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Selbstbauer von neuen Booten und solche die es werden wollen.

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  #1  
Alt 29.04.2012, 17:02
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Holger Holger ist offline
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Standard Bemerkungen für künftige Reinke13-Selbstbauer und Konstruktionsgedanken

Anmerkungen für künftige Reinke 13-Selbstbauer sowie einige Gedankenmodelle zu Konstruktionen


Die Konstruktionen von Reinke haben sich auf Langfahrt bewährt, konstruktionsbedingte Havarien sind m.W. unbekannt. Getreu dem Motto „Nobody is perfect“ haben aber die Reinke-Konstruktionen auch einige nicht so ganz perfekte Eigenschaften. Am Beispiel der 13M möchte ich darauf hinweisen, was ich heute anders machen würde bzw. was ich anders gemacht habe. Die Hinweise können Denkanstöße für künftige 13m-Selbstbauer sein. Es muss dabei aber berücksichtigt werden dass für mich weniger eine schiffige Yacht als eine solide, praxisgerechte Langfahrtplattform im Vordergrund steht. Ich bitte dies bezüglich der Kommentare als „mildernde Umstände“ zu werten.


Disclaimer
Wie üblich muss allerdings hier ein Disclaimer kommen: Meine Ausführungen sollen nicht als Anleitung, sondern als Denkanstöße betrachtet werden. Sollte jemand beim Selbstbau von den Originalplänen abweichen, dann kann dies nur eigenverantwortlich geschehen und ohne Regressansprüche gegenüber Dritten!



Was ich beanstande, was ich geändert habe und was ich ändern würde wenn ich heute nochmals bauen würde:


Facts

Backskisten
Mit 13m Länge ist die Reinke kein kleines Schiff. Trotzdem gibt es nur eine winzige Backskiste, in der man gerade mal zwei normale Reisekoffer (als Beispiel!) unterbringen kann. Das ist eindeutig zu wenig.
Viele Eigner fahren deshalb eine große Kiste vor dem Mast als Ersatzbackskiste.

Platz fürs Dinghi
Siehe Backskisten. Ein 13m-Schiff, auf dem man nicht vernünftig ein Dinghi unterbringen kann! Schuld daran ist der Segelplan mit dem mittig stehenden Mast.

Naßzelle im Vorschiff
Die Naßzelle dient meist auch als Stauraum für das Ölzeug. Bei schlechtem Wetter verschleppt man die Feuchtigkeit durch den Deckhaussalon.

Nutzloses Kollisionsschott
Das „Kollisionsschott“ befindet sich ganz vorne bei Spant 13 über der Wasserlinie und ist daher nutzlos.

Frischwassertank über der cwl
Der Frischwassertank befindet sich über dem Dieseltank im Deckhaussalon und damit über der cwl. Die Seitenbilge neben dem Dieseltank unter der cwl bleibt ungenutzt.

Einstieg Niedergang seitlich versetzt
Der Einstieg trifft nicht mittig auf die Niedergangstreppe, Überhang auf Durchgang nach achtern. Was soll das?

Aufbau Achterdeck
Achterdeck wie ein kleines Deckhaus abgesetzt. Das sieht zwar schiffig aus, verschenkt aber unter Deck Platz und ist verwinkelt. Der Fußpfad auf dem achterdeck ist nutzlos.

Ruderposition
Die Ruderposition wurde unverändert von der 12M übernommen. Dadurch befindet sich der Ruderschaft mitten in der Achterkabine. Zudem ist das Ruder hydrodynamisch schlecht gestaltet (mehr breit als lang)





Meine Änderungen:

- Naßzelle gleich rechts neben Niedergangstreppe
- Kollisionsschot mit wasserdichter Tür bei Spant 10/11
- Frischwassertanks seitlich in der Bilge neben dem Dieseltank
- Achterdeck als geräumiges Poopdeck ausgeführt
- Einstieg vom Cockpit zentrisch zur Niedergangstreppe
- Fußboden auf Körpergröße abgestimmt und höhergelegt. Dadurch eben von Schiffsmitte bis nach vorne und mehr Stzauraum in der Bilge
- Mast durchggesteckt. Der „Mastkamin“ ist struktureller Bestandteil und gibt zusätzliche Festigkeit. Gleichzig dient er als Lüftungskanal für die Doraden. Das Maststellen wird dadurch auch einfacher
- Bugplattform auf Deckhöhe angegleichen, dadurch eine Stolperfalle weniger
- Ankerwinschen zurückgesetzt bei Spant 10. Dadurch sichereres Arbeiten an Deck möglich, Ketten fallen im Gegensatz zum Originalplan in Kettenkästen unter cwl-Bereich
- Fenster des Deckhauses wegen Seeschlag in starken Profilrahmen. Seitliche Fenster nur 250x350mm, Statt 3 großen Frontfenstern 5 kleine Frontfenster im Deckhaus
- statt zweiteiligen Schiebeluk mit problematischer Abdichtung einteiliges Schrägluk
- kein negatives Heck. Dadurch mehr Platz in der Achterkabine und leichterer Ausstieg bei Heckanleger an der Pier

für detailliertes Interesse gibt es zum Thema eine Menge Postings von mir mit Bildern und Details. Hierzu Suchfunktion des Forums benützen!





Was ich bei einem Neubau machen würden:

Unbedingt Achtercockpit mit folgenden Vorteilen
- selbstlenzendes Cockpit möglich
- direkte Ruderübertragung
- einfacher Ein- und Ausstieg
- einfacheres Abbergen bei MOB
- ordentlicher Stauraum und Backskisten
- mehr Wohnraum im Bereich wo das Mittelcockpit war
- V-Antrieb des Motors unter dem Cockpit und einfachere Abgasführung
- weniger Spray bei Amwindkursen als Mittelcockpit
den oft angeführten Sicherheitsfaktor eines Mittelcockpits lasse ich nicht gelten. Mindestens die Hälfte aller seegehenden Yachten haben Achtercockpit.


Ruder
Ruderposition ganz nach achtern, eventuell Doppelruder

Dieseltank
Zwei getrennte Tanks mit zwei getrennten Kraftstoffsysteme zum Motor. Ein System für gelben Diesel innerhalb der EU, ein System für roten Diesel wo dies erlaubt ist. Der Hilfsdiesel zur Stromerzeugung und die Öfen und Herde werden legal am roten Diesel betrieben.

Kein Decksprung
Der Decksprung sieht zwar schiffig aus, man hat aber dadurch unter Deck eine beim Innenausbau ausserordentlich hinderliche Längsschräge. Ohne Decksprung wäre alles rechtwinkliger und einfacher. Wie das Schiff ohne Decksprung von aussen aussehen würde wäre mir egal. Ich wohne ja im Schiff und schwimme nicht nebenher!

Deck
Statt Glattblech würde ich Riffelblech nehmen. Es hat sich in der Berufsschiffahrt bewährt.


Neben den o.a. Themen gibt’s noch ein paar konstruktive Gedankenspiele im Anhang.
Viel Spaß und kontroverses Diskutieren!
Holger
Angehängte Dateien
Dateityp: pdf Ruderposition Reinke 13.pdf (54,5 KB, 713x aufgerufen)
Dateityp: pdf Ruder alternativ.pdf (70,9 KB, 668x aufgerufen)
Dateityp: pdf Niedergang vom Cockpit und Durchgang zur Achterkabine bei ….pdf (41,9 KB, 684x aufgerufen)
Dateityp: pdf Deck alternativ.pdf (37,6 KB, 657x aufgerufen)
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  #2  
Alt 29.04.2012, 17:56
seneca seneca ist offline
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Standard 13m

Hallo Holger,

nochmals Danke für Deine innovativen Ideen

Habe den (Schweiss)Auftrag dem von Dir empfohlenen erteilt

Fair Winds Seneca
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  #3  
Alt 29.04.2012, 22:48
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hein mk hein mk ist offline
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moin Holger
Also erstmal voran, Kurt Reinke hat in den späten 70ern mit seinem Buch Yachtbau bei mir(als Metaller)das Interesse für Stahlboote geweckt,obwohl ich damals eher Traditionalist bezüglich Yachten war und mehr auf modernere Mahagonikonstruktionen stand.
In der Größenordnung über 40Fuss sollte der geübte Selbstbauer aber auf alle Fälle auch mal bei Van de Stadt nachschauen,wenn man bei der Segelgardrobe nach Plan verfährt stimmen da dann auch die Holepunkte und viele andere Details sind sehr gut durchkonstruiert z.B. auch Ruderpositionen.
Sind denn bei Reinke mitlerweile die Plattenabwicklungen auch als Datensatz,Zeichnung oder auf verzugfreier Folie verfügbar oder muss man sich das immer noch nach "alter Väter Sitte"vom Spantengerüst(das bei Reinke ja auf der Flachkielhelling errichtet wird)abschablonieren?
fragt hein

Geändert von hein mk (30.04.2012 um 08:33 Uhr)
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  #4  
Alt 30.04.2012, 20:14
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Zitat:
Zitat von hein mk Beitrag anzeigen
moin Holger

In der Größenordnung über 40Fuss sollte der geübte Selbstbauer aber auf alle Fälle auch mal bei Van de Stadt nachschauen,wenn man bei der Segelgardrobe nach Plan verfährt stimmen da dann auch die Holepunkte und viele andere Details sind sehr gut durchkonstruiert z.B. auch Ruderpositionen.
ja, van de Stadt hat schöne Schiffe, die auch gut laufen. Ich habe mich damals für reinke entschieden weil ein Doppelknickspanter gegenüber dem Multiknickspanter wegen weniger Winkel leichter innen auszubauen ist.


Sind denn bei Reinke mitlerweile die Plattenabwicklungen auch als Datensatz,Zeichnung oder auf verzugfreier Folie verfügbar oder muss man sich das immer noch nach "alter Väter Sitte"vom Spantengerüst(das bei Reinke ja auf der Flachkielhelling errichtet wird)abschablonieren?
fragt hein
weiß ich nicht, damals als ich baute noch nicht. Steht da was auf seiner Webseite?

holger
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  #5  
Alt 01.05.2012, 10:12
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Moin Holger
Meine Bootsbauerfahrungen stammen aus dem Neuaufbau eines karvegeplankten 30er Jollenkreuzers,dem Bau zweier Sperrholzoptis(für die Kinder)und schlussendlich dem Total Selbstrbau meiner Van de Stadt29 ein Stahlmultiknickspanter,ein oder zwei Knicke mehr in der Aussenhaut komplizieren den Innenausbau auch nicht gravierend.
gruss hein
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  #6  
Alt 09.08.2012, 12:55
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Hallo Holger,
wie schon in der PN gefragt, hier noch einmal für alle.
Welcher Motor (neu) wäre empfehlenswert für eine Reinke 13m?
Möglichst einfach, kein Turbolader, kein Steuergerät,weltweites Händlernetz. Und stimmt die Aussage dass aufgrund der Platzverhältnisse der Schraube, ein Motor über 55 PS sinnlos ist?
Man kann also keine größere Schraube einbauen um die mehr PS ins Wasser zu bringen. Trotz verschiedener Steigungen der Schraube.

Franz
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  #7  
Alt 09.08.2012, 13:44
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Moin
Franz
Man kann natürlich alles so hinbauen dass man auch noch grössere Popeller als Reinke vorgesehen hatt unterbringen kann,nur wo zu?Wenn du keineSegelyacht sondern einen Hafenschlepper haben willst brauchst du einen total anderen Bauplan.55PS sollten locker ausreichen ein 13m Stahlboot auf Rumpfgeschwindigkeit zu bringen auch unter wiedrigen Bedingungen.
gruss hein
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  #8  
Alt 09.08.2012, 14:35
Jalu Jalu ist offline
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Moin Hein,

da hast Du natürlich recht, dachte an ein wenig Reserve, so 65 PS, und welchen Motor würdest Du empfehlen?

Franz
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  #9  
Alt 09.08.2012, 16:42
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hein mk hein mk ist offline
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Moin Franz
Du hast da ja schon einige Auswahlkreterien genannt,aber "neu"und ohne Turbolader und Steuerungsfirlefanz und trotzdem verbrauchsoptimiert ist schon ein gewisser Wiederspruch.
Ich selbst bin mehr der Repariermensch für die etwas- bis sehr viel älteren Motoren und Getriebe und bin manchmal erstaunt wie gering die Verbrauchsdaten von neuen Saugdieseln von denen älterer Modelle abweichen
gerade bei Hilfsmotoren für Segelyachten kommt es eher auf robustheit,einfache Wartung und gegebenenfalls Reparaturmöglichkeiten als den aufs letzte Gramm/KWh optimierten Verbrauch an.Komplizierter wird die Betrachtung wenn man z.B.eine Bodenseezulassung oder was ähnliches gebraucht und zu guterletzt haben die oldies natürlich in der Regel ein schlechteres Leistungsgewicht...gaaanz schwer da was bestimmtes zu empfehlen,aber sicher gibt es da einige Bootsmotoren auf der Basis von Industriedieseln die interessant wären,nur wird eben in der von dir angepeilten Leistungsklasse die Auswahl etwas eng,weil da immer schon an Verbrauchs- und Abgaswerten gefeilt wird und das bedeutet meist Steuerung,Turbolader usw.
Aber den Kopf nicht hängen lassen hier im BF gibt es einige Motorenfüchse die sich auch mit neuen Modellen gut auskennen,must du mal unter Motorentechnik eine Anfrage posten.
gruss hein
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  #10  
Alt 13.08.2012, 07:49
Jalu Jalu ist offline
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Moin Hein,
mit geht`s nicht um den allerbesten Verbrauch,sondern wie gesagt Robustheit, Verfügbarkeit der E-Teile weltweit usw. Aber vielen Dank für Deine Antwort.
Franz
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