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Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit!

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Alt 07.02.2004, 22:31
Esmeralda Esmeralda ist offline
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Standard Die Nebel der Sandbänke - Fracht für Neuwerk

Vom Krach beim Löschbeginn um sechs Uhr lasse ich mich gar nicht tangieren, man gewöhnt sich schließlich an alles, vor acht Uhr bin ich nicht zu sprechen. Dann schieße ich allerdings aus der Koje, mache mir was zu essen und anschließend gleich die Kombüse klar, danach möchte ich gern in die Stadt. Dagegen hat allerdings mein Herr und Kapitän etwas. Schließlich läßt er sich erweichen, aber um 10 Uhr muß ich wieder an Bord sein. Also los im Schweinsgalopp. Die Läden haben noch geschlossen, aber schließlich finde ich doch einen Schlachter. Kleines Problem am Rande: Eine Gekochte heißt hier Fleischwurst.
Die Zeit läuft mir weg, aber einkaufen muß ich auch nichts mehr, den Rest soll Michael vom Aldi holen. Schnell wieder zurück zum Schiff, Punkt 10 Uhr stehe ich am Kai, doch da sind die Herren noch gar nicht fertig. Ich wollte ja zu gern noch einmal durch den Fußgängertunnel unter dem NOK gehen, er ist glücklicherweise nur 10 Minuten entfernt. Ich laufe also hin, aber dann finde ich den Eingang nicht auf Anhieb. Kostbare Zeit vertan! Und dann funktionieren die Rolltreppen nicht, und vor den Fahrstühlen steht eine Schlange. Soviel Zeit habe ich nicht, ich muß zurück an Bord.
Da kommt mir Heinz schon entgegen. Er will noch eben schnell zum Schiffsausrüster zum Einkaufen. Aber dann geht’s auch schon los, um 10.30 Uhr legen wir ab. Wir sollen nach Cuxhaven und da irgendetwas für Neuwerk laden.

Die Kanalfahrt ist schön, aber langweilig. Ich beschäftige mich mit hausfraulichen Tätigkeiten (hört, hört!) oder sitze im Steuerhaus dekorativ herum, bis endlich die Schleuse Brunsbüttel kommt. Hier soll ich mit an Land (oh Graus, bei der Kletterei vom Segelboot aus habe ich mich vor Jahren der Länge nach auf den glitschigen Schlengel gelegt) und muß mich umziehen, im Jogging-Anzug will mich mein Herr Kapitän nicht mitnehmen. Dabei sieht er auch nicht viel anders aus...

Aber hier gibt’s ja Service: Eine Gangway wird an Deck gehievt und festgelascht. Nun geht es zwar sehr steil, aber immerhin wesentlich komfortabler nach oben. Dort werde ich zum Telefondienst abkommandiert, während Heinz die Papiere macht. Dann noch kurz in den Kiosk, aber der ist viel zu teuer und nur auf Herrenbesuch eingerichtet: Jede Menge Western, Krimis, „Fach“zeitschriften, aber keine einzige Frauenzeitschrift, geschweige denn ein Liebesroman. Ich verzichte also dankend auf einen Einkauf und mache mich wieder auf den Weg zurück an Bord. Erfreulicherweise ist der Wasserspiegel in der Schleuse inzwischen gestiegen, die Gangway ist nicht mehr ganz so steil.

Wir schippern weiter auf die Elbe und sind so gegen 18 Uhr in Cuxhaven, schleusen durch und machen im neuen Fischereihafen fest. Hier stinkt es gewaltig.

Mittwoch, 21. Oktober 19..

Nach dem Frühstück gehen wir einkaufen und telefonieren. Wir wissen noch nicht, wo wir laden müssen, und Heinz erkundigt sich beim Wasserbau über die Fahrtbedingungen im Neuwerker Watt und Hafen. Eigentlich sollten wir tiefgangmäßig da hineinfahren können. Wieder an Bord, verholen wir in die hinterste Ecke des Hafens zu einem großen Sandhaufen. Vor uns ist aber noch ein großer Frachter dran, der löscht. Zur Abwechslung machen Taucher neben uns eine Übung.

Dann sind wir aber endlich dran und werden mit Muschelsand vollgekippt. Um 16.00 Uhr fangen sie an zu laden, um 18.30 Uhr sind wir schon seeklar, daß heißt, Luken dicht und Plane drüber. Das war die schnelle Truppe.
Der Schiffsmakler von Cuxhaven kommt auch noch vorbei, ein netter Typ, trotz gutem Mantel und Bügelfaltenhose trapst er durch Schiet und Dreck an Bord. Es ist auch ein ganz mistiges Wetter, kalt und Regen.

Wir fahren zur Schleuse und machen davor fest. Es reicht auch noch zu einem Spaziergang durch die Fußgängerzone, aber es ist doch sehr kalt. Zum Glück ist im Hafen kein Tidenhub, so daß ich anschließend bequem wieder an Bord komme.

Donnerstag, 22. Oktober 19..

Wir fahren so gegen 8 Uhr los, werden durchgeschleust, aber kaum bin ich richtig wach, machen wir schon wieder fest, und zwar auf der anderen Seite der Schleuse. Nebel hoch drei! Also gehe ich erst einmal telefonieren und sage dem Schiffsmakler bescheid. Anschließend trabe ich los und hole pfundweise Granat, habe ja auch lange keinen mehr gehabt. Auf dem Rückweg kommt mir mein Herr Kapitän entgegen, er will noch zum Zoll. Da marschiere ich mit, und dann gehen wir noch mehr Fisch kaufen: Scholle und Seelachs. Und für den langen Weg ein paar Fischfrikadellen.

Wieder zurück an Bord, ist unser Cuxhavener Schiffmakler da. Er wird etwas nervös, denn das Personal zum Löschen wird extra von Cuxhaven nach Neuwerk übergesetzt und muß natürlich bezahlt werden, und wir müssen spätestens zwei Stunden nach Hochwasser vor dem Neuwerker Priel sein, sonst kommen wir nicht mehr rein.

Gegen Mittag reißt der Nebel etwas auf, und wir fahren um 13 Uhr los. Ich finde das zwar sinnlos, aber Heinz und sein Dickkopf wollen es so. Wir tasten uns aus dem Hafen und fahren außerhalb des Fahrwassers auf der falschen Seite elbabwärts, um nicht im Nebel zweimal die Elbe überqueren zu müssen. Das Fahren auf der falschen Seite außerhalb des Fahrwassers ist zwar nicht verboten, wird aber auch nicht gern gesehen. Die Radarberatung motzt denn auch und warnt alle Entgegenkommer vor uns.
Überhaupt ist es ganz interessant, die Radarberatung anzuhören. ich habe so eine Nebelfahrt noch nie auf der Brücke mitgemacht und höre es in diesem Umfang zum ersten Mal.

Kurz nach 15 Uhr finden wir dann Einfahrt zum Neuwerker Watt und drehen auch ab. Viel zu sehen ist zwar immer noch nicht, aber die Pricken kann man erkennen. Deshalb wundere ich mich auch, als Heinz kurz darauf nach den Pricken fragt, er könne sie nicht sehen. Ich sag ihm, wo sie sind, aber er reagiert gar nicht. Da zeig ich ihm die Richtung und sag noch mal: „Da sind sie doch!“ Heinz brummt irgend etwas, ändert die Fahrtrichtung aber nicht. Na gut, er ist der Kapitän. Kurz darauf motzt er noch einmal, daß er die Pricken nicht findet. Michael und ich gucken uns an, und dann schrei ich ganz laut „da drüben!!!“. Oh ja, nun sieht Heinz sie auch, und Michael faßt sich an den Kopf. Heinz schnauzt mich an, warum ich das nicht gleich gesagt habe. Nach Richtigstellung der Sache und Unterstützung von Michael ist Heinz beleidigt. Sehr beleidigt. Und böse. Sehr böse. Sehr, sehr böse. Zu allem Unglück scheppert es nun auch, wir sitzen fest.

Vor - zurück - vor - zurück - vor - zurück, es tut sich gar nichts. Nun haben Michael und ich die Schuld, vor allem natürlich ich. Vor - zurück..., hurra, und sie bewegt sich doch! Wir sind wieder runter von der Sandbank. Nun packt Heinz natürlich der Ehrgeiz, er muß es schaffen. Hin zu den Pricken! Da muß ja schließlich das Fahrwasser sein. Denkste! Rumms, wir sitzen wieder. Diese Mal kommen wir aber schnell wieder runter, und Heinz hat nun auch die Nase voll und läßt den Anker werfen. Nun dürfen wir bis morgen mittag hier sitzen, mutterseelenallein mitten im Nebel. Auf der Elbe hört man die Dampfer tuten, es ist zwar noch hell, aber scheußlich unheimlich.

Ich rufe erst einmal über Elbe-Weser-Radio zu Hause an, und dann verständigt Heinz den Schiffsmakler. Ich schlage vor, zurück nach Cuxhaven zu fahren, aber davon will Heinz nichts wissen.
Oh Wunder, kurz nach 16 Uhr reißt der Nebel auf, und als die Sonne untergeht, ist zwischen Meer (unten) und Nebel (oben) ein breiter Horizontreifen mit Super-Sonnenuntergang zu sehen. Fotoapparat und Filmkamera sind schwer beschäftigt, noch immer kann ich keinen Sonnauf- oder -untergang auf See unbeachtet lassen.
Als es dunkel ist, können wir die Lichter von Neuwerk samt Leuchtturm in aller Deutlichkeit sehen, und die von Cuxhaven natürlich auch. Wir trösten uns mit einem schönen Essen.

Freitag, 23. Oktober 19..

So früh stehen wir heute nicht auf, denn Hochwasser ist erst um 13.24 Uhr, vor 11 Uhr können wir also nicht weiter. Draußen ist es wieder superneblig, wir können das Vorschiff fast nicht mehr sehen, unser Flagge im vorderen Mast ist nicht mehr auszumachen, also keine 40 m Sicht. Heinz ruft über Elbe-Weser-Radio den Schiffsmakler in Cuxhaven an. Der Mann ist clever, er hat auch schon aus dem Fenster gesehen und den Nebel entdeckt, und - er hat gehandelt: „Paß auf“, sagt er, „da kommt nachher die MS Hundebalje, die müssen auch nach Neuwerk, der fährt vor euch her und nimmt euch mit, der kennt die Gegend. Macht mal Kanal 16 an, der meldet sich bei euch, wenn er da ist. Und der Flipper kommt auch.“ Super, dieser Mann, mit dem lahmen Verein von Hansa Partnership nicht zu vergleichen.

Na, dann kriegen wir wohl bald Gesellschaft. „Flipper“ heißt die Fähre nach Neuwerk, die aber nur im Sommerhalbjahr verkehrt, und die MS „Hundebalje“ ist ein Schiff vom Wasserbau, der die Insel im Winter versorgt.

So gegen 10 Uhr haben wir den ersten Funkkontakt mit der Hundebalje und eine halbe Stunde später sehen wir sie auf dem Radar. Sie kommt näher und müßte jetzt neben uns liegen, aber sehen kann man nichts. Heinz und der Kapitän der Hundebalje sprechen sich ab, wie sie vorgehen wollen, und dann geht Heinz nach vorn, um den Anker hochzuholen. In der Zeit bewache ich Funkgerät und Radar. Das andere Schiff kommt auf dem Radarschirm sichtbar näher, und dann sehe ich auch wirklich einen Schatten an unserer Steuerbordseite. So langsam nimmt er Konturen an, schließlich kann ich sogar mehrere Leute an Deck erkennen. Der Kapitän fragt, ob es losgehen kann, aber Heinz ist noch auf dem Vorschiff, ich kann ihn vorne nur als Schatten wahrnehmen. Doch dann ist der Anker hoch und Heinz kommt wieder ins Steuerhaus.

Die Maschine läuft, und MS Hundebalje nimmt Fahrt auf und geht voraus. Michael wird auf dem Vorschiff postiert, um per Handzeichen die Kursänderungen der Hundebalje anzuzeigen. Nun nehmen wir auch Fahrt auf, immer hinter dem anderen Schiff her. Wenn wir es bloß sehen würden! Über Funk wird jede kleinste Kursänderung in Gradangaben mitgeteilt, aber dann müssen wir die Hundebalje doch bitten, langsamer zu fahren, denn die Cum Deo ist nicht so schnell und außerdem viel schwerfälliger als der andere Dampfer.

Die Hundebalje fährt sinnigerweise nicht an den Pricken, also im vorgeschriebenen Fahrwasser, entlang, sondern sucht sich ihren Weg ganz woanders. Sicher, der Kapitän kennt die Gegend, aber Wasser sieht doch überall gleich aus. Wie sagte doch unser Professor an der Hochschule für Nautik? „Nicht überall, wo Wasser ist, ist auch genug Wasser!“ Wie wahr, wie wahr.

Unsere Nebelfahrt geht weiter, und die Augen tränen schon vom angestrengten Sehen. Ich gehe raus und mache ein paar Fotos, vielleicht wird das ja etwas, den Schatten der Hundebalje kann man mit bloßem Auge gerade noch sehen, vielleicht schafft der Fotoapparat das ja auch.

Die Hundebalje kündigt eine 160°-Kursänderung an, das ist fast eine Kehrtwendung, und fährt jetzt zwar an den Pricken entlang, aber auf der falschen Seite. Das soll man nun wissen! Allein wären wir auch ohne Nebel nie nach Neuwerk gekommen! Gleich danach wird der Kurs wieder um 90° geändert, wir schlagen Haken wie ein Hase auf der Flucht, nur viel, viel langsamer. Jetzt sollen gleich ein paar grüne Tonnen kommen, jedenfalls sagt der Kapitän der Hundebalje das. Es dauert unheimlich lange, bis wir sie sehen, hat der Käpt’n da vorne vielleicht Radaraugen? Die ersten beiden Tonnen lassen wir an Backbord, die dritte (korrekt) an Steuerbord. So langsam kommt mir die Fahrerei hier vor wie Russisches Roulette: viele Sandbänke und ein Priel. Treffen wir eine Sandbank oder nicht? Schließlich ist die Cum Deo länger, hat mehr Tiefgang und ist lange nicht so wendig wie die Hundebalje.

Michael auf dem Vorschiff spielt Windmühle: Wieder eine größere Kuränderung. Zum Glück sehen wir die Hundebalje jetzt etwas besser und können ihren Windungen leichter folgen, sie schlängelt sich vor uns jetzt in eleganten Bögen entlang.
Da kündigt der Kapitän auf der Backbordseite schon den Leitdamm und den Anleger für das Fährschiff an. Wir sehen aber lange Zeit noch gar nichts. Dann geht er, natürlich nach Ankündigung über Funk, mit der Fahrt herunter. Jetzt sehen wir ganz verschwommen den Fähranleger, der nur wenige Meter entfernt ist. Hier dürfen wir aber nicht anlegen und die Hundebalje auch nicht. Also weiter, dann sehen wir auch den anderen Anleger, eine hölzerne kurze Pier. Jetzt müssen wir hier in dem schmalen Hafenpriel auch noch umdrehen! Die Hundebalje will vor uns an den Anleger, weil sie ihre Fahrgäste loswerden will, die das Geschehen und uns aufmerksam beäugen. Fehlt nur noch, daß sie Bananen rüberhalten...

Aber irgendwie scheint das mit dem Anlegen bei der Hundebalje auch nicht so recht zu klappen, sie dreht also, fährt an uns vorbei und will zum Fähranleger. Pech gehabt, da kommt gerade der Flipper. Also wartet MS Hundebalje, wir sollen jetzt erst an den Steg gehen, denn wir haben inzwischen ablaufend Wasser, viel rumspielen können wir nicht mehr. Heinz fängt also an, die Cum Deo zu drehen. Vor - zurück - vor - zurück - vor - zurück - Rummms! Wir sitzen mal wieder fest, und zwar auf einer Sandbank, die sich sinnigerweise genau vor der Pier befindet. Wat nu? Aber mit viel Gedröhn (volle Kraft voraus bzw. zurück) kriegt Heinz das Schiff so halbwegs frei, und dann kommt die Hundebalje auf Backbordseite längsseits. Sie drückt uns mit aller Kraft Richtung Pier, bis wir tatsächlich freikommen und wirklich an der Pier festmachen! Es ist 12 Uhr, so lange hat unsere Horrorfahrt also gar nicht gedauert, aber Heinz ist ganz schön geschafft.

An der Pier stehen schon die ganze Zeit zwei Typen rum, die jetzt eine Gangway auf unsere Luken wuchten und dabei die Farbe abkratzen. Was das wohl soll?
MS Hundebalje macht an unserer freien Seite fest und die Passagiere (darunter eine Dame in Stöckelschuhen!!!) müssen bei uns an Deck krabbeln, dann über die Luken auf die Gangway und an Land. Lustig.
Ich gehe dann gleich mal rüber zum Flipper, um mich nach dessen Fahrtzeiten zu erkundigen, denn wenn wir vor dem Wochenende nicht gelöscht werden, muß ich auf anderem Wege nach Haus. Als ich wieder zurück komme, tut sich bei uns noch gar nichts, und Heinz ist auf der Hundebalje am Klönen. Die haben ein tolles Gerät zum Loten und Standort feststellen, und außerdem eine selbstgemachte Karte. Dann kann man den Weg wohl finden!
Die Männer decken die Luken auf, und ich kümmer mich ums Essen. Um 13 Uhr wird mit dem Löschen begonnen. Ein großer Greifer steht auf dem Pier (er paßt gerade hinauf, man kann aber nicht mehr an ihm vorbei gehen), grabscht den Muschelsand aus unserem Laderaum und verfrachtet ihn auf einen kleinen Anhänger. Dieser ist nach ca. 5 - 6 Greifergängen gefüllt und wird von einem Trecker von der Pier gezogen und ca. 100 m am Hafen entlang gefahren. Dort wird der Anhänger geleert und der Muschelsand zu einem langen, aber nicht allzu hohen Haufen geschichtet. Drei Trecker mit jeweils einem Anhänger teilen sich diesen Job.

Ich verabschiede mich bei strahlendem Nebel zu einer Inselbesichtigung. Schon auf dem Deich kann ich von der Cum Deo nichts mehr sehen und höre nur noch den Lärm des Greifers. Nun wandere ich also die Straße entlang immer ins Graue hinein. Ich messe mal ab, wie weit ich sehen kann: ungefähr 10 m! So langsam wird mir etwas unheimlich, rechts ist der Deich und links gar nichts. Man hatte mir gesagt, ich solle immer nur Richtung Leuchtturm gehen. Aber wie macht man das, wenn man ihn nicht sieht?
Auf der linken Straßenseite komme ich an einem Lokal vorbei, an dem Bauarbeiter beschäftigt sind. Die frage ich, und siehe da, ich bin auf dem richtigen Weg. Viel Auswahl gibt es hier ja nicht, auch in der anderen Richtung würde ich zwangsläufig beim Leuchtturm ankommen, die Frage ist nur, welche Strecke ist kürzer. Also weiter ins Nichts. Irgendwann begegnen mir auch noch einige Touristen, und dann hab ich tatsächlich den Leuchtturm gefunden! Hier ist aber auch nichts los, Leuchtturm mit Restaurant, Kramladen und Vogelmuseum. Eine Leuchtturmbesteigung ist ja nun sinnlos, und das Vogelmuseum hat geschlossen. Also kauf ich mir im Kramladen eine Tafel Schokolade und mache mich weder auf den Rückweg.
Unterwegs begegne ich einer alten Dame, die wohl Gesellschaft sucht. Also zuckel ich mit ihr gemächlich zurück. Sie wohnt in dem Lokal mit den Bauarbeitern, geht aber noch mit bis zum Schiff, um mal zu gucken.

An Bord ist immer noch nicht viel weniger Muschelsand im Schiff. Ich mopse mich etwas und hol mir was zu lesen. Gegen 18 Uhr hört die Löschmannschaft auf, aber morgen früh wollen sie weitermachen. Das ist die Gelegenheit für einen Landgang. Die ganze Besatzung macht sich landfein und trabt Richtung Leuchtturm. Inzwischen sieht man etwa mehr, der Nebel ist nicht mehr ganz so dicht, aber dafür ist es dunkel.

Wir setzen uns eine Weile ins Leuchtturmrestaurant und sind fast die einzigen Gäste. Auf dem Rückweg gehen wir noch in das Bauarbeiter-Lokal, und da gibt es Apfeltorte mit Sahne und Kakao. Abends um 21 Uhr! Lecker.
Als wir wieder an Bord gehen, können wir sogar das Licht des Leuchtturms sehen. Der Nebel ist weg.
Das Schlafengehen wird auch problematisch, wir haben Niedrigwasser und das Schiff liegt auf dem Trockenen mit leichter Schlagseite, natürlich gerade so (un)glücklich, daß man aus den Kojen rollt.

Samstag, 24. Oktober 19..

Um 7 Uhr wird mit dem Löschen weitergemacht, und schon um 9 Uhr sind sie fertig. Heinz steht draußen am Schiff auf dem Meeresboden mit einer Leiter und malt, und nun muß ich ja auch auf den Meeresgrund. Mit Filmkamera bewaffnet stapse ich los, Blick nach vorne, und lande natürlich prompt in einem Schlickloch. Panik! Mein Stiefel bleibt stecken, aber auch ohne komme ich hier nicht raus. Doch da eilt Heinz mir zu Hilfe, natürlich erst, nachdem er sich halb totgelacht hat. Das ist Liebe!

Nun lauf ich noch so ein bißchen ums Schiff, sehr vorsichtig, und kriege dabei natürlich kalte Füße. Aber da schreit Heinz schon, daß das Wasser kommt, also schnell wieder zurück an Land. An Bord muß ich mich erst mal säubern, und dann traben Michael und ich noch mal zwecks Einkaufen los. Sondermeldung: Kein Nebel!

Viel Zeit haben wir nicht, aber auf den Turm wollen wir doch noch. Von dort hat man auch wirklich einen Superausblick. Ich verkurbel den Rest meines Films, dann schnell wieder zum Laden hinunter und einkaufen. Wir beeilen uns, wieder an Bord zu kommen, und dort ist das Wasser auch schon fast wieder da. Um 11.30 Uhr legen wir ab, Richtung Bremerhaven. Das Wetter ist herrlich, windstill, und wir fahren nicht durchs Wattfahrwasser, sondern wollen wieder außen rum. Mit leerem Schiff und wenig Tiefgang ist die Ausfahrt aus Neuwerk leicht zu finden, wir halten uns jetzt an den Prickenweg, und da kommt uns auch der Flipper entgegen. Es wird eine schöne Fahrt, Heinz und Michael arbeiten an Deck, malen die Gangbord neu, und ich fahre. So gegen 19 Uhr sind wir in Bremerhaven, und ich mache für uns pommes dauphine mit Meerrettichsauce. Anschließend will ich mit dem Auto nach Hause fahren.

Das war wohl nichts, entweder war der Meerrettich aus der Tube nicht mehr gut oder ich habe eine Magengrippe, jedenfalls geht es mir nach dem Essen schlecht. Autofahren ist nicht, schon gar nicht im Dunkeln. Wir bleiben also in Bremerhaven.

Sonntag, 25. Oktober 19..

Das Frühstück schmeckt mir noch nicht wieder, aber Tee mag ich schon. Kurz vor Mittag fahr ich mit dem Auto nach Haus, und um 15 Uhr ist die Cum Deo auch da.



Anneke

Geändert von Esmeralda (12.11.2008 um 23:52 Uhr)
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