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Alt 25.08.2004, 12:18
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Standard Mit Wind und Motor von der Müritz nach Süden

Hier der Bericht den ich in einem anderen Thrad erwähnte:

http://www.boote-forum.de/phpBB2/viewtopic.php?t=14105

*zitiert aus dem Nordkurier vom 13.08.2004




Mit Wind und Motor von der Müritz nach Süden

Auf dem Jollenkreuzer über Seen und durch Wasserstraßen – Grüße vom Weihnachtsmann
– Schleusungen werden zum Abenteuer


Von unserem Mitarbeiter Roland StaufWaren. Ein wenig abenteuerlicher als eine Pauschalreise darf
Wasserwandern ruhig sein. Als Deutschlands größter Binnensee ist die Müritz ein ideales Segelrevier.
Doch diesmal zieht es uns weiter nach Süden: Zum Wasserstraßenkreuz bei Magdeburg. Unser
Gefährt ist keine Luxusyacht, sondern ein Anfang der siebziger Jahre selbst gebauter Jollenkreuzer,
ein Boot also mit einer kleinen Kajüte und aufholbarem Schwert. Trinkwasser wird in Kanistern
mitgenommen. Fertiggerichte in Konserven sind schnell gebunkert.Der Wind weht günstig für das
Vorhaben. Nach dem Start in Waren können wir die Müritz mit einem Schlag überqueren. Dann
heißt es Mast legen und unter Motor weiter durch die Müritz-Havel-Wasserstraße. Ab dem
Zotzensee bei Mirow ist Segeln angesagt. Doch damit ist es vor dem Örtchen Diemitz vorbei. Denn
dort wird geschleust, und auch nach dem Labussee in Canow. Allerdings kommen wir nicht an der
Fischerei vorbei. Geräucherte Saiblinge, Maränen und andere Delikatessen locken.Am Ufer des
großen Pälitzsee gibt’s später die erste große Pause. Wir streifen durch den Wald, finden köstliche
Heidelbeeren und Pilze.Am anderen Morgen geht’s zeitig weiter. Wir nehmen die Schleuse Strasen,
motoren über Ellenbogen- und Ziernsee, um bald darauf vor der idyllisch gelegenen Schleuse
Steinhavelmühle zusammen mit anderen Sportbooten anzustehen. Dann ist Fürstenberg erreicht, eine
ehemalige Garnisonsstadt. Heute gibt es hier eine beliebte Einsetzstelle für Kanufahrer, die durch die
Mecklenburgische Seenplatte touren wollen. Nächste Station ist der Stolpsee mit dem Örtchen
Himmelpfort, allseits bekannt als Heimatadresse des Weihnachtsmannes. Am weihnachtlichen
Sonderpostamt ein Schild: Der Weihnachtsmann hat jetzt Ferien, weil er im Winter wieder tüchtig
arbeiten muss.__" Vorsicht, Munition!Und dann die Schorfheide: Das Gelände mit den vier
Schleusen, das nun durchfahren wird, war weitestgehend in der Hand des sowjetischen Militärs.
Noch heute warnen an den Ufern Schilder vor dem Betreten des Terrains. Dort könnte noch immer
gefährliche Munition liegen. Dennoch: Der Blick ist frei. In vollen Zügen lässt sich die Havel genießen,
die hier nur knapp 20 Meter breit ist und in Mäandern das Panorama von Wald- und
Wiesenlandschaften durchfließt. Es gibt weiß und gelb blühende Seerosen, Pfeilkraut, Schilf, Rohr
und Kalmus, Reiher und Ringelnattern, Enten und Eisvögel, Blessrallen und Gänse. Wir sehen
Rohrweihen und Schwäne, hören das Hämmern der Spechte, bestaunen farbenprächtig schimmernde
Libellen, wenn uns nicht gerade die große Welle eines entgegenkommenden, überaus dicken
Charterbootes dazu zwingt, uns und alles, was nicht angebunden ist, festzuhalten und
gegenzusteuern, um nicht ans Ufer geworfen zu werden. Wir schimpfen auf diese Art des sanften
Tourismus und auf rücksichtslose Steuerleute, die man mit viel zu großen Booten führerschein- und
ahnungslos auf Menschen und Natur loslässt. Abends ist der Zehdenicker Wassersportverein erreicht
und damit das Tagesziel. Der Morgen beginnt mit einer weitere Schleusung, denn die Strecke bis
nach Brandenburg ist weit. Vorbei geht’s an der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen bei Oranienburg
und die noch verbliebenen Hennigsdorfer Industrieanlagen. Berlin bleibt Backbord liegen, Steuerbord
wird die Einfahrt in den Havelkanal genommen. Dieser hat seit Maueröffnung im Jahre 89 an
Bedeutung für die Schifffahrt verloren. Zu DDR-Zeiten stellte er die Verbindung zum
Oder-Havel-Kanal unter Umgehung Westberlins her. Heute ist er Bestandteil des
„Verkehrsprojektes Deutsche Einheit 17“ und harrt auf seine Erweiterung. __" Bekannt durchs
KnäckebrotIn knapp vier Stunden ist auch dieser Kanal passiert und der Bootskiel teilt wieder das
Wasser der Havel, die nun in voller Breite dahinfließt. Es geht durch flaches Land mit nur wenigen
Hügeln und mit idyllischen Havelbuchten. Kormorane ziehen in großen Schwärmen am Himmel.
Reiher stehen an den Ufern vor dem Röhricht oder hocken reglos auf den Weidenbäumen, den Kopf
zwischen die Schultern geklemmt. Am Abend grüßt das Panorama Brandenburgs. Gerade noch wird
die Sportbootschleuse geschafft und so und können wir zur Nacht auf dem Breitlingsee Anker
werfen. Tags drauf geht’s bei Wusterwitz in den Elbe-Havel-Kanal. Die hiesigen Schleusen sind nicht
auf Sportboote eingerichtet, die Abstände der Poller und Leitern dementsprechend nicht richtig
passend. Die Fahrt durch den Kanal gleicht einer Baustellenbesichtigung, denn die Wasserstraße ist
Bestandteil des „Verkehrsprojektes 17“ und wird zu einer bedeutenden europäischen
Ost-West-Achse für den Güterverkehr ausgebaut.Nachmittags kommt die Stadt Burg in Sicht. Der
Ort ist vor allem bekannt durchs Knäckebrot, immerhin gab es hier Deutschlands erste Fabrik. Zu
DDR-Zeiten war Burg eine Industriestadt; das Walzwerk hat inzwischen abgespeckt. Kaum gibt es
noch Spuren von der Schuhfabrik, den Bekleidungswerken … Für die Erkundung von
Landeshauptstadt und unserem Ziel, dem Wasserstraßenkreuz, ist Burg der ideale Ausgangspunkt.
Das gigantische Bauwerk wird von Bord eines Fahrgastschiffes der Weißen Flotte in Augenschein
genommen: Aufstieg in den Mittellandkanal in der Schleuse Rothensee, Überquerung der Elbe in
achtzehn Metern Höhe in der Trogbrücke, die uns zur Schleuse Hohenwarthe führt, Abstieg in den
Elbe-Havel-Kanal, Schleusung in die Elbe und schließlich weiter elbaufwärts wieder nach
Magdeburg. Eine beeindruckende Tour zu ingenieurtechnischen Meisterleistungen zweier
Jahrhunderte. Das Angebot an touristischen Entdeckungen ist groß. Aber die Zeit drängt, die
Heimreise steht bevor. Sie führt uns segelnd elbabwärts nach Dömitz und zurück zur Müritz – nach
acht erlebnisreichen Tagen.
__________________
Gruß Dirk


SAGA 27 AK mit Yanmar 4JHE
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