Amsel nach Hause telefonieren...

[Pianist]

Furniert. Wurde damals so gemacht. Vollholz mit Klarlack wäre sicher schöner, aber wenn ich mir anschaue, dass selbst teuerste Linssen heute wieder mit beschichteten Platten ausgebaut werden, dann ist das ja das gleiche Konzept wie damals.

Matthias

[Totti-Amun]

Ja, ist Sperrholz oder Tischlerplatte. Ich wundere mich nur, dass da kein Lack drauf ist.
Habe ich aber auch schon bei anderen Booten so gesehen hinter Polstern oder bei Schränken von innen.

Grüße

Totti

Zitat von Pianist

Ja, wobei ich durchaus die Meinung vertrete, dass es gut ist, solche Arbeiten nicht alleine zu verrichten. Stell Dir vor, jemand kommt in so einer Situation wirklich nicht mehr raus, weil er sich irgendwie verklemmt hat, gerät dann in Panik, und reitet sich dann womöglich noch tiefer in das Schlamassel. Lassen wir ihn auf einem einsamen Boot in einem Hafen im Winter sein, wo ihn niemand rufen hört. Da ist die Anwesenheit einer zweiten Person sehr sinnvoll und sollte zum Standard einer professionellen Arbeitsweise gehören.

Matthias

In meinem Schott zum Ankerkasten hin hätte ich mich damals auch beinahe mit Bremsenreiniger außer Gefecht gesetzt, da hat die vorgesehene Belüftung einfach mal nicht ausgereicht und es waren halt Pausen nötig
Generell gilt, dass man sich halt vorher Gedanken machen sollte und man Vorkehrungen trifft, ob da nun allerdings ein "Profi" in irgendwelche knappen Löcher reinkriecht oder ich selbst - da würde ich nun erst einmal keinen Unterschied machen wollen. Je nach Arbeit ist eine zweite Person sogar absolut unerlässlich, da bin ich voll bei dir.
Dein Füllstutzen hat übrigens ein Überlaufsystem integriert - sollte, wie es aussieht von Vetus sein

Grüße
Daniel

[Pianist]

Ja, Pedro hat da schon sehr vernünftige Sachen eingebaut. Nur die Materialauswahl bei den Schwanenhälsen war nicht optimal. Heute bauen die sowas aus Edelstahl.

Matthias

[Pianist]

Wir notieren im Kalender: Mit Datum vom 12. Mai 2022 ist die Amsel wieder einsatzbereit. Dank des hervorragenden Einsatzes eines hier überwiegend still mitlesenden Vollprofis wurden die durchgerosteten Rohrbögen in Edelstahl nachgebaut und alles wieder verbunden. Das war also unter dem Strich eine Aktion, die wesentlich einfacher war als ursprünglich befürchtet. Es waren keine schweren Eingriffe in den Rumpf nötig, alles war sehr wartungsfreundlich gebaut.

Allerdings haben wir jetzt noch einen ganz kleinen Schönheitsfehler: An irgendeiner Stelle im System muss es jetzt minimal anders sein als vorher. Derzeit kommt das Wasser in erster Linie aus der Steuerbordseite. Nur dann, wenn man diesen Auslass zuhält, kommt das Wasser aus der Backbordseite. Ich würde das mal als "hydraulische Asymmetrie" bezeichnen, falls es diesen Begriff gibt.

Archimedes wüsste vermutlich, was jetzt zu tun ist. Der Weg zur Backbordseite ist länger als zur Steuerbordseite, weil der Wassersammler nun mal steuerbordseitig sitzt. Ich weiß aber nicht mal, ob das überhaupt eine Rolle spielt. Außerdem kann es sein, dass der Schlauch zum Backbord-Schwanenhals einen minimalen Durchhänger hat. Vielleicht reicht es schon, dieses Rohr einen oder zwei Zentimeter höher zu bekommen.

Möglicherweise besteht die Lösung auch darin, den Querschnitt zum Steuerbord-Schwanenhals etwas zu verringern, was dort zu einer Druckerhöhung führen wird und sich das Wasser dann leichter als jetzt seinen Weg auch zur anderen Seite sucht.

Betrieblich ist das alles wohl vollkommen egal. Oder? Aber ich habe schon einen gewissen Ehrgeiz, es irgendwie hinzubekommen, dass am Ende wieder aus beiden Auslässen ungefähr die gleiche Menge Wasser kommt.

Wer hat eine Idee?

Matthias

[mmorkel]

Ich würde das erstmal eine Saison lang beobachten (und dann hast Du´s vergessen). Aber prinzipiell gefällt mir Deine Herangehensweise - dass Du im Detail verstehen willst, wie´s funktioniert, auch wenn es ja eigentlich schon wieder funktioniert.

Und überhaupt: Tolles Boot.

[caveman]

Das freut mich nun aber ganz besonders, dass die Amsel nun wieder munter ihre Bahnen ziehen kann! Und diese etwas nervige „hydraulische Asymmetrie“ bekommst du sicherlich schnell in den Griff.

[Pianist]

Vielleicht hat ja hier jemand eine Idee, an welcher Stelle man da ansetzen könnte. In meiner naiven Vorstellung müsste es eine Art "Irisblende" geben, die man vor dem Steuerbord-Schwanenhals einbaut, und wo man durch drehen von außen eine beliebige Querschnittsveränderung erreichen kann, so dass man das System so einjustieren kann, dass der Auswurf an beiden Seiten identisch ist. Und dann müsste man dieses Teil gegen unbeabsichtigtes Verstellen sichern können, durch eine Fixierschraube oder dergleichen. Vermutlich täte es sogar ein Kugelhahn, der dann dauerhaft so ungefähr in einer Zwei-Drittel-Offen-Stelliung steht.

Aber da sieht man mal, welche Gedanken sich eine Bootswerft machen muss, damit auch solche Details optimal funktionieren.

Matthias

[mmorkel]

Vielleicht hatten die beiden ursprünglich verbauten Schwanenhälse unterschiedliche Durchmesser oder Form?

[Pianist]

Durchmesser war gleich. Was wir nicht mehr genau nachvollziehen können, ob beide gleich hoch waren, weil der eine ja vollkommen hinüber war bzw. beim Ausbauen zerfiel. Wobei ich nicht mal weiß, ob die Höhe bei dieser Frage überhaupt eine Rolle spielt.

[caveman]

Wie ist es denn jetzt? Sind beide Rohre gleich hoch verlegt?
Also: sind beide Ausgänge vom Wassersammler gleich hoch und
sind die höchsten Punkte der beiden Rohre jeweils gleich hoch?
Liegt deine Donky gerade oder leicht schräg im Wasser und sind die Auspuff Öffnungen dadurch eventuell in unterschiedlichen Höhen? Von Querschnittsveränderungen würde ich absehen. Das Wasser sollte frei über beide Rohre abfließen können. Tut es das nicht, gibt es irgendwo einen Unterschied im Niveau.

[Pianist]

Ich muss mir das noch mal genau ansehen. Irgendwo muss ja was anders als vorher sein...

[Pianist]

So, ist gelöst: Der Schlauch zur Bb-Seite hatte einen winzigen Durchhänger, den habe ich mittels Kabelbinder an die dortige Haltestange rangezogen, nun kommt es wieder aus beiden Rohren gleichmäßig.

Insgesamt eine schöne und gute Arbeit eines zuverlässigen Bootsmotoren-Technikers in Verbindung mit einem fähigen Edelstahlbauer. Ohne dieses Forum wäre dieser Kontakt nicht zustandegekommen.

Matthias

[caveman]

Klasse, dass es eine so einfache Lösung war. Manchmal läuft es eben auch gut!

[Perre Pescadore]

Schön das es geklappt hat und danke für die Rückmeldung.

[BW25Interceptor]

Zitat von Pianist

So, ist gelöst: Der Schlauch zur Bb-Seite hatte einen winzigen Durchhänger, den habe ich mittels Kabelbinder an die dortige Haltestange rangezogen, nun kommt es wieder aus beiden Rohren gleichmäßig.

Insgesamt eine schöne und gute Arbeit eines zuverlässigen Bootsmotoren-Technikers in Verbindung mit einem fähigen Edelstahlbauer. Ohne dieses Forum wäre dieser Kontakt nicht zustandegekommen.

Matthias

Diese Assymetrie habe ich im Leerlauf auch. Dann schaue ich mal, ob ich auch einen Durchhänger finde. Bei mir ist es übrigens umgekehrt. Der Weg nach Beckbord ist der kürzere. Steuerbord kommt im Leerlauf nur ein Rinnsal. Unter Last aber gleichmäßig.

[Pianist]

Hat Deine Donky den Steuerstand an steuerbord? Also komplett spiegelbildlich zur Mehrheitskonstruktion? Und dann vermutlich eine linksdrehende Schraube? Falls das das so ist: weißt Du, warum diese seltene Variante damals so realisiert wurde?

Matthias