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Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit!

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Alt 04.08.2013, 15:18
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Standard Lagunenreise 2013

Törnbericht einer Bootsreise durch die Lagunen von Venedig, Marano und Grado und anschließende Binnengewässer

Leider sind auf dieser Tour nur wenige brauchbare Fotos entstanden, da wir bei der neuen Kamera wohl etwas falsch gemacht haben. Deshalb werden wir öfters einen Link zu Wikipedia oder ähnlichem einbauen.
Ich habe einige Bilder versucht zu „retten“, die sind unter folgendem Link zu sehen:
https://picasaweb.google.com/1130238...eat=directlink

Samstag 18-05 Abfahrt in Walberberg um 10:00, in Roisdorf wollen wir noch Luft in die Trailerreifen pumpen lassen, die notwendigen 4 bar bekommt man an der Tanke auch gegen Geld nicht zusammen. Dabei stellt der Reifenhändler fest, dass beide Ventilgummis rissig waren, das hätte böse ausgehen können. Man hat uns sofort neue verstärkte Ventile eingebaut, so dass wir um 11:30 die Autobahn unter die Räder nehmen konnten. Wir kamen ohne Behinderung auf der A3 bis Straubing und fuhren auf der B20 noch bis Landau an der Isar, wo wir nach einem Besuch im Gasthaus auf dem Dorfparkplatz übernachteten.

Sonntag 19-05 Morgens um 6:00 ging es weiter, ein kurzes Frühstück an der Tankstelle und gegen 9:00 überquerten wir die Grenze ins feindliche Ausland. Ein Pickerl für die Autobahn und ein Pickerl für den Tauerntunnel, und auf der Alpensüdseite fing es an zu regnen. In Italien gab es billiges Autogas und wir fuhren in strömendem Regen Richtung Venedig, bis es kurz vor Caorle trockener wurde. Nach einigem Suchen hatten wir den Hafen „Nautica dal Vi“ bei Jesolo gefunden, der uns von Peter Venezia, einem Mitglied des boote-forums empfohlen wurde. Wir konnten unser Gespann innerhalb der Marina abstellen und auch darauf schlafen. Das Boot hatten wir schon an einer Straßentanke vollgetankt (80 Liter), so fuhren wir nur noch zu einem Lidl, um unsere Vorräte aufzufüllen. Anschließend gab es noch eine leckere Pizza, danach fielen wir ins Bett.

Montag 20-05 Das Boot soll per Kran ins Wasser, einen Slip gibt es nicht. Die Kosten für Kran (rein und raus) und 1 Monat Abstellplatz für Auto und Trailer betragen satte € 348,-, wir merken, dass Italien kein Land der Sonderangebote ist. Aber die Kranmannschaft und auch die anderen Mitarbeiter sind äußerst geschickt, freundlich und hilfsbereit. Wir brauchten keinen Finger zu rühren, bis das Boot im Wasser war. Die erste Übernachtung in der Marina war gratis und für die Übernachtung auf dem Parkplatz haben wir auch nichts bezahlt.
Wir drehen noch eine Runde mit dem Fahrrad, kaufen noch 2 Karten für den östlichen Teil unseres Fahrgebietes und machen uns mit den Gegebenheiten der 1. Schleuse vertraut, die morgen unter den Kiel genommen werden soll. Abends fiel noch etwas Regen, nachdem der Tag sonnig und warm war.

Dienstag 21-05 Das Wetter ist wieder schön und wir beginnen unsere diesjährige Sommertour. Wir starten in Porto di Piave Vecchia (Dort befindet sich unsere Startmarina Nautica dal Vi). Nach Passieren der Schleuse von Cavallino sind wir aus dem Flusslauf des Sile http://de.wikipedia.org/wiki/Sile_%28Fluss%29 in die Gewässer der Lagune von Venedig http://de.wikipedia.org/wiki/Lagune_von_Venedig gelangt. Der Canale Perdello mit 7 km/h Speedlimit führt uns nach Treporti. Wir fahren etwa 8-9 km/h und uns kommt ein Polizeiboot mit reichlich Wellenbildung entgegen. Die haben locker 20 km/h drauf, als sie hinter uns wenden und uns überholen. Eine nette Polizeibeamtin winkt uns zu und dann sind sie auch schon wieder weg. Wir sind ziemlich sicher, unsere vorgeschriebene Ausrüstung und Papiere dabeizuhaben, also haben wir auch keine Befürchtung. Die Geschwindigkeitsbegrenzungen werden hier offensichtlich ignoriert. Wir erreichen bei Treporti den gleichnamigen Kanal und biegen denn links in den Canale de Burano ein, der uns zu der Insel mit dem wunderschönen Städtchen Burano führt, das durch seine
bunten Häuser berühmt ist. http://de.wikipedia.org/wiki/Burano . Für den Abend verspricht die Karte an der Insel Torcello http://de.wikipedia.org/wiki/Torcello einen brauchbaren Liegeplatz einschl. öffentlichem Klo (€ 1,50 , die aber mit etwas körperlichem Geschick durchaus zu halbieren sind, da man hinter dem Drehkreuz einfach in die Abteilung des passenden Geschlechts gelangen kann.) Der Liegeplatz ist ok, und bald raucht der Bordgrill. Statt Fernsehen gibt es abends noch ein spannendes Höhengewitter in den gar nicht so fernen Bergen.

Mittwoch 22-05 Nach einem Bad im kühlen, leicht salzigen Wasser und ordentlichem Frühstück fahren wir im Uhrzeigersinn um Torcello herum, um über den Canale Silone und die Schleuse von Portegrande wieder in den Fluß Sile zu gelangen. Landschaftlich sieht es bis hier eher aus wie in Friesland, man fährt hauptsächlich durch Schilf. Aber nach der Schleuse kommen wir in einen kleinen Fluß, der eine merkliche Strömung hat. Wir durchfahren ein paar kleinere Dörfer und manch wohlhabender Italiener hat seinen Garten bis zum Flussufer ausgedehnt. In einem Garten hat sich ein Storchenpaar auf dem Hausdach angesiedelt. Nach etwa 3 Stunden Fahrt durch abwechslungsreichere Gegend kommen wir zur Schleuse von Silea, die aber auch nach telefonischem Anruf nicht öffnet. Wir hatten einige Meter zurück schon einen kleinen Anleger gesehen, den belegten wir jetzt für die Nacht.

Donnerstag 23-05 Wir fahren die wenigen Kilometer nach Treviso mit den Fahrrädern. Offensichtlich steht hier in naher Zukunft eine politische Wahl an. Immer wieder fahren Kleinlaster mit Wahlplakaten herum und auf einem großen Platz werden offensichtlich Wahlreden gehalten. Bunga Bunga Berlusconi haben wir aber nicht gesehen. Unsere Vorräte werden in einem kleinen Supermarkt ergänzt, Gabriele findet ein paar ganz schmackhafte Hähnchenbeine, die heute abend den Weg in die Pfanne antreten. Wir fahren zum Boot zurück und den Fluß wieder zurück bis Portegrande, dort machen wir zwischen zwei Pfählen fest. Das Wetter wird windig und regnerisch, aber wir haben einen ordentlichen Platz für die Nacht.

Freitag 24-05 Es ist kalt und stürmisch, etwas Wasser vom nächtlichen Regen hat mal wieder seinen Weg in Gabrieles Matratze gefunden, warum immer zu ihr und nie zum Käptn??? Wir fahren um 10:00 los, aber nach ca. 12 km stehen wir vor der Pontonbrücke von Caposile, der Brückenwärter sagt, dass die planmäßige Öffnung in der Mittagszeit nicht möglich ist, da das Wasser zu hoch steht. Wir beschließen einfach hier zu übernachten, denn am Abend weiter zu fahren macht wohl keinen Sinn. Außerdem scheint sich der Regen hier länger zu halten. Am Abend kommt noch ein Affenfelsen (Hausboot) vorbei und bekommt auch die Brücke geöffnet, aber wir sagen dem Brückenwärter, dass wir erst morgen weiter wollen.

Samstag 25-05 Um 9:00 ist der Brückenwärter am arbeiten und die Pontonbrücke wird zur Seite gedreht. Wir fahren Richtung Jesolo auf dem Sile, der hier im alten Bett des Piave fließt. Die alten Venezier haben einige Flüsse, die früher in die Lagune mündeten, umgeleitet, da die Lagune zu versanden drohte und dann nicht mehr so viel Sicherheit gegen Überfälle bot. In 1 Stunde waren wir in Jesolo und passten so gerade noch unter die Drehbrücken. Der Canal nach Cortelazzo war aber gesperrt, also mussten wir zurück. Wir haben noch etwas eingekauft, stellten aber fest, dass der Wasserstand inzwischen doch stark angestiegen war, so dass wir unter den beiden Drehbrücken nicht mehr durchkamen. Mit so viel Tidenhub hatten wir hier an der oberen Adria nicht gerechnet. Also Mittagspause bis 16:00 und dann zahlreiche Versuche, den Brückenwärter ans Telefon zu bekommen. Irgendwann hatten wir die Stadtverwaltung von Jesolo am Rohr und die haben dann den passenden Mann geschickt. Wir fuhren wieder zurück an Caposile vorbei und fanden einen einzelnen Anleger in Chiesanuova. Dort wollten wir die Nacht verbringen, aber zum Kochen hatten wir keine Lust mehr. Es gab dort eine preiswerte Pizzeria und am Abend konnten wir auch noch das Champions-League-Finale zwischen Borussia-Dortemundo und Bavaria-Monaco anschauen.

Sonntag 26-05 Nach regnerischer Nacht kamen wir um 11:00 in die Gänge. Die Sonne kam hervor und bald waren wir durch die meist offen stehende Schleuse im schnurgeraden, breiten Bett des neuen Piave. Hinter Eraclea kamen endlich ein paar Kurven, ansonsten waren nur die riesigen Netze der stationären Fischfangeinrichtungen zu bewundern. Wir rätselten, wie das wohl funktionieren soll und kamen zu dem Schluß, dass die Netze ins Wasser gelassen werden, eine Lampe darüber scheint und dadurch Fische angelockt werden. Dann werden die Netze mit Seilzügen angehoben und durch eine zugebundene Öffnung in der Mitte wird der Fang in ein Boot geschüttet. http://fischbestaende.portal-fischer...ere-hebenetze/. Kurz vor Cortelazzo ist noch eine weitere Pontonbrücke, die aber schon geöffnet ist, als wir dort eintreffen. An der Tankstelle in Cortelazzo ist kein Mensch zu sehen, wir machen im nächsten Yachthafen fest und können mit Erlaubnis eines netten Herrn per Fahrrad im Ort tanken fahren (40 Liter). Dann geht es durch die offen stehende Schleuse in den Canal de Revedoli. Über Torre di Fine und Brian kommen wir in den Canale Commessera. Dort werden wir von einem Boot der Guardia di Finanza überholt, die das Speedlimit von 5 km/h sicherlich um ein Vielfaches überschreiten. Die letzte Brücke von Caorle über den Canale Saetta soll angeblich montags nicht geöffnet werden, also wollen wir da heute noch durch. Das klappt auch und hinter der Brücke ist die Kanalwand aus Holzpfählen, da kann man ganz gut liegen, wenn die Fender quer gehängt werden.

Montag 27-05 Das Wetter ist schön, wir fahren über den Canale Nicessolo, Canale del Morto, Canale Cavanella, Porto Baseleghe, Canale Lugugnana, die offen stehenden Schleusen Bevazzana-destra und Bevazzana-sinistra, dazwischen ein Stückchen Fiume Tagliamento und dann den Canale Tagliamento in die Lagune von Marano. Eigentlich sollte heute mal ein Aufenthalt in einer Marina anstehen. Aber in dem riesigen Marinakomplex von Aprilia Marittima war nach einer Stunde hin-und herfahren und -laufen immer noch niemand zu finden, der sich Hafenmeister o.ä. nannte. Alles war eingezäunt und einen Supermarkt gab es, aber der machte erst um 16:00 auf. In einem Törnführer war von einer Marina am Flüsschen Stella die Rede, dahin könnte man doch noch fahren, so groß sind die Entfernungen hier nicht. Die Stella ist ein kleiner Fluß aber gut zu befahren, wenn man weiß, dass der Untergrund hier meistens weicher Schlick ist. So haben wir auch keine Angst vor einer etwaigen Grundberührung. Am Ende der gesamten Tour hatte der Propeller keinerlei Macken, aber noch weniger Farbe als vorher. Die Marina war schnell erreicht, per Handy wurde ein Mitarbeiter verständigt, der die Kette an der Einfahrt herunterließ. Uns wurde ein Platz zugewiesen, man half uns beim Festmachen und dann fragte ich nach dem Preis: Irgendwas mit „Quattro“ OK 14,- Euro ist kein Schnäppchen, aber hier ist alles teurer, ich grub einen Zehner und ´nen Fünfer aus dem Portemonnaie, aber er wollte noch weitere 25 (in Worten venticinque)……. 40 Okken für eine Übernachtung im 6 m-Boot und dann noch am A.d.W! Da machen wir nicht mit! Ich habe noch eine Rechnung vom Forumskollegen Fritz vom Bodensee im Kopf, der hat in Paris mittendrin an der Place de la Bastille im Port Arsenal für ein 7 m-Boot um die 17 Euro pro Nacht bezahlt. Ich erkläre der mittlerweile telefonisch zugeschalteten Hafenchefin, was ich von ihrem Finanzgebahren halte und wir überlassen diesen Hafen den Leuten die es sich leisten können oder wollen. Eine halbe Stunde flussaufwärts finden wir im Städtchen Precenicco einen Schwimmsteg mit Kneipe davor. Im Kühlschrank liegen noch zwei Koteletts, aber als wir die Tüte öffnen ist ein unangenehmer Duft zu vernehmen. Da nur die eine Kneipe geöffnet ist, gibt es mal wieder Pizza. Na ja, wir haben ja auch € 40,- gespart.

Dienstag 28-05 Es ist wolkig, wir fahren per Rad nach Palazzolo (da hätten wir auch mit dem Boot hinfahren können). Wir kaufen im Supermarkt mal wieder etwas größer ein und vor dem Markt steht ein Fischhändler mit frischen Doraden, die müssen noch ausgenommen werden. Es ist sehr windig, als wir an die Mündung der Stella kommen und da die Lagune eine große Wasserfläche ist, hat sich schon ein erheblicher Wellengang aufgebaut. Wir verziehen uns in einen Nebenarm und finden zwischen anderen Fischerbooten einen brauchbaren Platz. Da der
Tag noch jung ist, wäre es mal an der Zeit, die Quelle für das Regenwasser, das immer wieder ins Bett der Küchenchefin findet, zu versiegeln. Das gelingt auch wie die nächste Nacht beweisen wird. Aber vorher müssen noch die beiden Doraden auf den Grill, sie waren einfach köstlich. Der Abend ist sehr schön, einige Bisams schwimmen herum, auch eine Wasserschlange kommt vorbei, dann geht’s ins Bett.

Mittwoch 29-05 Am Morgen ist ein ordentliches Gewitter im Gange, aber Gabrieles Bett ist fast trocken geblieben. Wir konnten aber noch 2 weitere Quellen entdecken, die aber nicht so „ergiebig“ waren. Gegen Mittag haben wir die Lagune von Marano verlassen und sind gewässertechnisch in der Lagune von Grado. Genauer gesagt haben wir die Großschiffahrtsstraße von Porto Buso überquert und sind in den Hafen Porto Anfora eingelaufen. Das dortige Fischrestaurant http://www.grado-hotel-garni-carol.i...-e-Anfora.html genießt wohl einen überregionalen Ruf und deshalb hat Mauro, der Fischer dort einige perfekte Schwimmstege installiert. Wir haben dort festgemacht, einen Cappucino getrunken und erfahren, dass es ab 19:00 etwas zu essen gibt. In der Zwischenzeit haben sich Karin und Uli aus Dachau mit ihrem Segelboot auch dort eingefunden. Wir trafen uns im Restaurant wieder, es gab Tintenfisch zur Vorspeise, Spitze! Dann die große Fischplatte, € 13,- pro Person, das hat unsere Eindrücke über die Preise doch ganz schön relativiert, außerdem einen Liter prima trinkbaren Rotwein zu € 9,-, wer will da meckern? Der Sonnenuntergang am Abend war noch ein extra Highlight. Wir saßen noch lange zusammen, haben Seemannsgarn gesponnen und sind dann müde ins Bett gefallen.

Donnerstag 30-05 Über diesen Tag lässt sich nur sagen: Es hat geregnet und zwar den ganzen Tag lang. Wir haben anstandshalber im Restaurant etwas getrunken, weil wir deren Toilette benutzt haben, aber für den kommenden Abend mussten einige Dinge aus dem Kühlschrank in die Pfanne, so dass wir auch die Hochzeitsgesellschaft, die mit einem Linienschiff ankam, nicht gestört haben. In der Nacht hat es auch geregnet.

Freitag 31-05 Über diesen Tag lässt sich nur sagen: Es hat geregnet und zwar den ganzen Tag lang. Ein Affenfelsen mit offensichtlich vorwiegend betrunkenen Österreichern sorgte für etwas Abwechslung, die Steganlage hat standgehalten…. Wir genehmigten uns abends 2 Portionen Spaghetti mit Meeresfrüchten, die waren so gut, dass wir noch eine dritte Portion als Nachschlag orderten. Mauro der Fischer versprach uns für die kommenden Tage besseres Wetter und er hat sein Versprechen gehalten.

Samstag 01-06 Der Regen hat aufgehört, die Luft ist klar und man kann bis zu den schneebedeckten Bergen der julischen Alpen sehen. Karin und Uli haben andere Ziele und so verabschieden wir uns mit den Worten: Man sieht sich immer 2 mal. Wir nehmen gerne den Tip an, in den Fiume Natissa zu fahren und richten unseren Kurs nach Aquilea. Sind wir über den Canale San Giuliano oder über Taglia Nuovo gefahren? So genau können wir das auch nicht mehr nachvollziehen, aber der Weg war eindeutig ausgeschildert und wir sind angekommen. Außerdem war er ausgesprochen schön mit den vielen kleinen Inselchen. Die versprochene Tankstelle ist nicht vorhanden, aber bis Grado reicht der Sprit allemal. Der Supermarkt in Aquilea hat mal wieder alles, was wir brauchen, Gemüse ist hier in der Gegend auffällig teuer. Dann geht’s die Natissa wieder runter und durch zahlreiche Inseln mit reizvollen Häuschen erreichen wir Grado. Wir tanken 50 Liter und bekommen einen Tidenkalender für den Weg nach Osten. Unter der Brücke passen wir noch ganz gut durch, hoffentlich müssen wir auf dem Rückweg nicht auf einen Tiefstand warten. Hinter der Brücke ist ein Yachthafen, da können wir unseren Wasservorrat ergänzen. Von Grado ist der Weg nach St. Maria di Barbena mit Pfählen ausgesteckt. Anscheinend herrscht hier reger Ausflugsverkehr. Wir finden in dem kleinen Hafen einen guten Liegeplatz und besuchen die wohl sehr bekannte Basilika. http://www.turismofvg.it/Religi%C3%B...-Insel-Barbana Die Toilettenanlage ist ultramodern und kostenlos. Unsere Befürchtung, dass die Kirchenglocken die ganze Nacht durchläuten bewahrheitet sich glücklicherweise nicht.

Sonntag 02-06 Um 6:00 läuten die Glocken zum 1. Mal, um 7:00 ist es Zeit fürs Klo, um 8:00 gibt’s das sonntägliche Luxusfrühstück, um 9:00 kommt das 1. Schiff mit Gottesdienstbesuchern, um 9:20 brechen wir auf. Über den Canale Zemole und 2 weitere namenlose Kanäle mit Drehbrücken von etwas mehr als 2 m Höhe (unser Boot ist mind. 1,9 m hoch) erreichen wir den Fluß Isonzo kurz vor dessen Mündung in die Adria. Hier haben wir den östlichsten Punkt unserer diesjährigen Sommertour erreicht. Den Isonzo hochzufahren macht wenig Sinn, er ist schon wenige km weiter nicht mehr schiffbar. http://de.wikipedia.org/wiki/Isonzo . Es ist wolkig und auch windig, deshalb fahren wir den gleichen Weg zurück, anstatt über das Meer zum Canale Primero zu fahren. Wir folgen ab jetzt den Schildern „Venezia“ anstatt bisher „Trieste“. Der Wasserstand erlaubt uns weiterhin unter den Drehbrücken durchzufahren, so dass wir am frühen Nachmittag wieder im Hafen von Porto Anfora einlaufen. Wir gönnen uns ein Bier vom Fass, das in Italien auch meist sehr teuer ist. Am frühen Abend lassen wir uns nochmal die köstlichen Tintenfischringe aus Mauros Küche schmecken. Damit haben wir wohl genug verzehrt, um den Gratisliegeplatz zu rechtfertigen.

Montag 03-06 Es ist sonnig und warm, wir starten um 9:45. Es geht quer über die Lagune von Marano und dann über die schon bekannten Kanäle und Wasserläufe vorbei an Lignano, Bibione, Porto di Baseleghe, Caorle, bis wir gegen 17:00 im Canale Revedoli hinter der Drehbrücke von Torre di Fine einen Platz zwischen 2 Pfählen für die Nacht finden. Eine kurze Frage an einen Bootsnachbarn ob wir für una notte diesen Platz belegen könnten wurde mit si, naturalmente beantwortet. Außer einer kurzen Kaffee- und Badepause sind wir die ganze Zeit durchgefahren, das leise Rumoren des kleinen 2-Zylinders fehlt jetzt etwas. Wir fühlen uns trotzdem nicht als Kilometerfresser, denn mit ca. 8 km/h dahin zu gleiten hat etwas Beruhigendes und Erholsames.

Dienstag 04-06 Das Wetter meint es gut mit uns und um 9:00 legen wir ab. Die große Pontonbrücke über den Piave nuovo wird heute von einer kräftigen Dame bedient, da muß man schon mit großem Werkzeug hantieren können. An Eraclea vorbei kommen wir gegen 11:30 in San Dona di Piave an und finden einen geeigneten Anleger. Ein Angler und ein älteres Paar zeigen uns den Weg zum nächsten Lidl, denn Kühlschrank und „Keller“ sind fast leer. Wir beeilen uns, denn meistens ist zwischen 12:00 und 16:00 geschlossen, aber Lidl macht nur von halb eins bis halb zwei Mittagspause, deutsche Firma eben. Wir machen noch eine kombinierte Cappucino-Toilettenpause und fahren dann durch die offen stehende Schleuse in den Piave vecchio. Vor der Pontonbrücke von Caposile müssen wir eine halbe Stunde warten, auf dieser Seite gibt es leider keinen Anleger, so müssen wir uns hinter einen Dalbenpfahl hängen. Der Wind und die Strömung treiben mit unserem Bötchen so ihr Spiel, aber dank Schilfufer und unserer dicken Scheuerleiste passiert da nichts. Dann wird die Brücke geöffnet und durch den schnurgeraden Taglio del Sile kommen wir wieder nach Portegrande, die Schleuse wird bedient, unser Boot wird registriert und über den Canale Silone sind wir gegen 17:00 wieder in Torcello. Der Grill ist gleich bereit und 2 Steaks mit Kartoffelsalat beschließen einen schönen Tag. Abends kommt noch eine Wasserschlange vorbei und wir lassen uns etwas von unserer Tour durch den Kopf gehen. Auffallend war die allgemeine Sauberkeit außer einer großen Zahl von Plastikflaschen, die bei Ebbe am Ufer sichtbar wurden. Alle Stege und schiffstechnischen Anlagen waren mehr oder weniger frei von Möwen- oder Entenscheiße. (Wahrscheinlich alle von den Italienern aufgegessen!) Abends und nachts gab es fast immer ein großes Vogelkonzert, das konnte morgens schon mal lästig sein.

Mittwoch 05-06 Wir wollen jetzt noch etwas von der Lagune von Venedig sehen und fahren zuerst mal nach Burano zur Tankstelle, 55 Liter. Wir machen an den Pfählen für Mietboote fest, so viel ist da jetzt noch nicht los, spazieren durch Burano, das uns von allen Inselstädtchen am besten gefällt. Als Mitbringsel für die Kinder kaufen wir noch 2 Sätze Tischdecken mit Servietten mit (hoffentlich) echter Spitze aus Burano. Diese Spitze und die bunten Häuser sind das Markenzeichen von Burano. Es geht weiter an Murano vorbei, das wir schon von früher kennen und auch das eigentliche Venedig haben wir schon mal besichtigt. Für Boote unserer Größe und Motorisierung ist die Lagune wohl nicht so geeignet. Wir kommen uns vor wie mit dem Fahrrad auf der Autobahn. Ein kleiner Kanal an der Insel Vignole scheint für die Nachtruhe geeignet. Den Nachmittag und Abend über wird der Kanal aber von vielen kleinen Booten als Abkürzung genutzt, besonders die jüngeren Leute halten nicht viel vom 5 km/h-Speedlimit. Hier fährt man eben nicht sein Auto oder Motorrad spazieren sondern das Boot. Die meist kleinen und schmalen Boote erreichen mit einem 40 PS-Außenborder (Über 40 PS ist Führerscheinpflicht) durchaus 50-60 km/h. Und das kann einem kleinen Kajütboot schon mal das Weinglas umwerfen. Aber am Abend kehrte Ruhe ein, wir beobachten eine Wasserschlange und etliche Krebse, die sich in den Ritzen der Kaimauer verstecken.

Donnerstag 06-06 Heute brechen wir schon um 8:45 auf, wir wollen den ehemaligen Flusslauf der Brenta hochfahren. Aber zuerst müssen wir ein Stück den stark befahrenen Canale San Nicolo unter den Kiel nehmen, bevor wir bei San Servolo in weniger befahrene Kanäle ausweichen können bis wir nach Fusina kommen, der früheren Mündung der Brenta. Nach der Schleuse Moranzani wird der (ehemalige) Fluß geradezu idyllisch. Das Schleusen- und Drehbrückenpersonal meldet uns jeweils weiter und in Mira finden wir einen optimalen Platz zum Übernachten. Kurz zuvor haben wir einen Ausflugsdampfer passieren lassen, der aber später am Ufer festgemacht hatte. Wir waren an diesem Tag sicher das meistfotografierte Objekt an der Strecke. Die herrschaftlichen Villen rechts und links des Kanals sind zu Recht ein wirkliches Highlight. Manche sind ziemlich verfallen, andere im Renovierungszustand, wieder andere als Hotel der höheren Kategorien schön hergerichtet. Ob diese Investition immer lohnend ist darf bezweifelt werden, denn einige Objekte sehen aus wie „das Geld ist ausgegangen“. Wir satteln in Mira unsere Fahrräder um bis Dolo etwas von der Gegend aus Radlersicht zu erleben. In Dolo gibt es in der alten Mühle mit € 6,-das teuerste Bier dieser Tour, aber wir hatten einfach Durst! Auf dem Rückweg fanden wir noch einen Supermarkt, wo wir unsere Vorräte ergänzten. Unterwegs gab es einige Villen zu bestaunen, eine führte auch den Namen „Badoer“, was mich an einen recht erfolglosen italienischen Rennfahrer erinnert, Luca Badoer, der in der Gegend geboren wurde. Der Abend hielt noch ein schönes Gewitter für uns bereit, etwas Regen war auch dabei.

Freitag 07-06 Es hat aufgeklart, wir fahren durch einige problemlose Schleusen, in einer von diesen hat der Käpptn den Bootshaken verloren. Nach der conca di Stra überqueren wir den neuen Weg der Brenta, die seit ca. 200 Jahren direkt in die Adria geleitet wird um ein Verlanden der Lagune von Venedig zu vermeiden. http://www.geschichte-venedigs.de/lagune.html , ich bin mit dem Autor weder verwandt noch verschwägert. Dann führt ein schnurgerader Kanal bis nach Padua, wo wir an alten Festungsbauten vorbeifahren bis fast zur Stadtmitte. Der mögliche Liegeplatz ist aber nicht zu vergleichen mit einem schönen Platz im Universitätsgelände, den wir für die Nacht ansteuern. Die alte Universitätsstadt hat den gleichen Charme wie andere Universitätsstädte auch: Münster, Toulouse, Heidelberg, Krakau und Leiden lassen grüßen: viele junge Leute, Cafes, Kneipen und auch Freiluftkino und ähnliches. Wir machen mit dem Klapprad eine ausgiebige Stadtrundfahrt, die Straßenbahn mit nur einer Leitschiene interessiert den Käpptn ganz besonders. Der Abend bietet verschiedene Geräuschkulissen, auf der einen Seite werden Filme vorgeführt, auf der anderen Seite gibt es Freiluftmusik, die Nutrias lassen sich dadurch nicht stören und schwimmen lautlos ihre Kontrollwege ab.

Samstag 08-06 Wir legen um 9:00 ab und werden von einigen Booten des roten Kreuzes begleitet, die hier eine Übung abhalten. Auch die interessiert keine Geschwindigkeitsbegrenzung, aber das stört uns auch nicht. Das Schleusen funktioniert genau so einfach, wie auf der Hinfahrt, die 3 Brücken von Oriago werden durch die gleiche freundliche Mannschaft bedient, wir müssen ihnen ein kleines Trinkgeld nahezu aufdrängen. Wir wissen nicht, ob Trinkgeld in der Gegend überhaupt üblich ist, uns gegenüber hat niemand Anstalten gemacht, etwas zu bekommen. Neben der Schleuse Moranzani fragen wir nach einem Liegeplatz für die Nacht und man weist uns einen äußeren Platz zu, der ungehinderte Sicht auf die Schleuse bietet. Bis 19:00 haben wir Schleusenkino wie es in McPomm nicht besser sein könnte. Am Abend regnet es noch ein wenig, aber dass dieser Sommer eher ein warmer Winter ist haben wir schon längst gemerkt.

Sonntag 09-06 Wir machen uns wieder gegen 9:00 auf den Weg und legen gegen 11:00 an der Landwirtschaftsinsel Sant Erasmo an. Auf dieser Insel gibt es sogar einige Autos und eine Straße. Wie gemacht für eine Fahrradtour! In der deutschen Bar „tedesco“ gibt’s einen cappucino, ein Bier, Strom für den Fotoapparat und ein ordentliches Klo. Wir schauen dem sonntäglichen Treiben der Einheimischen am Strand zu, besichtigen eine österreichische Verteidigungsanlage und umrunden die gesamte Insel. Dann machen wir uns wieder auf nach Torcello, wo wir wissen, dass ein guter Anlegesteg auf uns wartet. Da uns langsam klar wird, dass wir so ziemlich alle Wasserwege dieses Gebietes befahren haben, zumindest die, die unserem Bötchen zuträglich sind, überlegen wir, was noch zu unternehmen ist. Ganz im Süden der Lagune soll das Städtchen Chioggia noch einen Besuch wert sein. Wir wollen aber nicht unbedingt mit unserem Boot dahin fahren, aber eine Tageskarte für die Vaporetti wäre doch angesagt. Diese „Omnibusse“ der Lagune fahren nach einem festen Fahrplan und sind das Nahverkehrsmittel in der Lagune. Die 24-Stundenkarte beinhaltet auch die Buslinien auf Lido und Pellestrina. Wir machen uns am Anleger von Torcello schlau und stellen fest, dass auf der Insel abends keine Gastronomie geöffnet hat. Also kaufen wir einige Kleinigkeiten an einem Kiosk, die nachher in der Pfanne kurz aufgewärmt werden. In der Zwischenzeit haben sich 2 Boote zu uns gesellt, es sind Karin und Uli aus Dachau mit ihrem Segelboot, die wir schon in Porto Anfora getroffen haben. Im Schlepptau haben sie Hanna und Heinz aus Irgendwo in Schleswig Holstein, die mit dem Plattbodenschiff „Grüner Heinrich“ hier unterwegs sind. Unter Mitwirkung einiger Flaschen Wein wird es noch ein unterhaltsamer Abend.

Montag 10-06 Wir fahren mit dem Vaporetto nach Burano und von dort nach Venedig. Dann gibt es einen Anschluß zum Markusplatz und von dort nach Lido. Da wartet ein Bus nach Pellestrina, der mit der Fähre über Porto di Malamocco fährt. Dort ist Anschluß nach Chioggia wieder mit dem Vaporetto. Besser könnten es die Kölner Verkehrsbetriebe auch nicht. Chioggia ist einen Stadtbummel wert, die Stadt lebt wohl überwiegend vom Fischfang.
Der rege Straßenverkehr ist für uns etwas ungewöhnlich, in den letzten 3 Wochen hatten wir kaum Autos zu Gesicht bekommen, an ein Leben auf dem Wasser könnten wir uns gewöhnen. Wir fahren mit dem Vaporetto wieder zurück nach Pellestrina, dann mit dem Bus nach Lido, dort kaufen wir noch etwas ein, dann können wir die Ausfahrt der Costa Magica http://de.wikipedia.org/wiki/Costa_Magica miterleben, die die verunglückte Costa Concordia ersetzen soll. Das nächste Vaporetto bringt uns nach Punta Sabbioni, von dort geht’s nach Burano und zuletzt zurück nach Torcello. Unser Boot wartet geduldig auf seine Besatzung, als wir gegen 20:00 dort wieder eintreffen. Wir genießen bei einer Flasche Rotwein noch die Aussicht auf ein fernes Gewitter.

Dienstag 11-06 Wir beschließen, heute unsere Rundreise hier zu beenden. Wir haben sicherlich nicht alles Sehenswerte gesehen, aber die Lagunenreise hat sich gelohnt. Da wir noch viele andere Reiseziele vor uns sehen, müssen wir der Lagunenwelt adieu sagen, denn in unserem Leben kommen wir wohl nicht wieder hierher. In unserer Erinnerung bleiben Eindrücke von Menschen, die an, auf und im Wasser leben, ganz liebenswerten Menschen, die einfach nur freundlich und natürlich sind. Es ist einfach wunderschön anzusehen, wenn das Boot die Aufgaben der Autos übernimmt, auch wenn es die pubertierenden Jugendlichen sind, die schon mal durch die Kanäle heizen. Wir fahren nach Treporti und dann über brückenfreie Kanäle außen herum nach Cavalinno, wo wir durch die Schleuse in den Sile fahren. Ein paar Minuten später sind wir in der Marina Nautica dal Vi, wo unsere Reise ihren Anfang nahm.
An dieser Stelle möchte ich mich nochmals beim Forums- und Stammtischkollegen Micha „Flybridge“ bedanken, der uns mit der notwendigen Literatur und Gewässerkarten versorgt hat. Ebenfalls danken wir allen Usern des Boote-Forums, die uns mit Tipps und Hinweisen geholfen haben.
Man sagt uns, dass wir um ½ 2 gekrant werden können, bis dahin haben wir alle Vorbereitungen getroffen. Um 15:00 sind wir abfahrbereit, machen noch einen Stopp beim Lidl und sind gegen 19:00 hinter Villach in einer Kneipe zum Abendessen, wo wir auch übernachten.

Mittwoch 12-06 Über Salzburg, Freilassing und Straubing erreichen wir die A3, die uns zum Gasthaus zum Stern nach Sulzfeld führt. http://www.stern-sulzfeld.de/ , wir speisen bestens und nach einer ruhigen Nacht fahren wir noch ein paar Kilometer, um am

Donnerstag 13-06 zu Hause in Walberberg den Anker zu werfen.
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Der Hübi, zu allem bereit, aber zu nix zu gebrauchen
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