Eine Woche Friesland (NL) im Jahr 2015

[Akaija]

Im Januar waren Renate und ich in Dubai, als wir nach diesem Erlebnis wieder nach Hause kamen, hatte ich ja schon bevor wir überhaupt selber ein Boot hatten, für eine Woche ein Boot in Friesland gechartert.
Wichtig war uns dabei genug Platz für 6 Personen und 2 Hunde zu haben, aber auch eine sehr niedrige Durchfahrtshöhe weil wir über die kleinsten Kanäle wollten.
Es ging darum nach Möglichkeit keinen Hafen anzulaufen zum Übernachten, sondern in dieser Woche nur im Grünen anzulegen. Fantastische Liegeplätze gibt es in Friesland ja genug.

Gechartert haben wir eine Boekanier 37 bei einem Unternehmen in Sneek.
Das Boot eignet sich für bis zu 7 Personen, hat eine Länge von 11.25 Meter und eine Breite von 3,66 Meter.
Die Durchfahrthöhe beträgt nur 2.15 Meter, was wichtig ist da unsere Strecke unter Brücken durchführt die nur 2,30 Meter Hoch sind und nicht geöffnet werden können. Der Tiefgang von 90 cm ist auch OK. Der Dieseltank fasst 205 Ltr. und der Wassertank 600 Ltr.
Es gibt eine elektrische Toilette und auch eine Dusche. Ansonsten ist alles vorhanden was man so benötigt.

Hier Bilder der "Badewanne"



Es ist soweit, wir packen unsere Sachen ein und fahren mit 2 Autos Richtung Sneek, das Wetter ist richtig gut und es soll auch die ganze kommende Woche so bleiben. Also die besten Aussichten für uns.
Wir waren ein gute Stunde zu Früh beim dem Charterunternehmen, hatten aber Glück und wurden sofort abgefertigt, am Boot wurden gerade die letzten Fenster geputzt und wir konnten sofort unsere Sachen verstauen. Nach einer kurzen Einweisung machten wir die Leinen los und legten ab.
Schon beim Ausfahren aus der Box wurde mir klar das hier etwas vollkommen anders ist, als ich es von unserem Boot her gewöhnt bin. Ich Steuerte nach Steuerbord, was passierte ?
Nichts, dachte ich. Der Fahrerstand ist vorne zwei Meter hinter der Bugspitze, dann kommen noch 10 Meter Boot hinter einem. Die drehen hinten weg und vorne meint man es passiert nichts wenn man steuert.
Welch ein Unterschied. Ich finde das sehr unangenehm. Selbst das geradeaus fahren stellt auf den ersten Metern eine Herausforderung da. Nach hinten kann man nur etwas sehen, wenn man die Spiegel benutzt.
Ich habe das Gefühl mit einem LKW in der Innenstadt unterwegs zu sein.
Es ist schlimm, man schlägt das Ruder ein, glaubt es passiert nichts, schlägt weiter ein und schon ist es zu viel so das man fast quer steht. Na klasse, so fahren wohl Leute die mit 3,5 Promille am Steuer stehen, das kann was werden.
Weit wollten wir an dem Tag nicht mehr. Wir sind über das Sneekermeer, dann durch die Schleuse Terherne. Danach ging es nach Steuerbord und bald hatten wir einen schönen Liegeplatz für die erste Nacht gefunden. Als ich mir ein Bier aufmachte und über die Fahreigenschaften des Bootes fluchte, machte der Rest der Crew (alles Frauen) das Boot bewohnbar.
Was noch bescheiden ist das wenn jemand auf dem Borgang steht, man nichts mehr sieht im Spiegel, ganz toll beim Anlegen, wenn man sehen möchte ob das Boot achtern auch am Steg liegt.
Aber nach einem Bierchen habe ich mich dann doch mal erst wieder auf die schöne Landschaft in Friesland konzentriert, es ist einfach herrlich und es gibt so viele Anlegemöglichkeiten.

Fortsetzung folgt....

[Akaija]

Tag 2



Wir haben sehr gut geschlafen, und nachdem alle aus den betten gekrabbelt waren, wurde mal erst in aller Ruhe ausgiebig gefrühstückt. Der Sonnenaufgang war wie so oft, wenn man auf dem Wasser ist, mal wieder wunderschön. Gegen 10 Uhr haben wir dann abgelegt.

Es ging bei schönem Wetter Richtung Akrum, dann nach Grow auf den Prinses Margrietkanaal. Dieser Kanal ist nicht besonders schön, also haben wir etwas mehr Gas gegeben. Es ging vorbei an Bergum, Kloostertille und Stroobos. Am Nachmittag sind wir dann nach Backbord in die Niezijlsterdiep abgebogen. So langsam hatte ich mich an das Boot gewöhnt, was auch gut war. Es kamen jetzt Biegungen die man schon richtig anfahren musste um auch ohne rechts und links anzuecken durch die nachfolgende Brücke zu kommen.
Sofort hinter einer dieser Brücken lag der winzige Ort Niezijl. Sofort nach der Brücke hatte man dort einen schönen Anlegeplatz geschaffen. Wir waren schon ein Stück vorbei, bis wir das überhaupt registrierten. Aber hier wollten wir übernachten, also Maschine stop und dann den Rückwärtsgang rein. Nach etwa 50 Meter Rückwärtsfahrt haben wir angelegt.
Wir haben dann unser wohlverdientes Anlegebier zu uns genommen und der kleine Ort wurde etwas besichtigt.
Später wurde gekocht und gegessen. Wir haben den Abend dann gegen 22:30 Ausklingen lassen und uns in unsere Kojen verzogen.

Fortsetzung folgt....

[V8 Jürg]

Hallo Ralf.....
Ich bin fasziniert, wirklich toll geschrieben. Auch mit den eingefügten Fotos, Super Aufnahmen. Ich bitte um Fortsetzung....
Gruss Jürgen

[Akaija]

Tag 3

Gegen 6:00 melden sich wie immer unsere beiden Vierbeiner, also geht Renate mit den beiden eine Runde durch das Dorf. Wie immer wird in dieser Zeit der erste Kaffee gekocht, so 3 Liter sind bis zum Ablegen bei uns normal für 4 Erwachsene, die Kids stehen doch noch mehr auf Kakao am Morgen. Die beiden kommen aber meist erst später aus ihren Kojen gekrabbelt. Wie immer lassen wir uns Zeit und bis wir gefrühstückt und alles wieder gespült haben ist es 9:30 Uhr und wir legen dann langsam ab.
Es geht über den winzigen Kanal weiter vorbei an schönen Häusern und Gärten, wir kommen durch Kommerzijl
und fahren weiter durch die tolle Landschaft. Bei Lammerburen geht es dann ab nach Backbord und sofort durch die Sluis Lammerburen in die Reitdiep. Hier wird das Fahrwasser schon wieder deutlich breiter. Es ist brütend heiß, aber auch sehr windig, das macht es wieder recht angenehm. Wir haben den ganzen Tag das Schiebedach etwas geöffnet. Es komplett auf zu machen vermeiden wir da und dann die Sonne dermaßen auf dem Kopf brennt, dass es uns sicher nicht gut tun würde.
Schon von Weitem sehen wir den Stadthafen von Zoutkamp, da wollen wir Pause machen und es soll da frisch gefangene Krabben geben. Wir sehen schon einige Fischerboote vor dem Hafen liegen und die Damen freuen sich auf die Krabben.
Ich komme nun schon sehr gut mit dem Boot zurecht, aber man muss einfach immer dran denken, dass es sich ganz anders steuern lässt als unsere Akaija. Da wir nun schon durch einige Brücken gefahren sind die nur wenige cm mehr an breite hatten als unser Boot habe ich Übung bekommen. Wir nähern uns der Hafeneinfahrt und ich sehe, dass ich ganz hinten im Hafen wenden muss, um Anlegen zu können. Das gelingt auch ohne Probleme und ruck zuck liegen wir auf dem Platz, den wir uns ausgesucht haben.
Der Hafen ist sehr schön, es gibt Lokale, ein Eiscafé, das aber geschlossen hat heute. Wir sind dann als Erstes zu den Fischerbooten wegen der Krabben. Tja, Pech gehabt. Montags und dienstags ist kein Verkauf. Die Damen sind etwas enttäuscht, aber es ist nicht zu ändern. Wir laufen dann noch einige Zeit durch den Ort und finden ein Geschäft um einzukaufen. Als wir wieder im Hafen ankommen, müssen wir als Erstes den Wassertank füllen, wir haben schon gut 500 Liter verbraucht. Aber das wundert mich nicht, bei 6 Personen geht schon alleine nur beim Duschen einiges an Wasser durch die Leitung.

Leider habe ich gerade keine Bilder zur Hand :-(

Nachdem wir Wasser gebunkert haben, sind wir dann weiter über den Zoutkamperril Richtung Lauwersmeer, dann über die Dokkumer-Grootdiep Richtung Dokkum. Wir haben dann einen schönen Liegeplatz gefunden und beschlossen erst am nächsten Tag weiter bis Dokkum zu fahren. Am Abend wurde diesmal der Grill angeworfen und wir machten es uns gemütlich, am nächsten Morgen bot sich uns ein fantastischer Anblick.


Fortsetzung folgt....

[Methusalix]

Hallo Ralf,

was "Schiffe" nach der Art Boekanier und Konsorten betrifft, hast Du gerade alle meine Vorurteile bestätigt (auch das tut ja manchmal gut ) - aber die Bilder sind wunderschön. Ich kann´s schon wieder kaum erwarten, dass es wieder losgeht (die Gegend, aus der Du gerade erzählst und zum ersten mal auf "eigenem Kiel").
Nur weiter so!

[Akaija]

Tag 4

Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es dann weiter über die Dokkumer-Grootdiep, bis wir im Zentrum vom Dokkum einen guten Liegeplatz gefunden haben. Wir haben uns dann einige Stunden die Stadt angesehen und sind dann wieder zurück zum Boot. Ein schöner Ort, den man als Zwischenstopp nur empfehlen kann.
Dann ging es weiter durch Birdaart, vorbei an Tergracht. In Bartlehiem ging es nach Backbord auf die Aldtsjerkerster Faert bis nach Oudkerk, dann nach Steuerbord auf die De Moark.

Nach einigen Minuten fahrt kamen wir an einen traumhaften Liegeplatz vorbei, denn wir auch sofort für unsere Übernachtung nutzten. Es war wieder so warm, dass wir uns auf ein kühles Anlegebier freuten, später an diesem Abend kam wieder der Grill zum Einsatz. Die Liegeplätze der Marrekrite sind alle hervorragend, haben stabile Stege, alles ist sauber, Mülleimer sind vorhanden und teilweise gibt es schöne Sitzbänke und Tische. Wir sind davon auf unserer Tour immer begeistert.

[Akaija]

Tag 5

Am nächsten Tag ging es weiter Richtung Leuwarden, nach 30 Minuten fahrt ging es nach Steuerbord auf die Bonkevaart am Stadrand vorbei. Dann nach Backbord auf die Dokkumer-Ee, so kamen wir in das Zentrum von Leuwarden.
Nach einem Zwischenstopp in Leuwarden ging es dann weiter über den Van Harinxmakanaal, vorbei an Deinum, De Poelen, Dronrijp und dann durch Franeker. Dort dann nach Backbord in die Arumer Feart.

[Akaija]

In Höhe Hitzum kamen wir wieder an einen schönen Marrekrite Platz. Es war einfach nur heiß an diesem Tag, der Platz so schön das wir spontan beschlossen dort anzulegen und den Rest des Tages dort zu verbringen. Es war traumhaft schön dort. Ich denke, die Bilder sprechen für sich selber.

Fortsetzung folgt.....

[Akaija]

Tag 6

Am nächsten Tag ging es nach dem Frühstück im Grünen weiter, hinter Akrum biegen wir dann nach Steuerbord ab auf die Harlingervaart, das Fahrwasser es wird langsam immer Schmaler und ich hoffe das uns, kein Boot entgegenkommt. Wir konnten nur 2 Fotos machen denn kurz nach diesen Bildern kamen wir hinter einer leichten Biegung an einem Schild auf dem groß und deutlich zu lesen stand, dass auf einer Länge von 350 Metern keine Boote am Ufer festgemacht werden durften, allerdings interessierte das dort wohl niemanden. Wir hatten mal gerade 10 cm Platz an jeder Seite, wenn uns jetzt noch einer entgegen kommt wäre alles vorbei, denn rückwärtsfahren wäre nicht möglich gewesen.



Dann kamen wir an eine Stelle, wo auf der Backbordseite an der Betonmauer ein Holzbalken über eine Länge von 20 Metern montiert war. Der Anwohner hatte seinen Zaun an den äußersten Rand des Betons gesetzt. Auf der Steuerbordseite lagen 2 Boote, obwohl es laut Beschilderung verboten war. Schon steckten wir fest, eingekeilt zwischen Holzbalken auf der einen Seite und den Booten auf der anderen Seite. Etwa 10 Minuten lang kamen wir keinen Zentimeter vorwärts, selbst bei Vollgas ging nichts. Nach langem Hin und Her schafften wir es dann aber doch.
Es ging weiter bis nach Harlingen. Als wir durch die erste Brücke die für uns geöffnet wurde fuhren, fragten uns die 3 Brückenwärter, ob wir in den Stadthafen wollten, wir bejahten das und die Drei machten sich auf den Weg, um und eine nach der der anderen Brücke zu öffnen. Wir fanden dann einen Platz im Schatten, an dem wir anlegten. Per Telefon haben wir dann mit den Brückenwärtern schon eine Zeit ausgemacht, wann wir durch die nächsten 2 Brücken wollten. Wir sind dann etwas durch Leuwarden gelaufen und als wir dann wieder mit dem Boot abgelegt haben, wurden schon wie vorher vereinbart die nächstenbeiden Brücken für uns geöffnet.
Wir entdeckten dann an Steuerbord einen Liegeplatz um Wasser zu bunkern, da wir dringend den Tank auffüllen mussten, legten wir dort an. Die Jungs von der Brücke machten eine Stunde Pause in der Zeit und wir verabredeten uns dann an der nächsten Brücke um Leuwarden wieder zu verlassen. Gilla und ich füllten den Wassertank mit 500 Litern Wasser, während Renate und Cordula einkaufen gingen. Pünktlich zur verabredeten Zeit waren wir dann an der nächsten Brücke, diese wurde umgehend geöffnet und wir verließen das schöne Leuwarden.

[Akaija]

Über den Van Harinxmakanaal ging es dann weiter, bis wir durch Franeker waren, dann ab nach Steuerbord auf die Franekervaart, später dann auf die Bozumervaart. Immer wenn man durch kleine Orte kommt, muss man aufpassen, die Kids Baden überall und Springen auch von den kleinen Brücken, ab und an sollte man sich bemerkbar machen, bevor man unter einer Brücke herfährt. Kurz hinter Britswerd machten wir wieder für eine Übernachtung an einem schönen Platz fest. Dann kam für eine Stunde ein heftiger Regenschauder, der uns alles gut getan hat, denn es war den ganzen Tag wieder über 30 Grad. Nach dem Regen konnten wir wieder etwas Schwimmen und dann wurde nach dem Duschen wieder gut gekocht. Nach der festen Nahrung kam noch etwas an flüssiger Nahrung dazu.

Fortsetzung folgt...

[Akaija]

Tag 7

Ausgeschlafen und gut genährt ging es gegen 10 Uhr am Morgen weiter. Die Bozumervaart ist nur für Boote mit einer Breite von maximal 4,00 Metern zugelassen, wir sind mit 3,66 Metern also im grünen Bereich. Das Fahren macht auf diesen kleinen Kanälen eine Menge Spaß. Viele schöne Dörfer gibt es zu sehen, das Wetter ist toll und wir genießen den Tag. Wir biegen dann nach Steuerbord auf die Sneekertrekvaart ein, hinter Scharnegoutum haben wir mal wieder Glück und erreichen einen schönen Liegeplatz. Wir sind jetzt nur noch etwa 60 Minuten Fahrzeit von unserem Heimathafen in Sneek entfernt.
Hier bleiben wir für unsere letzte Übernachtung, wir wollen am nächsten morgen früh los um gegen 8 Uhr in Sneek zu sein, der Plan ist als Erster das Boot zu betanken und wieder abgeben zu können.
Wir gehen wieder eine Runde schwimmen und nach dem Abendessen packen wir schon das meiste ein, damit das am nächsten Morgen schon alles erledigt ist.







Tag 8

Nach dem letzten Frühstück in Friesland legen wir gegen 7 Uhr ab und fahren nach Sneek. Um Punk 8 Uhr erreichen wir unseren Hafen. Der Platz an der Zapfsäule ist frei, warum auch immer, denn es sind noch einige Boote mehr da die abgegeben werden müssen. Da niemand zur Säule fährt, nutzen wir die Gunst der Stunde und machen vor der Zapfsäule fest. Als um 8:30 Uhr jemand von der Charterfirma erscheint, haben wir alle unsere Sachen schon von Bord. Der Wassertank wird ebenfalls schon wieder gefüllt. Dann werden wir betankt und ich kann das Boot wieder übergeben. Um 9:30 sitzen wir schon im Auto und machen uns auf den Weg nach Hause.



So, ich hoffe, dass man einen kleinen Einblick bekommen konnte, wie unsere Woche in Friesland war. Ich wünsche allen auch so schönen Touren in diesem Jahr.