Letter of Credit ?! - boote-forum.de

Cyrus · #1 11.06.2002, 19:43

Mein Kunde aus Tunesien möchte von meiner Bank einen Letter of Credit.

Ich bestand auf Vorkasse. Was hat es sich mit dem Letter of Credit auf sich? Kann der mich Schaden?

Vielen Dank für eure Hilfe.

charlyvoss · #2 11.06.2002, 19:47

Hallo Cyrus,
ich bin mir nicht sicher, aber ich glaub, das ist sowas wie ne Bankbürgschaft (damit Du nicht mit der Vorkasse auf Segeltour

gehst).

Cyrus · #3 11.06.2002, 20:02

Na, das wird dann aber ein kurzer Törn..... mit 11.500 komme ich nicht weit....

#4 11.06.2002, 20:45

Hallo Cyrus,
in der Regel musst Du vom Kunden einen Letter of Credit ( LC ) verlangen.
Im Falle Tunesien würde ich auf den Passus ( drawn on a first class German or Swiss Bank ) bestehen. Evtl. kannst Du auch eine first class European Bank akzeptieren.
Ich nehme an, dass Dein Kunde eine Bankbürgschaft für die An- oder Vorauszahlung will, dies ist ein Letter of Guarantee und im französischen Recht in Afrika recht gebräuchlich.
Achtung: Bankbürgschaften reduzieren deine Kreditlinie !

Frohes Geschäften
Frank

Ray · #5 11.06.2002, 21:06

Hallo Cyrus,

eigentlich ist das für beide Teile sicherste Art der Zahlung im Export.
Unter http://www.tradenet.gov/Process/Nego...lize/43FC3.htm findest Du eine exakte Erklärung dieses Vorganges.

In Kürze meine Übersetzung:

Ein "Letter of credit" ist ein Dokument einer Bank, welches den Weisungen des Käufers einer Ware entspricht und die Zeichnungsverpflichtung des Verkäufers in Übereinstimmung mit den spezifizierten Konditionen und Bedingungen beschreibt. Mit dieser Zahlungsart liegt das Zahlungsrisiko bei der Bank - nicht beim Käufer. "Letters of credit" stellen eine der höchsten Grade an Schutz und Sicherheit dar wenn, die Eigentumsdokumente genau mit der im "letter of credit" beschriebenen Konditionen und Bedingungen übereinstimmen (also die Dokumente und die Beschreibungen im letter of credit eindeutig übereinstimmen).
Das letter of credit wird zunehmend in allen Exportgeschäften bevorzugt, da es das Risiko für Verkäufer und Käufer minimiert.

Das letter of credit durchläuft die nachfolgenden Stationen:

1. Verkäufer und Käufer einigen sich schriftlich über die Bedingungen des Geschäftes.

2. Der Käufer beantragt ein "letter of credit" bei seiner Bank (also nicht Du, sondern Dein Kunde muss den letter of credit bei seiner Bank beantragen).

3. Die Bank erstellt den "letter of credit" für die Bank des Verkäufers.

4. Der Verkäufer erhält den "letter of credit".

5. Die Ware wird versendet (Spedition).

6. Der Verkäufer liefert die Eigentumskokumente seiner Bank.

7. Die "Verkäufer-Bank" transferiert die Eigentumsdokumente and die "Empfänger-Bank".

8. Der Käufer, jetzt in der Sicherheit die Ware ordungsgemäß versendet wurde (er hat sie noch nicht empfangen!), leistet die entsprechende Zahlung an seine Bank.

9. Die Empfänger-Bank transferiert die Zahlung an die Verkäufer-Bank

10. Die Eigentumskokumente werden dem Käufer ausgehändigt und mit diesen kann er die Ware vom Spediteur erhalten. Somit ist sicher gestellt, dass die Zahlung an den Verkäufer erfolgt ist, bevor die Ware vom Käufer empfangen wurde.

Wichtig zu bedenken ist, dass der letter of credit keinen Kaufvertrag darstellt und diesen nicht ersetzen kann. Ein letter of credit kann gültig bleiben, auch wenn der Kaufvertrag null und nichtig wird. Der letter of credit ist eine Versicherung für den Käufer, eine Ware zu erhalten bevor die Zahlung erfolgt ist und für den Verkäufer, eine Zahlung zu erhalten bevor die Ware ausgeliefert wurde.

Ein Beispiel für ein letter of credit ist unter der obigen URL auch zu finden.

Soweit die nahezu wörtliche Übersetzung.

Aus meiner Erfahrung ist dies die für beide Seiten beste und sicherste Art der Geschäftsabwicklung, sofern das Geschäft auf den Transfer einer physischen Ware, vollständigem Eigentumswechsel und unmittelbarer vollständiger Zahlung beruht.

Dein Kunde meint mit der Anfrage, dass Du eine Bank finden sollst, die einen Transfer auf der Basis eines letter of credit zustimmt. Wirst Du sicherlich, da da die normaler Weise viele Tag mit dem herumliegenden Geld arbeiten kann.

Meine empfehlung: kannst Du beruhigt machen!

Viel Glück bei dem Geschäft!

Gruß Ray

hansjoerg · #6 11.06.2002, 22:23

Unbedingt weitere übliche forderungen im L/C verlangen :

1. irrevocable d.h. nicht rückziehbar

2. confirmed d.h. Bestätigung von einer europäischen Bank ( D oder CH) Bank muss Betrag auch auszahlen wenn tunesische bank Zahlung verweigert

Arbeite mit einer deutschen Grossbank zusammen, die kennen alle Form-
alitäten

L/C muss genau d.h. jeder Punkt, jeder Strich, jeder Buchstabe übereinstimmen

viel Erfolg mit Deinen tunesischen Kunden

Hansjörg

DonSimon · #7 17.06.2002, 12:07

Ich bitte bei einem Letter of Credit (L/C) eines zu bedenken:

Für den Verkäufer ist dies zweifellos eine feine Sache.

Der Käufer muß aber unbedingt sicherstellen, daß er auch die bestellte Ware in der bestellten Qualität erhält.
Denn mit den Verschiffungsdokumenten (z.B. bei Lieferungen aus Südsotasien) ist meist die Zahlung fällig, und zwar unwiderruflich!

Außer man hat ein Prüfzeugnis in die der Bank vorzulegenden Dokumente mit aufgenommen, und zwar natürlich von einem unabhängigen Prüfunternehmen.
Näheres, falls Interesse besteht.

So long

DonSimon

Cyrus · #8 17.06.2002, 13:09

Jaaaaa viel Spaß haben ?! Auf der Bestenliste der Zahlungsmoral steht Tunesien auf Platz 50

. Es gibt Familen- oder Hausbanken deren L/O nicht mal das Papierwert ist. Zudem kostet mich der L/O 200 Euro. Wenn er von einer deutschen Bank bestätigt wird, ist er unbezahlbar.

Cyrus · #9 17.06.2002, 17:08

Laut Aussage der Auslandsabteilung der Hamburger Sparkasse ist die Societe Tunisienne de Banque OK.
Eine Absicherung durch eine deutsche Bank ist nicht notwendig. :?:

Würdet Ihr bitte dieses Letter of Credit mal durchlesen und mir sagen ob dies OK ist? Was hat das mit dem CIF auf sich?!

Ray · #10 17.06.2002, 17:39

Hallo Cyrus,

die beste Information hierzu bei:

http://www.swissexports.ch/Incoterms_Poster/CIF.htm

Gruß Ray

Cyrus · #11 17.06.2002, 17:50

Zitat:

Zitat von Ray

Hallo Cyrus,

die beste Information hierzu bei:

http://www.swissexports.ch/Incoterms_Poster/CIF.htm

Gruß Ray

Danke Raj,
CIF entspricht genau meinen Angaben auf dem Angebot:
Frachtfrei bis Tunis Airport inkl. Versicherung...

Cyrus · #12 18.06.2002, 14:12

Das ist ein Sample welches ich verlangt habe. Also kein original.

Können wir mal Telefonieren?

DonSimon · #13 19.06.2002, 10:57

Die Vorgehensweise, die Jim Tonic / Guido geschildert hat, halte ich auch für brauchbar. Gleichzeitig hat damit der Käufer eine Reise gewonnen, die meist günstiger ist als eine externe Prüfung und falls noch ein Tag Spaß mit dabei ist, ist der steuerlich absetzbar

Da es hier bei Cyrus aber um die Verkäuferseite geht, halte ich mich mit weiteren Kommentaren zurück, da ich nur das "Problem" für die Käuferseite deutlich machen wollte: Bei Akkreditiven muß der Käufer sich aktiv (!) darum kümmern, daß sichergestellt ist, daß er seine bestellte Ware auch mit der bestellten Qualität (und in der bestellten Menge) erhält.

Zuletzt kann ich mit meinen wenigen Erfahrungen bzgl. Akkreditiven nur sagen, daß auch ich mich von einer kompetenten Bank mit Auslandsabteilung beraten lasse.
Hat man wie ich das Glück, daß die Bank an der Geschäftsbeziehung mit dem Unternehmen, in dem ich arbeite, sehr interessiert ist, wird man auch gut beraten (gilt natürlich nur für diesen Fall, keinesfalls aber z.B. für Geldanlage...!)

So long
DonSimon

hansjoerg · #14 19.06.2002, 13:14

[quote="Cyrus"]Laut Aussage der Auslandsabteilung der Hamburger Sparkasse ist die Societe Tunisienne de Banque OK.
Eine Absicherung durch eine deutsche Bank ist nicht notwendig. :?:

Aufpassen : L/C mit Luftfracht sind nicht 100 % abgesichert, da in vielen
Flughäfen eine "Auslösung der Ware" ohne Luftfrachtschein möglich ist. frage mich nicht warum, in solchen Ländern geht vieles mit etwas "Sackgeld".

Die Bestätigung der Sparkasse ist mit Vorsicht zu geniessen, sie verplichtet die Bank zu keinem Risko (....mit der tunesischen Bank hatten wir noch nie Probleme??? Schaden hast Du falls etwas eintrifft was nicht eintreffen dürfte)

Eine Bank mit Auslanderfahrung sagt Dir was die Bestätigung kostet und dann kannst du selber entscheiden ob sinnvoll oder nicht. Ebenfalls orientiert eine erfahrene Bank im Auslandgeschäft über die Risiken bei Luftfrachtversand und die entsprechenden Möglichkeiten.

Klingt alles sehr umständlich und kostenintensiv. Ich habe bei meiner Firma immer mit ca 4 - 5 % Mehrkosten kalkuliert, allerdings ging es auch um Aufträge von 150 - 300'000 EURO.

Gruss Hans Jörg