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  #1  
Alt 28.05.2010, 12:36
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gerdkat gerdkat ist offline
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Standard Sikaflex 295 UV oder Pantera MS 3000/60?

Ich möchte meine recht großen Makrolonscheiben auf das halboffene Dach des Katamarans aufkleben und verschrauben.
Die Qual der Wahl:
Entweder Sikaflaex 295 UV oder Pantera MS 3000/60 nehmen. Welches Produkt nun?

Frage: Kann jemand von euch aus Erfahrung zu dem einen oder anderen Produkt raten?

Papier, Schriftliches kenne ich ganz gut; es geht um Erfahrungen.

Lesen kann ich hier erst heute abend wieder; fahre jetzt zum Boot. Wundert euch also bitte nicht über verzögerte Reaktionen auf eure Beiträge.

zum Hintergrund:
Meine Erfahrungen mit dem Eindichten von Makrolon sind schlecht: Ich hatte einer Empfehlung aus einem anderen Thema hier im bf folgend mit Nautichem WKT Synthesegummi einen ersten Anlauf gemacht. Nach nur einer Nacht hatt ich in mehr als der Hälfte der Montagelöcher Sternrisse. Der Hersteller sagt: Unverträglichkeit mit dem verwendeten Dichtmaterial. Eigene Versuche ergaben: Selbst hart angeknallt und auf Biegung beansprucht traten keine Risse auf, solange nur der Sperrpimer SP und die WKT Haftgrundierung P1 auf die Scheibe aufgetragen war. Erst in Kombination mit dem WKT Synthesegummi Typ S traten die Risse auf.

Gruß
Gerd
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  #2  
Alt 28.05.2010, 13:47
Käptn Fred Käptn Fred ist offline
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Hallo Gerd

Transparente Kunststoffe wie Polycarbonat sind spannungsrissempfindlich. Bei Kontakt mit bestimmen Chemikalien entstehen Risse. Ob Risse entstehen oder nicht ist auch massgeblich von den an dieser Stelle vorhandenen Spannungen abhängig. Dies ist der Grund warum solche Risse vorzugsweise in der Nähe von Schrauben, anderen Befestigungselementen oder Ecken, Radien, .... entstehen.

Wie kann überprüft werden ob Polycarbonat mit einer bestimten Chemikalie (Kleb- oder Dichtstoff, Reinigungsmittel, ...) verträglich ist?

Schneide von einer Polycarbonat-Platte einen Streifen ab und spanne diesen in durchgebogenen Zustand irgendwo ein. Nun bringe darauf etwas von der Chemikalie auf. Wenn keine Risse entstehen ist alles o.K. (Vorsicht es kann auch knallen --> unbedingt Schutzbrille tragen!)

Gruss
Fred
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  #3  
Alt 28.05.2010, 20:23
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Zitat:
Zitat von Käptn Fred Beitrag anzeigen
Hallo Gerd



Wie kann überprüft werden ob Polycarbonat mit einer bestimten Chemikalie (Kleb- oder Dichtstoff, Reinigungsmittel, ...) verträglich ist?

Schneide von einer Polycarbonat-Platte einen Streifen ab und spanne diesen in durchgebogenen Zustand irgendwo ein. Nun bringe darauf etwas von der Chemikalie auf. Wenn keine Risse entstehen ist alles o.K. (Vorsicht es kann auch knallen --> unbedingt Schutzbrille tragen!)

Gruss
Fred
Danke, Fred, das werde ich probieren. Muß erst mal zwei Probekartuschen bestellen. Bin gespannt, wie das Experiment ausgeht, und werde berichten.

Gibt's denn sonst niemanden mit Erfahrungen zu diesen Materialien?

Gruß
Gerd
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  #4  
Alt 10.04.2011, 17:37
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Also ich habe diese Tests gemacht.
Vorerfahrungen, schlechte, hatte ich mit WKT Synthesegummi hinter mir: Eine Scheibe, die ich damit und unter Verwendung des angeratenen Primers eingesetzt hatte, hatte bereits am folgenden Tag Risse um fast jedes der Löcher. Eingesetzt hatte ich eine Makrolonscheibe UV-fest und oberflächengehärtet, 3,5% gebogen. Das war eine böse und nicht ganz billige Erfahrung gewesen, und darum hier die Nachfrage.

Jetzt zum Test.

Ich habe Materialproben einer identischen Makrolonscheibe, UV-fest und oberflächengehärtet, 6 mm stark genommen und mit Bohrungen 7mm und Senkungen für 6mm-Schrauben genommen, einmal mit 7,6% und einmal mit 3,5% unter Biegespannung gesetzt und dann Dichtmittel aufgetragen.

Auf den Primer habe ich verzichtet. Ich habe den Eindruck, das ist eine wesentlich mit Ruß angesetzte Art Farbe, die die Dichtmasse vor Zesetzung durch UV Schützen soll. Außerdem wird Haftvermittler angeboten, den habe ich aber auch nicht verwand, denn es geht hier ja nicht um Kleben (also besonders gute Haftung), sondern um dichten einer durch die Schrauben gehaltenen Scheibe.

Das Ergebnis: Der Scheibe war es egal, welche Dichtmasse aufgetragen wurde. Allein die Spannung, die durch die Biegung zustande kam, scheint das Rissverhalten beeinflusst zu haben.
Spannugsrisse traten bei der um 7,6% gewölbten Probe bereits nach 12 Stunden auf. Sie reichten bis zum Doppelten des Durchmessers vom Loch sternförmig in die Scheibe. Und blieben die folgenden acht Monat unverändern; so lange habe ich die Proben de Bewitterung ausgesetzt, also auch den ganzen Winter durch mit Frost und Schnee.

Ich stelle die Bilder dieser Probe ein. Ich hoffe, das klappt mit der Beschriftung, denn ich weiß nicht, wie das hier im bf manche schaffen, Bilder und dann wieder Text und wieder Bilder einzustellen.

Man sieht die Probe insgesamt, dann Vor- und Rückseitenbilder von den mit Sika 291 bestrichenen Löchern, dann die mit Sika 295.
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Alt 10.04.2011, 18:00
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Und jetzt zum Vergleich das Ergebnis für eine Biegung um 3,5% also etwa um die Hälfte geringer gebogen: Keines der Löcher zeigt Spannungsrisse. Auch nicht nach den acht Monaten Bewitterung.

Mein Fazit: Es kommt allein auf den Grad der Krümmung an, ob Spannungsrisse auftreten, wenn man Dichtmasse auftritt. Es scheint nach meinen Proben zudem egal zu sein, welches Sika man nimmt: Das teure 295 bewirkt bei 7,6% Biegung genauso wie das billige 291 Spannungsrisse. Bei 3,5% Durchbiegung treten bei beiden Dichtungsstoffen keine Spannungrisse auf.

Hier die Bilder für 3,5% Biegung.
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Alt 10.04.2011, 18:12
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Was habe ich gemacht? Nachdem die eine Probe Risse, die andere (mit 3,5% Krümmung, der, die ich am Boot auch habe) keine aufwies, ich aber die Scheiben noch vor dem Winter montieren wollte, habe ich die Scheiben "trocken" eingesetzt, mit CR-Kautschuk-Dichtband ("Neopren"). Das ging sauber und einfach zu montieren, auch um die Ecken kam ich gut mit 2 x 2 cm Bandbreite, und es ist leicht zu ändern. Jetzt nach dem Winter dichtet das Band immer noch gut, an manchen Stellen hat Frost oder Dampf die parallel liegenden Bänder leicht auseinander gedrückt. Sonst ist alles in Ordnung. Mal sehen, wie witterungsbeständig das Band sich verhält.

So weit mein Bericht.
Gruß
Gerd
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