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Kein Boot Hier kann man allgemeinen Small Talk halten. Es muß ja nicht immer um Boote gehen.

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  #1  
Alt 31.10.2004, 14:18
Esmeralda Esmeralda ist offline
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Standard Und wieder kein Schiff fürs Booteforum :-(

Zitat:
Ein Schiff, so schön und doch verloren


Bremerhaven. Der Kapitän läuft hier ganz allein, jeden Nachmittag um Punkt fünf dreht er seine Runden auf dem blauen Gummibelag, der an manchen Stellen etwas porös geworden ist. Immer die Reling entlang, bis er nicht mehr kann und sich zufrieden in seine Kabine zurückzieht. Die Joggingsstrecke auf dem ehemals größten Kreuzfahrtschiff der Welt - sie kennt nur diesen einen Läufer, jeden Tag um Punkt fünf. Sonst ist da niemand mehr, der sich auf der "Norway" die Lunge aus dem Leib rennt.

Der außen vollkommen unbeschadete Luxusdampfer ist nach seinem furchtbaren Unfall vor eineinhalb Jahren ein Geisterschiff geworden. Es liegt verlassen am alten Bananenpier in Bremerhaven und strahlt dort so blau, so schön und so stolz, dass man es gar nicht begreifen will: Ein Schiff ohne Chance. Vorbei.

In der Royal Cabin liegt die Weinkarte auf dem Tisch. Eine Flasche Bordeaux für 290 Dollar. Man gönnte sich was in dieser Kategorie. Zwei große Räume, ein Kingsize-Bett, Konferenztisch und Sitzecke mit Ledergarnitur. Über den Bullaugen hängen Tüllgardinen. Die Farben gedeckt, viel Braun und Grün. Gediegenheit. Wer hier stand und hinausgeschaut hat auf das blaue Meer der Karibik, im Hintergrund vielleicht eine kleine Insel mit Bilderbuchstrand, den wird es nach draußen gezogen haben, raus aus der knautschigen Sitzecke, hin zu Licht und Luft.

Die "Norway" war früher einmal die "France". Damals kurvte das 315 Meter lange Schiff auf dem großen Teich herum. Irgendwann lohnte das aber nicht mehr, die Leute nahmen lieber das Flugzeug, also wurde der Dampfer in die Docks geholt. Wiederauferstanden ist er ein paar Jahre später, 1980. Da war es dann die "Norway", ein Juwel, das seinen Feinschliff auf der Hapag- Lloyd-Werft in Bremerhaven bekommen hat und dann von Miami aus Touren in die Karibik unternahm.

Eine Woche auf See. Im Casino wird Roulette und Black Jack gespielt. Dort sitzen in feiner Garderobe die Herrschaften aus der Royal Cabin und den anderen Suiten. Sie verprassen ihr Geld und haben trotzdem noch genug. Das gemeine Volk unter den meist amerikanischen Passagieren geht lieber einen Raum weiter und bedient die einarmigen Banditen. In großen Plastikbechern - da liegen sie noch, stapelweise - werden die vielen Münzen aufbewahrt. Manchmal spuckt so ein Bandit ja richtig was aus. Dann darf der Abend teuer werden, später in der Sports-Bar zum Beispiel, wo zehn Fernseher Football zeigen oder auch mal Tennis.

Den Absacker nimmt der Kenner auf der "Norway" bevorzugt in der heimeligen Windjammer-Bar. An den Wänden hängen Bilder von alten Segelschiffen. Die Lampen aus Messing spenden fahles Kajüten-Licht. Wer hier einen Platz ergattert, am schmalen Holztresen oder den vier, fünf Tischen, gibt ihn so schnell nicht wieder her. Noch heute strahlt dieser Ort Restwärme aus. Es ist ja alles da, nur die Flaschen nicht, Whiskey, Rum und edler Weinbrand.

Weiter auf dem Rundgang. Es geht in die Lounge. Hier gibt der Kapitän für die neuen Gäste seine Willkommensparty. Es wird getanzt und schon mal geschaut, wer so alles an Bord gekommen ist. In der Ecke das Piano, jetzt steht es verwaist. Tische und Stühle sind mit Plastik bedeckt, genauso der blaue Teppichboden mit seinen gelben Sprenkeln. Wär’ doch schade drum, er sieht noch aus wie neu. Halb hinter einer Stellwand verborgen, prangt die Tafel mit den Zahlen fürs Bingospiel. Bingo, natürlich, das darf hier nicht fehlen.

Oder soll es doch besser eine peppige Show sein? Im Theater der "Norway" fliegen die Beine. Das sieht nach was aus, Profis sind das, da oben auf der Bühne, eigens engagiert für einen Abend, der unvergessen bleiben soll. Gesungen wird auch, die Show heißt "Hollywood".

Der Saal fasst gut 500 Leute. Es könnte sofort wieder losgehen. Vor dem Eingang liegt ein gelb-schwarzes Absperrband auf dem Boden. "Police-Line - Do not cross." Es ist der erste Hinweis, dass auf dem Schiff etwas passiert ist. Ein großes Unglück und der Grund, warum die "Norway" eingemottet werden musste.

Am 25. Mai 2003 war das, im Hafen von Miami. Eine Explosion im Kesselraum. Acht Mann von der Besatzung sind dabei umgekommen. In dem kleinen Gebetsraum an Bord hat jemand die Bilder der Toten aufgestellt. Die Männer hatten keine Chance, es soll da unten ausgesehen haben wie nach einem Bombenangriff. Sofort schießen Spekulationen hoch, dass es Terroristen gewesen sein könnten, darum auch die Untersuchung der Polizei, die aber schnell feststellte, dass es ein tragischer Unfall war.

Wer den Schaden damals sah, hat gleich erkannt: Das wird nichts mehr. Zu teuer die Reparatur für einen betagten Luxuskreuzer. Zunächst aber ließ die Reederei, die Norwegian Cruise Line (NCL), das Schiff nach Bremerhaven schleppen. Dorthin, wo die "Norway" ihr schönes Gesicht bekam. Wenn überhaupt, dann sollte der Havarist von der Lloyd-Werft wieder flottgemacht werden.

Doch dazu ist es nie gekommen. Das Schiff wird zwar gewartet, aber eine Sanierung steht nicht an. Stattdessen kämpft die 58-köpfige Mannschaft nur gegen Rost und Verfall. Die Maschinen müssen zwischendurch immer mal wieder laufen, sonst sind sie irgendwann kaputt. Genauso die Elektrik, sie benötigt Pflege. Tag für Tag schieben die Männer ihren stupiden Dienst - und wissen im Grunde gar nicht, wofür. Mittags sitzen sie im Dinner-Room, es gibt asiatische Kost. Der Ingenieur unter ihnen hadert mit dem Schicksal der "Norway". So ein toller Kahn, sagt er, und dann findet sich niemand, der investiert. Der Kapitän hört nur zu. Er ist Realist.

Es ist ja nicht nur der Kesselraum, die "Norway" müsste so gut wie entkernt werden, um den modernen Standards im Kreuzfahrtgeschäft zu genügen. Da reicht eben kein Pool mehr, der nicht größer ist als auf anderen Schiffen das Kinderplanschbecken. Oder eine Disko in Pink, die nur mit ihren Farben schreit und sonst mehr einem Club ähnelt.

Dort drüben, ein paar Hundert Meter weiter, im Dock der Lloyd-Werft, wird gerade so ein schwimmender Freizeitpark gebaut. Die "Pride of America", ein Kasten von Schiff, zwar mit allen Schikanen, aber ohne Grandezza.

Die schlanke Form der "Norway" bleibt nun mal unerreicht. Der Dampfer gehört zur alten Schule und zeigt trotz aller Macken ein Stück Erhabenheit. Wenn die vielen Lichter an Deck blinken und sich der spitze Bug nach vorne reckt. Der blaue Rumpf, wie er makellos im Wasser liegt. Die ganze Erscheinung.

Oder oben an Deck, wo die Wege so lang sind, dass sie irgendwo weit hinten im Nebel enden und der Kapitän beim Joggen keinen Runden-Koller fürchten muss. Das Teakholz überall - für die Ewigkeit.

Trotzdem kann es mit der "Norway" morgen schon zu Ende sein. Lange wird die Reederei nicht mehr darauf warten, für ihr altes Flaggschiff einen Käufer zu finden. Jeder Tag am Bananenpier kostet viele Tausend Euro. In diesen Tagen soll sich entscheiden, ob der Dampfer zurück in die französische Heimat geht, nach Le Havre, wo sich Bürger zusammengeschlossen haben, um ihre alte "France" vor dem Abwracken zu retten. Sie wollen eine Touristenattraktion daraus machen oder ein Hotelschiff.

Auf große Fahrt wird der blaue Riese nicht mehr gehen, so viel steht fest. Die "France" auf dem Atlantik, die "Norway" in der Karibik - das war einmal. Für seine letzte Reise, wohin auch immer, braucht das Schiff die Hilfe von Schleppern. Sie ziehen ein Casino, die Lounge, das Theater - und die Windjammer-Bar. Man sollte dort sitzen, zuletzt. Einen Drink noch, und adieu!

Zitat:
Vor 44 Jahren vom Stapel gelaufen


Bremerhaven (hi). Bis vor einem Jahr, als die "Queen Mary II" vom Stapel lief, war die "Norway" das größte Kreuzfahrtschiff der Welt. 315 Meter lang, 34 Meter breit, mit Platz für 2460 Passagiere und 950 Besatzungsmitglieder. Von Miami aus startete der Luxuskreuzer zu Touren in die Karibik: St. Martin, St. John, St. Thomas, Great Stirrup Cay und zurück nach Miami.

Wie sehr viel später die "Queen Mary II" wurde auch die "Norway" in Saint-Nazaire gebaut. Im Mai 1960 lief sie dort unter dem Namen "France" vom Stapel und begann eineinhalb Jahre später ihren Dienst im Transatlantikverkehr. Als sich der Betrieb nicht mehr rentierte, wurde das Schiff 1974 aus dem Verkehr gezogen und für einige Jahre in Le Havre vertäut. Erst 1979 fand sich ein Käufer, die heutige Norwegian Cruise Line.

Zahlen musste die Reederei nur den Schrottwert des Schiffes: 18 Millionen Dollar. Drauflegen musste sie aber viel mehr. Damit aus der "France" die "Norway" werden konnte, ein richtiges Kreuzfahrtschiff, waren Umbauten im Wert von 130 Millionen Dollar nötig. Erledigt wurden sie von der Hapag-Lloyd-Werft (heute Lloyd-Werft) in Bremerhaven. Die Jungfernfahrt war im Mai 1980. Seitdem haben sich gut zwei Millionen Passagiere auf der "Norway" verwöhnen lassen. Bis zum Unglückstag, dem 25. Mai 2003, als mit einem Schlag alles vorbei war.
Seit über einem Jahr liegt das Schiff nun schon in Bremerhaven und sieht einfach klasse aus - von außen......





Zitat:
Kreuzfahrtschiff "Norway" kam aus Miami und ist gestern in der Seestadt angekommen (7/2003)
Im Schlepptau nach Bremerhaven

Es kam mit dem holländischen Hochseeschlepper "Smitwijs Rotterdam": Das Kreuzfahrtschiff "Norway" traf gestern auf der Weser vor Bremerhaven ein. Rund vier Wochen benötigte der 75 Meter lange Schlepper mit einer Leistung von 22000 PS, um das nunmehr 42 Jahre alte Kreuzfahrtschiff sicher über den Atlantik zu bringen.


Bei der Bremerhavener Lloyd Werft könnte das 315 Meter lange Kreuzfahrtschiff in den nächsten Wochen möglicherweise wieder repariert werden, obwohl bislang noch kein Auftrag erteilt wurde, so Werftchef Werner Lücken auf Anfrage.


Daher wurde die "Norway", auf der während der Überfahrt rund 80 Besatzungsmitglieder an Bord waren, auch nicht an der werfteigenen Pier, sondern an der alten Bananenpier im Kaiserhafen III fest vertäut. Hier wird nun auf eine weitere Entscheidung der Eigentümerin, die Reederei Norwegian Cruise Line (NCL) aus Miami, abgewartet.


Nach einer Kesselexplosion, bei der acht Besatzungsmitglieder ums Leben kamen, ist das Schiff fahruntüchtig. Zu den näheren Umständen des Unglücks am 25. Mai dieses Jahres in Miami liegen immer noch keine genauen Erkenntnisse vor. Detaillierte Angaben über die Art und den Umfang der Schäden im Kesselraum der "Norway" fehlen ebenfalls. Bis Ende September hat die Reederei "Norwegian Cruise Line" (NCL) vorsorglich alle Fahrten mit dem legendären Ozeanliner abgesagt.


Lücken hatte sich das Schiff vor einigen Wochen in den USA bereits angeschaut und den Schaden mit "sehr schwer" angegeben.


Fraglich ist, ob das Schiff überhaupt wieder in Fahrt kommen wird und sich eine Reparatur überhaupt noch lohnt. Neben den Überlegungen, die originale Kesselanlage gegen einen dieselelektrischen Antrieb auszutauschen, könnte als letzte Möglichkeit die letzte Reise zu einer Abwrackwerft sein. Doch darüber liegen dem Geschäftsführer der Lloyd Werft zurzeit keine weiteren Erkenntnisse vor.


Nach den derzeitigen Ermittlungen kam es offenbar zu einem Riss im Kessel Nr.2 des Maschinenraums Nr.3 oder in einer Zuleitung des Kessels, als das Schiff an der Pier in Miami lag. Durch den unter hohem Druck austretenden, bis zu 900 Grad heißen Dampf sowie durch herumfliegende Trümmer wurden insgesamt acht Besatzungsmitglieder getötet, 20 weitere Besatzungsmitglieder zum Teil schwer verletzt. Von den 2100 Passagieren erlitt niemand Verletzungen.


Der Zustand des Kesselraumes soll nach Zeugenaussagen aussehen wie nach einem "Bombenangriff". Die Außenhaut des bei den amerikanischen Touristen äußerst beliebten Kreuzfahrtschiffes blieb bei der Explosion aber unbeschädigt.


Ein Terroranschlag als Ursache für den Vorfall gilt als ausgeschlossen. Es handele sich wohl um einen tragischen Unfall, wie ein Ermittler der US-Küstenwache betonte. Sprengstoffspezialisten des Büros für Alkohol, Tabak und Schusswaffen (ATF) fanden keinerlei Hinweise auf Sabotage oder gar eine Bombe.


Die US-Transportsicherheitsbehörde NTSB hat die Ermittlungen übernommen. Erst zehn Tage vor dem Unglück hatte die "Norway" einen laut Aussage der US-Küstenwache "verschärften" Sicherheitscheck mit Bravour bestanden, und auch der betroffene Kessel war erst neun Tage vor der Katastrophe einer ausführlichen Kontrolle unterzogen worden.


Die "Norway" die 1979 bei der Bremerhavener Lloyd Werft vom ehemaligen Transatlantikliner "France" zum Kreuzfahrtschiff "Norway" umgebaut wurde, besuchte den Bremerhavener Umbaubetrieb seitdem noch sechs Mal, zuletzt im Herbst 2001.
Anneke
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  #2  
Alt 31.10.2004, 14:21
Wolf
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Re: Und wieder kein Schiff fürs Booteforum :-(

Zitat:
Zitat von Anneke

Bremerhaven. Der Kapitän läuft hier ganz allein,
Anneke
Ist mir zu lang,
les´ich nicht durch!
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  #3  
Alt 31.10.2004, 16:11
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ToDi ToDi ist offline
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Schade um das Schiff, es hat, im Gegensatz zu den AIDAsonstwies noch Charakter.

PS: lesen lohnt, auch wenns mehr als 5 Zeilen sind
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Gruß Thomas
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  #4  
Alt 01.11.2004, 13:29
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sealord sealord ist offline
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23 Danke in 6 Beiträgen
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Selbst wenn man nur den berühmten Euro zahlen muß um das Schiff zu erwerben, rentabel wird so etwas nur sehr schwer.

Alexander
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