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Allgemeines zum Boot Fragen, Antworten & Diskussionen. Diskussionsforum rund ums Boot. Motor und Segel! |
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#1
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Grossschifffahrt und Manövrierfähigkeit
Moin, ein weiterer Beitrag aus der beliebten Kleinserie "Entscheidungen der Seeämter":
Anfang Juli 2000 kam es in der Ansteuerung Westerschelde zu einer schweren Kollision zwischen einem Massengutfrachter und einem Frachtschiff. Diese Kollision wurde durch ein fehlerhaftes Manöver des Grossfrachters und falsche Radarberatung der Revierzentrale, vor allem aber durch ein Kleinfahrzeug, vermutlich ein Sportboot, verursacht, das dem Massengutfrachter im Nebel vor den Bug gelaufen war. Der Bulker war mit Hartruderlage nach Steuerbord ausgewichen und hatte dabei den mitlaufenden Frachter an dessen Backbordseite gerammt. Immer wieder , und deshalb auch dieses Posting, sollte man sich im Seebereich das Manövrierverhalten von Grossschiffen vergegenwärtigen: Der Bulkcarrier (LÜA 266m, BÜA 40m) hat eine Verdrängung von 63.000 to. Nach seinen technischen Daten beträgt der Drehkreis bei "Voll Voraus" (= 14,5 kn) 890m, selbst bei nur noch 4,5 kn noch 800m. Die Notstop-Strecke aus "Voll Voraus" beträgt fast genau 5.000m und das Schiff benötigt zum Aufstoppen 20 Minuten. Das Schiff ist dazu tiefgangbehindert (Tiefgang abgeladen 14,86m). Es lief zum Zeitpunkt des Ausweichens rund 10 kn. Das seinerzeitige Ausweichmanöver war überhaupt nur wegen der Tiefe und Breite des Gewässers vor der Westerschelde möglich. Das das Ausweichmanöver auslösende Boot konnte nicht ermittelt werden... (Bundesoberseeamt vom 22.11.01, Az: W 6/00)
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Gruss, Helmut DGzRS - Fördermitglied werden!
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#2
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Re: Grossschifffahrt und Manövrierfähigkeit
Zitat:
Gruß Uwe PS: Zu dem Thema gibt es auch ein nettes Buch aus der kleien Yachtbücherei: Gert Engel "Die ungleichen Partner".
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Gruß Uwe
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#3
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Interessant, mir hat man damals in (auf?) der Westerschelde beigebracht, daß die großen Pötte einem Kleinfahrzeug grundsätzlich nicht ausweichen... u.a. eben weil Ausweich- und Stoppmanöver nicht kurzfristig möglich sind.
Hm, im Nebel war das. Dort ist das Queren des Fahrwassers bei Normalsicht ja schon ein Abenteuer für sich. Leider erfahren wir wohl nicht, was die Ursache des Dem-Dicken-vor-den-Bug-Laufens war. Wurde der vielleicht vom Radarlotsen fälschlicherweise dorthingeschickt? Oder einfach Leichtsinn? Ich fühle mich für meine Überlegungen in einem solch befahrenen Revier jedenfalls auf der sicheren Seite, wenn ich davon ausgehe, daß die Jungs im Zweifelsfall eben nicht ausweichen und wundere mich weiter über das vorgenommene Manöver. Weil: im Zweifelsfall weicht der Dicke genau dahin aus, wohin ich mich dann selber freihalten will. Dann doch lieber dort im Nebel nicht queren und einen Hafen auf der ungefährlichen Seite anlaufen. Gruß Tilo |
#4
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Zitat:
Das Ausweichmanöver des Bulkcarriers war ein "Manöver des letzten Augenblicks" in Sinne der KVR und so von der Revierzentrale auch stillschweigend gebilligt worden, obwohl auf deren Radar der mitlaufende Frachter geplottet worden und eine Kollisionsgefahr zumindest nicht ausgeschlossen war. Der "Vessel Traffic Service Scheldemond" wurde vom BOSeeA dementsprechend gerügt, den Frachter nicht auf das Hartrudermanöver aufmerksam gemacht zu haben.
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Gruss, Helmut DGzRS - Fördermitglied werden! |
#5
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Dann heißt das aber letztlich: man muß davon ausgehen, daß alle, eben auch die dicksten Frachter und Tanker, das MdlA im Sinne der KVR fahren werden. Und wenn man so einen zum Manöver zwingt, noch mehr Gefahren heraufbeschwört werden (können), als daß man sich nur selbst gefährdet. Macht die Sache irgendwie nicht einfacher.
Gruß Tilo |
#6
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Auf der Westerschelde ist wirklich extrem traffic.
Im Frühjahr waren so ca. 20 Segelschiffe unseres Clubs als Flotille nach Belgien (Blankenberge) unterwegs - auf der Rückfahrt wurden die Schiffe (bei der Revierzentrale angemeldet) sogar von der Wassersch.Polizei beim auslaufen in Breskens empfangen und während der Überquerung der Westerschelde durch ein Boot der WaPo begleitet. Begründung der WaPo - hohes Verkehrsaufkommen und präventive Sicherheitsmaßnahme. Gruß Sunwind |
#7
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Hi Allesamt,
also, ich habe massiven respekt vor den dicken Dingern ! Wenn so ein Riese unsereins überläuft, merkt der das gar nicht ! Zum Glück kommen wir nicht oft in den Genuss, eine Seeschiffahrtsstrasse queren zu müssen. Wenn wir aber z.B. im Großen Belt queren, heisst es : Wenn Du ihn am Horizont siehst, halt dich zurück, denn dann ist er in drei Minuten ÜBER Dir. Schaut euch mal diese Container-Aufbauten an und zieht eine Sicht-Linie von der Brücke nach vorn. DAS ist ein toter Winkel !!!! Das der genannte das Sportboot überhaupt gesehen hat ! Gruß Martin Lieber Vorsichtig als tot... |
#8
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Zitat:
Das Kleinfahrzeug wurde vom Radar des Bulkers erstmalig - als noch unsicheres, sehr schwaches Echo- in 2 sm Entfernung aufgefasst. Sichtkontakt zu dem Ausweichpflichtigen hat zu keinem Zeitpunkt bestanden.
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Gruss, Helmut DGzRS - Fördermitglied werden! |
#9
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Ích weiß ja nicht, ob es das noch gibt, aber früher hat die England-Fähre regelmäßig für Segler angeboten, auf der Brücke mitzufahren.
Ist ein interessantes Erlebnis für alle, die noch nie hoch oben auf einem Schiff gestanden haben. Ich bin außer auf unserem Kümo oft auf der Brücke von Kreuzfahrtschiffen wie der EUROPA (aber auch FEDOR DOSTOJEWSKI, MAXIM GORKI usw.)gewesen - und seit damals gehe ich allem, was größer als ne Barkasse ist, weit weit aus dem Wege. Ein Segler verschwindet wahnsinnig schnell schon in weiter Entfernung unter dem Bug - und dann kann der Diensthabende zittern, ob es kracht oder nicht. Weil ich damals schon gesegelt habe, waren für mich solche Begegnungen natürlich besonders interessant. Anneke |
#10
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apropo Brücke, auf den Kiel-Oslo-Fähren kann man zusätzlich auch den Motorenraum besichtigen (bei Abfahrt anmelden)
da kann Cyrus dann mal nen richtigen Motor sehen und nicht nur so'ne vermickerten 5,7-Liter-Minis cu Tom |
#11
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Zitat:
Aber die RICHTIG großen Motoren, kenne ich aus der Lehre.
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Mit sportlichen Grüßen ᴒɦᴚᴝϩ Mercruiser, Mercury, Mariner, Force, Westerbeke, Universal Propeller - Abgasanlagen - Generatoren Qualität zu kaufen ist die cleverste Art des Sparens. Siehe auch www.kegel.de Anfragen bitte telefonisch 04508/777 77 10 oder per WhatsApp 04508/777 77 10 stellen. Kontaktdaten und Impressum |
#12
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Zitat:
Die www.kreuzer-abteilung.org (->"Praxistraining Navigation") bietet so etwas regelmässig an auf der Linie HH - Harwich.
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Gruss, Helmut DGzRS - Fördermitglied werden! |
#13
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Zitat:
cu Tom |
#14
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Zitat:
und wieviel Hubraum hat Dein Motor?
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Mit sportlichen Grüßen ᴒɦᴚᴝϩ Mercruiser, Mercury, Mariner, Force, Westerbeke, Universal Propeller - Abgasanlagen - Generatoren Qualität zu kaufen ist die cleverste Art des Sparens. Siehe auch www.kegel.de Anfragen bitte telefonisch 04508/777 77 10 oder per WhatsApp 04508/777 77 10 stellen. Kontaktdaten und Impressum |
#15
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Man könnte den Titel ja auch ironisch auffassen - dazu paßt dann der folgende Auszug aus "Geisterfahrer an Tonne 69"
Zitat:
Also - bloß weit weg von diesen Schiffen! Anneke |
#16
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Ja, Abstand halten und deutliche Manöver fahren ist wohl der beste Weg. Ab und zu wird man dann auch mit Freundlichkeit belohnt. Vor ein paar Wochen wollten wir vom Stollergrund kommend das Fahrwasser in der Kieler Förde kreuzen. Von See kam ein größeres holländisches Kümo. Bei uns das übliche Spiel, steht die Peilung, ja, könnte klappen, ach was, was soll der Stress, also drehe ich deutlich ab um hinter dem Schiff durchzugehen. Das trägt uns einen kurzen Ton aus dem Horn und ein freundliches Winken von der Brückennock ein. Na bitte, so geht es doch auch.
Gruß Ramsey |
#17
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Ich denke, für jeden wäre es ein blödes Gefühl, ein anderes Boot überzumangel. Deshalb, denke ich, würden auch Große eher mal versuchen auszuweichen als einfach zu sagen "Pech gehabt, klappt ja eh nicht".
Ich war um Elba rum mit zwei verschiedenen Skippern zwecks Scheinerwerb unterwegs, und es war ganz interessant, wie unterschiedlich die auf die Portoferraio anlaufenden Fähren reagierten. Skipper 1 sagte immer "o-oh, lieber schnell weg, da weiss man nie". Skipper 1 ist 25 Jahre alt und wohl hauptsächlich im Mittelmeer gesegelt. Skipper 2 sagte meistens: "Kurs halten, und zwar ganz deutlich, der ist ausweichpflichtig." Und die Fähren sind auch brav um uns herumgefahren. Skipper 2 ist 50 Jahre alt und 15 Jahre Ausbildung auf der Ostsee gefahren. Gut, die Fähren sind da schon nicht mehr so schnell, weil kurz vor dem Hafen. Und es sind ja auch keine Riesen. Aber im Zweifel würde ich auch immer sehen, dass ich wegkomme. |
#18
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Woher habt ihr eigentlich solche Fälle? In der Zeitung liest man ja nur selten eine kleine Notiz, und im Netz habe ich vergeblich nach den Sprüchen des Seeamtes gesucht. Ich finde sowas aber immer ganz interessant und auch lehrreich.
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#19
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Hallo Anja,
mit den Fähren ist es überall auf der Welt anders. Hier auf der Weser zum Beispiel sind die Fähren wartepflichtig, weil sie das Fahrwasser queren und alles was im Fahrwasser ist Vorfahrt hat. An den Wochenenden haben sie dann schlechte Karten, ihren Fahrplan einzuhalten bei all den Sportbooten, die unterwegs sind. Die meisten Sportbootfahrer kennen das aber und fahren dann auch mal im Pulk langsamer, damit die Fähre rüberkommen kann. Lustig wirds, wenn ein Fremder hier unterwegs ist, der denkt, daß Berufsschiffahrt grundsätzlich Vorrang hat. Der fährt dann wilde Kringel und wundert sich, daß die Fähre nicht losfährt - die Fährbesatzung wundert sich auch und weiß nicht so recht was tun. Und am schönsten ist es wenn ein Hochzeitspaar über die Weser will - weil dann dreht sich die Fähre in der Fahrwassermitte dreimal und alle anderen (revierfremden) wissen nicht was das soll ...... Aber da passen die Fährbesatzungen schon auf, notfalls lassen sie eine Fahrt sausen nur damit sie das Hochzeitspaar drehen können. Merke: Der Umgang mit der Berufsschifffahrt hat viele Möglichkeiten..... Anneke |
#20
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Zitat:
es gibt eine Entscheidungssammlung der Sprüche der Seeämter und des Bundesoberseeamtes, herausgegeben vom BSH. Diese Sammlung haben wir (Anwaltskanzlei) abonniert.
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#21
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Och.
Und interessierten Laien bleibt dann nur, darauf zu warten, dass nette Menschen einzelne Fälle ins Netz stellen...? Schade. |
#22
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Zitat:
Gibt's auch im Buchhandel.
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#23
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Zitat:
cu Tom |
#24
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zum thema wegerecht:
es gibt alte skipper es gibt wagemutige skipper es gibt keine wagemutigen alten skipper holger |
#25
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Zitat:
habe ein Buch "auf Rettung ist nicht immer Verlass" und "Yachtunfälle". Da stehen dir die haare zu Berge und du fragst dich, wie so viele Skipper so dämlich sein können! Wenn es dich interessiert, suche ich dir den verlag mal raus... Gruß Willy |
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