Küstenmotorschiff an der Kette

[atlas]

Moin moin,
in Duisburg - Ruhrort liegt seit 6 Wochen das Küstenmotorschiff "MIKE"
still. 5 Mann Besatzung haben seit über 3 Monaten keine Heuer mehr bekommen. Der Charterer aus Holland ist wohl Pleite und meldet sich
wie auch der Eigner aus Zypern nicht mehr bei der Besatzung.
Auf Grund mehrerer technischer Mängel hat die Seeberufsgenossenschaft das Schiff stillgelegt. Die Besatzung hatte in der letzten Woche nichts mehr zum Essen und kein Trinkwasser an Bord.
Nachdem wir davon erfahren hatten haben wir sofort aus der eigenen Tasche Verpflegung gekauft.
Von der Hafenverwaltung wurde ein Liegeplatz mit Wasser und Strom zur
Verfügung gestellt. Der Ruhrorter Bürgerverein hat ein Spendenkonto eingerichtet:
Stichwort "MIKE"
BLZ 350 60 386
Konto 7129900028
Volksbank Rhein Ruhr
Wenn die Besatzung jetzt nach Hause fährt bekommen sie niemals mehr ihre Heuer. Also müßen sie an Bord bleiben!
In 45 Berufsjahren hatte ich so etwas noch nicht erlebt wie brutal
eine Reederei mit einer Besatzung umgeht.
Mit freundlichen Grüßen
Rolf Karmineke

[Esmeralda]

Hallo Rolf,

das gibt es hier an der Küste schon mal öfter, meistens machen dann die Seemannsmission und die ITG (???) darauf aufmerksam und kümmern sich auch.

Anneke

[nixbart]

Vielleicht können die das Schiff ja in EInzelteilen verkaufen und so ihre Heuer dabei raus holen. Wenn sich eh keiner mehr drum kümmert .... !
Ich nehem das Fernglas von der Komandobrücke.

[atlas]

Moin moin,
an der Küste habe ich das auch schon öfter erlebt, aber hier im Binnenland?
Nach der Wende lagen in Regensburg und Passau viele Rumänen,
die wurden vom Sozialamt betreut.
Die Ausrüstung des Schiffes verkaufen ist nun mal "nicht legal",
und wirklich das "Letzte".
Als Kapitän würde ich die Papiere einfach mitnehmen bis zur Bezahlung!
Mit freundlichen Grüßen
Rolf Karmineke
PS Vielleicht kann sich der ein oder andere zu einer Geldüberweisung
aufraffen.

[Andi.]

Zitat von nixbart

Vielleicht können die das Schiff ja in EInzelteilen verkaufen und so ihre Heuer dabei raus holen. Wenn sich eh keiner mehr drum kümmert .... !
Ich nehem das Fernglas von der Komandobrücke.

ich den Aschenbecher

[Akki]

http://www.rp-online.de/public/artic...estrandet.html

[VirginWood]

Im Rostocker Fischereihafen liegt ein Frachter bereits seit einem Jahr an der Kette! Die Besatzung ist auch russisch.

[Akki]

...dass die sowas aber auch nicht auf "russisch" lösen können...

[Frieslandfan]

Zur Zeit ein Filmbericht im WDR 3
http://www.wdr.de/tv/huh/

[Capt. Manni]

Zitat von Anneke

Hallo Rolf,

das gibt es hier an der Küste schon mal öfter, meistens machen dann die Seemannsmission und die ITG (???) darauf aufmerksam und kümmern sich auch.

Anneke

Hallo, Anneke,

Du meinst sicherlich die ITF, dieses ist allerdings nur eine Gewerkschaft, die versucht, ausländische Seeleute durch Beeinflussung zu Streiks für höhere Löhne, angepasst an europäische Verhältnisse, zu motivieren.
Die ausländischen Besatzungsmitglieder haben einen Heuervertrag unterschrieben. Wenn ein russisches oder philippinisches Mannschaftsmitglied $ 500,00 im Monat verdient, ist dieses in unseren Augen sicherlich nicht viel. Wenn dieser Mensch, da er ja Unterkunft und Verpflegung frei hat, per Ziehschein monatlich $ 300,00 nach Hause überweist, ist das für die Dortigen (Frau, Kinder, meist auch Verwandtschaft) sehr viel Geld. Dafür gibt es in den, meist asiatischen Ländern, aber auch Russland und Polen, Crewing-agents ohne Ende.
Man kann allerdings russischen oder polnischen Kapitänen nicht ihre Qualifikation absprechen, obwohl ich viele mit gewissen Kartoffelschnaps-Problemen kenne.
Einen Verschiffer interessiert nicht der Standard der crew oder des Schiffes, hier ist nur der Preis ausschlaggebend. Ein Schiff unter deutscher Flagge mit den hiesigen Löhnen, den Sozialabgaben, den Sicherheits- und Ökovorgaben segelt irgendwann unweigerlich in die Pleite (siehe Hapag-Lloyd).

[Pusteblume]

Zitat von Capt. Manni

...
Du meinst sicherlich die ITF, dieses ist allerdings nur eine Gewerkschaft, die versucht, ausländische Seeleute durch Beeinflussung zu Streiks für höhere Löhne, angepasst an europäische Verhältnisse, zu motivieren.
Die ausländischen Besatzungsmitglieder haben einen Heuervertrag unterschrieben. Wenn ein russisches oder philippinisches Mannschaftsmitglied $ 500,00 im Monat verdient, ist dieses in unseren Augen sicherlich nicht viel. ....

Na, die Kollegens bekommen offensichtlich auch nicht ihre paar hundert Euro und ihre freie Bordverpflegung. Da wird´s dann doch eng.

[Capt. Manni]

Zitat von Pusteblume

Na, die Kollegens bekommen offensichtlich auch nicht ihre paar hundert Euro und ihre freie Bordverpflegung. Da wird´s dann doch eng.

In diesem Falle sicherlich korrekt. Ich meinte nur bei "normalem" Verlauf der Dinge

[Flybridge]

Hallo Rolf,

ich habe den Bericht über euren Verein und die Aktivitäten in Bezug auf die Mike zufällig im Fernsehen gesehen und war wirklich gerührt.

Das sind einfach nur arme Schweine.

Ich werde ein paar EUR locker machen.

[BleckPearl]

hallo, ich wohne in Oberhausen und bevor ich Geld überweise würde ich gerne oder lieber persönlich hinfahren, ich hoffe nur es sieht nicht doof aus wenn ich mit einigen Lebensmitteln bei den Jungs ankomme, und wo genau liegen Sie. Ich habe keine Probleme Ihnen zuhelfen, evtl bekomme ich sogar aus der Verwandschaft noch einige Euros für den Einkauf, oder jemand der dieses ließt kommt evtl mit???

[jetfish]

Ich glaube gelesen zu haben das die Jungs nur noch Kohle brauchen,um zu Hause Rechtliche Schritte einzuleiten....Verpflegt werden sie wohl ganz gut.....

Gruß Jet

[BleckPearl]

dafür habe ich auch noch ein paar euro über, hauptsache es hilft Ihnen.

[atlas]

Moin moin,
zwei der Besatzungsmitglieder haben vom Reisebüro Tickets für den
Rückflug bekommen. Der Eigentümer hat vor soviel Öffentlichkeitsarbeit
Angst bekommen und will jetzt den Lohn (Heuer) ausbezahlen.
Sonst wird das Schiff in Holland versteigert. Innerhalb 6 Wochen geht das dort über die Bühne. In Deutschland mindestens ein Jahr bis zur Versteigerung. Bei den Forderungen steht dann die Heuer an erster Stelle.
Wir hatten die Botschaft und das Sozialamt eingeschaltet. Ein Rechtsanwalt hatte die Verbindungen hergestellt. Die Besatzung hatte tatsächlich nicht mehr zu Essen an Bord, die Schränke waren leer und
getrunken hatten sie Hafenwasser. Hätten diese Leute bei mir angerufen,
innerhalb 1 Stunde wäre ein Bunkerboot mit Trinkwasser am Kümo gewesen. Aber die Besatzung ist ganz bescheiden und hatte sich nicht getraut. Sobald alles bezahlt ist kann der Eigentümer mit dem Schiff zur Werft fahren und die notwendigen Arbeiten durchführen lassen.
Ich glaube jeder andere Mensch mit ein bißchen Herz hätte der Besatzung genauso geholfen. Zuerst etwas zu Essen einkaufen und dann weitere Schritte einleiten. Mit man "müßte" kommt keiner weiter.
Hoffentlich wird alles "Gut".
Mit freundlichen Grüßen
Rolf Karmineke
(früher "Rheinfels")

[atlas]

Moin moin,
heute am Mittwoch, ist der Kapitän auch nach Hause geflogen.
Wir haben es geschafft!
Erst die große Öffentlichkeitsarbeit hat den Eigentümer des Schiffes überzeugt: Er hatte am Montag die komplette Heuer (Lohn)
auf unser Notarkonto überwiesen. Da war die große Angst das das
Schiff innerhalb von 6 Wochen versteigert wird. Diese Drohung war Super.
Der Eigentümer hatte nähmlich gedacht die Besatzung fährt wenn sie nichts mehr zu Essen hat per Anhalter nach Hause. Jetzt kommt die neue Besatzung und erst mal muß das Schiff nach den Reparaturen frei gegeben
werden. So etwas hatten wir in Duisburg noch nicht erlebt wie brutal
manche Leute mit ihren schutzbefohlenen umgehen. Briefkastenfirma auf
Zypern... Die Besatzung hat noch einmal Glück gehabt!
Der "Ruhrorter Bürgerverein e. V. hatte alles eingeleitet und bedankt sich für die Spenden die vom Notar verwaltet worden sind.
Mit freundlichen Grüßen
Rolf Karmineke
(früher "Rheinfels"

[Akki]

Wieviel Spenden sind denn für diese Aktion zusammen gekommen ?