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Allgemeines zum Boot Fragen, Antworten & Diskussionen. Diskussionsforum rund ums Boot. Motor und Segel!

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  #1  
Alt 28.04.2003, 09:55
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Platscher Platscher ist offline
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Standard Nie leichtfertig "Halte mal!" sagen...

Moin....

Anleitung für einen versauten Sonntag:
Sicherer Vorwindkurs ist deshalb sicher, weil der Rudergänger dafür sorgt, dass Wind immer leicht seitlich in die Segel einfällt – soviel zur Theorie!
Wenn nun der Rudergänger (Skipper, also ich) auf die Idee kommt etwas anderes tun zu müssen, als zu steuern, und einem zugegebenen vollkommen unerfahrenen Mitsegler ein kurzes „Halte mal…“ als Aufgabe gibt, kann er genau diesen Kurs nicht mehr sicherstellen. Wenn dieser Mitsegler nun der Meinung ist „Halte mal…“ bedeutet, das sich die Pinne nicht bewegen darf, kann das durchaus verhängnisvolle Konsequenzen haben – auch wenn man ihm natürlich grundsätzlich keinen Vorwurf daraus machen kann.

Eine Möglichkeit dieser Konsequenzen ist nun eine Patenthalse, die bei den gestrigen fünf bis sechs Windstärken bei einem 20 Fuß Boot schon das Rigg in Gefahr bringen kann. Ich verrate schon mal, dass es dazu aber nicht gekommen ist. Letzte Vorraussetzung für das, was stattdessen passierte ist, dass ein gut getrimmtes Segelboot immer ein kleines bisschen luvgierig ist und das Wasser in Luv viel „heller“ ist als das in Lee.

Die Kettenreaktion sieht dann etwa folgendermaßen aus:

Windbö dreht das Boot nach Steuerbord, das „helle“ Wasser in Luv wird zu „hellem“ Wasser recht voraus – Skipper sieht es und sagt: „Steuern nicht vergessen!“ – Rudergänger antwortet: „Wohin?“ – Skipper verspürt einen ziemlichen Druck in der Magengegend, als sich der Bug ungefähr 50cm absenkt, und die Fahrt mit Null Metern Bremsweg endet.

Skipper hechtet zu Fock- und Großschot und löst beide innerhalb von 2 Sekunden (subjektives Zeitempfinden). Immer noch in besagter Bö also gut sechs Windstärken zerren an den Segeln, die Fock läst sich so nur zum Teil aufrollen und es entsteht der befürchtete „Sack“ auf halber Höhe der Rollanlage. Großsegel ist schnell geborgen. Fock wieder ausgerollt, und kontrolliert eingerollt – diesmal ohne Sack. Die erste Idee, nun den Rudergänger anzumeckern wird als kontraproduktiv schnell wieder verworfen.

Als Informatiker kann ich nicht anders, als die weiteren Schritte systematisch zu planen:
  • Lage: festliegend auf ca. 1 Meter Wassertiefe, Wind um fünf Bft. von Steuerbord, nächste Boenwalze mit Regenschauer in Sicht. Es kann also eigentlich nur noch besser werden.
    Plan A: Vorwärts auf die Sandbank rauf, also rückwärts wieder runter.
    Plan B: In Lee ist tiefes Wasser also Boot 90 Grad nach Lee drehen, dann Fock hoch und übern Schlick rutschen. Dazu Motor AK Voraus.
    Plan C: Alles Gewicht nach Lee, Großsegel setzen und mit der nächsten Bö quer über den Schlick rutschen
    Plan D-Z: Aussteigen und Schieben – Ende April nicht wirklich!
Skipper klappt also den Außenborder ins Wasser und rupft an der Leine zum starten. Enttäuscht wenn ich sage er ist sofort angesprungen? Rückwärtsgang eingelegt. Leider springt der Gang wieder heraus und der Skipper drückt ihn wieder rein. Ihm entgleitet ein kurzes unpassendes „Schei….“, als die Drehzahl enorm zunimmt. Das kennt Skipper schon, wenn der Scherstift an der Schraube sich in seine Bestandteile zerlegt hat. Skipper stoppt den Motor und klappt den langschäftigen Außenborder wieder hoch – Schraube und zerlegter Scherstift sind in diesem Fall ca. ein Meter fünfzig hinter dem Boot, also unerreichbar. Plan A und B sind in diesem Moment obsolet.
Plan C führt hingegen binnen Minuten zum Erfolg. Sobald wieder Fahrt im Boot ist, Fock ausrollen und auf „sicherem“ Vorwindkurs zurück ins Fahrwasser. Skipper wundert sich nun über ein nie zuvor bemerktes dreieckiges Guckfenster in der Fock – ungefähr dort, wo vorhin der besagte „Sack“ war (ca. 70x25 cm.) Die Fock wird also tunlichst wieder aufgerollt.
Nun ist die Trave ab Höhe der Holzwiek nicht mehr wirklich gut zum Kreuzen geeignet, vor allem nicht ohne Fock und mit „semieingespieltem Team“. Also: Daumen raus und einen netten Skipper als Abschlepper gesucht. Letzterer nimmt schnell die Leine auf und schleppt uns zu einem Steg, an dem wir in zwei Minuten den defekten Stift austauschen.

Was haben wir nun gelernt?
  • Bei Starkwind keine Anfänger mitnehmen, bzw. nicht mit einfachen Aufgaben betrauen.
    Auch auf einem 20 Fuß-Boot ein Schlauchboot als Dingi für Reperaturen am Motor vorhalten.
    Beim Umgang mit dem Motor auch unter Stress die Ruhe bewahren.
    Bei Zeiten eine Sturmfock für so ein Wetter besorgen.
    Doch einen UKW-Schein machen und ein Funkgerät besorgen.
    Immer eine Flasche Rotwein als Dank für Hilfsbereite Skipper vorhalten.

Skipper wollte eigentlich in drei Tagen auf Tour, und nun fehlt ihm ein Segel. Hat zufällig jemand noch eine gebrauchte Fock für mich und meine Carina 20 im Keller, von der er sich trennen möchte? Ein neues Segel würde zurzeit mein Budget etwas sprengen. Das alte Segel war 5,50 Meter am Vor- und 2,50 am Unterliek. Es wird mit Stagreitern befestigt.
Wer kennt sich mit Segeln aus und kann mir sagen, ob eine Reparatur machbar ist, und ob sich das bei dem alten Tuch lohnen würde?


bye Hinnerk
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  #2  
Alt 28.04.2003, 11:18
Segelwilly
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Moin,
anderer Vorschlag:
Mitsegler einweisen, wenn es noch nicht brennt, steuern lassen wenn man daneben sitzt, Hilfen geben, Gefühl für das Boot vermitteln, Vertrauen in das Boot schaffen lassen.....und so fort.
Wir sind im letzten Jahr das erste Mal mit einem Kajütboot, Neptun 22 gesegelt. Ein Segelschein war nicht vorhanden, lediglich blasse Kenntnisse aus der Jollenzeit auf dem Möhnesee....über 20 Jahre her.
Das Ijsselmmeer haben wir erst einmal Ijsselmeer sein lassen und uns auf dem Groote Beeken getummelt.
Zugegebenermaßen haben wir beim ersten Mal und Windstärken um 6/7 die Segel eingerollt, den Quirl angeworfen und uns in den Hafen verzogen aber nach der ersten Woche sind wir, meine Frau, (nie gesegelt) und ich schon als Team über den Teich geschippert. Natürlich haben wir größte Vorsicht walten lassen und jeden Gedanken, "wir können segeln" weit von uns geschoben. Beim zweiten Törn, das war ein 14tägiger Rundkurs, Ijsselmmer und Kanäle fühlten wir uns trotz teilweise heftigem Wind, schätzungsweise 5-7 sehr sicher auf der Neptun, auch wenn sie sich bis an die Scheuerleiste weglegte kam nie ein unsicheres Gefühl auf denn meine Frau war lange Strecken ohne jeglichen Kommentar von mir selbstständig gesegelt und hat sich ihr Gefühl für das Boot "erfahren" so konnte ich unbesorgt auf dem Vorschiff turnen, wenn sie das Ruder hatte.

Gruß Willy
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  #3  
Alt 28.04.2003, 11:30
jfalkenstein jfalkenstein ist offline
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Wenn ich mal einen Gast an Bord habe, gebe ich dem möglichst bald die Pinne in die Hand, denn erstens finde ich die Pinnengynmastik stinkelangweilig, und zweitens ist so ein Patschnasser (umgangssprachlich für ganz, ganz blutiger Anfänger) unheimlich scharf aufs Steuern. Nach einer halben Stunden kann man meist schon die erste Wende mit dem fahren und zwei, drei Wenden später eine Halse. Selbstverständlich muß man da immer mit einem Auge drauf sehen, aber ich habe damit immer recht gute Erfahrungen gemacht. Und der Kumpel erzählt dann voller Stolz zuhause, daß er allein ein Segelschiffle gesteuert hat. Ist doch schön so.
__________________
Gruß und ade
Jürgen

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  #4  
Alt 28.04.2003, 11:49
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ventum ventum ist offline
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Standard Re: Nie leichtfertig "Halte mal!" sagen...

Zitat:
Zitat von Platscher
Moin....

Anleitung für einen versauten Sonntag:
...
Wer kennt sich mit Segeln aus und kann mir sagen, ob eine Reparatur machbar ist, und ob sich das bei dem alten Tuch lohnen würde?
Moin Hinnerk,

Dein unfreiwilliges Guckfenster kannst Du fast problemlos, mit etwas Geschick, selber nähen.

Genäht wird mit gewachstem Garn, einer speziellen Nadel und am Besten mit einem Segelmacherhandschuh; alles erhältlich bei guten Ausrüstern. Einen einfachen Riss im Segel kannst Du mit der "Bootsmannsnaht" provisorisch schliessen (Stiche gegenüberliegend und dann den Riss mit dem Garn zusammenziehen).
Dauerhafte Reparatur: Einen Flicken aus Segeltuch deutlich grösser als die Schadensstelle ausschneiden, an den Rändern doppelt legen und auf das beschädigte Segel aufnähen. Entweder zuvor den Riss durch eine enge Bootsmannsnaht schliessen oder die beschädigte Stelle rechteckig ausschneiden, das "mürbe" Segel also entfernen, dann den Flicken aufnähen und abschliessend von der anderen Seite die Kanten an der ausgeschnittenen Stelle, vorher diagonal eingeschnitten, umlegen und ebenfalls mit dem Flicken vernähen.
__________________
Gruss,
Helmut

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  #5  
Alt 29.04.2003, 14:57
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Moin,
Bis ich Dir die Fock Schicke bist Du längts vom Urlaub zurück zumindest bei dem Tempo mit der Post .
ABER

Geh und kauf Dir Spitape klebe den Riss mit einem LEICHT !!!!! ( Also fast kalten Bügeleisen oder anderen flachen hartem Gegenstand mit dem übers Tuch reiben kann, ( etwas mehr als Handwarm dannn klebst besser auf dem Tuch ) und zur Sicherheit noch die von Ventum beschriebenen Stiche und gut ist und nach dem Urlaub odre im Winter läßt Du es richtig machen. Feste Unterlage niccht vergessen zum draufrubbeln.
Fertig ist der Lack Kostenpunkt ca. 5 Euro und ne Stunde Arbeit .

Die Piraten Groß und Spis kleben wir auch so in der Saison und hält Super und da geht mehr Druck rauf als auf Deine Fock ( Du glaubst nicht bei welchem Wind die Kids noch Spi setzen. )





Gruß





Klotzfisch
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  #6  
Alt 30.04.2003, 07:32
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Vielen Dank für die Tipps.

ich werd mich so über die Tage bringen, und dann nach dem langen Wochenende mal mit einem Segelmacher reden. Der Wird mir dann sicherlich klar sagen, wie stark die Wertsteigerung des Segels nach erfolgter Reperatur den Gebrauchtwert übersteigt

Nichts desto trotz schaue ich mich mal nach 'ner etwas schwereren Sturmfock um - ist vielleicht für solch Wetter die geeignetere Garderobe

@Willy:
Die Idee ist sicherlich gut, und normalerweise auch meine "Taktik". Aber zu dem Zeitpunkt waren die Tücher gerade mal zwei Minuten oben - da fehlte es noch etwas an Zeit für "Gefühl bekommen"

bye Hinnerk
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