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  #1  
Alt 14.11.2005, 12:17
sailectric sailectric ist offline
Lieutenant
 
Registriert seit: 13.06.2004
Ort: Schwerte
Beiträge: 111
8 Danke in 3 Beiträgen
Standard Unterschiede zw. Sperrholz- und Vollholzschiffen!!!

Aus gegebenem Anlass möchte ich hier mal ein paar Hinweise zum Thema "Holzboot" und "Wasser im Boot" loswerden.
Dazu möchte ich anmerken, dass ich weder Bootsbauer bin, noch auf jahrzehntelange Erfahrung zurückblicken kann.
Ich denke aber, mir als engagierter Laie und Besitzer eines Sperrholzbootes ein gewisses, alltagstaugliches
Halbwissen angeeignet zu haben.

Man muss GRUNDSÄTZLICH IMMER unterscheiden, zwischen einem Boot aus SPERRHOLZ und einem Boot aus MASSIVHOLZ.

Ein Boot aus Massivholz besteht in der Regel aus einzelnen Planken die sich entweder in Klinkerbauweise überlappen,
oder in Kraweelbauweise nebeneinander auf die Spanten genagelt oder geschraubt sind. Das Holz der Planken kann
arbeiten und deswegen kann sich der Spalt, an dem die Planken aufeinander stoßen verändern. Bei einem solchen Boot
ist es üblich, normal oder unvermeidbar, dass das Holz im Winterlager so weit austrocknet und dadurch schrumpft,
dass durch die nun entstehenden Spalten nach dem Zuwasserlassen Wasser ins Boot eindringt. Das Wasser dringt dabei
auch in das Holz ein (hauptsächlich an den Stoßkanten zwischen den Planken) und lässt es soweit quellen, bis sich
die Fugen und Spalten wieder geschlossen haben. Es tritt eine Art Gleichgewichtszustand ein. Bei einem solchen Boot
ist es natürlich nicht immer auszuschließen, dass auch im gequollenen Zustand, z.B. durch Arbeiten im Seegang,
immer eine geringe Menge Wasser in der Bilge steht.

Im Gegensatz dazu muss ein Sperrholzboot FURZTROCKEN sein. Ist es das nicht, hat es ein Riesenproblem und wird
innerhalb kurzer Zeit vergammeln. Ein Vorteil von Sperrholz ist, dass es kaum noch arbeitet. Deswegen werden
die Sperrholzplanken an einem Boot flächig mit den Spanten, Stringern und den anstoßenden Planken verklebt,
bzw. erst weil das Holz nicht mehr arbeitet, können sie so starr verklebt werden.
Wichtig ist, dass die Stirnflächen und Schraublöcher sorgfältig versiegelt werden.
Wenn erst einmal Wasser seinen Weg ins Sperrholz gefunden hat, ist die Ka... am dampfen.
Die Leimschichten im Sperrholz sind nämlich weitgehend dampfdicht. Deswegen trocknet Wasser, das einmal in die
Zwischenlagen gezogen ist, kaum noch ab. Das Sperrholz vergammelt von innen heraus.
Diesem Nachteil von Sperrholz steht gegenüber, dass man es problemlos mit Epoxy versiegeln kann.
Auch der Überzug mit einer Glasfasermatte und Epoxy ist hier weitgehend problemlos und
hat NICHTS GEMEINSAM mit dem bei Vollholzbooten verrufenen "Leichenhemd". Der Unterschied liegt darin, das
das Sperrholz nicht arbeitet und deswegen auch keine Risse in der Beschichtung entstehen können.

Also: wer zu einem Sperrholzboot erzählt, es wäre völlig normal, das bei einem "Holzboot" ein bißchen Wasser steht,
hat entweder keine Ahnung, oder hat einen ahnungslosen potentiellen Käufer an der Angel!

Michael alias Sternschoppe hat mit seiner Boesch 510 diese Erfahrung gemacht und vor dem Hintergrund wollte ich
das hier einmal klarstellen. Ich möchte das wirklich nur als Information verstanden wissen, weil ich dazu schon
viel falsches gelesen und gehört habe. Ich hoffe niemandem damit auf die Füße getreten zu haben.

Gruß
Uwe
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  #2  
Alt 14.11.2005, 17:23
Benutzerbild von sternschoppe
sternschoppe sternschoppe ist offline
Ensign
 
Registriert seit: 25.02.2004
Ort: Mainz
Beiträge: 84
Boot: Molinari Super Carezza
45 Danke in 19 Beiträgen
Standard

Hallo Uwe,
zunächst einmal vielen Dank für den informativen Beitrag! Habe mich wirklich nicht angegriffen gefühlt. Hätte ich dieses Wissen bereits beim Kauf meines Bootes gehabt, wäre mir der ganze Ärger erspart geblieben. Aber es ist halt nicht jeder ein Bootsbauer und wie Du richtig festgestellt hast, kursiert bei den Holzboot - Fahrern häufig die Vorstellung, Wasser im Rumpf sei bei allen Holzboot - Arten normal. Ein Bekannter von mir, langjähriger Boesch - Fahrer (Sperrholzboot!), war bis zu meiner Erfahrung sogar der festen Ansicht, man müsse regelmäßig Wasser in die Bilge kippen, um das "Quellen des Holzes" zu fördern!!!!
So war ich in der Tat beim Kauf etwas naiv und unwissend und bin auch prompt reingefallen.
Ich hoffe, Dein Beitrag hilft Anderen, diese Erfahrung nicht machen zu müssen!
Gruß
Michael
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  #3  
Alt 18.11.2005, 11:36
Benutzerbild von tommes-os
tommes-os tommes-os ist offline
Vice Admiral
 
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1.754 Danke in 886 Beiträgen
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Danke Uwe, sehr informatiosreich. Das ist doch mal ne klare Aussage.
__________________
Gruß Thomas


_______________________
Echte Männer essen keinen Honig........
Echte Männer kauen Bienen...............
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  #4  
Alt 18.11.2005, 14:51
sailectric sailectric ist offline
Lieutenant
 
Registriert seit: 13.06.2004
Ort: Schwerte
Beiträge: 111
8 Danke in 3 Beiträgen
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Danke für das zahlreiche Feedback!
Schön zu wissen, dass sich jemand dafür interessiert, was man so von sich gibt.

Uwe
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