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Motoren und Antriebstechnik Technikfragen speziell für Motoren und Antriebstechnik.

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  #1  
Alt 18.01.2014, 12:02
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Hallo Gemeinde,
hat Jemand Erfahrung mit einem Chrysler Skier 70PS mit elektronischer Zündung? Wie ist es mit den Laufeigenschaften, Ersatzteile, Lautstärke, Verbrauch usw? Für ein paar Infos, wäre ich dankbar!
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Gruß Sven
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  #2  
Alt 18.01.2014, 15:26
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Hallo Sven,

ich habe einen ähnlichen Chrysler älterer Bauart.
Wenn Du in mein Album schaust und mal meine Threads querliest
(Mein Profilname anklicken/aufrufen), findest Du reichlich Infos.

Aber kurz kommentiert:
-Laufeigenschaften => 3 Zylinder 2Takt ist ausgewogen mit 120°Kurbelwellenversatz, wenig Vibrationen wenn die Schraube noch gut ist.

-Ersatzteile => Impeller und Dichtsätze, gibt es noch orig. von Mercury (zumindest habe ich letztes Jahr noch welche bekommen),
Kolben gibt es noch neu in 2 Übergrößen, Zündungsteile passen teilweise von Nachfolgemodellen.
Ich favorisiere eine kontaktgesteuerte Transistorzündung (meine persönliche Einstellung). Sonstige mechanische Teile gibt es nur noch gebraucht und oft in schlechtem Zustand.
Ich hab 4 dieser Rüben auseinandergebaut da liegen. Und alle haben Schäden. Kolben zeigen oft Fressspuren, Zylinder oft riefig. Kurbelwelle mit Getriebewelle oft zusammengerostet.
So schrecklich die Teile auch aussehen, die sind alle noch komischerweise gut gelaufen. Also hart im nehmen sind die.

-Lautstärke => Vollast mit knapp 50km ist Wind und Wasser eher lauter (gefühlt) als der Motor. Der schnurrt sonor sein Lied.
Unter Teillast und Leerlauf nervt das Geklapper. Nicht zu vergleichen mit nem modernen Motor.

-Verbrauch => Mein Boot ca. 5m mit 4 Erwachsenen plus 4 Kinder = ca 1100kg bei Reisegeschwindigkeit 35 bis 45 km/h = 0,5 l/km.
Bei Tuckerfahrt genausoviel, gefühlt eher mehr.

In der Zeit wo diese Motoren SKIER hießen, wurde das Getriebegehäuse und der Auspuff geändert.
Alte Ausführung hat noch eine Zahnwelle mit 18 Zähnen für die Schraube, die neue Ausführung hat eine Zahnwelle mit 15 Zähnen,
wo auch aktuelle Schrauben noch passen.

Weiterhin wurde die Zündung von kontaktgesteuerter Elektronikzündung auf kontaktlose Elektronikzündung umgestellt.
Die originale Zündung geht gerne kaputt, wenn man bei schwacher Batterie versucht zu starten.
Bei Unterspannung fließt dann zuviel Strom für die elektronischen Bauteile.

Wenn man für wartungszwecke Auspuffdeckel oder Zylinderkopfdeckel abehmen will, reissen immer wieder mal Schrauben ab
(wenn noch original Zustand und nie was dran gemacht wurde).
Wenn ich so einen Motor wieder flott mache, fallen so 10 bis 20 Gewindeeinsätze mit 1/4" und 5/16" an


Ich hoffe, ich konnte etwas helfen

Viele Grüße

Jo

Geändert von Jhighspeed (18.01.2014 um 16:26 Uhr)
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  #3  
Alt 19.01.2014, 11:25
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Hallo Jo,
vielen Dank für den ausführlichen Bericht.
Wir haben ein Boot mit genau diesem Motor angeboten bekommen und wollen dies nächste Woche besichtigen. Nun war die Frage, ob man es riskieren kann.
Boot und Motor scheinen sehr gepflegt, aber man steckt ja nicht drin.
Hast Du noch ein paar Tipps, worauf man beim Probelauf achten sollte?
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Gruß Sven
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  #4  
Alt 19.01.2014, 18:02
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Hallo Sven,

so vom äußerlichen Zustand auf die Innereien zu schließen
ist bei diesen Motoren schwierig.
Das kann leider wirklich aussen hui und innen pfui sein.
Der Motor ist ja auch schon mindestens 30 Jahre alt.
Da gibt es ein breites Spektrum.

Ich versuchs mal:

- Schauen ob alle Schrauben noch zöllig sind.
Nix ist schlimmer als halb metrisch nachgeschnitten und Zoll gemischt.

- Auf Farbveränderungen am Zylinderkopf und Auspufftrakt achten. Wenn der Motor
mal überhitzt ist, verändert sich die Farbe von Cremeweis in Cremegelb.

- Die Schwungscheibe im Uhrzeigersinn drehen (Zündkerzen am besten ausgebaut) und auf das Ansauggeräusch der einzelnen Zylinder achten. Es sollte pro Umdrehung dreimal so ein gurgelndes Geräusch geben. Wenn einmal fehlt, ist wahrscheinlich der untere Wellendichtring rausgefallen.
(Das kann man auch sehen, wenn das Unterwasserteil demontiert ist
und man ein Endoskop oder eine Kamera dann Richtung Kraftkopf ein Bild machen läßt)

- Am besten prüfen ob sich das Unterwasserteil vom Kraftkopf abnehmen läßt
(7 Schrauben plus Schaltwelle lösen.)
Wenn das nicht geht, ist das der schlimmste Fall.
Dann kann der Impeller nicht gewechselt werden und man muß den Kraftkopf und das Getriebe komplett demontieren.
Nur dann hat man die Möglichkeit die Getriebewelle aus der Kurbelwelle zu ziehen. Bei abgenommenen Unterwasserteil die Verzahnung der Getriebewelle prüfen.
Wenn da nicht regelmäßig geschmiert wurde, ist die oft abgenutzt. Das wär dann das Todesurteil für Kurbelwelle und Getriebewelle.


- Wenn die Zündkerzen draußen sind, Gewinde prüfen und wenn möglich ein Kompressionstest machen.

- Mit einem Endoskop (wenn sowas zur Verfügung steht) den Kolbenboden anschauen und Laufbahnen auf Riefen untersuchen.
Wenn die serienmäßigen Gleitfunkenkerzen nicht gescheit funktionieren erodiert der
vagabundierende Zündfunken den Kolbenboden.
(Ich fahre übrigens mit einer normalen Elektrodenkerze)

- Wenn der Motor läuft und gut eingestellt ist, sollte er ganz ruhig und gleichmäßig laufen.
Eine Münze kann man zwar nicht hochkant draufstellen, aber jegliches wackeln und
unrunder Lauf läßt auf schlechte Vergasersynchronisation und schlechte Zündungseinstellung schließen.

- Wenn es mal pufft beim Anlassen, das ist normal und kommt hin und wieder vor.

- Schauen das die elektrische Startsperre noch funktioniert wenn bei eingelegten Gang
der Starter betätigt wird.

- Wenn der Motor noch die 18 Zahn Schraubenwelle hat, die Befestigung mit dem Propellerkonus prüfen. Ersatzteile gibt es hier keine mehr regulär zu kaufen.

- Ersatzschrauben gibt auch nur noch hin und wieder in der Bucht zu kaufen.

- Auf die korrekte Funktion der Kippeinrichtung und Verriegelung des Aussenborders
achten. Diese Aussenborder werden, wenn kein Powertrim vorhanden ist,
manuell mit einem kleinem Hebel verriegelt. (Ist unterhalb der Öffnungen für die Schaltkabel und Elektrokabel) Das ist oft nicht mehr funktionstüchtig und verbastelt.


Fazit: In Anbetracht des Alters und der Ersatzteilversorgung hat so ein Motor
eher das Potenzial in der Bucht als Teileträger für 100 bis 200 Euro wegzugehen,
als auf dem Gebrauchtmarkt in irgendeiner Form wertsteigernd für das Boot an dem er dranhängt zu sein.
Aus Nostalgie, mit ein paar Reservemotoren im Rücken und der nötigen Zeit für die Wartung, kann der Motor noch lange gefallen.
Wenn man aber auf fremde Hilfe für Wartung/Reparatur angewiesen ist, dann Finger weg.
Eine Werkstatt die moderne Motoren gewöhnt ist, kann und will mit sowas nichts mehr zu tun haben. Der Motor hat kein Diagnosetool bzw. Schnittstelle für ein Laptop

Ich hoffe ich konnte hier etwas hilfreich zur Entscheidungsfindung sein.

Viele Grüße

Jo
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  #5  
Alt 19.01.2014, 20:15
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Vielen vielen Dank, das muß ich mir alles erst mal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen. Auch wenns ein super Boot sein sollte, hält sich meine Begeisterung gerade in Grenzen.
Das Boot soll für meinen Vater sein, aber jetzt hab ich etwas Bauchweh bei der Sache.
Wir gucken uns die ganze Sache erst mal an und sehen dann weiter. Deine ausführlichen Infos, verraten mir ja schon das ein oder andere. Dafür erst mal
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Gruß Sven
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  #6  
Alt 19.01.2014, 23:24
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Hallo Sven,

ich wollte nicht zu sehr schwarz malen. Aber wenn das Gesamtpaket
mit Motor und Boot stimmt und der Motor nicht überbewertet wird, kann das
schon interessant sein. Dann den Motor nehmen wie er ist und fertigfahren,
mit dem Augenmerk ihn gegebenenfalls zu erneuern. Das mit dem fertigfahren
kann wenn er noch halbwegs fit ist ziemlich andauern.
Wie schon gesagt, die sind hart im nehmen.

Da ich die Kisten selber zusammenschraube und weiß, was sie abkönnen,
habe ich mit der Zeit gefallen dran gefunden.
Ist einfache Technik, die mit einfachen Mitteln und etwas Gefühl noch lange
funktionieren kann. Mein aktueller Motor geht jetzt ins 43. Jahr.

Viele Grüße

und gutes Gelingen

Jo
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  #7  
Alt 20.01.2014, 08:35
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Hallo Jo,
wir schauen uns das ganze mal an und entscheiden dann.
Wenn es zu Kauf kommen sollte, weiß ich ja an wen ich mich wenden muß, wenn Fragen zum Motor sein sollten.
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Gruß Sven
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