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Kein Boot Hier kann man allgemeinen Small Talk halten. Es muß ja nicht immer um Boote gehen. |
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Themen-Optionen |
#1
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Warum der deutsche Achter gegen Japan verlieren mußte
Das Wettrudern Vor einiger Zeit verabredete eine deutsche Firma ein jährliches Wettrudern gegen eine japanische Konkurrenzfirma. Die Regatta sollte mit einem Achter auf dem Rhein ausgetragen werden. Die Deutschen waren sich ihrer Sache sicher, da die Japaner als lausige Ruderer bekannt waren. Beide Mannschaften trainierten lange und hart, da der Ruf der Firma auf dem Spiel stand. Als der große Tag kam, waren beide Mannschaften topfit, doch die Japaner gewannen das Rennen mit einem Vorsprung von einem Kilometer. Nach dieser Niederlage war das deutsche Team tief betroffen. Einige hatten Angst um ihren Arbeitsplatz. Das obere Management entschied, dass der Grund für die vernichtende Niederlage ohne Rücksicht auf die damit verbundenen Kosten unbedingt herausgefunden werden musste. Ein Projektteam wurde eingesetzt, um das Problem zu untersuchen und einen Aktionsplan zu entwerfen. Das Ergebnis sollte in drei Monaten vorliegen. Nach sechs Wochen Untersuchungen und zwölf Teamsitzungen fand man schließlich heraus, dass bei den Japanern acht Leute ruderten und ein Mann steuerte, während im deutschen Team ein Mann ruderte und acht Leute steuerten. Ermutigt, aber nicht zufrieden engagierte das obere Management sofort eine Beraterfirma, die eine Studie über die Struktur des deutschen Teams erstellen sollte. Nach fünf Monaten und beträchtlichen Kosten kamen die Berater zu dem Schluss, dass zu viele Leute steuerten, ohne klare Zuständigkeiten zu besitzen. Im Bereich des eigentlichen Ruderns zeichneten sich statistische Beweise ab, die eine Verbesserung der Ruderleistung möglich machen sollte. Um einer weiteren Niederlage gegen die Japaner vorzubeugen, wurden Sofortmassnahmen ergriffen. Aus den acht Steuerleuten wurden die Besten herausgesucht und fortgebildet. Anschließend bestand das Team aus vier Steuerleuten, zwei Obersteuerleuten, einem Assistenten des Steuerdirektors, einem Steuerdirektor und einem Ruderer. Letzterer wurde zu einer Spezialfortbildung bei der Beraterfirma geschickt, auf der unter anderem Kommunikation unter Ruderern und Krisenmagement auf dem Lehrplan standen. Außerdem wurde für den Ruderer ein Leistungsbewertungssystem eingeführt, um ihm mehr Ansporn zu geben „ Wir müssen seinen Aufgabenbereich erweitern und ihm mehr Verantwortung geben“ Die Marketingabteilung steuerte neue Farben für das Boot und die Trikots für die Mannschaft bei, um die Identifikation mit der Firma zu verbessern. Im nächsten Jahr gewannen die Japaner mit einem Vorsprung von zwei Kilometern. Das Management entließ den Ruderer wegen schlechter Motivation und Leistungen, verkaufte die Ruder und stoppte alle Investitionen für ein neues Boot. Der Beraterfirma wurde ein Lob ausgesprochen, und das eingesparte Geld wurde dem oberem Management ausbezahlt……… Jens ( der irgendwie versucht, jeden Tag ein wenig zu rudern )
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#2
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macht es doch wie die Amis,
8 Zylinder arbeiten... und je weniger Management, umso weiter kommen sie, Moral der Geschichte, wer will schon einsamer erster sein....
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Gruss Konny Das schwierige daran zu tun was man will,
ist es erstmal zu wissen was man will. Geändert von Ölfinger (19.03.2013 um 21:51 Uhr) Grund: fuxx, nichtmal erster schreiben können.... ;)
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#3
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Das Schlimme ist, daß genau sowas unseren BWL-ern im Studium beigebracht wird und die dann auf Teufel komm raus versuchen es in der Praxis umzusetzen. Und sie sind davon überzeugt, die einzig und alleinige Wahrheit/den richtigen Weg zu kennen. Sozusagen "das Ding und die Gesamtheit des Dinges".
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Grüße Ingo ...woher soll ich wissen was ich denke, bevor ich lese, was ich schreibe... |
#4
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Zitat:
wenn ich schon sehe das Manager eine Firma nach der andern in den Ruin treiben mit dicken Abfindungen gehen und danach wieder einen Managerposten bekommen dann werd ich agresiv.
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Gruß Volker *************************************** und immer `ne Handbreit Sprit im Tank http://www.msv-germersheim.de Bin hier zu finden Inoffizielle Boote-Forum Map |
#5
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...aber am Ende war das Wasser schuld, weil es
a) naß war und b) der Physik folgend eine natürliche Fließrichtung und Fließgeschwindigkeit entwickelt hat.
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Grüße Ingo ...woher soll ich wissen was ich denke, bevor ich lese, was ich schreibe...
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#7
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ich auch
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* hoffentlich werd` ich nie erwachsen * * Heinz * |
#9
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Die Story ist uralt ... aber immer wieder nett und IMO auch lehrreich ...
Zitat:
Ich glaube außerdem, dass unsere großen produzierenden Unternehmen von dieser Geschichte nicht mehr soooo viel lernen können. Die haben alle ihre Japan-Lektionen gelernt und teilweise umgesetzt. Schaut Euch mal Automobilzulieferer an, wie die in den letzten 20 Jahren ihren Overhead und auch ihre Beratungsbudgets eingedampft haben ... Aber die meisten Behörden, viele Handwerksbetriebe und manche Mittelständler haben da noch einen langen Weg des Lernens vor sich ... Wenn ein Geselle 20,- EUR/h bezahlt bekommt, aber der Betrieb seine Arbeitsleistung für 40,- EUR/h weiterverkaufen muss, um über die Runden zu kommen, dann liegt das genau an dem Übermaß an Blindleistung und Missmanagement, worauf die Story oben zielt ... ^^
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Gruß, Thorsten Geändert von TB! (20.03.2013 um 11:45 Uhr) |
#10
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Zitat:
Ich denke, solange wir schön weiter unsere "Hochtechnologie" ( Transrapid, ICE, Kernkraft,Rüstung usw.)abbauen, verscherbeln und Anderen Ländern auf Messen tiefe Einblicke mit Auslösern gewähren, haben wir gar nichts dazu gelernt. Jens |
#11
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Zitat:
Aber was Du anführst, ist ein neues Thema und hat rein gar nichts mit der Ruderstory und Lean Management zu tun.
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Gruß, Thorsten |
#12
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Wenn man ein funktionierendes Management ersetzt, weil es dem "Zeitgeist" nicht mehr entspricht, und dann Menschen ohne jede praktische Erfahrung einsetzt, dann können die sehr viel lernen - auf Kosten des Unternehmens. Und wenn die sich dann auf die Schultern kloppen, weil das neu erfundene Rad nicht mehr 16 Ecken hat, sondern mit einen Vervierfachung auf 64 Ecken schon viel runder läuft als das alte - dann lachen sich die Alten kaputt, die hatten schon eins ganz ohne Ecken.
Aber keine Angst, das wird schon, auch die neuen lernen noch dazu. Hoffentlich überlebt die Firma diesen Prozeß.
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Gruß Ewald
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#13
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Die Story ist zugegebenermaßen uralt, aber aktueller denn je.
Ich kann und will das gar nicht für alle produzierenden Unternehmen bewerten, aber meine tägliche Praxis sagt: Hier liegst Du leider falsch. |
#14
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Zitat:
Da werden wunderbar effektiv funktionierende Strukturen zerschlagen um dann später mit viel Aufwand wiederhergestellt zu werden. Natürlich werden dazu diverse Projekte und Arbeitsgruppen benötigt.
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Gruß, Jörg! |
#15
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Zitat:
Da kommt so ein Jungspunt ohne Durchblick und teilt mir mit, ich hätte einen fürchterlich gravierenden Fehler gemacht und der müsse zur Schadensbegrenzung an den Vorstand berichtet werden. Ihr Projekt hätte 3 Wochen dran gearbeitet. Ich brauchte 3 Minuten, um den Rechen- und Denkfehler des Projektes zu erkennen. Meine Hinweise dazu wurden wurden ignoriert und der Vorstand tobte. Mein Gegenbericht war ein 3-Zeiler, der die Vorstandswelt wieder geraderückte. Über die Kosten (und Folgekosten) dieses "Projektes" wurde nie gesprochen....
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Gruß Ewald |
#16
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Jaja, der alte Siemens-Achter, der machte schon in den Achtzigern die Runde bei uns als Fotokopie. Dazu passte dann der Spruch: Wir sitzen alle im gleichen Boot, bloß die Einen rudern und die Anderen trommeln. Besser ist es dann bis zum Ende der Abteilung nicht mehr geworden,
Siggi |
#17
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... aber der Text müsste mal angepasst werden, nach rund 10 Jahren Wirtschaftsflaute und Niedergang in Japan. Vielleicht mal auf Südkorea oder Vietnam umschreiben. Die Frage ist nur, wer von uns würde denn zu deren Arbeitsbedingungen mitrudern wollen?
Gruß Jürgen |
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