Seglerfreuden, Seglerleiden

[Chippy]

Hallo ihr Teerjacken,
ich habe mich in der Community schon kurz vorgestellt. Hier in eurer Ecke, wo es schön nach Hafen, Fischen und Teer riecht und die Schotenreißer mit ihren hornigen Janmaatenpfoten ungelenk auf die Tastatur hauen, da fühle ich mich natürlich richtig to Hus.
Guckt euch mal meine letzte Yacht an. Eine Marieholm 261. Ein richtiger kleiner Seekreuzer von 2,65 ts, ca. 50 % Ballast im Kiel. S-Spant. 30 Jahre jung. Das ist meine Freude für lange Zeit gewesen. Wie ihr seht, habe ich das Boot innen ziemlich umgebaut und auf 2 Personen zugeschnitten. Meine Frau, Felix (Welsh-Terrier) und ich waren die Besatzung.
Tja, waren.
So is dat wesen: Herrlichen Tagestörn, im Heimathafen (Herrenwyk bi Lübeck) jumpt miene Oolsch an Land, de Luvlien in de Hand, rutscht ut, verdreiht sick dat Knie und dat wür´t dann wesen. Tapfer as se wür, hett se de ganze Tied den Fastmoker fasthollen. Bis ick kwam un dat markt harr. Ick hebb doch achtern dat Boot fastmokt. Nee, oh nee!
Danach war es aus für meine Frau, mit dem Segeln.
Ich habe das Boot, in dem jahrelange Arbeit steckte, im vorigen Jahr verkauft. das tat weh.
Für Techniker : Das Boot hatte AIS-Radar und Digitalfunk (beides über Gps gesteuert und natürlich mit getrennter Kanal 70 Antenne). Ein Rasmus Target-Enhancer sorgte für ruhige Nerven bei Seetörns.
Wegen seiner 4 Antennen hatte das Boot im Hafen natürlich sofort den Namen "Spionageschiff" weg.
Auch ansonsten war vom Kompressorkühlschrank bis zur Warmwasserdruckanlage mit 150l Frischwasser und Cockpitdusche alles vorhanden.
Alles auf einem 8m Boot! Ich kann euch sagen.
Eine richtige 1,45m breite Doppelkoje (quer zur Mittschiffslinie) war auch vorhanden.
Ein richtiger Luxusliner.
Und segeln konnte man die alte Dame, wahrlich, ich sage euch!! 8m Länge bei nur 2,15m Breite! Dem Kenner läuft das Wasser im Munde zusammen.
Im letzten Herbst habe ich mir dann eine Einmannjolle zugelegt. Ohne Boot: Dat geiht nich. Ein Elvström Finn-Dinghy.
Bin gerade dabei, es so richtig schiffig zu machen. Mit Teak-Deck im Mahagoni Schandeck und so. Natürlich wurde das Boot vorher ersteinmal technisch wieder in Schuß gebracht. So ein über 30-jähriges Regattaboot hat natürlich eine Menge mitgemacht - aber der Rumpf war allererste Sahne. Ich könnte euch einiges schreiben über die Sanierung. Mittlerweile bin ich im Endspurt. Heute bei sonnigem Wetter habe ich das Stabdeck in das Schandeck eingepaßt. Ein Viertel habe ich schon geschafft. Es ist die reinste Intarsienarbeit.
Ich stelle mein Boot und meine jetzige Arbeit so ausführlich vor, damit ihr abschätzen könnt, wo ich euch vielleicht mit Rat oder auch Tat helfen kann, wenn´s mal nicht so will, wie´s soll.
Da man ja nur 5 Bilder anhängen kann, versuche ich es mal, indem ich mir selbst antworte. Vielleicht geht das ja.
Wenn nicht, mache ich erst einmal Pause

[Chippy]

Hallo ihr Teerjacken,
das scheint ja zu funktionieren. Hallo ihr Admins, nicht !!
Damit ihr mal einen Eindruck bekommt zeige ich noch ein paar Bilder vom Innenleben unserer "Johanne Tiemens" (so hett mien´ oostfresisch Grootmudder ut Greetsiel heten)
Guckt euch mal den Tisch an. Das Original war auf zwei wackligen Rohren, die man vorher in den Boden einschrauben mußte, befestigt. Der neue Tisch hatte erstens eine 20x30cm dicke Säule und die Tischplatte war darauf mit einer diagonalen Führung gelagert. Man konnte die Tischplatte also mit allem was drauflag aus dem Weg schieben, wie ihr auf dem zweiten Bild seht. Das war besonders praktisch wenn die Doppelkoje gebaut wurde (Die Rückenpolster wurden mit ihren Sperrholzrückseiten einfach über den Mittelgang gelegt. Dann lag man ganz vornehm im Salon und die Rotspongläser konnten auf dem Tisch bleiben. Die Stereoanlage lief und es war allens wie im tiefsten Frieden, sozusagen.
Als Abschluß noch eine Zeichnung meines Finn-Dinghys mit dem neuen Oberdeck und Arbeitsdeck.
Wer Interesse hat, sich einmal an so etwas dranzuwagen, man tau! Ick segg di wu dat geiht.
Ich bin halt ein unverbesserlicher alter Bootsmann, der Spaß an Seemannschaft und an Booten hat.
Monodirektionalen Seeleuten muß ich zu meinem Leidwesen gestehen, dass ich mich genauso für einen schicken Motorkreuzer, ein rassiges Powerboot, einen elegantes Oldtimerschiff oder ein stämmiges Arbeitsschiff begeistern kann.
Beruflich war ich Entwicklungschef in einer Industriefirma und anschließend Inhaber eines Büros für CAD-engineering und Computeranimationen. Seit 4 Jahren bin ich als ´elder Boatswain´ in Rente
So, nu is obers good. Ick mutt nu langsam wat eten un denn to miene Oolsch upn Sofa.
Gruß Rolf

[Stephan-HB]

Hallo Rolf,
danke für deinen Bericht. War bestimmt schwer abschied von eurem Boot zu nehmen.

[marcm]

Und wo sind die Bilder von der Finn?

[Chippy]

Hallo Marcm,
Bilder vom Finn kommen morgen. Mal einen kleinen Versuchsballon steigen lassen, ob da wirklich ein paar Timmerlüd sind, die sich an ein Stabdeck für ihr Boot heranwagen. Muß ja nicht ein Finn sein. Es ist schon eine Mordsarbeit, aber dann, ja dann, wenn´s denn endlich fertig ist, dann ist das ein Gefühl wie Weihnachten und Ansegeln auf einmal.
Gruß Rolf

[Chippy]

Hallo Guido,
jo, is wohl so.
Was meine Frau anbetrifft: da könnte man mir auch gleich den Kiel absägen. Neenee, die Bolzen halten noch und den goldenen Roring am Finger nehme ich noch mit, wenn es auf die Abwrackwerft geht.
Gruß Rolf

[Chippy]

Hallo ihr Teerjacken,
ich hatte ja MARCM versprochen, Bilder von meinem Finn-Dinghy zu zeigen. Also da sind sie. Die ersten Bildchen zeigen die Bilder des Verkäufers bei ebay, wo ich das Boot auch gekauft habe.
Das vierte Bild zeigt, wie weit ich mit der Verschönerung der alten Lady inzwischen gekommen bin. Wie ihr seht, klebe ich gerade die Teak-Stäbe in das Mahagoni-Schandeck ein.
Ich habe die gesamten Arbeiten, die ich bisher an dem Boot ausgeführt habe, fotografiert.
Es geht darum, dem Boot eine neue schiffige Optik zu geben. Mir gefällt eben Holz sehr, daher erhält "Chippy", so heißt das Boot, ein Teakdeck vorn und achtern sowie ein Arbeitsdeck ( bei Segelyachten der Plichtboden ) aus Teak-Wegerungsleisten.
Ich will - außer im Verein - keine Regatten mehr segeln und mir macht es einfach Spaß, an meinem Boot herumzufummeln. Außerdem sagt man ja, dass ein richtiger Finn-Recke mindestens 100Kg auf die Waage bringen sollte. Also habe ich mit meinen 78Kg satte 20Kg zum Verbasteln.
Das Deck ist aus 2,5mm starkem Sapeli-Mahagoni und Burmateak. Auf einem Finn läuft man ja nicht auf dem Oberdeck herum.
Ich habe die gesamten Arbeiten, die ich bisher an dem Boot ausgeführt habe, chronologisch fotografiert. Falls Interesse da ist, bin ich gerne bereit, das Ganze hier zu veröffentlichen.
Nur zur Info: Die Arbeiten sind handwerklich nicht ohne, erfordern viel Geduld und Geschick und ziehen sich über Wochen hin.
Der finanzielle Aufwand für das Deck liegt etwa bei 900 Euro.
Aber dann, liebe Freunde, wenn es dann endlich fertig ist - etwa am 1. Mai, dann, ja dann werde ich neben meinem Bootchen stehen und grinsen wie ein Honigkuchenpferd.
Verlaßt euch drauf. Und eine Kiste Jever-Pils wird wohl auch draufgehen, zur Feier des Tages.
Gruß Rolf

[burmi]

Moin Rolf,

aus der Lübecker Gegend kommst Du, so, so.

Schönes Schiff hast Du da gehabt, da steckt mehr drin als nur Arbeit!

Wo willst Du denn den Finn segeln? Ich hab in den 70ern auf dem Ratzeburger See die Segelei erlernt, inzw. aber MoBo mit gelegentlichen Rückfällen , wenns passt. Ein angeheirateter Cousin hat ein 10 m Schiff

Gruß
Martin

Das ist übrigens Felix, unser Bord Airedale Terrier:

[Chippy]

Hallo Burmi,
Mann, was für ein hübscher Airedale. Ich hatte auch zwei von den Rauhbeinen. Tom und Max. Viel Freude wünsche ich Dir. Felix, der Welsh ist ein begeisterter Hafensegler. Pinkelt nicht auf den Steg und nicht aufs Boot, hat mit niemandem Streß, läuft völlig frei im Hafen herum und kommt ab und zu mal wieder an Bord um zu gucken was anliegt. Ich habe ihm extra dafür eine Stelling gebastelt. Miene Oolsch fand die übrigens auch ganz prima.
Ich wohne übrigens seit 30 Jahren in Manubach (Grobes Besteck : Zwischen Bingen und Loreley) und segle das Finn auf dem Laacher See. Dort ist ein kleiner netter Segelclub.
Ansonsten lockt noch der Rhein zwischen Rüdesheim und Wiesbaden. So eine richtige E-W-Düse mit gut Wind und auch gut Berufsschiffahrt.
Bin die ganzen Jahre nach Lübeck zu meinem Boot gefahren. Geht alles.
Gruß Rolf (auch an Felix den Schönen)

[burmi]

Gurgel mal nach Felix vom Michelbach !

Der Gute ist uns als Leihgabe zur Verfügung gestellt,
Es ist "unser" Hund seit unser Riesenschnautzer das Zeitliche 2003 gesegnet hat.
Felix lebt bei uns, der Züchter wohnt nur ein Dorf weiter und hat dadurch immer Zugriff auf ihn und der Gute hat seine Freuden

Gruß
Martin

[Chippy]

Hallo, ihr Teerjacken,
so, nun ist die letzte Schraube eingedreht, der letzte Strecker getakelt und das Wetter bei uns am See war mit einer leichten Brise wirklich einladend.
Also machte ich mit ´Chippy ´ meinen ersten richtigen Schlag auf dem Heimatgewässer.
Es war einfach toll. Das Gefühl, etwas einfach nur ordentlich gemacht zu haben und - vor allem - auch zu Ende gebracht zu haben ist schon etwas ganz besonders Erhebendes.
Ich saß also mit dem berühmten Honigkuchenpferdgrinsen an der Pinne und erlebte, wie diese reinrassige Regattajolle sich anfühlt, wenn sie sich - schon beim leisesten Luftzug - ins Zeug legt.
Jollensegeln hat was.
So, liebe Freunde, der guten Ordnung halber noch ein abschließendes Bild vom Boot.
Gruß Rolf

[ki_]

Zitat von Chippy

Das war besonders praktisch wenn die Doppelkoje gebaut wurde (Die Rückenpolster wurden mit ihren Sperrholzrückseiten einfach über den Mittelgang gelegt

Hallo Rolf, Dein schönes Boot is ja nu 'ne Weile schon wech, trotzdem wollt ich mal fragen, wie Du das mit den Rückenpolstern gelöst hattest. Überlege nämlich, das in meiner kleinen Sagitta 20 ähnlich zu machen.
An den Rückenlehnen waren Sperrholzplatten an der Rückseite versehen, das ist klar. Nur wie hast Du das gemacht, dass die in der Luft hängen blieben? Klappte da noch ein Bein aus, auf das die gestellt wurden, wurden die miteinander verbunden und lagen die dann nur auf den Sitzbänken auf?

Danke schon mal für Antwort.

[Chippy]

Moin ok, leeve ki_,
eerstlichmol: entschuldige bitte, dass ich mich erst jetzt melde.
Ich war (endlich mal wieder) einige Male am See mit meinem Bootje und habe wunderbare Stunden bei viel Sonne und mäßiger bis frischer Brise erlebt. Mien Finn löppt ja schon bei 3 as´n Swien.
So jetzt mal die Auflösung:
Ich habe mir ein paar Besenstiele (die Guten nehmen, nicht irgendwelche - weil - Du weißt schon) im Baumarkt geholt und dazu einen passenden Franklin-Bohrer. Etwa 2 mm größer als der Besenstiel.
Dann habe ich in die Verkleidung der Backskisten an Bb und Stb gegenüberliegend 5 Bohrungen eingebracht.
Dass Du Dir die Oberkante der Bohrungen so anzeichnest ,dass nachher die Rückenlehnen plus Sperrholzplatte die richtige Höhe haben ischa woll klor oder?
Die Besenstiele habe ich in 5 Teile zersägt, die etwa 15 cm länger waren, als die lichte Weite zwischen den Backskisten.
Wenn Du nu´ so einen Stiel erst in das eine Loch steckst, ihn ein Stück reinschiebst, bis Du ihn in das gegenüberliegende Loch reinschieben kannst, dann hast Du die ersehnte Rückenlehnen - Matratzen - Universalauflage.
Claro?
Dann machst Du Dir noch einen Strich dran, wenn er in beiden Bohrungen gleich weit drinsteckt .......... und gut is.
Kuck mal in Beitrag 3, da kannst Du de Löckers wunnerbar ankieken, wenn Du mal auf das linke und mittlere Bild klickst.
Gebaut ist die Koje schneller als Deine Oolsch ihre Bluse ausziehen kann.
Die Rundhölzer verschwanden morgens mit einem Griff in den Backskisten.
Am tollsten fand Felix, unser Bordhund die Angelegenheit. Der filzte direkt unter unserer Superduperkoje und war nicht für Geld und gute Worte dazu zu bringen, in seinem verdammten Hundekorb zu schlafen.

Viel Spaß beim eventuellen Nachbau.
Wenn Du noch Fragen hast: jederzeit gerne.
Übrigens, wenn Du die PN Funktion nutzt, meldet sich mein Computer jedesmal und sagt mir Bescheid, dass da was ist.

Lieber Gruß
Rolf