Gewissensfrage Schwarzarbeit

Hallo Gemeinde.
Ich bin unter anderem Namen schon länger hier angemeldet. Heute geht es aber um ein Thema, bei dem ich lieber vorerst nicht direkt erkannt werden möchte. Ich bin mit mir und meinem Gewissen im Unreinen. Vielleicht kann jemand helfen.
Ich erzähle einfach mal:
Bei uns in der Straße hilft man sich gegenseitig. Das ist ganz gut so. Einer meiner Nachbarn betreibt eine Ein-Mann-Firma im Bauhauptgewerbe. Er macht alles, was so geht. Ich nenne ihn hier Paul.


Neulich kam ein anderer Nachbar (ein älteres Paar, ganz sympatisch eigentlich) auf mich zu und fragte mich, was er baurechtlich zu beachten hätte, wenn er sein Nebengelass umbaut oder abreisst, um was neues dorthin zu bauen.

Nachbarschaftlich wie ich bin gebe ich bereitwillig Auskunft, und weil man sich hilft, entwerfe ich (Architekt) ihm gleich noch eine Variante, bei der der Bestand (der wirklich wunderschön und sehr alt ist) bleiben kann und nur leicht umgebaut werden muss. Klar kommt die Frage "was kostet das". Da mache ich ihm noch schnell ne Kalkulation, was das so nach BKI kostet. Da kommt der Name Paul ins Spiel: kann der das nicht machen? Als Nachbar?

Ich gehe zu Paul und frage, ob das was für ihn wäre, wenn wir gemeinsam dem Nachbarn sein Nebengelass chic machen. Er macht dicke Backen, das sei zu viel Arbeit, und Dachdecken kann er nicht, Sichtmauerwerk instandsetzen auch nicht etc pp...

Ich sage dazu, dass das zu schaffen ist, ich mache ja mit und ich hab das alles ja mal gelernt.

Suzessive kommt Paul in den nächsten Tagen zu mir ins Büro und fragt dies und das. Wie man die alten Sparren rauskriegt, was man da für welche reinbauen muss, welcher Abstand, wie man die lagert und befestigt usw. Ich helfe gern und erkläre, entwickle Lösungen, in dem Glauben, dass wir das ja für den Nachbarn an ein paar Wochenenden machen.

Meine Vorstellung von sowas unter Nachbarn war: er besorgt das Material, alle packen mit an und wenns fertig ist wird gegrillt oder so. So hab ich das immer gehalten, ich kam noch nie auf die Idee, für sowas unter Nachbarn Rechnung zu legen.

Jetzt wirds spannend:

Plötzlich ist Bewegung am Bauobjekt. Paul deckt das Dach ab, kloppt Sparren raus usw usf.

Ein bisschen doof finde ich das schon, dass er das jetzt alleine macht, aber gut, er wird sich melden wenn er was braucht. Tut er auch: meinen Kärcher z.B.. Selber hat er keinen in seiner Firma. Ein paar Kanthölzer. Klar, hab ich eh über. bekommt er. Wenn er was nicht weiss (das ist oft der Fall) kommt er rüber und fragt, wie man das macht. Welchen Abstand die Lattung haben muss z.B..

So geht es weiter. Drei Monate werkelt Paul mit einem Kumpel den ich nicht näher kenne am Objekt. Es zieht sich, und das ist so gewollt. Für die 10m² Dach brauchen sie 5 Wochen.

Irgendwann ist es fertig. Und jetzt kommt der Punkt, der mich nicht schlafen lässt. Es stellt sich heraus, dass das ältere Paar 15.000€ (Fünfzehntausend!!!!) schwarz an ihn gezahlt hat. Material hat das Paar selber besorgt. Wie schon zuvor geschrieben, habe ich das Projekt vorher anhand BKI-Werten kalkuliert. Bausumme inkl. Material und Steuern 8500,00€. Paul nimmt schwarz 15.000€. Begründung: "ich weiss ja nicht wie man das macht, da dauerts eben länger". Hammer. Und ganz nebenbei mit meinen Maschinen (z.B. Kärcher) und meinem Material.

Es geht weiter: Die Summe spricht sich rum. Es stellt sich folgendes heraus:
Paul hat offiziell gar keine Firma, sondern hat sich bei einem Bekannten auf 400€-Basis anstellen lassen. Dennoch arbeitet er Vollzeit schwarz. Allein in unserer Straße in 2015 nachvollziehbar folgendes:

- das oben geschilderte Objekt: 15000€
- Anstrich EFH außen komplett: 9800€
- Anstrich EFH außen komplett: 10500€
- Abdichten Kelleraußenwand an einem EFH: 4500€
- Bäder neu fliesen und ausbauen: 12500€

Das sind die Objekte, von denen ich aus 2015 aus unserer Straße Kenntnis habe.

Im Augenblick wird schwarz ein Haus schräg gegenüber innen renoviert und umgebaut.

Jetzt wurmen mich zwei Punkte:

1. Das dreiste Ausbooten in o.g. Projekt nebst gnadenlosem Abzocken der eigenen Nachbarn

2. Dass ich pro Monat einen vierstelligen Betrag allein für die KV hinlege, der Kollege aber mal grad den lächerlichen Anteil bei seinem offiziellen 400€-Job. Die anderen Kosten mal gar nicht betrachtet.

Was mache ich jetzt? Anscheißen? Fresse halten und in mich reinfressen?

[Erposs]

Solche Kandidaten hab ich auch im Bekanntenkreis.
Einen auf dicke Hose machen (V8 in Auto und Boot) und Hartz4 beziehen. Dabei wird immer gejammert wie schlimm alles ist, wieviel gearbeitet werden muß und wie wenig dabei rumkommt.
Tja, wenn ich morgens ins Büro fahre ist es noch dunkel bei ihm, komme ich von der Arbeit, läuft bei ihm schon der Grill....
Ich hab den Kontakt abgebrochen, als Denunziant bin ich mir zu schade.
Schwarzarbeit ist zuerst unsozial, zu unser aller Lasten. Da gibts doch eine Telefonnummer beim zuständigen Hauptzollamt...macht Dir Deine Entscheidung nicht leichter.

[Woodstock]

Meldung an den Zoll. Jeder hat mal ne Glühlampe gewechselt und 2 Mark für die Kaffeekasse bekommen. Aber dieses Verhalten ist asozial.

[Emotion]

Wahrscheinlich ist er auch noch H4 Aufstocker, denn das Finanzamt glaubt ihm sicher nicht das er von 400€ leben kann.

Zitat von TutNixZurSache

...
Meine Vorstellung von sowas unter Nachbarn war: er besorgt das Material, alle packen mit an und wenns fertig ist wird gegrillt oder so. So hab ich das immer gehalten, ich kam noch nie auf die Idee, für sowas unter Nachbarn Rechnung zu legen.
...
Jetzt wurmen mich zwei Punkte:
1. Das dreiste Ausbooten in o.g. Projekt nebst gnadenlosem Abzocken der eigenen Nachbarn
...

Hmmm, die beiden Punkt oben passen nicht so ganz zusammen, oder...?
Sicher, dass für Dich nicht auch ein Zehner dabei rumgekommen wäre

Ansonsten würde ich den Typen anzeigen - Steuerhinterziehung ist asozial.

Gruß,
Mario

[Emotion]

Schreib ihm ne saftige Rechnung über deine Erbrachten Leistungen, er kann die ja absetzen ;)

- Bauplanung
- Beratung
- Material
- Miete Kärcher


Setze Wucherpreise an, er kann dich ja nicht verklagen ohne sich anz Messer zu liefern

Und drohe ihm damit es notfalls gerichtlich durchzudrücken.

Kannst ja dann deine Nachbar zum Grillen vom Gewinn einladen!

[Leukermeerbewohner]

Zitat von TutNixZurSache

Ich gehe zu Paul und frage, ob das was für ihn wäre, wenn wir gemeinsam dem Nachbarn sein Nebengelass chic machen.
Was mache ich jetzt? Anscheißen? Fresse halten und in mich reinfressen?

Hi,
du hättest doch sicher auch was dafür bekommen, mit ein paar Grillwüstchen wäre es bei einem Objekt dieser Größenordnung sicher nicht getan gewesen.
Paul dir zuvor gekommen und kassiert alleine.
Und darüber bist du sauer.
Wenn du meinst ihn denunzieren zu müssen mache es, aber er wird dir bei nächster Gelegenheit auch einen reinwürgen.
Gruß Udo

[Dermitderdickentanzt]

Hallo in die Runde,

Also wenn ich an Deiner Stelle wäre würde ich abwägen mit welchem schlechten Gewissen Du besser
leben kannst. Ihn anonym anzuzeigen und zusehen was passiert. ( Wenn keiner mitzieht von denen
die die Schwarzarbeit angenommen haben - und das sind die meisten ) versandet die Sache und übermorgen macht der in anderer Form weiter. Es könnte bei der Aktion sein, dass Dein Plan als Beweismaterial ins Spiel kommt und Du auch keine Rechnung gestellt hast - Nachbarschaftshilfe glaubt Dir in dem Prozess kein Mensch mehr. Wenn es dann herauskommt dass Du es warst der die Anzeige in die Wege geleitet hast.........
Die zweite Variante - du kommst mit seiner Schwarzarbeit klar und der Fall ist erledigt.
Die dritte Variante Du stellst ihn unter 4 Augen zur Rede und lässt die mit Summe X zum schweigen
überreden.

Grüsse

[Kanzler]

Zitat von TutNixZurSache

Hallo Gemeinde.
Ich bin unter anderem Namen schon länger hier angemeldet. Heute geht es aber um ein Thema, bei dem ich lieber vorerst nicht direkt erkannt werden möchte...

Steh zu dem was Du schreibst oder bilde Dir Deine Meinung auf anderem Wege.

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https://www.boote-forum.de/showthread.php?t=34261

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werden sich wegen Dir jedenfalls nicht ändern.