Leider - Insolvenzantrag MV-Werften

[Marius_Octavius]

Zitat von zooom

… Du weißt schon, das ist so ein Begriff aus der Zeit, wo wir noch keine Handys hatten, dafür pünktlich nach Hause gekommen sind.

Quatsch, ich war damals auch ohne Handy niemals pünktlich zu Hause.

[fignon83]

Das Thema Subventionen ist schon sehr zwiespältig, mindestens. Bei den Werften im Norden geht es im Endeffekt nur um Politik. Ähnlich wie der jahrzehntelange Strukturwandel im Ruhrgebiet. Oder jetzt das Füllhorn Braunkohle-Stopp. Es fließen von den rund 40 Milliarden Euro 15 Milliarden ins rheinische Revier, einer Region mit nahezu Vollbeschäftigung und Fachkräftemangel und einer Beschäftigtenzahl in der Braunkohle von grob 9000 Arbeitsplätzen, deren jetzige Beschäftige in kürzester Zeit vom Arbeitsmarkt assimiliert werden.
Zurück zu den Werften: Niemand hat doch wirklich ernsthaft erwartet, dass die Werften wieder zurück ins Gleis der Wettbewerbsfähigkeit kommen. Genauso wird niemand behaupten wollen, dass es bei den Werften (wie auch bei der Kohlegewinnung) es darum geht, zu verhindern, das Knowhow abfliesst. Schiffe können die Chinesen schon lange bauen. Gerade diese Beispiele sind doch Paradebeispiele misslungener Subventionspolitik und Klientelgefälligkeit. Von polltischen Geschachere. Ganz unabhängig davon, dass sich auch noch so basisdemokratische Länder wie China daran gütlich tun. Und dass dann auch noch besonders klimaschädliche Dreckschleudern sind, kommt als Topic noch on top. Das betrifft aber nicht alle Subventionen. Es gibt Ausnahmen, die durchaus sinnvoll sind (es gibt z.B. sehr interessante Förderung innovativer Medizinprodukte, Stichwort Biontech, die sich jetzt die goldene Nase verdienen) Die meisten Subventionen in Deutschland fließen in die Landwirtschaft, jährlich einige Milliarden. Und nach den Riesensünden der 1970er und 1980er Jahre (Butterberge, Milchseen) hat es nur bis zur Förderperiode 2021-2027 gedauert, dass man die Förderung auch verstärkt an Nachhaltigkeitskriterien und Klimaschutz bündelt. Wir lernen schnell dazu.

[Fronmobil]

Zum Glück hat das jetzt mal jemand ganz genau erklärt.

Klaus, sooo dankbar

[fignon83]

nein, ganz genau natürlich nicht. Dafür brauche ich eine halbe Stunde länger.

[zooom]

Zitat von Marius_Octavius

Quatsch, ich war damals auch ohne Handy niemals pünktlich zu Hause.

Rock 'n Roll never dies!

[DetteK]

Man kann sich dem Eindruck nicht erwehren, dass alles was Rang und Namen in Europa hatte, an China verschleudert wird. Zusätzlich werde Produktionen dorthin ausgelagert, was dann am Ende rauskommt, sehen wir im Moment!

[Totti-Amun]

Zitat von DetteK

Man kann sich dem Eindruck nicht erwehren, dass alles was Rang und Namen in Europa hatte, an China verschleudert wird. Zusätzlich werde Produktionen dorthin ausgelagert, was dann am Ende rauskommt, sehen wir im Moment!

Und wo siehst du den Schuldigen? Gibt es überhaupt einen Schuldigen?

Es ist natürlich nicht der Preis-ist-geil-Konsument, der permanent versucht den letzten Euro raus zu quetschen, wo schon längst nichts mehr zu quetschen ist, oder?



Zurück zum Thema, die Löhne sollen jetzt kommen und der Weiterbetrieb scheint möglich:
https://www.ndr.de/nachrichten/meckl...erften450.html

Gruß

Totti

[Verbraucheranwalt]

Zitat von zooom

Mal abgesehen davon, daß ich als Selbständiger aber so was von in der freien Wirtschaft tätig war und ringsrum in meiner Branche eine Firma nach der anderen hab Pleite gehen sehen...
Aber Du hast Recht, so richtig frei war meine Wirtschaft denn doch nicht, nie hat mich jemand subventioniert.

Eine insolvente Werft macht satt? Und das obwohl wir dort ja was produziert haben, damit Andere es nicht tun?
Vielleicht wurde sie gar insolvent, weil sie gemeint hat, etwas tun zu müssen, was die "Anderen" gar nicht tun wollten?
Klar sehe und kenne ich den Unterschied zwischen Waffenexporten (NIE in Krisengebiete) und Casinoschiffen für Länder in denen die Elite sich mit der Arbeit von Umerziehungslagern, Kinderarbeit und größter Achtung der Menschenwürde dämlich verdient.

Lass mal überlegen, wenn das Boot dort seit 3-4 Jahren produziert wird. Wie lange hat die Werft dann ihre Arbeiter satt gemacht???

Und offenbar geht es jetzt dort weiter.

Also die Antwort auf deine Frage lautet: Ja - auch eine insolvente Werft macht satt.

Zudem ist die Frage ob es sich dort um wirkliche Subventionen (nicht rückzahlbar) oder um Kredite handelt immer noch nicht beantwortet.

Wenn es sich um Kredite handeln sollte, dann ist das für den Staat ein mehr als gutes Geschäft. Die Steuern und Abgabenlast liegt hierzulande doch bei ca. 50 %, da dürften einige Millionen an den Staat zurück geflossen sein. Die wären nicht geflossen wenn das Schiff in den Niederlanden gebaut worden wäre.

Zudem bin sind 600 Mio Peanuts, angesichts dessen was wir an Steuergeldern außer Landes ballern. In welcher Form auch immer. Ohne Subventionen würde sich übrigens kaum ein Windrad drehen - aber das nur am Rande

Gruß
Chris

[zooom]

Gestern das Statement des Insolvenzverwalters gehört: "Es muß jetzt erst mal ein Käufer für das Schiff gefunden werden, der Auftraggeber scheint ja eher auszufallen." Dessen Aktienkurs ist gestern mal eben um 50% gefallen.
Wenn Kredit, dann sicher mit Ausfallbürgschaft des Landes, ergo bleibt es doch bei uns an der Hacke, denn wenn ich richtig informiert bin, bedeutet das Wort "Insovenz" Zahlungsunfähigkeit. Das gilt natürlich besonders für die Bedienung von Krediten.
Und ich bleibe dabei: Mit der Logik "Haupsache Arbeitsplätze" kann man auch Gipsköpfe produzieren und am Ende mit dem Hammer draufkloppen.
Wenn unsere Welt Eins dringend braucht, dann mehr und größere Kreuzfahrtschiffe.

Und ich bleibe dabei:
Leute, die sich mit sowas auskennen und wissen, was dort vor sich geht, diskutieren das nicht im Boote-Forum

[Aurora-13]

Zitat von YunLung

Und ich bleibe dabei:
Leute, die sich mit sowas auskennen und wissen, was dort vor sich geht, diskutieren das nicht im Boote-Forum

Doch sie können versuchen sich ihr eigenes Bild zu machen

Hier noch ein altueller Essay aus der "Zeit-Online" vom heutigen Tage.

Kein Schiff wird kommen

Die Insolvenz der MV Werften bedroht rund 2.000 Jobs. Am Niedergang des ostdeutschen Schiffbaus lässt sich viel über die Globalisierung lernen.
Ein Essay von Philipp Ther
17. Januar 2022, 15:24 Uhr

https://www.zeit.de/kultur/literatur...globalisierung

Nachtrag am 8.01. 7.15 Uhr

Spannend, der Beitrag lässt sich an meinem Tablet und dem Smartphone meiner Frau nicht ohne Abo nicht öffnen. Am Hauptrechner lässt er sich ohne öffnen, also wer es nicht geöffnet bekommt und lesen möchte - eine PN an mich. _

Sorry.

[DerMajo]

https://www.svz.de/regionales/meckle...d35222907.html

Es kommt alles ans Licht, irgendwann. Verstehe nur die Menschen des 21. Jahrhunderts nicht. 89 bin ich mit 20 auf die Strasse gegangen, habe gekämpft und gewonnen. Jetzt werden alle von vorm bis hinten veräppelt, Korruption, Misswirtschaft und Vetternwirtschaft sind Tagesordnung. Von den Preissteigerungen durch Inkompetenz der neuen Regierung ganz zu schweigen. Warum kämpft jetzt keiner mehr. Haben wir das verlernt oder lassen wir uns gerne veräppeln.Eigentlich will ich nur Bootfahren….!

[trockenangler]

Nun hat es die Genting Tochter Crystal Cruises auch erwischt, einer unserer Kunden.
Meine letzte kleine Rechnung wurde Anfang 2022 noch beglichen.
Die Endeavor (Eisklasse) und 4 der 5 Flussschiffe wurden auch bei den MV Werften gebaut.

https://www.focus.de/digital/mitarbe..._51911141.html

[Aurora-13]

Zitat von DerMajo

https://www.svz.de/regionales/meckle...d35222907.html
........

Es kommt alles ans Licht, irgendwann. Eigentlich will ich nur Bootfahren….!

Schade, der Artikel lässt sich ohne Abo nicht öffnen - hätte ihn gerne gelesen

Hm.

Es gibt scheinbar Interesse an der Lloyd Werft in BHV...

https://www.zeit.de/news/2022-02/16/....google.com%2F

[ferenc]

Habe gestern diesen Beitrag im NDR dazu gesehen und man fragt sich, warum in unserer Gesellschaft oft mit solchem immensen Aufwand nicht tragfähige Geschäftsmodelle mit Unmengen Geld am Laufen gehalten werden. Oft lediglich, weil keiner der Überbringer der schlechten Nachricht sein möchte.

[medo]

Zitat von ferenc

Habe gestern diesen Beitrag im NDR dazu gesehen und man fragt sich, warum in unserer Gesellschaft oft mit solchem immensen Aufwand nicht tragfähige Geschäftsmodelle mit Unmengen Geld am Laufen gehalten werden. Oft lediglich, weil keiner der Überbringer der schlechten Nachricht sein möchte.

Das sind oft rein politische Entscheidungen, da geht es nicht nur darum dass man die schlechte Nachricht nicht überbringen will.

Wenn man einen Betrieb schließt entstehen der Volkswirtschaft Kosten (ALG der Beschäftigten), in strukturschwachen Regionen kann die Schließung eines Leitbetriebes durchaus heftige Auswirkungen auf die ganze Region haben (nicht nur die Arbeitnehmer des Betriebes werden arbeitslos, es trifft auch Zulieferer und Dienstleister, wenn diese ganzen Leute ALG beziehen steht der gesamten Region weniger Geld zu Verfügung, damit kommen wieder andere Betriebe in Schwierigkeiten), es kann daher volkswirtschaftlich tatsächlich sinnvoll sein ein Geschäftsmodell, das selbst nicht tragfähig ist, zumindest einige Zeit zu subventionieren, allerdings müsste man in dieser Zeit den Strukturwandel einleiten.

Ich bin allerdings froh solche Entscheidungen nicht treffen zu müssen, es gibt da IMHO durchaus Szenarien, bei denen man nur die weniger schlechte Variante wählen kann.

[schimi]

Zitat von trockenangler

Nun hat es die Genting Tochter Crystal Cruises auch erwischt, einer unserer Kunden.
Meine letzte kleine Rechnung wurde Anfang 2022 noch beglichen.

Arbeitet ihr für diese Firmen ohne vorherige Absicherung eurer entstehenden Forderungen?

[ferenc]

Zitat von medo

Das sind oft rein politische Entscheidungen, da geht es nicht nur darum dass man die schlechte Nachricht nicht überbringen will.

Wenn man einen Betrieb schließt entstehen der Volkswirtschaft Kosten (ALG der Beschäftigten), in strukturschwachen Regionen kann die Schließung eines Leitbetriebes durchaus heftige Auswirkungen auf die ganze Region haben (nicht nur die Arbeitnehmer des Betriebes werden arbeitslos, es trifft auch Zulieferer und Dienstleister, wenn diese ganzen Leute ALG beziehen steht der gesamten Region weniger Geld zu Verfügung, damit kommen wieder andere Betriebe in Schwierigkeiten), es kann daher volkswirtschaftlich tatsächlich sinnvoll sein ein Geschäftsmodell, das selbst nicht tragfähig ist, zumindest einige Zeit zu subventionieren, allerdings müsste man in dieser Zeit den Strukturwandel einleiten.

Ich bin allerdings froh solche Entscheidungen nicht treffen zu müssen, es gibt da IMHO durchaus Szenarien, bei denen man nur die weniger schlechte Variante wählen kann.

Diese Allgemeinplätze haben wir ja seit Jahrzehnten immer wieder gehört und gelesen und weder ging die Welt unter, als wir aus der Steinkohleförderung ausstiegen und ich habe noch in einem Unternehmen gelernt, das Bergbautechnik hergestellt hat, noch im weiteren Niedergang der Schwerindustrie.

Habe da Zweifel, das ausgerechnet solch archaische Wirtschaftszweige wie Schiffsbau und Braunkohle dem Osten den Arsch retten sollen.

[Rolle1704]

Von dem Geld, das man jahrzehntelang in die Kohle gesteckt hat, hätte man die Beschäftigten komplett alimentieren können. Lohn/Gehalt, Sozialversicherungen, sogar ein Zeitungsabo, damit den den Tag über beschäftigt sind, wäre drin gewesen. Und trotzdem hätte man nicht die Hälfte dessen ausgegeben, was tatsächlich an die Firmen geflossen ist.
Weshalb hat man das nicht gemacht? Ganz einfach, weil die Aktionäre dann nichts abbekommen hätten... Das ist ähnlich wie die Euro-"Rettung" in Griechenland. Da wurde nicht der Euro gerettet, sondern die - vor allem deutschen - Banken.

[Rolle1704]

Und nun könnte man sich mal anschauen, was denn in den letzten drei Jahrzehnten in die Werften geflossen ist, so blühende-Landschaften-mäßig. Und dann stellt man - Überraschung, Ǜberraschung - fest, dass es vor allem um blühende Portfolios ging und geht.

[medo]

Zitat von ferenc

Habe da Zweifel, das ausgerechnet solch archaische Wirtschaftszweige wie Schiffsbau und Braunkohle dem Osten den Arsch retten sollen.

Es steht dir frei Zweifel zu haben, ich persönlich bin -w.o. geschrieben- froh diese Entscheidungen nicht treffen zu müssen, in letzter Konsequenz sind das politische Entscheidungen, und Diskussionen zu diesem Themenbereich sind meines Wissens hier nicht gern gesehen und ich persönlich führe solche auch online nicht.

[Totti-Amun]

Zitat von Rolle1704

Von dem Geld, das man jahrzehntelang in die Kohle gesteckt hat, hätte man die Beschäftigten komplett alimentieren können. Lohn/Gehalt, Sozialversicherungen, sogar ein Zeitungsabo, damit den den Tag über beschäftigt sind, wäre drin gewesen. Und trotzdem hätte man nicht die Hälfte dessen ausgegeben, was tatsächlich an die Firmen geflossen ist.
Weshalb hat man das nicht gemacht? Ganz einfach, weil die Aktionäre dann nichts abbekommen hätten... Das ist ähnlich wie die Euro-"Rettung" in Griechenland. Da wurde nicht der Euro gerettet, sondern die - vor allem deutschen - Banken.

Oh, ein Insider...

[ferenc]

Zitat von medo

Es steht dir frei Zweifel zu haben, ich persönlich bin -w.o. geschrieben- froh diese Entscheidungen nicht treffen zu müssen, in letzter Konsequenz sind das politische Entscheidungen, und Diskussionen zu diesem Themenbereich sind meines Wissens hier nicht gern gesehen und ich persönlich führe solche auch online nicht.

Na du bist ja lustig, du rechtfertigst eine politische Entscheidung und wenn man dir widerspricht erinnerst du daran, das politische Diskussionen hier nicht gewünscht seien?

Aber ja, lassen wir es gut sein.

[medo]

Zitat von ferenc

Na du bist ja lustig, du rechtfertigst eine politische Entscheidung und wenn man dir widerspricht erinnerst du daran, das politische Diskussionen hier nicht gewünscht seien?

Aber ja, lassen wir es gut sein.

Ob ich "lustig" weiß ich nicht, meine Ausführung war KEINE Rechtfertigung der Entscheidung, ich habe geschrieben warum das so gemacht wird, ob das richtig oder falsch ist habe ich nicht geschrieben, das ist deine Interpretation!