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  #1  
Alt 06.03.2002, 08:10
Benutzerbild von Olaf
Olaf Olaf ist offline
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Standard Harmlos ist nicht gleich harmlos - die Seegatten

Nachdem mein Beitrag nun in BOOTE erschienen ist, setze ich ihn auch nochmal hier rein - kann ja nicht schaden:

---- schnippel ----

Thema: Seegatten zwischen den ostfriesischen Inseln

Das tückische bei den Seegatten sind m. E. vor allem die Grundseen, die entstehen können - und die versenken dann auch schon mal ein 8m Boot. Das geht manchmal schneller als Haare waschen. Man muss sich das so vorstellen: Was wir von einer Welle sehen, ist (wie bei einem Eisberg) nur die Spitze - sie reicht weit nach unten. Trifft sie nun auf ein Seegatt, ändert die Wassertiefe schlagartig: von 20-30 Meter auf 2-3. Die Welle kann nicht mehr nach unten und klettert auf das meist steile Sandriff. So wird aus einer kleinen, sanften Welle draußen, im Seegatt ein brechendes Monster.
Das erwischt übrigens nicht nur uns Freizeitskipper. Vor 20 Jahren etwa hat es einen Kutter erwischt - eigentlich erfahrene Leute. Eine Grundsee brachte den Kutter zum durchkentern, das Sandriff hat dem Kutter dann alle Decksaufbauten samt Steuerhaus, Schanzkleid und Besatzung abrasiert. Wir haben von den dreien ungefähr eineinhalb wieder gefunden. Mein Bruder war in derselben Nacht in einer offenen Jolle zum Aale pieren draußen - und wurde sanft von denselben Wellen gewiegt.
Tja, wie kommt man aber nun drum herum oder vielmehr hindurch?

Grundsätzlich kann man sich merken:
  • - Seegatten nur bei Hochwasser anlaufen

    - vor dem Seegatt einen Moment liegen bleiben und die Dünung genau beobachten

    - eine kleinere Wellengruppe abwarten und dann

    - mit dieser zusammen durch (nicht schneller oder langsamer!)
    (letzteres ist für Verdränger natürlich schwierig)
Nicht alle Seegatten sind gleich - es gibt relativ harmlose, schwierige und völlig unpassierbare. Ein allgemein harmloses Seegatt kann aber unter bestimmten Voraussetzungen (Tide, Wind) sehr schnell ungemütlich bis sehr gefährlich werden - das ist leider bei jedem Seegatt anders. Mann kann also nicht generell sagen, Wind aus NO bei 3h vor NW bewirkt Wellenhöhe x.

Übrigens wird es von den Seegerichten als schweres Verschulden angesehen, in ein Seegatt bei Niedrigwasser einzulaufen. So haben einige Skipper nicht nur ihr Boot verloren und eine Menge Geld für Bergung zahlen müssen, sondern auch noch eine dicke Geldstrafe oben drauf bekommen.

Viele unterschätzen auch den Strom, der hier geht. Das Wasser zwischen Inseln und Festland muss jedes Mal durch diese schmalen Öffnungen (auf Platt: Gatten). Und das ist eine Menge Wasser, das da ganz schnell mal eben durch muss.

Übrigens sollte man vor/in einem Seegatt nicht seine Männlichkeit beweisen. Alles was man hier beweisen kann ist, dass wir alle sterblich sind.

---- schnippel ----
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Viele Grüsse,
Olaf
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  #2  
Alt 06.03.2002, 09:30
Benutzerbild von ventum
ventum ventum ist offline
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17 Danke in 15 Beiträgen
Standard

Hallo olaf,
danke für's Schnippeln und Einstellen dieses Berichtes.
Selbst seetüchtigste Schiffe kann es in einem Seegat bei ungünstigen Bedingungen erwischen. So ist vor einigen Jahren der Seenotkreuzer Alfried Krupp im Seegat vor Borkum in Grundseen durchgekentert und mit dem Fahrstand nach unten (!) auf Grund aufgeschlagen; durch diesen Unfall sind 2 Besatzungsangehörige ums Leben gekommen.

Am gefährlichsten ist die Passage der Seegatten immer bei von See kommender Dünung und gegenläufigem Strom. Als besonders übel habe ich in diesem Zusammenhang die Gatten zwischen Terschelling und Vlieland und zwischen Juist und Norderney in Erinnerung; beide sind vergleichsweise eng mit starkem, tidenbedingten Wasserdurchgang.

Im Zweifel sollte man die Passage meiden und bis zur Besserung der Bedingungen draussen/drinnen bleiben. So haben wir uns bei starkem Seegang im letzten Jahr entschieden, Den Helder von See kommend nicht anzulaufen, also die Durchfahrt durch das Gat südlich Texel nicht zu versuchen.
Gruss, Helmut
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