Holzrumpf mit GFK überzogen

[Heizoelpower]

Hallo zusammen,

ich habe schon einiges über "Leichenhemden" gelesen.
Was habe ich den davon zu halten wenn ich ein Boot sehe das einen Holzrumpf hat der direkt beim Neubau von der Werft mit GFK überzogen wurde ohne das das Boot jemals kontakt zum Wasser hatte?
Ich meine vor allem wenn man da mal ne Macke reinfährt.

Wieder in Freude auf die Antworten.
Gruß
Olli

[Freibeuter]

Ich denke: ein Profi Überzug bei bestimmten Booten macht Sinn und ist haltbar.

Die Crux an der Geschichte ist i.d.R., dass verfaultes Holz nur kaschiert werden soll.
Wird das marode Holz nach aussen dicht gemacht, gammelt es halt nach innen weiter und vernichtet das Rumpfskelett und der Dampfer wird instabil.

Werden schadhafte Stellen am Holzboot (z.B. Knickspannter) ausgetauscht und anschliessend überzogen, kann das bestimmt funktionieren.

Beplankte Rümpfe die kalfatert sind, kriegt man meiner Ansicht nach nie in Griff egal wer der Ausführende ist und was versprochen wurde. Solche Boote haben eine Seele die lebt.

Bekommt trockenes Holz Wasser quillt es, in welchem Umfang hängt vom eingesetzten Material ab. Also ist das immer problematisch.


Ich bin kein Holzmann, also nur eine laienhafte Einschätzung von mir.

[Pusteblume]

@Ex-Freibeuter-Jörg:
Wenn der Bootsneubau direkt ab Werft mit GFK beschichtet wird, wird der Rumpf weder kalfatert noch verfault sein.

@Heizölolli: wenn es sich nicht um einen wirklich übelbeleumdete Bude handelt, sondern um eine solide und respektierte Werft / Bootsbauer, würde ich erstmal davon ausgehen, daß die wissen, was sie tun.
Im modernen Holzbootsbau werden die (Leistenbau)-Rümpfe heutzutage eigentlich alle mit einer Epoxy-Beschichtung versehen.
Oder spielst Du auf den durchaus hübschen 20er Jollenkreuzer an, der seit geraumer Zeit bei ebay zu Verkaufe steht?

[Freibeuter]

Zitat von Pusteblume

@Ex-Freibeuter-Jörg:
Wenn der Bootsneubau direkt ab Werft mit GFK beschichtet wird, wird der Rumpf weder kalfatert noch verfault sein.

...

Deswegen-




Ich denke: ein Profi Überzug bei bestimmten Booten macht Sinn und ist haltbar.

[Tide]

Holzbauweise ist nicht gleich Holzbauweise insofern ist die Frage so eigentlich nicht zu beantworten.
Ist er formverleimt, in Strip Plank/Leistenbau ausgeführt, aus Sperrholz oder traditionell beplankt und aus welcher Holzsorte? Welche Technik und welches Material wurde für den Überzug verwendet? Etc pp.

[Heizoelpower]

Vielen Dank erstmal für die Antworten.
In meinem Fall handelt es sich um eine MJ die 1980 in einer dt. Werft gebaut wurde.

[uli05]

Hi,
ok...dann wil ich mal meinen Erfahrungssenf dazu beitragen.

Ich hatte eine Chris Craft aus den USA. Diese stand ca. 8 Jahre auf dem "Trockendock" im Freigelände. Dieses Modell ist aus einem geripptem und beplanktem Sperrholzrumpf gebaut. Alle Sperrholzbeplankungen wurden ab Werft mit Kupferschrauben auf dem "Gerippe" aufgeschraubt...auf Stoß.
Das ganze wurde damals mit Holzschutz außen wie innen versehen und entsprechend
lackiert. Innen klarer Holzschutz, außen gespachtelt und dann Lack.
Das Oberdeck bestand aus Mahaghoni Vollholz, auch die Kajütaufbauten.

Der Zustand war damals erbärmlich. Das Mahaghoni war vom Regenwasser geschält und alle Rumpfecken am Sperrholz waren durchgefault.

Ich habe damals alles faule entfernt, erneuert, das Mahaghoni durchgeschliffen etc.
Nachdem dann die schadhaften Beplankungen durch neues Sperrholz ersetzt waren und auch wieder mit Kpferschrauben verschraubt wurden, wurde ebenso mit Epoxi verspachelt mit vorheriger spez. Holzgrundierung.

Das nachfolgende Verfahren betrifft NUR das UW im Aussenbereich !
Die ersetzten Planken etc. wurden bei mir aber zusätzlich noch verklebt vor dem verschrauben !
Dann wurde alles verschliffen so daß die Holzoberfläche eine hohe Rauhigkeit hatte.
Hiernach bekam das UW einen viermaligen (und mehr) G90 Grundierungsauftrag, im Prinzip so oft bis das Holz seinen Sättigungsgrad erreicht hat. Geht auch mit Owatrol Grundierung.
Dann wurden in Vierschichtverfahren gewebte Glasfassermatten mit einem Gewicht von 90-120Gr/qm auflaminiert.
Das alles immer im Kreuzverbund.
Das ganze Laminierverfahren wird in einem Arbeitsgang mit Ablüft-Pausen durchgeführt.
Als letztes kommt ein Nylongewebe als Schlußlaminat drauf.
Bitte immer jegliche Lufteinschlüsse vermeiden in den einzlnen Schichten.
Nachdem dann alles durchgetrocknet ist..dauert ca. 2 Std. wird das Nylongewebe wieder abgerissen. Dies hat den Vorteil das überschüssiges Harz entfernt wird und die Fläche dann klebefrei ist, zu dem wird sie hier schon relativ glatt !
Es handelt sich hier um das Polyesterverfahren nicht Epoxi !
Jetzt muß ein Zwischenschliff erfolgen um das restliche Parafin raus zu schleifen.
Zum guten Abschluß kommt ein dreimaliger Gelcoatauftrag ISO NPG auf das Laminat. Dieses kann entsprechend eingefärbt werden.
Nachdem die Fläche nun fast glatt ist muß trotzdem nochmal geschliffen werden.
Wenn alles glatt ist wird grundiert und lackiert.
ENDE.
Von innen wird das Holz nur mit Holzschutzfarbe versehen, MEHR NICHT !
Das Holz muß von innen atmen können. Würden wir es hier auch einlaminieren würde es ein totes Holz werden, so daß wir dann wirklich von einem Leichentuch sprechen können !

Das Ergbniss ist eine solide autarke feste Rumpfunterseite die nicht fault !
Selbst dann nicht wenn man sich diese dicke Schicht Harz und Gewebe mit einem spitzen Gegenstand ramponiert. Das Wasser dringt dann zwar ins Holz, kann aber über die Innenseite ausdiffundieren.
Allerdings sollte man diesen Schaden schon schnellstmöglich beheben, da ja bekanntlich die Glasfasern Wasser aufnehmen und wir uns somit wie bei einem GFK Rumpf Osmose einhandeln.

Das Ergbniss des Rumpfes sieht man hier: