Fahren mit einem Motor

[Ostseefan]

Moin liebes Forum,
nach 20 Jahren in diesem Forum, in denen ich bislang alle meine offenen Fragen per Suchfunktion gefunden habe, muss ich jetzt mal eine Frage stellen, die wahrscheinlich auch schon 1000 Mal beantwortet ist, die ich nur nicht korrekt in der Sufu eingegeben habe.
Ich liege mit meinem Boot an der Ostsee und würde mir fürs "Alter" gern ein etwas größeres Boot zulegen, mit dem ich einerseits auf der Ostsee voran komme, andererseits aber auch über die Kanäle Hollands und Frankreich fahren kann. Deshalb suche etwas mit 2 Motoren. Da ein Boot mit dem Antrieb zweier Motoren wohl zu schnell für diese Kanäle ist, dachte ich mir, ein Motor reicht hier fürs Vorankommen mit 4-5 Knoten, was dann ja auch spritsparend und somit umweltfreundlicher ist. Jetzt hat mir allerdings ein Eigner eines Bootes, das in Frage käme, gesagt, dass sein Vorgänger wiederum dazu geraten hat, immer mit beiden Maschienen zu fahren, da sonst etwas überhitzen kann, was auch immer. Es handelt sich um ein Boot mit 2 Dieselmotoren und Wellenantrieb. Gibt es hier tatsächlich Getriebe, Antriebswellen oder ähnliches, die überhitzen oder kaputt gehen, wenn sich ein Propeller nur durch die Fahrt dreht?
Wie gesagt, wenn es schon Beiträge dazu gibt, ein kleiner Tip reicht.

Gruß

Denis

[Frank-HH]

Moin Denis,

so steht es z.B. in der Bedienungsanleitung für ein Hydraulisch geschaltetes ZF 63.

"Wird das Boot geschleppt oder verankert, kann sich der Propeller durch die Wasserströmung drehen. Dies stellt keine Gefahr für das Getriebe dar. Bei einem Boot mit zwei Motoren kann der freilaufende Propeller des nicht benutzten Getriebes keinen Schaden verursachen. Wenn der Motor abgeschaltet ist, ist die Stellung des Schalthebels unwesentlich."

Es wird doch auch 2 Anzeigen für die Temperaturen geben, die Du ggf. mehr beachten kannst.

[bootpik7]

Hallo Denis

ich bin fast 20 Jahre in NL + Belgien mit mit einer ARGO mit 2 x Volvo Benzinern gefahren. Dabei natürlich überwiegend Kanäle. Kanalfahrten gingen überwiegend mit einer Maschine, dabei wurde abwechselnd mit Backbord u. Steuerbord gefahren. Diese -bummelei- hat weder den Getrieben (Z-Antriebe) noch den Maschinen geschadet. Wartungsarbeiten wurden jährlich von einem Fachbetrieb in Roermond durchgeführt. Das Boot ist heute noch in Roermond unterwegs (der Eigner ist auch im Forum unterwegs).
Heinz

[goec2468]

Bei Tuckerfahrt mit Kanalgeschwindigkeit wird nichts überhitzen, dabei wird so wenig Leistung abgerufen ...
Wie Heinz würde ich nur daruf achten, dass beie Motoren etwa gleich lange laufen.

Gruß

Götz

[Paddy]

Ich glaube überhitzen ist hier nicht das thema.
Das problem kann sein, je nach Getriebe kann das kaputt gehen.
Diverse Getriebe sind mit einer Ölpumpe ausgestattet, die vom Motor angetrieben ist. Ohne Motorlauf= kein Öldruck= keine Schmierung.
Dreht sich nun immer die Propellerwelle, kann durch die fehlende Schmierung ein Schaden passieren.
Bei Z Antriebn ist das unrelevant, da diese im Ölbad laufen.

Es kommt immer auf das Getriebe an. Hier muss man individuell prüfen.

Autos mit Automatikgetriebe dürfen eigentlich auch nicht einfach geschleppt werden. Hier werden zum Teil mechanisch die Getriebe abgekoppelt.

Die nächste Frage ist allerdings auch, wie ist das manövrieren mit nur einem Motor? Je nach Boot kannst du dann nur in eine Richtung abbiegen. Jedes Boot reagiert anders.

Theoretisch ist es aber machbar.

[Bergi00]

Lenkung….
Bei einigen Booten , hängt die Servolenkung nur auf einer Maschine.

[Ostseefan]

Danke für eure Antworten, dann muss ich mal rausbekommen, was für Getriebe hinter den Motoren hängen.
Gruß

Denis

[Kanalschwimmer]

Ich bin in letzter Zeit aus verschiedenen Gründen mit nur einem Motor gefahren - da passierte gar nichts. Wenn das Getriebe augekuppelt ist, dreht sich auch nix und selbst wenn, dreht es sich halt. Wenn ein Boot mit ausgekuppelten Getrieben am Rhein bei 6km Strömung vor Anker oder am Steg liegt, dreht sich auch nix und zu heiß wird erst recht nix. Auch nach Wochen und Monaten nicht.

Bei vielen Tuckerfahrten liebe ich es geradezu, einseitig zu fahren und Sprit zu sparen. Und mein Stahlkahn erreicht seine Rumpfgeschwindigkeit auch problemlos mit einer Maschine. Und würde er dann bei ca. 2500 Touren heiß, läge das Problem sicher nicht am anderen Motor.

Nur beim Manövrieren, An- und Ablegen, Schleusen etc. - da finde ich einen außermittigen Antrieb schon eher kontraproduktiv und bevorzuge 2 laufende Motoren. Wenn man sich einmal daran gewöhnt hat, will man nichts anderes mehr und sein Bugstrahlruder gegen eine Kiste Bier eintauschen.

[Roli63]

Unser Boot hat auch 2 Motoren und wir fahren jetzt sein Jahren meistens nur mit einem Motor. Wechseln aber so im Sundentakt ab. In den Kanälen einmotorig mit ca. 1000 bis 1200 Rpm. Sonst sind wir ev. bereits zu schnell. Die 2. Antriebswelle dreht da jeweils ordentlich mit. Ist aber sonst problemlos.
Zum manöverieren in engen Stellen, engen Kurven und in Schleusen schalten wir den Kurvenäusseren bzw. 2.Motor jeweils halt dazu. Mit dem Ruder müssen wir so ca. 20° Gegenlenken. Je schneller wir unterwegs sind um so weniger müssen wir Gegenlenken. Ab ca. 8-9 Kn. fahrt sind wir dann immer mit beiden Motoren unterwegs.
Unser Stb. Motor lädt die Verbraucher-Batterien und heizt den Boiler auf und der BB Motor die Starter-Batterien.
Wir haben ZF-220A Marine-Getriebe an Volvo TAMD63P

Gruss Roli

[Ostfriesen]

Zitat von Bergi00

Lenkung….
Bei einigen Booten , hängt die Servolenkung nur auf einer Maschine.

Tatsächlich ein wichtiger Hinweis.

Selten sind die Nebenaggregate redundant auf beide Maschinen verteilt.
Das gilt es zwingend zu beachten.

[WollyCGN]

Ein Vereinskollege (Ingeneur) hat mir auch folgenden Hinweis gegeben:
Einige Boote haben eine (Wasser-)Kühlung für das Wellenlager. Wenn sich die Welle nun durch die Fahrt ständig mitdreht und nicht gekühlt wird ...

[Lady An]

In meinem Boot werkeln 2 Deutz DT 44 Maschinen. Serienmäßig sind 2 Typ ZF45 Getriebe verbaut. Ich fahre zu 90-95% immer nur mit einer Maschine. Immer abwechselnd alle paar Stunden. Die Wellenlager sind wassergekühlt. Die Temperaturen der an den beiden Wellenlagern angebrachten Thermometer zeigen bei Motor in Betrieb zwischen 30 und 40 Grad C Temperatur an. Die Temperatur von dem im Leerlauf befindlichen Wellenlager liegt immer ca. 5-10 Grad C darunter an. Beide Thermometer haben eine Funktion bei der die max. erreichte Temeratur gespeichert wird und man diese dann abelesen kann. Die max. Temp. bei mir waren einmal 47 Grad C. Laut Hersteller der Wellenlager sollen Temperaturen über 80 Grad C vermieden werden. Also null Probleme mit den Wellenlagern bei ein- oder ausgekupelten Getrieben ohne das die dazugehörende Maschine läuft.

[Oldskipper]

Wassergeschmierte Wellenlager werden teilweise vom Motorkühlkreislauf druckbeatmet. Steht der Motor, fällt die Schmierung aus.
Getriebe wurde schon erwähnt.

Wenn der Voreigner da einen Hinweis hinterlassen hat, liegt zumindest der Verdacht nahe, dass es an einer der genannten Stellen Probleme geben könnte.

Gerade bei Verdrängern, ist der zweite Motor ja auch so etwas wie eine Sicherheitsreserve. Es wäre ja fatal, wenn das Boot mit nur einer Maschine nicht vollumfänglich funktioniert.

Tatsächlich gibt es aber solche (Fehl)Konstruktionen. Eine pauschale Antwort im Sinne von geht/ bzw geht nicht. Kann man so nicht geben.

Ich hab zwar nur eine Maschine, aber wenn ich auf der Elbe vor Anker liege, dreht die Welle erstaunlich fix. Hab mich dann schlau gemacht, dem bei mir verbautem Getriebe macht das nichts.

[Joggel]

Hallo
@ Lady An. Sind die Leitungen für Wellenschmierung mit einem automatischen Entlüfter versehen? Wenn ja, dann steht da ja immer Wasser drin. Es kann dann ja keine Luft drin sein.
Gruß Joggel

[Lady An]

Das weiss ich nicht. Gibt halt bei jeder Wellendichtung einen Ein- und einen Ausgang. Ich muss die Schläuche einmal nachverfolgen, hat mich bisher nicht interessiert da die Temperaturen ja voll im Rahmen liegen.