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Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit!

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Alt 08.02.2013, 14:30
Rob Rob ist offline
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Standard Langzeittörn Stevensweert (NL) - Berlin

Hallo ,

viel Spass mit meinem folgenden Bericht!

Berlintörn 2010 – Teil 1


Die Idee zu einem Berlintörn keimte erstmals zart an Pfingsten 2005. Anläßlich des 5. Internationalen PT-Cruisertreffens



faszinierte u.a. eine Bootstour durch Berlin mit einem der zahlreichen Ausflugsdampfer, die Teil des umfangreichen Programms (u.a. Einweihung Holocaust-Mahnmal am Brandenburger Tor, Autocorso, Einladung ins Mercedes-Haus) war.

Es wäre doch cool, mit dem eigenen Boot (Linssen 32 SL, Baujahr 1978) einmal Spree, Landwehrkanal... zu befahren, die Stadt von den Wasserwegen her zu erkunden und an einem der 24-Stunden-Liegeplätze festzumachen. Aber der normaler Weise zur Verfügung stehende Jahresurlaub von ca. 3 oder 4 Wochen verhinderte einige Jahre die Inangriffnahme einer näheren Planung.

Erst der zum Jahresende 2009 sich abzeichnende (Vor-/Un-)Ruhestand ermöglichte es, sich eingehender mit dem Plan zu befassen. Rasch war zwischen Crew und Käpt’n abgeklärt, dass wenn man sich schon auf in den Osten macht, auch die anderen interessanten Gebiete besucht, wie z.B. Müritz, Mecklenburger Seenplatte, und, und... Wie oft hatte man schon bei den einschlägigen TV-Sendungen mit Wehmut vor der Glotze gehockt und von eigener Wahrnehmung geträumt.

Unabhängig von irgendwelchen Zeitzwängen sollte der Törn also in 2010 stattfinden. Aber......., großes ABER, vorgetragen von der Crew, um 5 bis 6 Monate ständig auf dem Boot zu verbringen, wären doch einige Änderungen und Verbesserungen unbedingt erforderlich, ansonsten geht gar nichts. Insbesondere der Pantrybereich erfordert dringend eine Umgestaltung und Erweiterung. Auch das Achtereck, bisher nur mit einem Bimini ausgestattet schreit förmlich nach einem Cabrioverdeck und Windschutzscheiben.



Einsichtig, insbesondere wegen der gefährdeten lukullischen Genüsse, machte sich der Käpt´n daran, folgende notwendige Maßnahmen zu planen und auszuführen, bzw. ausführen zu lassen:

- Einbau einer Windschutzscheibenanlage
- Demontage des Geräteträgers
- Installation eines Mastes (vorzugsweise aus Edelstahl)
- Einbau eines Cabrioverdeckes
- Umbau des Küchenbereiches (Vergrößerung der Arbeitsplatte mit Einbau neuer Spüle und 3-flammigen Gasherd)
- Installation einer Binnen-Sprechfunkanlage.

Mithilfe guter und handwerklich begabter Freunde sowie zuverlässiger niederländischer Firmen nahm nach und nach die umfangreiche Um-/Neugestaltung Form an. Selbstverständlich lief da nicht alles glatt, sondern es mußten oft erhebliche Probleme und Widrigkeiten bewältigt werden. Z.B. war es gar nicht so einfach einen 2,20 m langen Edelstahlmast zu besorgen.



Nach langer Suche konnte letztendlich ein Bootsausstatter in Friesland ausfindig gemacht werden, der Masten nach Maß in Vietnam herstellen läßt, Lieferzeit ca. 4 Monate. Aber dann hat man ein Unikat und ein Teil, das um die halbe Welt schon gereist ist, bevor es seinen endgültigen Standort einnimmt. Wegen der notwendigen Verkabelung mußte anschließend die Innendecke im Vorschiff komplett erneuert werden, alles Arbeiten, die überhaupt nicht berücksichtigt waren.

Auch die Installation der Windschutzscheibenanlage gestaltete sich schwierig, da erst ein passender Sockel gefunden, bzw. geschaffen werden mußte. Aber die Ergebnisse rechtfertigten den personellen und finanziellen Aufwand, z. B. die Neugestaltung der Pantry.

Vorher:



Nachher:




Auch äußerlich war die Veränderung durch das Cabrioverdeck erstaunlich:



Dies wird auch im direkten Vergleich des alten mit dem neuen Achterdeck eindrucksvoll deutlich.

Bisher Bimini:



Nunmehr Cabrio:



Die Konstruktion der Windschutzscheibe erforderte eine Umgestaltung des Schiebelukes in eine Hublösung wie folgt,

Vorher:



Nachher:



Letztendlich war im Herbst 2009 ein Ende der umfangreichen Maßnahmen abzusehen. Somit konnte langsam die Törnplanung in Angriff genommen werden.

Folgende Route (grob dargestellt) sollte es werden:

Start in Stevensweert über die Maas und Maas-Waal-Kanal zum Rhein (Waal) und ab Nijmegen waalaufwärts zum Pannerdens-Kanal. Wegen der etwas mageren Motorisierung (Peugeot-Diesel mit 62 PS bei ca. 8 t Verdrängung) möchten wir uns die doch nicht unerhebliche Strömung des Rheins weiter aufwärts zum Wesel-Datteln-Kanal ersparen. Also dann lieber die Ijssel abwärts mit der Strömung Richtung Friesland nach Groningen.

Von hier aus weiter über den Stadskanal, den Musselkanal und den Haren-Rütenbrock-Kanal nach Haren zum Dortmund-Ems-Kanal.

Anschließend über den Mittellandkanal ab in Richtung Osten.

Unklar blieb, ob´s dann über Brandenburg und Potsdam direkt nach Berlin gehen soll oder doch erst elbeabwärts (um auf´m Rückweg nicht gegenan zu müssen) zur Mecklenburger Seenplatte. Das könnte eine situationsbedingte Entscheidung (Wetter, Wasserstände etc.) werden.

Wettermäßig war das Frühjahr 2010 nicht gerade ideal für einen Törnstart, da erst Anfang Mai die Temperaturen wieder anfingen zu klettern. Außerdem traten bei einer letzten Probe- und Tankfahrt einige unerwartete ärgerliche Probleme (Riss eines Gasseilzuges und undichte Seewasserpumpe) auf, die den Start ebenfalls verzögerten. So gings dann endlich am 21.05.2010 los. Über die Maas nach Cuyk (Krayenbergse Plaassen), weiter über Maas-Wal-Kanal und die Wal 20 km aufwärts, also stromgegen an. Bei Nijmegen hatten wir das Gefühl, wir stehen auf der Stelle (ca. 3 – 4 km/h bei Vollgas!). Der ungewohnte und mörderische Berufsschiffverkehr verlangte höchste Konzentration ab.



Nach ca. 4 ½ Stdn. und 20 aufregenden km biegen wir froh, endlich ruhigere Gewässer zu erreichen, in den Pannerdens-Kanal ab und folgen dann nach weiteren 15 km der Ijssel nach Doesburg in den Stadthafen.

Am nächsten Tag erreichen wir nach einem kurzen Tankstopp im YH Dorado den Marshafen Zuthpen, wo wir uns mit Freunden treffen, die in Richtung Ijsselmeer unterwegs sind.

Die guten Wetterbedingungen nutzend legten wir 1 Hafentag ein und besichtigten „met de fietse“ die sehenswerte Festungsstadt Zutphen und deren Umgebung.

Am 25.05. nach einer rasanten Talfahrt (teilweise 14 km/h) erreichten wir Kampen, wo sich unsere Wege trennten und wir über das Zwaarte Meer bei mittlerweile wieder useligem Wetter die Drentsche Hoofdvaart befahren.

Am 28.05. in der Mittagszeit dümpeln wir mit einem weiteren Freizeitskipper mangels Anlege- und Festmachmöglichkeiten bei starkem Seitenwind vor der geschlossenen Hebe-brücke Dieverbrug und warten auf die Beendigung der Mittagspause der Brückenwärter. Plötzlich fällt bei einer Kurskorrektur das Bugstrahlruder aus. Also vorsichtig an die Böschung manövriert und das Boot an der Strassenbegrenzungsleitplanken provisorisch festgemacht. Leider komme ich vom Beiboot aus nicht so weit unter die Wasserlinie, dass ich die Bugstrahlöffnung mit den Händen erreichen kann. Es bleibt nichts anderes übrig, als die Badesaison zu eröffnen. Also Klamotten runter und ab ins Wasser (ca. 17° Luft- und ca. 12 – 14° Wassertemperatur). So schnell von der Badeplattform bis zum Bug bin ich noch nicht mal per Pedes an Bord! Die Kontrolle des Bugstrahlruders ergab keine Erkenntnisse, wie z. B. blockierende Gegenstände (Holz, Plastik etc.).

Somit also auf zum nächsten Hafen. Die nächste grössere Stadt mit Hafen war Assen, bekannt insbesondere durch jährlich stattfindende Motorradrennen.

Gegen 15:30 h erreichen wir, begleitet durch die netten älteren holländischen Eigner eines ca. 11m-Stahlverdrängers, nach mehreren Brückenöffnungen, die ohne grössere Probleme bewältigt werden, den neuen, wirklich schönen und empfehlenswerten Stadthafen Assen.



Ein vom Hafenmeister georderter Monteur diagnostiziert einen Wellenlagerschaden am Bugstrahl, der das Kranen des Bootes erfordert. Suuuuper! Hat uns gerade gefehlt. In Assen gibt´s keine Werft und auch keinen Hafenkran, also wird eine Verlegung des Bootes in den ca. 10 km entfernten Industriehafen und die Bestellung eines mobilen Kranes erforderlich.

Nach einem eigentlich schönen Wochenende im Stadthafen Assen, geht’s am Montag, 31.05., zum trostlosen ehemaligen Industriehafen Assen. Nachmittags gegen 14:00 h erscheint der riesige Mammoet-Kran und nach Aufbau und Sicherung erfolgt die Kranung unseres Bootes.



Anschließend baut der Monteur das Bugstrahlruder aus, stellt sogar 2 Lagerschäden fest. Nachdem er die notwendigen Ersatzteile in Sneek besorgt hat, baut er das Bugstrahlruder wieder ein. Gegen ca. 21:00 h ist alles erledigt und wir könnten eigentlich wieder ins Wasser, wenn der Kran noch da wäre. Aber Zeit ist Geld und die Wartestunden am Kai wären uns doch zu teuer geworden. Also neuer Termin am nächsten Tag und eine Nacht auf Lager-stützen auf dem Kaigelände verbracht. Mit leicht mulmigen Gefühlen, da der Standort nachts von nicht gerade vertrauenserweckenden Gestalten für undurchsichtige Geschäfte und sonstige Treffen besucht wird.

Nach der unruhig verbrachten Nacht warten wir bis zum späten Nachmittag auf den Kran.

Leider verspätet sich dieser derart, dass wegen der nicht mehr bedienten Brücken eine Weiterfahrt erst am nächsten Tag möglich wird.

Nach zig Brücken,



2 Schleusen und ca. 23 km erreichen wir am 02.06. den Zuidhaven Groningen.

Wegen des plötzlich auftretenden herrlichen Wetters sowie des wirklich attraktiven Liegeplatzes beschliessen wir, ein paar Tage zu bleiben. Groningen und insbesondere die vom Kanal umschlossene Innenstadt ist wirklich sehenswert.



Dann Überraschung, bei der Kontrolle des Motorraumes wird Wasser in der Bilge festgestellt. Na toll! Schnell läßt sich fest-stellen, dass die Dichtung der Schraubenwelle Unmengen von Wellenfett auswirft und stark tropft. Die Dose der Wellen-fettzufuhr ist unterdimensioniert, ein Austausch dringend erforderlich. Also wieder den Monteur unseres Vertrauens in Assen anrufen und dieser schlägt einen Austausch der Fettdose gegen eine Fett-presse mit Spindel vor. Die Maßnahme wird am nächsten Tag erledigt, leider ergibt sich später nicht der Erfolg, der hierdurch erhofft wurde.

Am 07.06.2010 ging es über die Winschoter Diep Richtung Veendam weiter. So war der Plan. Bei einem Tankstop im Yachthaven Zuidbroek ertönen grausige Geräusche aus dem Motorraum, die nichts Gutes erahnen lassen. Und tatsächlich, die Motorraumkontrolle ergibt, dass die vorderen Motorstützen gebrochen sind und der Motor auf der Lichtmaschine, deren Halterung eben-falls gebrochen ist, aufliegt. Und jetzt??

In weiser Voraussicht hatten wir zwar die notwendigen Motorstützen dabei, jedoch für die Lima keinen Ersatz.

Hilfe kommt über den rührigen Hafenmeister, der in der benachbarten Schlosserei in ca. 45 Minuten eine neue Halterung für die Lima fertigen läßt und auch einen Monteur für die erforderlichen Montagen besorgt, der alle Maßnahmen in ca. 45 Minuten erfolgreich und erstaunlich preisgünstig durchführt und hierbei auch die Welle neu fixiert.

Der Zustand der betroffenen Stützen ist hier zu erkennen:



Stressabbau betreibend wird auf eine Weiterfahrt an diesem Tag verzichtet und die Weiterfahrt nach und durch Veendam am nächsten Tag in Angriff genommen.

Die Durchfahrt durch Veendam erfolgte in Begleitung von 3 Brückenwärtern, die auf einer Strecke von ca. 3 km mit Fahrrädern und Mofa bei den ca. 35 Hub-Dreh-und Kippbrücken sowie 2 Schleusen für freie Fahrt sorgten. Während der Mittagspause konnte die Gelegenheit zur preisgünstigen Bunkerung des Gerstenkaltschalen-Nachschubes (pfandfrei) genutzt werden.



Im Stadskanal endete dann vor einer Brücke an einem brandneuem Steg wegen pünktlichem Feierabend der Brückenwärter um 17:00 Uhr dieser Tourentag mit einem Bummel an der Kanalpromenade.



Der steht nicht nur so rum:



Am nächsten Morgen die nächste Überraschung: der Motor springt nicht an und somit kann der mit den Brückenwärtern vereinbarte Brückenöffnungstermin um 09:00 Uhr nicht einge-halten werden. Aber mit deren Hilfe, bis zu 4 Mann helfen bei der Fehlersuche, ist die Ursache (Kabelbruch am Starterrelais) schnell gefunden und behoben. Nach Übergabe einiger Dosen Gerstensäfte kann dann mit kleiner Verspätung unser letzter Tag in den Niederlanden endlich losgehen.

Obwohl die geschilderten "Problemchen" durchaus vermuten lassen, dass sich unser holländisches Bötchen mit allen Mitteln weigert, sein Heimatland zu verlassen, erreichen wir doch nach einer weitgehend ereignislos verlaufenden Fahrt über den Stadskanal, den Musselkanal und den Haren-Rütenbrock-Kanal am 09.06.2010 Haren und den Dortmund-Ems-Kanal.

Die gemeisterten 10 (!) Schleusen an diesem Tag werden eigentlich nur noch als willkommene Abwechslung bei einer öden Kanalfahrt wahrgenommen.

(Forts. folgt)
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Rob

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Geändert von wolf b. (19.02.2013 um 16:11 Uhr)
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  #2  
Alt 19.02.2013, 16:16
Rob Rob ist offline
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Standard Berlintörn 2010 - Teil 2

Hallo ,

aufgrund aufgetretener Probleme mit der Darstellung der Fotos, nunmehr der Törnbericht Teil 2 als Pdf-Datei.
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  #3  
Alt 16.03.2013, 23:23
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Standard Berlintörn 2010 - Teil 3

Hallo ,

nunmehr Teil 3 meines Törnberichtes, viel Spass!

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  #4  
Alt 19.09.2013, 21:04
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Standard Berlintörn 2010 - Teil 4

Hallo ,

wenn auch etwas spät, nunmehr Teil 4 meines Törnberichtes. Viel Spass!
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