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Alt 15.04.2023, 21:11
FSHKP FSHKP ist offline
Deckschrubber
 
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Beiträge: 2
Boot: Agder 840
43 Danke in 2 Beiträgen
Standard Überführung Sneek-Ems-DEK-MLK-Elbe-EHK-Berlin

Liebe Boote-Gemeinde,

nachdem ich bereits seit geraumer Zeit stiller Mitleser des Forums bin und durch die zahlreichen, informativen und unterhaltsamen Beiträge enorm profitiert habe, möchte ich nun mit meinem Erfahrungsbericht gerne ein Teil der Community werden und auch etwas zurückgeben!
Wir haben uns in Sneek,NL eine Agder 840 gekauft und diese musste nun irgendwie nach Berlin an die Dahme. Bestärkt durch die vielen Beiträge hier zu der geplanten Route entschlossen wir uns, auch als relative Neulinge zur Fahrt auf eigenem Kiel. Vorwegnehmen möchte ich an der Stelle, dass die Reise wirklich gut machbar ist! Wer über die Infos im Folgenden hinaus noch Fragen hat, darf mich gerne kontaktieren.
- Tag 1: Nachdem wir noch die letzten Details beim Händler soweit es ging geklärt haben, brachen wir am Nachmittag gegen 15:00 auf Richtung Groningen über den Prinses-Margriet-Kanal. Wir kehrten in Strobos bei "Camping & Haven De 4 Elementen" nach ca. 4 Stunden Fahrzeit ein. Unterwegs gab es keine Schleusen und wenn mich recht erinnere lediglich eine Brücke, die für uns bewegt werden musste. Ansonsten zeigte sich der Abschnitt sehr unaufgeregt.
Allgemein betreffend Brücken ist zu sagen, dass sofern diese gehoben oder gewendet werden mussten, dies sehr zügig klappte und keine nennenswerte Verzögerung dadurch entstand! Sieht man rote Ampeln und dazu ein (wie ich finde in der Praxis eher schwächliches) gelbes Lichtsignal, ist die Durchfahrt bei passender Durchfahrtshöhe auch so erlaubt (rot an sich verunsichert natürlich erstmal). Hier ein Link dazu: https://varendoejesamen.nl/storage/a...nd-sleusen.pdf
- Tag 2: Gemütlich ging es gegen 11:00 los, da wir lediglich bis Delfzijl wollten. Die Planung schloss den Gezeitenkalender ein, welcher für den Folgetag eine Abfahrt am frühen Vormittag empfahl. Von daher herrschte keine Eile und mit ungefähr 6 Stunden Fahrt sollten wir dann auch nicht allzu spät im Seehafen eintreffen.
Unterwegs mussten 3 Schleusen bewältigt werden: Gaarkeukensluis, Oostersluis in Groningen und die Seeschleuse in Delfzijl. Zu letzter ist zu sagen, dass diese über eine separate Kammer für Kleinfahrzeuge verfügt und man auch an den wartenden Berufsschiffen vorbei einfahren kann (in Absprache mit der Schleuse). Im Hafen haben wir dann bei Neptunus festgemacht (mit ordentlich Seitenwind und tatkräftiger Hilfe am Steg stehender Bootskameraden;).
- Tag 3: Niedrigwasser in Delfzijl war an dem Tag für 7:30 vorhergesagt. Wer will, kann wohl von hier aus mit der Flut auf der Ems bis zur Schleuse in Herbrum fahren (dann am besten zum Zeitpunkt des Niedrigwassers auslaufen). Wir wollten allerdings nur bis Leer und so machten wir uns erst um 09:00 auf den Weg (an der Stelle sei schon mal verraten, dass selbst diese Abfahrtszeit bei der starken Strömung und minimaler Motorleistung eine Ankunft gegen 13:00 in Aussicht stellte und somit immer noch eine Stunde Wartezeit bis zur standardmäßigen Schleusung an der Seeschleuse in Leer um 14:00 bevor stand).
Die Hafenausfahrt in Delfzijl war durchaus beeindruckend für einen Binnen-Skipper aber nicht wirklich anspruchsvoll. Lediglich ein recht schnelles Schleppschiff von achtern machte mir etwas sorgen, da es enorm viel Wasser verdrängte und eine ordentliche Welle hinter sich zog. Deshalb gaben wir auf gleicher Höhe Gas und als es in die Ausfahrt bog, haben wir eingedreht und seine Wellen von vorne anschneiden können. Ansonsten hätte es womöglich ganz kräftig gewackelt bei uns...
Ich war mir vorab nicht ganz sicher auf welcher Route man bei Niedrigwasser am Besten in die Fahrrinne der Ems fährt. Wir sind dem besagten Schlepper einfach hinterher und dieser zielte ziemlich gerade durch den Dollart Richtung Emden - anscheinend ist es hier tief genug. Wir sind aber dem Tipp eines Mitforisten gefolgt und haben uns bei Tonne 55 in die Fahrrinne begeben.
Auf der Ems herrschte bei bester Sicht und Sonnenschein eine kräftige Strömung und ca. 12 km/h Wind aus Süd. Bei dieser Wetterlage baut sich etwas Welle auf. Aber nach meinem Empfinden und dem meiner Crew war alles völlig unproblematisch und wir sind ja eher auf der "leichten" Seite, was die Bootsgröße anbelangt.
Die Fahrt verlief zunächst erfreulich unaufgeregt, bis ein Boot mit mächtig Dampf aus Emden in unsere Richtung schoss. Mein chronisch schlechtes Gewissen dachte bereits an irgendein Vergehen meinerseits, aber als es sich näherte, sah man an dessen Seite die Aufschrift "PILOT". Puh, Erleichterung Trotzdem machte es mächtig Welle und es hieß "Festhalten"!
Wie ein schlechtes Omen erblickten wir plötzlich ein Boot (sah aus wie eine Agder), das anscheinend auf Grund gelaufen oder abgetrieben war und nun bei Niedrigwasser auf einer steinigen Landzunge in Schräglage einen traurigen Eindruck machte. Ich dachte noch: "die armen Teufel... das brauche ich jetzt wirklich nicht, mit Opa und Kind an Bord". Tja, was soll ich sagen - erwischt hat es uns trotzdem, wenn auch auf andere Art... als ich etwas vom Gas gehen wollte, weil wir offensichtlich eh zu früh ankommen sollten, wollte der Motor anschließend die Bewegung des Gashebels nicht mehr umsetzen und es waren nur noch eingekuppelt + ca. 200 rpm drin. Ich dachte schon an einen Motorschaden und dass wir bald manövrierunfähig werden, aber man konnte noch steuern und der Motor ging nicht aus. Weil die Ursache aber nicht klar war, habe ich die Schleuse in Leer angerufen und um Hilfe gebeten. Diese leiteten unseren Hilferuf an die Revierzentrale weiter. Sie schickten ein Polizeischiff los, das uns an die Schlepptrosse nahm und zur Schleuse Leer zogen. Die freundlichen Kollegen (Tausend Dank nochmal an die Weekeborg!) schauten sich die Sache an und es stellte sich heraus, dass der Seilzug, der die Einspritzanlage steuerte, klemmte. Durch Bewegen mit der Hand funktionierte plötzlich alles wieder und wir fuhren durch die Schleuse und weiter nach Leer in den Hafen. Große Aufregung!
Der Hafenmeister, ein echtes Original bedient die v. Bruch-Brücke vor dem Hafen und weist die Liegeplätze zu. Netterweise ließ er noch einen Mechaniker kommen, der auf unser Malheur schaute. Er fand keine konkrete Ursache, empfahl uns aber weiter zu fahren und im Notfall den Seilzug manuell zu arretieren. Wir überlegten und überlegten und entschlossen uns zur Weiterfahrt.
In Leer sollte man nicht menschenscheu sein. Man liegt direkt an der Promenade. Das "Moin" sitzt auf jeden Fall nach diesem Aufenthalt. Wir waren noch sehr anständig Essen im "Mangal", einem gehobenen türkischen Restaurant.
- Tag 4: Entsprechend der Tide wurde die Brückenöffnung um 10:30 und die Schleusung um 11.00 vereinbart. Es ging dann Richtung Herbrum mit dem Strom. Unser Tagesziel war der Yachthafen Meppen. Ab Herbrum ging es dann gemütlich von Schleuse zu Schleuse einem Frachtschiff hinterher. Meppen erreichten wir erst bei Anbruch der Dunkelheit.
Was die Schleusenkammern des DEK und MLK angeht, kann ich für meinen Teil sagen, dass die Abstände der Festmacher recht weit voneinander entfernt sind. Wir schleusten über die Mittelklampe, aber wer vorne und hinten festmachen möchte, sollte dies vielleicht berücksichtigen.
- Tag 5: Der Morgen beginnt mit dem Ausfall unserer Wallas Heizung. Wahrscheinlich gefiel es dieser nicht, dass wir uns in Delfzijl mit Wärmflaschen eingedeckt hatten...
Wir brechen wie gewohnt um ca. 10:00 auf und schaffen es, nachdem wir das Berufsschiff vom Vortag einholten noch gerade so bis zum Nassen Dreieck. Es gibt dort zahlreiche Liegemöglichkeiten - entweder ruhiger vor der Schleuse Bevergern oder dahinter am Kanal mit etwas Schwell hier und da. Wir lagen vor einer Brücke hinter der Bunkerstation. Anfänglich war das Wasser noch unruhig, nachts habe ich nichts weiter mitbekommen.
- Tag 6: Ein schöner Morgen, um 08:00 macht die Bunkerstation auf (unter 100l 15€ Zuschlag, Preis für Diesel aber günstig (1,89)). Wir fahren weiter, auf dem MLK gibt es nur 3 Schleusen: bei km 174 Anderten, Sülfeld bei km 236 und Hohenwarthe bei km 325. Es gelten 15 km/h Geschwindigkeitsbeschränkung auf ausgebauten Strecken. Was das meint, nun ja... Ich habe ein Dokument des Ministeriums für Verkehr gefunden, was angibt, das der MLK von km 0-298 als ausgebaut gilt, und dann nochmal ab 318. Hier der Link: https://www.gdws.wsv.bund.de/DE/wass...cationFile&v=8
Wer mehr bzw. Besseres weiß, darf gerne berichtigen. Wir haben es durch die Interpretation bis nach Idensen (km 135) geschafft. Der Hafen öffnet seine Pforten durch Anruf einer Mobilfunknummer, dadurch liegt man ganz ruhig, ohne jegliche Einwirkung des Kanals. Es gibt eine ordentliche Wirtschaft mit leckeren Wildgerichten vom angrenzenden Wildgehege. Die Tiere dürfen gefüttert werden! Wer Kinder dabei hat, kann diese entsprechend für die langen Abschnitte motivieren. Bei uns hat es geklappt
- Tag 7: Tagesziel Wolfsburg (km 246) war ausgegeben. Aufbruch wieder um 10:00. Tanken war angesagt in Seelze, bevor der Kanal seine Schleife um die Stadt macht. Dann einem Frachtschiff hinterher bis Anderten, zusammen geschleust, eindrucksvolle Architektur. Hinter der Schleuse wieder etwas flotter Richtung Sülfeld, wo wir Glück hatten und uns ohne Anhalten in die Kammer begeben konnten. In Sülfeld gibt es Schwimmpoller, man macht fest und fährt abwärts (es gibt aber auch normale Festmacher). Kurz nach Sonnenuntergang eingetroffen und noch sehr gut beim griechischen Restaurant Santorini gegessen.
- Tag 8: Bevor eine Meuterei loszubrechen drohte, habe ich uns einen ruhigen Tag verordnet. Auf dem Programm war das fußläufig zu erreichende Bade-Land Wolfsburg und eine kurze Werkstour bei VW. Auslauf gegen 16:00 , aber nur bis Haldesleben in den Sportboothafen. Kaum über die Landesgrenze, sahen wir schon die ersten Bieber! Abendessen gab es an Bord. Ein freundlicher Kamerad lieh uns seine Warmluftheizung für die Nacht, danke dafür (ich hoffe, das Bier hat geschmeckt)!
- Tag 9: Diesmal ging es etwas früher los und wir starteten bereits kurz nach 08:00. Ich wollte unbedingt über die Elbe fahren, aber wir haben uns etwas fehlleiten lassen durch nicht ganz korrekte Informationen und so ging es über die Trogbrücke (anmelden!) und Hohenwarthe in den Verbindungskanal und Schleuse Niegripp auf die Elbe. Ich wusste vorher auch nicht, wie das mit dem Anpeilen der Kreuze funktioniert, aber dank des Beitrags von Oldskipper war es ziemlich klar und die Kennzeichnung auf dem Fluss auch entsprechend eindeutig. Bei Parey ging es dann über die Schleuse in den Elbe-Havel-Kanal, wo wir recht bald auf die Boote aus der Kammer in Hohenwarthe trafen. Man verliert also keine Zeit über die Elbe und wenn wir dazu noch über Rothensee geschleust hätten, wären wir womöglich sogar schneller gewesen. Eine schöne Reise! Schluss war vor Wusterwitz, Personalmangel... Hab ich schon mal irgendwo gehört dieser Tage
- Tag 10: Sanft geweckt durch den Schwell eines Berufsschiffs gegen 06:00 stand ich auf und überlegte, wann ein Aufbruch am sinnvollsten wäre. Da schallt es aus dem Lautsprecher: "Die Sportboote im Wartebereich können jetzt einfahren!" Also, auf ging es! Der Rest der Reise vorbei an Brandenburg, Ketzin, über den Sacrow-Paretzer-Kanal, Unterhavel und Spree zum neuen Zuhause verlief erfreulich ereignislos.
Am Ende konnten 10 Fahrtage, 77 Motorstunden, zahlreiche freundliche Begegnungen und einiges an Erfahrungen verbucht werden

Nun müssen wir uns um die technischen Malaisen kümmern, die wir mitgebracht haben. Ansonsten freuen wir uns auf die Zeit mit unserem neuen Familienmitglied

Ich wünsche allseits, allzeit gute Fahrt, immer eine handbreit Wasser unter'm Kiel und jede Menge schöner Stunden auf Deck!

Jeff

Geändert von FSHKP (15.04.2023 um 22:49 Uhr)
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Alt 17.04.2023, 19:56
FSHKP FSHKP ist offline
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Hier sind noch einige, ungeordnete Fotos unseres Trips - Schleuse Anderten, endlich in Berlin, am Haken der Weekeborg, Fahrt auf der Ems, nochmal Anderten, die havarierte Agder(?)
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