Reichweite des Mobiltelefons in der Nordsee - boote-forum.de

John · #1 09.02.2002, 10:49

Weil sich mittlerweile viele Experten in diesem ausgezeichneten Forum aufhalten stelle ich meine Frage auch hier:

Ich beabsichtige, die Nordsee auf der Linie Kap Skagen - Calais zu queren. In welchen Bereichen kann ich mit Mobiltelefon Netzabdeckung rechnen und wo nicht?
Vielen Dank für sachdienliche Antworten aus der Expertenrunde.

Bernd · #2 09.02.2002, 11:31

Also mit der Nordsee hab ich selbst keine Erfahrung, aber rechne damit das du nie mehr wie 36km vom Land ab Netz haben wirst. Dieser Wert ist technisch bedingt! Evtl. würd ich mir auch einen Antennenbooster zulegen. Wie weit sind denn so die Abstände zwischen Fahrtroute und besiedelten Land?

John · #3 11.02.2002, 23:34

hallo bernd,

deine angabe genügt mir. vielen dank. ähnliche zahlen in dieser grössenordnung hört man immer wieder. wenns weiter draussen ist, kann man man in der viel befahrenen nordsee und auch in der biskaya die berufsschiffe mit vhf ansprechen.

Christo Cologne · #4 13.02.2002, 07:55

Nordsee weiß ich nicht, aber zwischen span. Festland und Formentera (60sm) hatten wir durchgehend Verbindung, ohne Booster, ganz normales Siemens Handy - hat uns auch gewundert, war aber schön um zuhause die Bürokollegen zu ärgern.

Gruß, Chris.

Bernd · #5 13.02.2002, 09:18

Wie lang war denn dein maximaler Abstand zum Festland?
Weil über 36km ist schlicht unmöglich. Welches Handy genau?

ventum · #6 13.02.2002, 18:49

Hallo Bernd,
ein grösserer Abstand ist im Einzelfall möglich, nämlich dann, wenn das Handy über eine hoch montierte Antenne sendet/ empfängt. Wir haben auf unserem Schiff eine im Masttop angebrachte D-/E-Netzantenne und kommen auf deutlich mehr als 25 sm.
Vielleicht sollte man an dieser Stelle aber nochmal darauf hinweisen, dass ein Handy niemals ein Ersatz für ein UKW-Funkgerät sein kann!
Gruss,
Helmut

Bernd · #7 13.02.2002, 19:00

Hier geht es nicht um die Antennehöhe, sondern um was ganz anderes:

Zitat:

Timing Advance
Eine der größeren Gemeinheiten innerhalb GSM ist Timing Advance. Dieser Wert drückt (indirekt) die Länge des Wegs aus, den die Funkwellen vom Telefon zur Basisstation nehmen. Nämlich: Das Zeitschema in GSM ist so eng gewählt, daß das Telefon sein Datenpaket vor Beginn des Empfangszeitschlitzes an der Basisstation absenden muß, damit dieses dort innerhalb des Empfangsfensters eintrifft. TA gibt die Anzahl Bitzeiten an, die der Sendeburst "vorverlegt" werden muß, damit er im korrekten Zeitschlitz bei der BTS eintrifft. Der Wert wird vom Netz (genauer: von der BTS) ermittelt und dem Telefon vorgegeben. TA01 entspricht bei reflektionsfreiem Übertragungsweg (!) einer ungefähren Entfernung von 550m zur Basisstation. TA kann Werte von 0-63 annehmen und entspricht damit Werten von 0 - 233µs. Dieses wiederum ist der wesentliche Grund für die maximale Größe einer Zelle mit rmax=35.000m.

Deswegen Frage ich, weil es eigentlich garnicht möglich sein kann!
Ich studiere den Schmarrn, deswegen das genauere Interesse.

ventum · #8 13.02.2002, 20:11

:-o Hallo bernd,
ich bin nicht sicher, ob ich das obige posting ganz verstanden habe

...
Werde das mal beim nächsten Törn in der Deutschen Bucht genauer messen. Danke für Deine Info.
Helmut

Bernd · #9 13.02.2002, 20:28

Kanns dir auch nochmal kurz erklären.
Also: Die Basisstation ist recht eigensinnig, und verlangt vom Mobiltelefon, das sein Datenpacket (12 Telefone teilen sich einen Kanal, jeder bekommt ein Zeitfenster, wo es dran ist) pünktlich ankommt. Deswegen muss das Telefon es früher los senden, wegen der Signallaufzeit (auch Lichtgeschwindigkeit ist lang). Das kann es nur im gewissen masse, nämlich (umgerechnet) für 36km weit. Ansonsten kommt das Signal zu spät und wird verworfen.
Aus diesem Grunde kann ich bei schönen Wetter in Kroatien in der Netzsuche ALLE Italienischen Netze sehen, aber in keins einbuchen (Empfang wäre da, nur werde abgewiesen weil cih nich pünktlich liefern kann)
So genug gelabert.

ventum · #10 13.02.2002, 21:17

Habs begriffen, danke!

Cyrus · #11 14.02.2002, 00:11

Zitat:

Zitat von Bernd

jeder bekommt ein Zeitfenster, wo es dran ist) pünktlich ankommt. Deswegen muss das Telefon es früher los senden, wegen der Signallaufzeit (auch Lichtgeschwindigkeit ist lang).

Hallo Bernd, könne man diese Zeitfenster der Stationen nicht im Einzelfall vergrößern?

#12 14.02.2002, 10:14

Zitat:

Zitat von Bernd

Kanns dir auch nochmal kurz erklären.
Also: Die Basisstation ist recht eigensinnig, und verlangt vom Mobiltelefon, das sein Datenpacket (12 Telefone teilen sich einen Kanal, jeder bekommt ein Zeitfenster, wo es dran ist) pünktlich ankommt. Deswegen muss das Telefon es früher los senden, wegen der Signallaufzeit (auch Lichtgeschwindigkeit ist lang). Das kann es nur im gewissen masse, nämlich (umgerechnet) für 36km weit. Ansonsten kommt das Signal zu spät und wird verworfen.
Aus diesem Grunde kann ich bei schönen Wetter in Kroatien in der Netzsuche ALLE Italienischen Netze sehen, aber in keins einbuchen (Empfang wäre da, nur werde abgewiesen weil cih nich pünktlich liefern kann)
So genug gelabert.

Danke für die Erklärung. Jetzt hab ich´s auch begriffen und wenn ich soetwas begegreife ist das für den technisch beschlagenen Erklärenden so, wie wenn ein Arzt einem Gelähmten das Gehen ermöglicht. Danke!

Bernd · #13 14.02.2002, 12:23

Zitat:

Zitat von Cyrus

Hallo Bernd, könne man diese Zeitfenster der Stationen nicht im Einzelfall vergrößern?

Nein! Das wäre zuviel Aufwand, und 99% der Basisstationen haben eh keine 35km Durchmesser!
Wenn man das machen würde, würden pro Frequenz weniger Mobiltelefone passen, und jede Frequenz ist ein paar Millionen € wert, denn jeder Anbieter hat nur ca.42 für sein Geld bekommen.

Oder: Es ist nicht im GSM Standart (ich liebe sowas) drinne, also nicht Möglich

Einfacher wäre es, wenn das Mobile es noch früher lossenden würde.
(auf so ne einfache Lösung bist nicht gekommen), aber dat geht nicht (wegen Standart)

Günther · #14 15.02.2002, 13:47

Zitat:

Zitat von Bernd

Wie lang war denn dein maximaler Abstand zum Festland?
Weil über 36km ist schlicht unmöglich. Welches Handy genau?

Das kommt schon hin, da hatten sie halt vom Festland (Denia) 40km weit Empfang und dann von den Inseln (Ibiza)
den Rest.

John · #15 15.02.2002, 17:29

zwischen dem spanischen festland (moraira) und ibiza hatte ich auch noch nie probleme mit dem gsm-handy. vermutlich eben, weil das von beiden seiten geht.

Christo Cologne · #16 18.02.2002, 10:16

Zitat:

Zitat von Bernd

Wie lang war denn dein maximaler Abstand zum Festland?
Weil über 36km ist schlicht unmöglich. Welches Handy genau?

Maximalen Abstand von Festland und Inseln (Formentera-Denia) war bei 60 sm Distanz dann 30 sm, also 55 Kilometer.
Handy war Siemens S35 ohne externe Antenne.

Bin ja nebenberuflich Gitarrist in 'ner Country-Band - wie heißt es so schön in einem unserer Songs: " Kann es sein, daß es nicht sein kann...?"

Gruß, Chris.

John · #17 19.02.2002, 20:42

Zitat:

Zitat von John

zwischen dem spanischen festland (moraira) und ibiza hatte ich auch noch nie probleme mit dem gsm-handy. vermutlich eben, weil das von beiden seiten geht.

dazu möchte ich ergänzend sagen, dass über die ganze distanz (ca 100 km) wohl ein signal angezeigt wurde, ich aber vermutlich nie wirklich in der mitte telefoniert hatte. meine aussage kann sich demzufolge mit beobachtungen anderer segler decken, dass man zwar signal hat, aber aus gründen der laufzeit trotzdem keine verbindung bekommt. ich werde das bei sich bietender gelegenheit testen.

Bernd · #18 19.02.2002, 21:38

Also vorhin hab ich in meiner Ausführung wohl was vergessen!
Es geht natürlich ums Telefonieren!
Netz ist schon da, aber ob man auch ein Gespräch absetzen kann, ist eine andere Geschichte. Wenn es interesse gibt könnt ich mal Nachfragen, ob Notrufe soweit vorrang haben, das sie trotzdem funktionieren.

John · #19 19.02.2002, 21:45

natürlich bernd,

interresiert uns das brennend. im deutschen küstengebiet haben die sar-zentralen ja auch ne eigene d-netz notrufnummer gerade für diese fälle.

Bernd · #20 19.02.2002, 21:47

Zitat:

Zitat von John

interresiert uns das brennend. im deutschen küstengebiet haben die sar-zentralen ja auch ne eigene d-netz notrufnummer gerade für diese fälle.

Ich schau mal. Aber diese Nummer wird sicher (denk ich, muss mal nachfragen

) nicht bevorzugt.
ich weiss jedoch, das die 112 sehr hohe Priorität im Netz hat, z.B.: auch funktioniert wenn alle Kanäle schon belegt sind (also normal man kein Netzt hat) und natürlich ohne Karte...

Andrée · #21 02.03.2002, 18:13

Also ich bin letzte Woche mit der jetzt abgebrannten Pricess Ranghild nach Oslo gefahren und kann bestätigen toller Empfang aber das System hat mich nicht telefonieren lassen. Vermutlich weil mein Signal zu spät kam. Wer zu spät kommt den bestraft das Leben.

captain · #22 02.03.2002, 18:28

Hallo,

nachdem die Rufnummern noch nicht genannt wurden, werde ich sie hier mal erwähnen:

Notruf im Bereich der deutschen Handynetze an der Nord-/Ostsee unter 124124
Das MRCC Bremen ist weltweit unter der Rufnummer +49421536870 erreichbar. Die DGzRS leitet den Notruf dann an das zuständige MRCC weiter. Vorteil, man hat deutsche Ansprechpartner, die sich auch mit Nachdruck dahinterklemmen. Das kann übrigens sehr sinnvoll sein, wenn man per UKW niemanden erreicht und unter 112 keiner Englisch spricht.

#23 02.03.2002, 21:04

Zitat:

Zitat von captain

Hallo,

nachdem die Rufnummern noch nicht genannt wurden, werde ich sie hier mal erwähnen:

Notruf im Bereich der deutschen Handynetze an der Nord-/Ostsee unter 124124
Das MRCC Bremen ist weltweit unter der Rufnummer +49421536870 erreichbar. Die DGzRS leitet den Notruf dann an das zuständige MRCC weiter. Vorteil, man hat deutsche Ansprechpartner, die sich auch mit Nachdruck dahinterklemmen. Das kann übrigens sehr sinnvoll sein, wenn man per UKW niemanden erreicht und unter 112 keiner Englisch spricht.

Ist das kostenpflichtig wenn man in Bremen anruft? Ich meine nicht die Telephonkosten, sondern ob deren Dienst etwas kostet?

JCM · #24 02.03.2002, 23:04

Zitat:

Zitat von felix

Ist das kostenpflichtig wenn man in Bremen anruft? Ich meine nicht die Telephonkosten, sondern ob deren Dienst etwas kostet?

Bei einem Seenotfall wenn Menschenleben in Gefahr sind ist der Dienst der DGzRS kostenlos. Für Hilfeleistungen (z.B. Abschleppen bei Motorschaden / Mastbruch etc.) werden die Betriebskosten des beteiligten Rettungsfahrzeuges in Rechnung gestellt. Manchmal kommt anstatt Rechnung aber auch nur eine Spendenaufforderung.
Für die Weiterleitung des Seenotrufes an eine andere MRC werden sicher keine Kosten erhoben.
Ich habe einmal die netten Jungs vom Rettungskreuzer in Anspruch nehmen müssen, Motorausfall vor der Einfahrt in den NOK auf der Elbe (damals hatte ich noch meine alte Barkasse und da war dann nichts mit Segel hoch und wech). Es ist schon ein beruhigendes Gefühl wenn man sein Sprüchlein auf UKW aufgesagt hat und am anderen Ende meldet sich jemand und sagt: kein Problem wir sind unterwegs!!

Gruß Jan

#25 03.03.2002, 00:02

Jetzt weiss ich wenigstens warum ich den Leuten schon ein paarmal gespendet habe...