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Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit!

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  #1  
Alt 09.01.2004, 22:10
Wolf
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Beiträge: n/a
Standard Griechenland extrem

...
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  #2  
Alt 10.01.2004, 02:47
Benutzerbild von Cyrus
Cyrus Cyrus ist offline
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Dort steht folgendes:

oder wie ein Törn nicht verlaufen sollte.
Ist zwar schon etwas länger her, hat sich aber bei uns eingeprägt.

Warum wir vor Jahren überhaupt des Nachts von Porto Carras nach Limnos fahren wollten, ist eigentlich schnell erklärt. Der Wind ist nicht da,
der tagsüber doch so mit 4-5 Stärken über´s Land weht und auf See noch etwas zulegt. Außerdem hatten wir uns eine Vollmondnacht ausgesucht.
Dle Überfahrt sollte also kein Problem darstellen.

Der Schiffsverkehr in der nördlichen Ägäis ist übrigens ganz schwach. Kaum Fischerboote, ganz wenig Charter und Großschifffahrt habe ich
persönlich überhaupt noch keine gesehen. Das soll natürlich nicht heißen, dass keine vorhanden ist.
Man sieht sie halt nur nicht, weil sie eben ganz wenig vertreten ist.
Außerdem konzentriert sich das dann auch noch auf die großen Städte, wie Saloniki.
Eine Seenotrettung, wie an der Ostsee, ist so gut wie unbekannt.
Man bekommt auch kaum Funkverbindung. Wenn man also losfährt, sollte man sich auf sein Boot verlassen können, denn mit Hilfe ist auf See kaum zu rechnen. Und des Nachts schon gar nicht.
Die Wassertiefen liegen übrigens teilweise über 2000m.

Wir hatten unsere Carver, ca 30 Fuß, aufgetankt und noch einige Reservekanister dabei.
Unsere Bekannten kamen aus Österreich und hatten einen Bayliner, etwas kleiner. Das waren ganz Verrückte. Was die mit dem Teil schon alles unternommen hatten.

Wir trafen uns gegen 22.00 Uhr vor der Hafenausfahrt von Porto Carras.
Die Strecke war um die 80 Seemeilen, kalkulierte Fahrtzeit ca. 3-4 Stunden. Ab Spitze Sythonia Richtung Osten, immer gradeaus.

Wir fuhren Richtung Landend Sythonia und legten Kurs auf 90 Grad. Wunderbare Fahrt, weit und breit kein Schiff zu sehen.
Nach Mondaufgang gute Sicht, kaum Wind. Trotzdem Wellenhöhen um die 3m, mit zunehmender Tendenz.
Das war aber eine langgezogene, runde, völlig harmlose Welle. Überhaupt nicht mit der Ostseewelle zu vergleichen, welche bei ähnlicher Höhe
ungleich gefährlicher ist.

Plötzlich zog sich völlig unerwartet und gegen alle Voraussagen der Himmel zu. Der Mond verschwand
mit der Folge, dass wir nach ca 1 Stunde Fahrzeit, tatsächlich in völlige Dunkelheit getaucht waren.

Wir fuhren jetzt mit den Booten hintereinander, der Bayliner war schneller als wir und nach einiger Zeit waren die Positionslichter in den Wellentälern verschwunden.
Wir standen aber nach wie vor in Funkkontakt.
Mit "völlige Dunkelheit" meine ich, man konnte außerhalb einer Lichtquelle, die Hand nicht vor Augen sehen. Pechschwarze Nacht.
Also völliger Blindflug, aber unser kleines Radar lief.
Plötzlich fiel auf unserer Fly die Kompassbeleuchtung aus. Also Taschenlampe raus und auf den Kompass leuchten.
Das machte meine Frau. Ich hatte nämlich mittlerweile wegen der immer höher werdenden Wellen Fahrt aus dem Boot genommen und den Autopiloten abgeschaltet.

Der Funkkontakt wurde immer schlechter, wegen der Wellentäler, vermutete ich, und war dann gänzlich unterbrochen.
Aber was soll´s.
Mir war bekannt, dass wir uns auf unseren Loran nicht mehr lange verlassen konnten, weil die Abdeckung in der nördlichen Agäis damals schlecht war, genauso kam es. Unser Loran logte aus, so dass wir nur nach Karte, Log und Kompass fuhren.
Wir koppelten auch immer fleißig mit.
Im Hafenhandbuch war auf Limnos ein beleuchtetes Kastell als Ansteuerung angegeben. Wir waren jetzt ca 3 Stunden unterwegs,
das bedeutete also, ab jetzt immer zügig nach beleuchtetem Kastell Ausschau halten.

Und man glaubts kaum, da tauchte es, erst als Punkt, dann wie eine kleine Mondsichel aus stockdunkler Nacht direkt in Fahrtrichtung auf.
Aber es war kein anderes Licht auszumachen. Das hatte ich auch nicht erwartet, weil der Hafen hinter einem Hügel und die Einfahrt seitlich versetzt hinter einer hohen Mauer lag.

Vom Bayliner übrigens kein Ton mehr.
Wir waren ca 5 Sm vom Kastell entfernt, da kommt urplötzlich Wind auf. Aber wie! Ratzfatz, baute sich eine knackige See auf.
Ich gehe auch augenblicklich mit der Fahrt runter. Aber ist ja nicht mehr weit.
Plötzlich fällt eine Maschine aus, ich starte. Nochmal - nix zumachen!

Nun ist lustige Verdrängerfahrt mit einer Maschine bei immer stärker werdendem Wind und Taschenlampen-Kompass angesagt.
Wir fahren weiter, jetzt aber Achterbahn, immer auf´s Kastell zu.
Kein anderes Licht weit und breit. Brauchen wir ja auch nicht, wäre ja nur irreführend. ;)
Ich kurbel mir am Lenkrad einen Wolf, weil die Servopumpe auf den ausgefallenen Motor geschaltet war.
Aber macht nix, wir sind ja jung und Seefahrt ist ja bekanntlich lustig.

Prima, das Kastellfeuer kommt immer näher. Plötzlich, klick - abgeschaltet. Das Kastellfeuer. Nach dem Motto,
beim dem Wind kommt ja eh´ keine Sau mehr und wir sind eine Sehenswürdigkeit und kein Leuchtfeuer.

Meine Frau schaut mich prüfend von der Seite an, ob ich irgendwelche Schwächen zeige.

Aber ganz cool:
"Siehste, jetzt können wir zum ersten Mal unseren Handscheinwerfer ausprobieren. Ist das nicht ein
glücklicher Zufall?"
Ein festangebrachter Scheinwerfer wäre in dem Fall übrigens völlig nutzlos gewesen. Bei dieser Schaukelei.
(Vergleiche: Thread Handscheinwerfer oder festeingebaut)

Handscheinwerfer an und Blick voraus. Die Küste nicht weiter weg, als ca 1000m. Klippen in jeder Größe zur Auswahl,
da brechen sich auch malerisch die Wellen dran. Ich denke, für uns hätte auch eine gepasst. Ne´ Klippe. ;)

Jetzt konnten wir uns entscheiden, ob wir die Einfahrt südlich oder nördlich suchen sollen.
Wie gesagt: Vom Kastell nix mehr zu sehen. Eine Maschine aus. Servounterstützung weg. Loran ausgelogt. Wind vom Feinsten und Taschenlampen-Kompass.

Da biegt in dem Moment ein Fischerboot um die Ecke. So, entweder fahren wir jetzt noch ein paar Stunden fischen, oder der
fährt in den Hafen.
Hier endete "Murphys Law", der fuhr in den Hafen.

Die Baylinerbande lag am Fischerkai und trank die siebte Dose Bier.

Die sind noch bei Windstille angekommen und haben den ganzen Spuk draußen nicht mitbekommen.

Dafür bekamen die auf der Rückfahrt einen auf den Beutel. Aber fragt nicht wie. Da hat´s denen glatt die Inneneinrichtung verschoben.
Das ist aber eine andere Geschichte.
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__________________
Mit sportlichen Grüßen

ᴒɦᴚᴝϩ


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Qualität zu kaufen ist die cleverste Art des Sparens.
Siehe auch www.kegel.de
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