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Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit!

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Alt 25.09.2006, 18:46
Benutzerbild von chrisma
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Standard eine woche rundfahrt belgien

Karina, ein 1989 von Intership in Holland gebauter 11,50 m Pedro-Nachbau-Stahlverdränger, wechselte mit ca. 800 Betriebsstunden den Besitzer. Wie mit zwei Vetus-Peugeot Motoren jeweils 46 kw, gefahren wird, kannte ich nicht. Der Vorbesitzer hatte negative Schleusenerlebnisse und konnte die notwendigen Fahrtipps nicht vermitteln. Also neu einfahren, dazulernen und eine schnelle Probefahrt planen. Nach dem Motto Hand gegen Koje wurde die einwöchige Rundfahrt ab Maasbracht vorbereitet. Julianakanal, Maas / Meuse, Sambre, Kanal Charleroi - Brüssel, Rupel, Bened-Nette, Albertkanal, Kanal Herentals-Bocholt, Zuid-Williemsvaard, Maas.
1. Tag von Maasbracht in den Julianakanal - Maas / Meuse nach Lüttich. In den furchtbar großen Schleusen Maasbracht und Born geht’s ganz gut aufwärts wenn man die richtigen Schwimmpoller erwischt. Es gibt solche auch für die Berufsschiffe, aber diese Poller sollten mit leichteren Schiffen gemieden werden. Auf dem Julianakanal ist nicht viel zu sehen - immer geradeaus. Maastricht vorbei, wir kommen nach Belgien. Unklare Wegweisung, geradeaus die breite Meuse wird Sackgasse, deshalb Steuerbord in die erste Schleuse. Im Bureau ist die Anmeldung notwendig. Ausgestattet mit dem kostenlosen Permis de circulation geht’s weiter. Vor der Schleuse wollten wir die Wartezeit noch zum tanken nutzen. Der Fahrer des Tankwagens aus NL verkauft den roten Diesel in Belgien vermutlich deshalb so preiswert, weil er in Belgien ist und keine Mehrwertsteuer verlangt. Aber 300-400 Liter waren kein ausreichender Auftrag. Also erst vor Liege / Lüttich in Herstal beim Bunkerschiff Esso Neptunia getankt. Zahlung mit Kreditkarte möglich. 335 Liter Heizöl = roten Diesel für 237,85 Euro war kein besonders gutes Geschäft. Karina hatte danach Schlagseite. Wir drehten den zweiten Tank auf und dachten, wenn die Luft raus ist fließt das Zeug rüber. Aber da gab es noch einen verschlossenen Schieber. Die zwei Tank fassen also mindestens 700 Liter. In Lüttich auf der Backbordseite kostenlos geschlafen. Rechts sind kleine Häfen und die laute Strasse.
2. Tag von Lüttich bis vor Charleroi. Zunächst trostlose Industriegebiete, hinter Huy, Andenne bis Namur schönere Ausblicke. In Namur wieder geraten wo es weitergeht. Rechts in die Sambre war richtig. Der Fluss ist nicht so breit, kleinere Schleusen, immer noch aufwärts.
3. Tag Charleroi bis zum Schrägaufzug Ronquieres. Obwohl Riesenlärm vor der Schleuse in Charleroi, höre ich einen Knall und der Steuerbordmotor steht still. Er kann zwar immer wieder gestartet werden, aber sobald der Gang drin ist blockiert was. Hektik, aber auch ohne Kontrolle des Motorraums kann man die richtige Weiterfahrt nach Brüssel falsch machen. Direkt nach der Schleuse rechts bzw. Steuerbord ohne Ausschilderung geht’s durch das Industriegebiet. Der Schleusenwärter telefoniert, aber Samstags kann keiner helfen. Sonntags auch nicht, also tauchen wir in die Brühe und sehen ein Tau an der Schraube. Mit den Füssen abgewickelt, gezogen, geschnitten und schließlich ist es ein Autoreifen mit vier Tampen. Nicht zu glauben was sich an der Schraube alles sammeln kann. Der Kanal wird noch schöner und wir kommen zur geschlossenen Schienenstrecke von Ronquieres. Den verbotenen Weg runter und wir sind im bewohnten Gebiet mit Restaurants. Mit vollem Bauch auf der Landstrasse wieder hoch zur besonderen Schleuse, aber alle Türen sind zu. Also wieder Schleichweg an den Schienen vorbei. Sonntags wurde für drei Motoryachten der Aufzug exklusiv aktiviert. Weiter und ab jetzt in den Schleusen abwärts in den flämischen Teil von Belgien, vorbei an Halle zur zweisprachigen Hauptstadt Bruxelles. Die Aussicht wird wieder schlechter: Industriebrache, Betonteile, niedrige Brücken, aber wir kommen immer noch ohne abzuplanen durch nachdem wir das Ankerlicht zerbrochen haben. Mitten in der Stadt dann auf einmal eine Brücke die hochfahren muss. Der Schleusenwärter kommt, fährt mit dem Straßenteil in den Himmel und deutet uns an bei der kommenden Schleuse wieder da zu sein. Wir warten und werden freundlich in das unfreundliche Hafengebiet von Brüssel abgelassen. Am Ende des riesigen Hafengebiets wieder eine geschlossene Himmelsbrücke zum Industriegebiet. Es geht nicht mehr weiter, aber um 6 Uhr ist wieder Dienst.
4. Tag von Brüssel bis Geel. Plakette für Flandern gekauft und in Riesenschleusen, die für kleine Schiffe geteilt werden, in Richtung Antwerpen / Anvers. Dann rechts ab zur Rupel. Viel Schmutz und Schlamm. Einen Gezeitenfluss, ca. 200 km von der Nordsee entfernt, kannte ich nicht. Ob hier bei Ebbe eigentlich gefahren werden kann. Nach der Karte sollen in der Mitte aber 4,60 m sein und wir begegnen auch einigen Schiffen. Also Augen auf und durch. Klappt auch aber warum fragt der Schleusenwärter nach unserem Tiefgang? Ich empfehle diese Strecke in umgekehrter Richtung nicht bei Ebbe! Vom Albertkanal mit Spundwänden die Wellenschlag verursachen, geht’s weiter in den Kanal von Herentals nach Bocholt. Zahlreiche kleine Schleusen ohne gute ausreichende Punkte für die Leinen! Wenn‘s aufwärts geht helfen die Schleusenwärter mit Seilhaken und nehmen die Leinen entgegen. Wer keine Tampen von mindestens 20 m hat bekommt Arbeit. Am Kanalufer ist es sehr flach, Schlafmöglichkeiten deshalb begrenzt.
5. Tag von Geel nach Maasbracht. Zuid-Williemsvaard von Belgien nach Niederlande empfehlenswert. Kaum Wartezeiten vor bewegten Brücken und kleinen Schleusen. Weiter in den Kanal Niederweert. Die letzte Schleuse vor der Maas, ist wieder riesig tief und wir kommen hinter zwei Berufsschiffen mit.

Fazit: Zahlreiche Schrammen und Drehungen nach ca. 50 Schleusen, aber jetzt kenne ich das Schiff und man sollte nicht an Fendern sparen weil Lackieren teurer wird.
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