Hennigsdorf festgemacht:



Dort hatten wir dann Besuch von 2 Anglern, die wir aufs Vordeck einluden. Käptnwalli kam noch vorbei und bot uns Wasser bei seinem Verein an. Wir waren aber noch gut versorgt. Trotzdem danke für das Angebot! Stattdessen haben wir auf dem Achterdeck das abendliche Musikprogramm nach der Siegerehrung der Saisonabschlussregatta (?) genossen. Zu Anfang gab es eine Folkband (vom Wellerman bis zu Whiskey in the jar) mit einer guten und stimmgewaltigen Sängerin, ab 20:00h spielte ein (hard-) rockige Coverband zur Party auf. Gute Band, aber eine schwache Stimme. Aber ich vermute, dass dort gute Stimmung war. Wir hatten jedenfalls einen guten Abend auf dem Achterdeck.

Tagsüber sind wir mal nach Hakenfelde geradelt. Dabei waren die massiven Schäden im Wald durch den Sturm im Juli noch deutlich sichtbar.

Und dann ging es weiter nach Oranienburg mit einem Anlegesherry am Stadtanleger:



Gegenüber ist der Hafen des MSC Möwe, hinten sieht man den Henriette-Louise-Steg und hinter uns liegt ein Theaterschüff. Aber das ist dann noch eine weitere Geschichte. CLIFFHANGER!!!!!

[Fronmobil]

Zitat von Stenner-Klaus

Dann ging es weiter durch die kleine Wannseerunde in die Geheime Bucht:

Ich freue mich diebisch wie sich gewisse Termini etabliert haben.

[stenner]

Wer hat mich denn da indoktriniert?

[Fronmobil]

Ein Influencer?

[kapitaenwalli]

Moin

Jeder wird hier überall beobachtet. Nichts bleibt geheim.

��

[stenner]

Mal ein kurzer Einschub: Ich kenne ja das Prinzip (und bewundere es auch!) des überspezifischen Dementis: "Nein, ich habe nicht am 1.4. ein Treffen mit dem Präsidenten der Tabaklobby gehabt und habe dabei eine Spende über 50€ erhalten!" (Es waren natürlich 100k€...) oder "Natürlich haben wir nicht 19 Drohnen nach Polen geschickt!" (Es hatte ja niemand nach 25 gefragt...).

Aber die Gestalter der Liegeregeln für den Stadtanleger Oranienburg haben schon einen gewissen Interpretationsraum gelassen:



OK, von 9:00h - 18:00h ist das Liegen kostenfrei. Und dann? Ist das Liegen verboten? Kostet es dann? Kommt dann jemand zum Kassieren (--> Nein...)? Bezahlt man im Schloßhafen ? Der dortige Hafenmeister kann nicht kassieren und verweist auf den Automaten, der allerdings auch keine Optionen bietet. Die Touristinfo versteht meine Fragen nach bezahlen nicht: "Am Stadtanleger? Da wollen Sie wirklich liegen? Das ist da immer so laut und da sind so viele Jugendliche..." Also in dubio pro reo, wir haben 8 Tage dort (größtenteils) ruhig und unbehelligt dort gelegen.

Aber zurück zum Cliffhanger. Hinter uns lag ja das Traumschüff und es versprach Amusement am Wochenende:



Freitag gab es ein Konzert mit Schubi Straßenfeger & die borstigen Banditen.

Pressetext: Schubi Straßenfeger streift mit den Borstigen Banditen durch die Klangprärie. Das akustische Gauner Konsortium überfällt jede Bühne die es kreuzt und lässt dabei keine Kehle trocken. Raues Gejaule, scheppernde Gitarren, treulose Trompeten, ein tollkühner Kontrabass und der Rhythmus ihres Galopps reißen Hüften und Gedanken mit sich. Ohrenzeugen berichten vom Tiefgang der Geächteten, von scharfsinnigen Geschichten und raffiniertem Wortwitz. Sie munkeln von Banditenfolk und tanzakustischen Freigeist Symphonien. Doch nur wer den Schmauchspuren folgt und den Sprung durchs Feuer wagt, wird selbst Teil dieser explosiven Erfahrung.


Hätte ich nicht schöner schreiben können. Sie begannen im Hellen am Stadtanleger



und legten mit der Dämmerung ab und fuhren die Stadthavel entlang zum Schlosshafen und das Publikum wanderte am Ufer mit:



Am Samstag kriegten wir dann Besuch:



und haben diesen auf dessen (ganz schönz viel Rückbezügliches, gelle?) Vordeck unter anderem mit dem Siegersekt des Stern von Berlin zelebriert:



Dabei beehrte uns auch die Sehnsucht, der Nachbau des Schiffes von Kurfürstin Henriette-Louise (sie ist in der Stadt allgegenwärtig, ist diese Stadt doch ein Geschenk ihres Gatten an sie...)



Natürlich gab es auch noch einen Rundgang über den Henriette-Louise-Steg



mit Blick über die Havel zum Schloss und zu den sonstigen Sehenswürdigkeiten der inneren Stadt.

Sonntag gab es abends noch ein nettes Theaterstück (Zum Wohle des Volkes) über Bienen, alleinerziehende Mütter, Indien, Makler, eine Bienenkönigin und das Bienenvolk. Empfehlenswert.



Pressetext: Eine Bienenkönigin steckt in der Midlifecrisis. Eine Arbeitsbiene sucht nach der richtigen Work-Life-Balance. Eine Drohne hinterfragt die Fortpflanzung als einzigen Lebenszweck. Und die drei Menschen haben auch keinen echten Plan haben, wie ihr weiteres Leben aussehen soll. Zwischen Geburtstagsvorbereitungen und nächtlichen Begegnungen treffen Lebensentwürfe, Hoffnungen und Enttäuschungen aufeinander und ein, auf mysteriöse Weise verschwundenes Bienenvolk, will auch noch ein Wörtchen mitreden.

Und da wir die ganzen 8 Tage vom Wetter verwöhnt wurden, musste es ja am Montag auf dem Rückweg nach Heiligensee so kommen:



OK, es waren nur zwei heftige Schauer von ca. einer Viertelstunde, aber ich musste den Scheibenwischer anmachen

Naja, und dann wollte da noch jemand Sprit sparen



und band sich mit fadenscheinigen Ausreden (Motortemperatur, Wasserpumpe und sowieso und überhapt. Kennt man ja...) an und nutzte mich als Autopilot...

[wernerw]

Zitat von stenner

Naja, und dann wollte da noch jemand Sprit sparen

Anhang 1050109

und band sich mit fadenscheinigen Ausreden (Motortemperatur, Wasserpumpe und sowieso und überhapt. Kennt man ja...) an und nutzte mich als Autopilot...

Äh, ich wäre ja froh wenn ich die Dieseltanks mal leer bekomme damit ich die revisieren kann. Hab in den Jahren wo ich das Boot besitze nicht einmal getankt. Naja, der Vorbesitzer hat aufgrund der kaputten Tankanzeige immer für 50 Euro Diesel nachgeschüttet nach jeder Fahrt. Ich hab das Boot mit 500l Diesel übernommen, der Motor braucht 2 Liter die Stunde..... evtl. nächstes Jahr fahr ich dann mal tanken.

Mal zur Richtigstellung: Mein Motor fing wieder an zu zicken, die Hinfahrt war total unauffällig aber ich hab sicher wieder Modder angesaugt im flachen Oranienburger Kanal und der Kühlwasserfluss war gehemmt. Motor wurde heiß, weißer Dampf aus dem Auspuff signalisierte mir da ist schon wieder der Wurm drin. Wir waren 100m vor der Havelbaude, ich wollte dort Station machen und nachschauen. Aber der Kapitän der Winterthur bot mir per Funk ein Päkchen an und schleppte uns dann bis in den Heimathafen. Ja, war wie Autopilot. Das erste mal kann ich auf dem Vordeck mitfahren, auf meinem Boot. Ging ja bislang nicht. War interessant und gut vertaut brachte uns die Winterthur sicher zurück und verbrachte die Nacht am Außensteg, während ich den Impeller gewechselt und den Seewasserfluss kontrolliert habe. Keine Qualmerei mehr, kein Überhitzen des Motors mehr. Am nächsten Tag verschwand die Winterthur dann Richtung Spandau.

Gute Weiterfahrt und immer ne Handbreit.... war mal wieder schön euch diese Saison im Revier zu haben.

[stenner]

Zitat von wernerw

Äh, ich wäre ja froh wenn ich die Dieseltanks mal leer bekomme damit ich die revisieren kann.

...

Gute Weiterfahrt und immer ne Handbreit.... war mal wieder schön euch diese Saison im Revier zu haben.

Kein Thema, sag ein Wort und ich komme zum Abpumpen Ich habe eine Dieselpumpe an Bord und in den winterthurschen Tank passen problemlos noch 500l rein

Und ich fand es auch schön, diese Saison hier zu verbringen. Aber stopp, falscher Tempus: Ich finde es schön... Noch bin ich ja da, aber die Zeit des Abschieds naht. Ich werde wohl noch zum Schiffergottesdienst kommen (weiterer Zeitenwechsel...) und dann langsam den Heimweg antreten.

[Kanalhummel]

War nicht angedacht hier zu überwintern?

[stenner]

Zitat von Kanalhummel

War nicht angedacht hier zu überwintern?

Ja, war angedacht. Hätte auch einen Platz in Spandau gehabt. Aber dann hat mich die Kieler Realität mit Terminen eingeholt und ich müsste zuviel pendeln. Entweder mit Fahrrad oder noch ein Rad kaufen. Da war mir dann doch 'ne Menge Aufwand..

Und ich hatte ein längeres Gespräch mit einem Bootefuzzi aus Düsseldorf über das Ruhrgebiet, mein angedachtes Ziel für nächstes Jahr. Das ist wohl eher ein 3 Wochentörn als ein Sommerziel :-( Dann kann ich auch gleich den Pütt überspringen und gleich nach Friesland fahren. Und das geht von Kiel aus einfacher über Cuxhaven / WHV und Kanäle...

Aber das ist noch unausgegoren...

[Kanalhummel]

Na dann wirds ja noch voller in Friesland, einige Bekannte wollen nächstes Jahr hin, wir auch wieder.

[stenner]

Zitat von wernerw

Am nächsten Tag verschwand die Winterthur dann Richtung Spandau.

Fast richtig. Ich fuhr nach Moabit. Und da habe ich dann mein Vorschiffs- und in Personalunion Spülpersonal zum Enkeldienst entlassen:



Aber immerhin hat sie mir einen adäquaten Ersatz dagelassen:



Ich nutzte dann mal auf dem Rückweg vom Hbf nach Moabit die Abkürzug durch den Wedding, da war ich ja noch nie. Zu Beginn war die Müllerstr. hinreichend langweilig und neumodisch (das Europaviertel?) aber dann wurde es doch lebendiger und vielfältiger. Ich bog dann irgendwo mal rechts ab und landete beim alten Krematorium:



Das beheimatet heute ein Kulturzentrum, das "Silent Green". Ich fand auch gleich ein interessantes Konzert für den Abend danach. Thomas Ankersmit + Justin spielten zum 50sten "Geburtstag" des "Serge Modular" (einer der ersten analogen Synthesizer der 70er). Da wollte ich hin. doch als ich abends dort erschien, wurde mir mitgeteilt, dass es keine Abendkasse gäbe und ich bitte schön jetzt ein Ticket online erstehen möge. Da verließ mich spontan die Lust auf musikalische Erbauung und ebenso der Wille der Unterstützung lokaler Künstler...

Etwas weiter am Leopoldsplatz erblickte ich noch ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten: eine Taxisäule



Immerhin, die Telefonnummer gibt es noch, aber mit der Säule kann man kein Taxi mehr rufen. Und wer weiß schon, ob dann auch ein echtes Taxi erscheint

Auf dem Leopoldsplatz fand gertade ein großer Antimüll- und Recyclingmarkt statt. Es gab eine Menge interessante Stände (ein Reparaturstand für Elektrogeräte, ein Stand mit aus alten Fahrradschläuchen gewebten Taschen) und auf der Bühne spielte eine nette Band.

Beim weiterem Streifzug durch die Gegend blieb ich beim Anti-Kriegsmuseum hängen. Was es nicht alles gibt... Das Museum wurde 1925 von Ernst Friedrich gegründet und hat eine wechselvolle, durchaus interessante Geschichte. Ein Besuch lohnt...



Bei einer Vitrine überkamen mich doch nostaligische Gefühle. Das lila Tuch des Kirchentags 1982, diverse Anstecker und Aufkleber meiner Jugend:



Hach, ich glaube, ich bin alt

[Fronmobil]

Zitat von Klaus

Hach, ich glaube, ich bin alt

Ach was, nur reif!

[stenner]

Zitat von Fronmobil

Ach was, nur reif!

Ist logisch. Meinen 50sten habe ich als Frühreifparty im Dachgarten eines Kieler Seniorenheims gefeiert

[stenner]

Zitat von stenner

Hach, ich glaube, ich bin alt

Wie wahr, wie wahr... Oder bildungsbürgerlicher: quod est demonstrandum:

Mein Fahrrad macht Zicken, es fällt mitten beim Fahren immer mal wieder der Strom aus. Unschön... Zumal ich dann nicht mehr schalten kann. Der Preis der neuen Welt und des Komforts, hach. Das gab's es schon mal vor 2 Jahren, da waren die Kontakte der Akkuhalterung / des Akkus oxidiert. Also schnell aus Eisstielen, Uhu und Schleifpapier ein paar Schmirgelstächen gezaubert. Nunja, dann kam die Erkenntnis dass mein Kontaktspray alle ist. Hmpf. Aber die moderne Welt bietet ja schnelle Hilfe, mal eben (mit geringer Hoffnung..) bei Maps nach "Elektronikhändler" gesucht. Und da sprang sie mich an, die Ikone meiner Jugend:



Segor-Elektronik, tausendfach in Announcen in der Elektor, der Funkschau und der c't gesehen und schon in späten 70ern mein Pflichtkatalog. Und nun hier, in knapp einem Kilometer Entfernung!

Also, rauf aufs bockende Fahrrad und schnell zum Mekka der Elektronik. Welch wunderbarer Laden. Widerstände einzeln aus der E24-Reihe, Transistoren gar. das Paradies OK, schnell 2 Dosen Kontaktreiniger / -spraywash ins Körbchen (und ein wenig Beifang, man kann ja nicht einfach nur im Laden gucken...) und den eigentlichen Zweck des Tempelbesuchs erledigen: die Akkukontakte des Fahrrades reinigen.

Aber das war leider nur eine halbe Reparatur. Seitdem zickt der Akku nicht mehr, stattdessen steigt der Motor mit einem "Fehlercode 510" aus und verweigert die Mitarbeit. bis zum nächsten Neustart (Standard PC-Verhalten: Haben Sie es schon mal mit Aus- und wieder Einschalten probiert?). Das klappte dann für kurze Zeit.

Also wieder die schlaue Karte nach einem Fahrradhändler in Charlottenburg gefragt und schon habe ich einen Zehnerpack im 2 km-Radius. Zwischendurch noch die Fehlermeldung 510 gesucht: "Interner Sensorfehler, bitte kontaktieren Sie ihren Händler!". Also die Liste der Läden abgeklappert, der Einstieg war frustrierend: Nein, keine e-Bikes; Service nur für hier gekaufte Räder,; wir öffnen erst um 14:00h, lassen Sie das Rad hier, wir schauen mal und und und...

Aber dann wurde es eine Freude: in der Goethestr. ist das Rad-Sport-Center Berlin, schicker Laden, freundlicher Mensch. Ich schilderte ihm mein Problem und er ging mit einem Schraubendreher und Bremsenreiniger zum Rad, reinigte den Magneten und den Sensor am Hinterrad und justierte den Magneten neu zum Kontakt. Und nun gab es ein neueres Fehlerbild: Ich konnte solange mit Motor fahren, bis der Motor mangels Tretkraft abschaltete, ich also rollte oder bremste. Dann: Fehler 510... Da kapitulierte der Mensch und meinte, da müsse er erst den Fehlerspeicher auslesen und das könne er gerade nicht, da sein Mitarbeiter mit dem Laptop unterwegs sei. Ich dankte, gab einen Schein in die Kaffeekasse (Nein, dafür kann ich nichts nehmen, schließlich ist der Fehler ja nicht behoben!) und gab mir den Tipp, es doch einmal bei dem Laden um die Ecke (Fahrrad-Stop in der Leibnitzstr. zu probieren, die seien auch sehr hilfreich.

Gesagt, getan, geradelt. Dort empfing mich ein netter freundlicher Mensch, hörte sich mein Problem nebst bisherigen Versuchen an und kramte ein 5m-USB-Kabel hervor und schloss seinen Rechner an. Er grummelte was in seinen Hipsterbart, murmelte was in der Art, dass meine Schilderung (Zeiten, Kontaktreinigung, Sensorjustage) korrekt sei und das erlebe er selten bei Kunden. Die erfinden bei Eigenhilfe meistens wilde Geschichten, die nicht hilfreich seien Und während er so durch die Logs des Rades stöberte, installierte er mal schnell alle verfügbaren Updates (Akku, Motor, Display, Schalteinheit). Er meinte, es gäbe eine 70 / 30-Chance, dass der Fehler damit weg seie. Wenn nicht, müsse er den Motor öffnen, alle Kontakte prüfen / reinigen und ggf. den Motor einschicken. Aus naheliegenden Gründen (heute hier, morgen dort, bin kaum da, muss ich fort... ) wollte ich das nicht und zückte mein Portemonnaie. Auch hier wieder "Nein, dafür kann ich nichts nehmen, schließlich.." Er sagte noch, dass viele seiner Stammkunden von großen Ketten kommen, die pro Update einen Termin in 4 Wochen kriegten und dann 50€ Updatepauschale bezahlen mussten. Diese Praxis seie sein bester Kundenbringer. Ich gab also einen größeren Schein in die Kaffeekasse, er grinste und ich fuhr. Aber leider war ich bei den 30%, der Fehler blieb, aber immerhin reproduzierbar.

Ich war zwar nicht erfolgreich, aber hatte zwei großartige Läden kennengelernt und lobe und preise sie hier

Dann fuhr ich (so gut es ging) zurück zum Schiff und musste doch nochmal anhalten:



Was es nicht alles gibt... In der Alsenkolonie am Wannsee begegnete mir ja schon die Vertreterin von Society Dog, mit Dingen, die ein Hund von Welt so braucht, Hier ist die Katze Chef:



Eine Vertreterin der aus dem Tierheim hergezogenen Bewohner räkelte sich in der Sonne:



Und wie in einer guten Demenz-WG gibt es auch hier zur Erinnerung eine Bewohnerliste zum Wiedererkennen:



Auch wenn ich ja zur gegnerischen Fraktion der Hundefreunde gehöre (ich bin stolzer Besitzer des "Ersten offiziellen Katzenhasserbuches" von Henning Venzke),



muss ich doch zugeben, dass das ein interessantes Betriebskonzept ist.

[wernerw]

Es gibt noch einen Elektronik Laden? Großartig, ist notiert!

Das Katzenhasserbuch ist eins meiner Lieblingsbücher. Du hast einen sehr guten Geschmack was Comics angeht. Venzke ist wirklich bisschen böse, genau mein Humor.

[stenner]

Zitat von wernerw

Es gibt noch einen Elektronik Laden? Großartig, ist notiert!

Ja, ich war auch erstaunt. Genauso, wie in meiner Jugend bei Alpha-Elektronik in Bielefeld... Wände voller Kleinteilmagazine, Drehständer mit Werkzeug, Tüten mit Bausätzen und eine kleine Literaturecke. Und mit der Zeit gegangen sind sie auch, eine Regalwand voller Arduinos, ESP32 & Zubehör.

Zitat von wernerw

Das Katzenhasserbuch ist eins meiner Lieblingsbücher. Du hast einen sehr guten Geschmack was Comics angeht. Venzke ist wirklich bisschen böse, genau mein Humor.

Dir hätten in der Bordbibliothek Die alten Knacker aus dem Splitter-Verlag in Bielefeld...) gefallen. Die Bände 1-8 stehen dort zur Erbauung.

Und Du hast mit der Comic Base Berlin eine gute Quelle gleich bei dir um die Ecke

[Kladower]

Zitat von wernerw

Es gibt noch einen Elektronik Laden? Großartig, ist notiert!

Segor gibt es seit Ewigkeiten an gleicher Stelle. Der letzte seiner Art. Oft der Retter, letztens ein Trimm-Poti für 45 Cent erworben. Ich weiß auch nicht, wie der davon leben kann