Käpt'n Rooks Haveltörn 22 Berlin -Müritz

[Käpt'n Rook]

Wir leben noch!!
Hier ist quasi kein Netz, da müssen die Berichte später kommen.
Nach einer ruhigen Ankernacht auf dem großen Kuhwallsee liegen wir grade vor der Schleuse Bredereiche. Heute wollen wir zum Weihnachtsmann.

[Akaija]

Zitat von Käpt'n Rook

Wir leben nochh!!
Hier ist quasi kein Netz, da müssen die Berichte später kommen.

Daran erkennt man aber, dass man sich noch in Deutschland befindet und sich nicht verfahren hat.

[Käpt'n Rook]

Tag 13 12.7.22

Motorstunden: 2
Kilometer: ca. 23
Schleusen: 0
Wetter: sonnig, warm windig

Heute Morgen gilt es, noch einige Dinge zu besorgen und so bin ich schon bald per Rad zum Baumarkt unterwegs. Ein REWE-Center ist direkt nebenan, und so bekomme ich weitgehend alles, was auf dem Einkaufszettel steht.
Mone macht das Boot klar, wir bunkern nochmal Wasser und werfen dann um die Mittagszeit die Leinen los. Heute gibts mal keine Schleusen auf demWeg, das ist gut. Frau Brenneiser gibt uns noch den Tipp mit auf den Weg, dass es auf „unserem Ankersee“, dem großen Kuhwallsee, wegen der Bauarbeiten an der Schleuse Kannenburg nicht gut zu liegen sei, „da wird gerammelt“.
Zunächst fahren wir ja die selbe Strecke wie gestern durch die ehemaligen Tonabbauten, die „Stiche“,





dann weiter über Burgwall die Havel aufwärts,







bis kurz vor der Schleuse Schorfheide der Kanal in die Templiner Gewässer abzweigt. Dort wird dann wieder gaaaanz langsam gefahren, nicht nur, weil sich hier Fuchs und Hase „Gute Nacht“ sagen, sondern weil es eng und kuschelig ist und die Natur geschützt werden soll.
Nach recht genau 2 Stunden Fahrt werfen wir den Anker in einer kleinen Bucht und liegen jetzt in einer langen Reihe von Booten am Nordufer.
Ich starte umgehend mit dem Tender zur Erkundungstour zur Schleuse Kannenburg quer über den See.



Anschließend ist Baden angesagt. Noch ist recht windig, aber im Verlauf des Abends flaut der Wind ab und es wird ruhig auf dem Wasser. Bald geht der Mond auf und zeigt uns ein tolles Panorama.

Ach ja, zu essen gabˋs auch was

[Käpt'n Rook]

Tag 14 13.7.22 Special Day, some procedere as every year
Motorstunden: 6:45 inclusive Schleusen
Kilometer: ca. 26
Schleusen: 5
Wetter: bewölkt mit sonnigen Abschnitten, etwas Regen, dann windig und warm

Gegen 8 ist die Nacht vorbei, der Kaffee ist bald gekocht und wir machen uns startklar. Im guten Mittelfeld der Ankerlieger machen wir uns dann auf den Weg zur ersten Schleuse, (Schorfheide) wo wir um 10:40 Uhr hinter einigen Sportbooten festmachen.



Im Konvoi der Boote, die mit uns in der Schleuse sind, gehts dann weiter, wobei der Konvoi sich wegen der unterschiedlichen Schleusenlängen immer mal etwas ändert. An den Ufern stehen schmucke, kleine und größere Häuser, mal auch nur Gartenhütten oder Campingplätze, aber meist ist alles liebevoll gestaltet und hergerichtet.



Es folgen die Schleusen
Schleuse Zaaren,
Schleuse Regow
Schleuse Bredereiche,

bevor sich die Havel verbreitert, wir nach einiger Zeit den Stolpsee erreichen.



Nun gehts über Steuerbord über den See Richtung Lychener Gewässer, wo wir nach der Schleuse Himmelpfort von Klausi (EMUGurke) schon erwartet werden. Um 17:45 Uhr sind die Leinen fest.
Heute Abend suchen wir den Italiener heim, heute bleibt die Kombüse nämlich kalt. Warum? Das lässt sich im Törnbericht der letzten beiden Jahren nachlesen.
(Heute ist unser 31. Hochzeitstag. Da gehen wir in der Regel schön Essen)

Der Italiener ist am Ufer des Stolpsees und wir fangen noch ein paar schöne Stimmungen ein. Hier gibts eine Brandung wie an der Ostsee, und mit dem Schilf und dem Sandstrand fühlt es sich auch so an.





Auf dem Rückweg haben wir noch einen Besuch vor, wir wollen zum Weihnachtsmann, der hier seine Wohnung hat. Das Weihnachtshaus ist noch offen, und so schauen wir mal, wie er so wohnt… Hier hängt auch ein Briefkasten für Wunschzettel, der täglich geleert wird. Wir haben grade keinen Zettel zur Hand, sonst hätten wir auch mal was eingeworfen.




Heute Abend ist ein neuer Film im Bordkino angekündigt, da wollen wir nicht zu spät kommen …

[EMUGurke]

Glückwunsch zum Hochzeitstag.

[dete]

31 Jahre - eine echte Leistung , Glückwunsch

Grüße
Detlef

[Thomas59]

Auch von mir Glückwunsch zum Hochzeitstag.
Dein Reisebericht ist fantastisch und ich hoffe ihr seid noch lange unterwegs.

Gruß
Thomas

[Dete66]

Auch von uns alten Ehekr...eln herzliche Glückwünsche und noch eine schöne Tour, na wir hatten dieses Jahr ne Schnapszahl mit 33...

[Käpt'n Rook]

Tag 15 14.7.22 Auf Abwegen
Motorstunden: 0
Kilometer: 0
Schleusen: 0
Wetter: sonnig, später kühl und aufkommender Wind

Für den heutigen Tag ist eine Fahrt nach Lychen geplant. Nach einiger Überlegung ist die Entscheidung bezüglich des Beförderungsmittels auf das Fahrrad gefallen. Morgens lümmeln wir rum, baden, liegen in der Sonne, lesen,…
Am frühen Nachmittag machen wir uns landfein und holen die Räder vom Vordeck. Dann gehts los . Erstmal am Ufer entlang, hatte Klausi gesagt, meine ich . Laut Goolemaps gibts keinen Radweg, also lassen wir uns von besagter App leiten. Ach hätten wir doch nicht…
wir hätten unvergessliche Momente nicht erlebt. Der Weg ist schmal, holprig, sandig und führt quasi dauernd über Wurzeln. Dafür gehts direkt am Wasser entlang,



über kleine Brücken und naturverschlungene Bereiche, auch durch eine Siedlung von kleinen Holzferienhäusern. Nach einiger Zeit kommen wir nach Pian, einer kleinen Siedlung im Wald. Man kann nach links oder rechts, was tun. Meine Bordfrau entscheidet für den Weg zur Rechten . Ach wären wir doch nicht…. durch den Urwald gefahren. Nach der Siedlung ist der befestigte Weg schnell zu Ende und es geht auf einem schmalen Pfad weiter, wieder über kleine Brücken,




und diesmal durch Dornenbüsche, Kletten und Gestrüpp.



Später wird der Weg dann breiter und lässt sich besser fahren, so dass wir flotter vorankommen. Hier ist unter den Bäumen alles dicht mit Heidelbeeren



bewachsen. Das ist also eine Marmeladengegend hier . Es ist aber eine wunderschöne Strecke durch die Natur und manchmal sind typische Heidelandschaften zu sehen. Irgendwann stoßen wir dann auf einen asphaltierten Querweg mit Radfahrern. Auf meine Frage antworten sie, das sei der Radweg von Himmelpfort nach Lychen und man müsste nicht durch den Urwald und man solle sich auf keinen Fall nach Googlemaps richten, da würde man über die unmöglichsten Routen geführt…. Wir sagen höflich Dankeschön und radeln ohne Urwald, Dornen und Kletten die restlich Strecke nach Lychen. Ach, radeln ist herrlich, so unbeschwert und voller Leichtigkeit.Stundenlang könnte man so radeln
In Lychen kommen wir direkt an einem Netto vorbei (wir wollen noch ein paar Vorräte aufstocken) und steuern erst mal eine schöne Stelle am See an. Ein kleiner Hafen mit Bunbo-Vermietung ist hier beheimatet.




Wir verschnaufen etwas und lassen die Ruhe auf uns wirken.
Dann ziehen wir weiter und kommen an einer ehemaligen Bäckerei vorbei. Davon hatte uns Klausi schon erzählt.



Die Bäckerei ist im ganzen Ort verteilt, nachdem es irgendwo ein Gasleck gab, und dann hat’s Bumm gemacht. Sieht bös aus, das Haus. Irgendwas hat an der Gasanlage nicht gestimmt.

https://www.maz-online.de/brandenbur...0Polizei%20mit.

Der Ort an sich ist jetzt nicht so dolle finden wir. Es gibt schöne Ecken, aber nichts aufregendes oder sehenswertes, dass man hier gewesen sein müsste.



Also erledigen wir unseren Einkauf und radeln (nun auf einem ordentlichen Radweg) wieder zurück.
Nach einer kurzen Siesta macht die Bordfrau eine leckere Lasagne im Omnia-Ofen , die lassen wir uns schmecken. Heute Abend läuft im Bordkino ein Klassiker, „Topgun“ ist auf dem Spielplan, danach wird gepennt.

[onkelrocco]

Zitat von Käpt'n Rook

Das ist wieder mal eine Empfehlung von Bergi, mal sehen wie das klappt. Dort gibts einen Bauhaus mit Nautic-Abteilung und ich möchte gerne neue Bilgepumpe kaufen. Auf meinem Kartenmaterial konnte ich keinen eindeutigen Platz zum festmachen finden, das würde sich dann unterwegs klären müssen. Ich hatte (wieder auf Bergis Empfehlung) den Forumskameraden Onkelrocco angeschrieben, der dann auch den besten aller Tipps für uns hat. Telefonisch bekomme ich eine Einweisung, und schon bald (während wir ein köstliches Müslifrühstück meiner Bordfrau genießen) fahren wir durch den Amazonas des Nordens seinen Hafen an. Mone ist als Ausguck auf dem Vordeck, damit wir keine Krokodile überfahren.

Schön dass ich Euch helfen konnte, war ja einfach.
Ja das mit den Krokodilen in den Altarmen ist so eine Sache, wir versuchen die regelmäßig zu erlegen und rauszufischen; manchmal sind welche dabei, die so groß sind, dass sie ihr Ende irgendwann in meinem Kamin finden.

Viel Spaß noch!

[EMUGurke]

Zitat von Käpt'n Rook

Der Ort an sich ist jetzt nicht so dolle finden wir. Es gibt schöne Ecken, aber nichts aufregendes oder sehenswertes, dass man hier gewesen sein müsste.

Ja da hast du Recht - der Burner ist Lychen nicht. Was zu erwähnen wäre, ist Lychen als „Flösserstadt“. Da gibts auch ein kleines aber feines Museum (vom gesprengten Bäcker aus Links die Straße lang). Außerdem wurde (angeblich) in Lychen die Reißzwecke erfunden. Die Dinger trifft man in überdimensionaler Größe immer wieder im Ort. Die letzte „große“ Attraktion wurde dieses Jahr abgerissen, da man sich wohl nicht auf die Finanzierung einigen konnte: die Draisinenstrecke zw. Lychen und Fürstenberg. Der alte Eigentümer wollte oder konnte nicht mehr - der neue Eigentümer wollte sowieso nicht - also wurden Gleise, Schwellen usw. kurzerhand rausgerissen.
Ansonsten lebt Lychen von Wald, Wasser und Ruhe.
Aber das habt ihr ja inzwischen selbst in großer Dosis erleben dürfen.

[onkelrocco]

Wenn man sich jetzt z. B. mal ein Kanu nimmt kann man Sachen wie den Wurlsee kennenlernen, eines der saubersten Gewässer im Umkreis. Aber motorisiert kommt man natürlich nicht weiter als bis zur Marina. So ist das mit den Sackgassen...

Die Draisinenbahn wird ordentlich Geld gebracht haben bei den aktuellen Schrottpreisen. Ein km Schienen gibt runde 120 Tonnen Schrott. Wobei ich da spekulativ eher noch gewartet hätte.

[Käpt'n Rook]

Der ganze Befestigungsschrott liegt noch da, der kann noch Geld bringen.

[Käpt'n Rook]

Tag 16 15.7.22 - Ungewollt
Motorstunden: 2
Kilometer: 20
Schleusen: 3
Wetter: wechselhaft, windig,

Der Tag beginnt mit einer Tasse Kaffee und wechselhaftem Wetter. Man weiß nie, ob man sich an - oder ausziehen soll. Wenn die Sonne da ist, dann heiß und stechend, ist sie weg, ist es kühl und windig.
Für heute steht die Weiterfahrt an. Es muss nicht weit sein, aber wir möchten gern wieder mal in einen Hafen und die Batterien über Nacht aufladen. Es hat sich auch allerhand Müll angesammelt, den wir gern loswerden würden. So beschließen wir, einen Hafen in Fürstenberg anzulaufen.
Wir machen uns seeklar und legen von Klausis Steg ab (ganz herzlichen Dank noch mal, das war sehr nett von dir), es ist natürlich nicht mehr die Zeit, wo der frühe Vogel Würmer fängt, sondern mehr so unsere Zeit.
Bis zur Schleuse ist es ja nur um die Ecke und wir sehen sofort doppelgrün, so dass wir hinter einem furchtbar breiten Bunbo einlaufen können. Hinter uns passt grade noch ein Motorboot dazu. An den Befestigungsstangen sind oben Schwalbennester, in dem einen sitzen drei Jungvögel und lassen sich von den Eltern versorgen, ein Schauspiel für den Zuschauer. So dicht habe ich das noch nie gesehen.
Bei der Ausfahrt gibts dann mit dem Bunbo Probleme. Der Skipper fährt zu weit außen in der Kurve und der Wind drückt ihn gegens Ufer. Im Grunde steckt er fest. Es dauert eine Weile, bis er wieder etwas manövrieren kann und wir kommen langsam weiter. Nun gehts über den Stolpsee,



der sich auch heute von seiner stürmischen Seite zeigt und ordentlich Welle hat. Heute ist also mal Waschtag für unsere Fahrräder.
Im Kanal, wo’s ruhiger ist, telefoniert Mone die Häfen in Fürstenberg ab, negativ, alles voll. Na ja, dann fahren wir halt weiter.



Zunächst fließt die Havel nun durch den Schwedtsee, dann den Baalensee und dort biegen wir über Steuerbord zur Schleuse ab. Auch hier haben die Lichtzeichen doppelgrün und die Tore sind bereits auf, prima läuft das heute. An der Sportbootwartestelle in Gegenrichtung liegt eine ganze Armada an Booten, das kann dauern, Leute. Nachdem sich in Bezug auf Häfen nichts positives ergeben hat, laufen wir weiter über den Röblinsee havelaufwärts zur nagelneuen Schleuse Steinhavelmühle.



Die ist gerade erst in Betrieb genommen worden, quasi extra für uns, und wird noch per Schleusenwärter bedient bis die anfänglichen Störungen behoben sind. Eigentlich ist es eine SB-Schleuse, wie viele hier an der Havel. Auch hier haben wir wieder keine Wartezeit. Gerade kommen die Boote der Gegenschleusung aus der Kammer und ein Skipper informiert uns im Auftrag des Schleusenmeiseters, dass die Lichtzeichen nicht funktionieren und wir bei rotem Zeichen einfahren sollen. Mittlerweile hat Mone einen Liegeplatz im Yachthafen Priepert reservieren können. Die Fahrt geht also weiter






und führt uns über den Menowsee und den Ziernsee zum Ellbogensee. Hier sehen wir schon von weitem den Hafen und steuern einen freien Kopfsteg an, werden dann aber in eine frei Box neben ein Bunbo gewiesen. Es herrscht eine ordentliche Brise und ich habe Schwierigkeiten in die Box zu kommen. Das gleiche Spiel hatten wir in Zehdenick, wo wir es mit einem beherzten Gasschub und Leinenhilfe vom Steg aus gemeistert hatten. Hier schaffen wir es beim zweiten Anlauf, wenn auch nicht besonders gekonnt. Besser wäre gewesen in der „Boxengasse“ auf dem Pott zu drehen und gegen den Wind in die Box zu fahren. Nächstes mal… es gibt halt immer noch zu lernen.
Der Hafenmeister ist ein freundlicher und weist uns ein. Bei der Anmeldung bin ich etwas erstaunt, ich darf 23€ berappen, Strom, Wasser, Duschen geht über eine Cashcard nochmal extra, das ist heftig. Mittlerweile hat sich der Himmel ziemlich zugezogen und es gibt einen kurzen Schauer und kühlt ziemlich ab. Was soll’s, wir machen halt alles dicht und sitzen warm und trocken. Heute gibts Reste von gestern, und wir verschwinden früh ins Bett.
Mal sehen, ob wir den frühen Vogel morgen sehen.

[Duc749]

Danke für den schönen Bericht.

Lese den mit Freude.
Sind erst im September wieder an der Havel.


Grüße in die Nachbarschaft

[dete]

Moin Roland,
Ihr solltet Euch das mit der Müritz noch mal überlegen und die mitnehmen, für die kommenden heißen Tage gibts nix besseres. Wir sind ob morgen in Rechlin

Grüße
Detlef

[Käpt'n Rook]

Tag 17 16.7.22 - Hafenkino
Motorstunden: 0
Kilometer: 0
Schleusen:
Wetter: windig, z.T. 4Bft, zunächst Regen, gegen Abend sonnig und warm

Wir werden von Regen geweckt, der auf unsere Scheiben in der Kajüte trommelt, und vom pumpen der Fäkalienabsauganlage, direkt nebenan. Wollen wir schon aufstehen? Ein Blick auf die Uhr - nö, nicht mitten in der Nacht. Irgendwann ist dann der Regen alle und wir sind auch bereit in den Tag zu starten. Besonders vertrauenserweckend sieht das Wetter nicht aus und ein Blick auf die Wettervorhersage von heute bestätigt das . Wir sind uns einig, das ist kein Wetter für einen erholsamen Ankertag auf einem See. Wir bleiben also noch einen Tag. Ich erledige meine Morgentoilette, was ja nicht viel bedeutet, bei meinen wenigen Haaren und trabe dann zum Hafenmeister und buche nach. Während Mone unsere defekten Fliegengitter erneuert, sitze ich mit meinem Buch in der Plicht. Das ist Urlaub!! Aber irgendwas ist dieses Jahr anders, es ist erst das dritte Buch, und das in der zweiten Woche. Hmm, zuviel gefahren? Beim Frühstück sitzen wir dann nicht in Ruhe . Neben uns, auf der anderen Seite des Stegs, liegt ein Bunbo mit einigen jungen Männern. An der Absauganlage legen verschiedene Boote an und saugen ab. Dann sehen wir ein großes Charterboot mit ordentlich Fahrt auf die schmale Hafeneinfahrt zukommen, wo die Absaugung ist, hinter der wir liegen. Vor der Einfahrt zieht das Schiff quer mit unvermindertem Tempo und schiebt sich auf die Steganlage vor uns zu, Rumms, voll erwischt. Auf der Fly sitzt eine Familie, der Mann fährt stehend, sieht aus wie ein Torero, während die anderen völlig gechillt herüber lächeln. Dann gehts mit Schmackes rückwärts und das selbe Spiel mit geändertem Winkel nochmal . Ich warte auf ein „Manöver des letzten Augenblicks“, das kommt aber nicht. Immer noch sitzen alle auf der Fly, keiner steht unten mit Leine oder Schleusenhaken bereit. Was soll das werden? Beim nächsten Anlauf kommt er vorwärts in die Einfahrt auf den Steg mit der Absaugung zu, treibt nach der Seite. Die jungen Männer haben das Bunbo verlassen und haben eine Leine angenommen, das kann was werden. Der Skipper hat keinen Blick dafür, er zieht mit ordentlich Gas das Boot in die andere Richtung und die Leine liegt wieder im Wasser. Das Spiel wiederholt sich, dann steht der Riesenkahn plötzlich quer in der Einfahrt und ich sehe unsere Sunrise schon versenkt. Vom gegenüberliegenden Steg wettert ein Dauerlieger auf den Skipper los und ist gar nicht nett . Er fürchtet um die großen Boote, die dort liegen. Also mache ich was, was gar nicht meine Art ist, ich springe aus dem Boot, barfuß wie ich bin, und übernehme ungefragt und ohne Rücksicht auf eventuellen Einspruch das Kommando. „Hast du eine Achterleine? Her damit, wir ziehen den Kahn achteraus längsseits.“ Mittlerweile ist der Skipper neben mir erschienen. „Du sagst deinen Leuten, dass wir vorn eine Leine brauchen, los, auf dich hören sie“. Hinter mir steht ein junger Mann in Windjacke. „Lass die Leine los, die ist falsch, nimm die hier und zieh“. Er brummelt was wie „oder so…“, macht aber was ich sage. Bald liegt das Schiff längsseits am Steg und ich frage den Skipper ob er kein Bugstrahlruder hat, was er verneint. Ich bin fassungslos, wie kann man einem Laien ein solches Schiff mit Wellenantrieb und ohne Bugstrahler in die Hand drücken, das ist verantwortungslos. Heute war richtig Wind, da kann mancher alter Hase in Bedrängnis kommen, wie sich noch zeigen wird. Da hat jemand ohne Erfahrung und Verständnis für sein Boot einfach keine Chance.
Später unterhalte ich mich noch kurz mit der Familie, es sind Schweizer, die bis Mittwoch unterwegs sind. Der Skipper meint, es sei bisher ja alles ganz gut gelaufen, bis halt eben. Er hätte vor dem Hafen drehen wollen, um rückwärts an den Steg zu kommen, das sei wegen des Windes nicht gelungen. Seine Frau hatte eine etwas andere Sicht: „Wir dachten, wir kommen klar ohne Bugstrahlruder. Nochmal würde ich ein so großes Boot nicht mehr chartern, wenn es keinen Bugstrahler hat. Beratungsresistent waren sie nicht und ein paar Tipps konnte ich ihnen noch mitgeben. Der junge Mann mit der Windjacke entpuppt sich dann als diensttuender Hafenmeister, was mir ja etwas leid tut, weil ich ihn so übergangen habe.
Nachdem dann der Abwasch erledigt ist erkunden wir den Ort. Als erstes werden wir aus einem Fenster von einer Dame freundlich angesprochen und gefragt, was wir denn hier machen und ob wir nicht vielleicht ein Auto nehmen wollten, es ständen doch genügend herum. Okay, das hat mir noch keiner gesagt. Wir bedanken uns freundlich der Nachfrage und ziehen weiter. Sachen gibts.. tsss. Dann fälltuns ein schönes altehrwürdiges Fachwerkgebäude ins Auge. Es handelt sich um die Kirche,









die seit langem dem Verfall preisgegeben war und seit 1999 wieder schrittweise renoviert wird. Eine schöne Kirche, wie wir finden. Es gibt auch eine Heimatstube, die allerdings nur auf Anfrage geöffnet wird. Den Aufwand wollen wir aber nicht treiben und so gehen wir weiter.





Priepert ist jetzt kein großer Ort, aber schön hergerichtet. Wir finden ihn sehenswert, wenn hier auch noch ein paar Hinterlassenschaften des Sozialismus ihren Platz behaupten, es sind wenige.



Zurück am Boot mache ich den Tender klar und breche zur Erkundung des Priepertsees auf. Das manövrieren mit dem kleinen flachen Schlauchboot ist immer wieder abenteuerlich, es will nicht so gern gehorchen (kenn ich irgendwie noch von unseren Jungs). Ich düse durch die schmale Durchfahrt zwischen Ellbogensee und Priepertsee, vorbei an einem Schubverband der WSP :Elberswalde der reichbevölkert an einem Steg liegt.






Auf der Rückfahrt stoße ich in einen idyllischen Nebenarm mit alten Bootsschuppen vor und fahre mich auch prompt im flachen Gwässer fest .
Prima, läuft ja. Wieder an Bord des Mutterschiffs, verkrümele ich mich in die Kombüse und experimentiere ein wenig . Mone muss das dann essen und ich koste auch mal (Anmerkung der Bordfrau: „Mein Skipper rührt irgendwas zusammen und das schmeckt dann immer saulegger.“)
Nach dem Essen werden wir kostenlos von den aufopfernden Besatzungen zweier vor Anker liegenden Bunbos unterhalten, die zu lauter Musik Gesangseinlagen bringen und anscheinend quer über den See für Stimmung sorgen wollen. Wenn das noch länger geht, werden sie wohl ihr Ziel hier im Hafen erreichen, schätze ich.
Wir ertragen das aber tapfer bei einem Glas Wein.

Heute ist in Priepert Hafenfest und wir kommen noch in den Genuss eines Feuerwerkes.




PS: @ Klausi (EMUGurke) Sorry, wir haben wohl ein paar Spinnen von deinem Steg entführt. Schlimm? Wir können sie hier in Priepert aussetzen, vielleicht finden sie ein neues zu Hause.

[Käpt'n Rook]

Zitat von dete

Moin Roland,
Ihr solltet Euch das mit der Müritz noch mal überlegen und die mitnehmen, für die kommenden heißen Tage gibts nix besseres. Wir sind ob morgen in Rechlin

Grüße
Detlef

Wir warten das mit den „heißen Tagen“ erst mal ab, im Moment sieht mir das noch eher nach „heißer Luft“ aus, wie man so sagt. Erst freut man sich drauf, dann kommt nix.

Ansonsten sind uns die vielen kleinen Seen da lieber, zumindest aus den Erfahrungen von 2019. Oder hast du einen heissen Tipp für uns?

[EMUGurke]

Zitat von Käpt'n Rook

PS: @ Klausi (EMUGurke) Sorry, wir haben wohl ein paar Spinnen von deinem Steg entführt. Schlimm? Wir können sie hier in Priepert aussetzen, vielleicht finden sie ein neues zu Hause.

Öhm - die sind doch alle abgezählt…die müssen zurück!!!
Neee - Spaß - ich hab natürlich noch ein paar Ersatzspinnen im Wald.

Tip für die Müritz wäre Röbel. An der südlichen Spitze der Müritz gelegen - also nicht allzu weit.
Wenn man im Stadthafen liegt, gibt es direkt gegenüber einen neuen Aldi+Edeka um die Vorräte aufzufüllen. Röbel hat auch ne hübsche Altstadt mit entsprechenden Lokalen. Und wenn ihr abenteuerlustig seid, könnt ihr auf den Kirchturm krackseln und die Müritz von oben betrachten.

Wenn ihr von Mirow aus über die kleine Müritz schippert, achtet auf eine Insel auf Steuerbord. Da haben wir die letzten Jahre unzählige junge Seeadler beim Training im Fischfang beobachtet. Die sind immer zw. Schilfufer und Insel hin und her und haben immer wieder in den See hinabgestoßen. War toll - da haben wir ne Stunde den Anker geworfen und uns das Schauspiel aus nächster Nähe ne Weile angesehen. Ich weiß aber nicht, ob es jetzt die richtige Zeit dafür ist.

Viel Spaß noch.

[Käpt'n Rook]

Danke für den Tipp, Röbel kennen wir schon von 2019. Unser Ziel für die nächsten Tage sind ruhige Tage vor Anker mit viel Sonne , also nicht mehr so der touristische Aspekt. Ich habe noch soo viele Bücher zu lesen.

[dete]

Moin Roland,

warum auch immer ist meine Antwort weg

Also wir ankern gerne bei Westwind in der Seglerbucht leicht nördlich von Ludorf. An Land ist eine Pferdekoppel mit sehr neugierigen Jungpferden, außerdem kann man auch sonst prima Tiere beobachten oder einfach nix machen. Ist schön ruhig dort .

Für Euch können die warmen Tage wirklich nur ein laues Lüftchen sein, Ihr seid aufgrund der Herkunft anders gewohnt
und bisher war es ja nicht sooo warm …..

Grüße
Detlef

[Käpt'n Blackbeard]

Mist, dann haben wir uns ja verpasst!

Wir sind heute am Yachthafen Priepert vorbei, allerdings zu einer für Euch sicherlich "unchristlichen" Zeit, so etwa gegen 6.00 Uhr.

Ich konnte Euer Boot aber gegen die aufgehende Sonne nicht entdecken, besser gesagt von den dort liegenden Booten waren nur Schatten zu sehen.

Wir haben es heute noch bis Liebenwalde geschafft und tun es Euch gleich, wir liegen jetzt an der Schleuse Liebenwalde. Morgen geht es in den Finowkanal, wo wir in Eberswalde noch einen Gast an Bord begrüßen wollen.

Dann habe ich 2 Frauen an Bord. Na wenn das mal gut geht.



Gruß Dirk

[Käpt'n Rook]

Zitat von Käpt'n Blackbeard

Mist, dann haben wir uns ja verpasst!

Wir sind heute am Yachthafen Priepert vorbei, allerdings zu einer für Euch sicherlich "unchristlichen" Zeit, so etwa gegen 6.00 Uhr.

Ich konnte Euer Boot aber gegen die aufgehende Sonne nicht entdecken, besser gesagt von den dort liegenden Booten waren nur Schatten zu sehen.

Wir haben es heute noch bis Liebenwalde geschafft und tun es Euch gleich, wir liegen jetzt an der Schleuse Liebenwalde. Morgen geht es in den Finowkanal, wo wir in Eberswalde noch einen Gast an Bord begrüßen wollen.

Dann habe ich 2 Frauen an Bord. Na wenn das mal gut geht.
Gruß Dirk

Na, das ist ja wirklich schade, aber um diese tatsächlich unchristliche Zeit hättest du mich höchstens schnarchen hören können, da fährt man noch mit nix durch die Gegend.
Wir wünschen euch eine schöne Zeit am Finowkanal, wo gehts denn hin?Und mit den 2 Frauen, das wird schon, Kopf hoch.

[Käpt'n Rook]

Tag 18 17.7.22 - Angekommen
Motorstunden: 0,2
Kilometer: 1
Schleusen: 0
Wetter: Wunschwetter!

Heute werden wir nicht von Regentropfen geweckt, auch nicht von der Absauganlage, heute ist es erst mal ruhig. Obwohl, die Bunbos sind schon unterwegs im Hafen. Da wir heute weiter wollen, fällt das Frühstück aus und wir sind mit einer Tasse Kaffee und einem Keks zufrieden. Ich bringe noch etwas Müll weg, checke aus und hole die Elektrospring ein. Wasser hatte ich gestern schon gebunkert und so sind wir heute schon zeitig fertig. Um kurz vor elf werfen wir die Leinen los und laufen aus. Ein richtiges Ziel haben wir nicht, einzig einen schönen Ankerplatz gilt es zu finden. Nun war ich ja gestern zur Erkundungsfahrt auf den Priepertsee unterwegs und hatte das als Möglichkeit in Erwägung gezogen. Wir müssen ja nun keine Strecke mehr machen, sondern haben Zeit zum chillen. Also legen wir Kurs auf die schmale Durchfahrt



und kommen bei Sonnenschein und etwas Wind auf den See. Da liegen die Boote noch wie gestern in Reih und Glied vor Anker, aber wir finden ein schönes Plätzchen dicht am Schilfgürtel. Der See ist recht tief, mein Echolot zeigt 22 m, und erst dicht am Ufer haben wir Ankertiefe.



Das Eisen fällt, die Kette rauscht aus, dann rucken wir in die Kette, fest! Ein sagenhafter Törn. Wir richten uns für einen erholsamen Ankertag ein, mit allem was dazugehört. Ich mache das Beiboot klar und absolviere eine Testfahrt, man muss ja das Equipment gelegentlich mal checken :wink.





Am Nachmittag erledige ich dann mein Buch auf dem Vordeck in der Sonne und such mir was neues in der Bordbibliothek. Wir sind angekommen, sowohl auf der kleinen Seenplatte, als auch in dem Urlaubsteil, auf den wir uns besonders gefreut hatten. Als die anderen Boote nach und nach ankeraufgehen und den See verlassen starte ich zur Luftaufklärung über der Ankerbucht. Meine Drohne sendet gute Bilder aus verschiedenen Blickwinkeln und kommt dann zum Mutterschiff zurück.







Mittlerweile hat der Wind gedreht und unser Boot steht jetzt dicht am Schilfgürtel, was mich verunsichert. Ich habe auf der Karte nicht so wirklich geschaut, wie dicht wir dürfen. Also starten wir mal einen Versuch, den unser Schlauchboot möglich macht. Ich nehme den Heckanker mit Leine an Bord und ziehe mit dem Aussenborder die SUNRISE langsam wieder in die vorige Position, also vom Ufer weg, so dass Zug auf der Ankerkette liegt. Dann lasse ich den Heckanker bei voller Leinenlänge über Bord gehen. Bin gespannt, ob der uns nun in Position hält, denn das hat sonst nie wirklich funktioniert. Es sieht gut aus, wir liegen spätabends immer noch in ungefähr gleicher Position. Abends gibts dann Klöße mit Minutensteaks in Pilzsoße an Gemüse mit Souce Hollandaise auf der Liegefläche und ein Glas Lambrusco dazu. Zum Sonnenuntergang schauen wir uns den Gottesdienst unserer Gemeinde nachträglich an und genießen den Ausblick am abendlichen See.

[Käpt'n Blackbeard]

Moin Roland,

der Motor läuft schon wieder.

Erst Mal zum Finowkanal, dann Schiffshebewerk und noch nach Berlin. Und irgendwann dann wieder zurück nach Plau.

Euch noch einen chilligen Resturlaub.


Gruß Dirk