AWN insolvent...?...

[Totti-Amun]

https://www.boote-forum.de/showthrea...5&#post5370365

Ich zitiere in einem eigenen Thema, da dort nicht diskutiert werden soll:

Zitat von Emotion

Amtsgericht Hamburg, Aktenzeichen: 67a IN 20/23

In dem Insolvenzeröffnungsverfahren über das Vermögen

der im Handelsregister des Amtsgerichts Hamburg unter HRB 84392 eingetragenen A.W. Niemeyer GmbH, Holstenkamp 58, 22525 Hamburg, gesetzlich vertreten durch den Geschäftsführer Herrn Christoph Steinkuhl
Geschäftszweig: (i) Der Handel mit Waren aller Art, insbesondere mit Ausrüstungsgegenständen für die Sportschifffahrt sowie mit maritimen Accessoires und maritimer Bekleidung und (ii) Die Charter von und der Handel mit Sportbooten etc.

ist am 23.01.2023, um 13:41 Uhr angeordnet worden (§§ 21, 22 InsO):

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wird Rechtsanwalt Stefan Denkhaus, Jungfernstieg 30, 20354 Hamburg bestellt.

[Pianist]

Bin auch ein wenig verwundert. Seit 1745 war eigentlich genug Zeit, um ein dickes Polster aufzubauen...

Matthias

[Totti-Amun]

Wundert mich auch. War es nicht AWN, wo es erst kürzlich einen Wechsel oder eine Ergänzung in der Geschäftsführung gab?

Grüße

Totti

[Pianist]

Ja, und ich sehe gerade, dass man sich im Coronajahr 2020 über zweistelliges Wachstum freute...

[quickbuch]

Zitat aus einem anderen Faden zur boot 2023 (#33 26.12.17:26)

"SVB hat ohne genannten Grund abgesagt, AWN bekommt ein neues Zentrallager und hat laut eigener Aussage somit wichtigere Dinge zu tun."

Das viel mir sofort dazu ein. Das würde auch zum Umsatzwachstum passen. Aber ..?

[Jollysti]

Da wurde wohl was falsch gemacht....

[Kladower]

Zitat von Pianist

Ja, und ich sehe gerade, dass man sich im Coronajahr 2020 über zweistelliges Wachstum freute...

Genau gesagt haben sie laut Northdata 2020 weniger Miese gemacht als 2019.

[Pianist]

Ach so... Herrjeh... So kann man das dann natürlich auch formulieren. Wenn ein Geschäftsführer angesichts dieser Sachlage eine solche Aussage formuliert, dann ist das natürlich der Anfang vom Ende.

Matthias

[Emotion]

Hab letzte Woche noch den neuen Katalog bekommen.....

[Totti-Amun]

Es ist nicht so einfach, ich bin ja auch im Wassersport Einzelhandel tätig und pauschal "da haben die was falsch gemacht" ist nicht so zu unterschreiben.

Ja, 2020 und 2021 ist insofern gut gelaufen, als dass es gute und höhere Umsätze gab.
Allerdings gab es kaum Ware und man hat versucht auf Teufel komm raus, das zu nehmen, was zu bekommen war seitens der Großhändler. Besser auch ungeliebtes, als gar nix.
Gepaart mit extrem hohen Frachtraten aus Asien (auch Deutschlandversand ist inzwischen mehr als 2x so teuer), ungünstiger Dollarkurs hat man also auch einen hohen Warenbestand angehäuft, viele Sachen kamen zudem nach der Saison.
Da jetzt für 2021 bilanziert werden musste und Steuern fällig werden, fehlt es den Allermeisten schlicht an der Liquidität, nicht am Warenbestand.
Einfach auch, weil 2022 kaum was raus ging wie in den Vorjahren (Inflation, Lebenshaltungskosten Gas, Strom usw.). Man hört was von Umsatzeinbrüchen von zum Teil mehr als 30% von den Einzelhändlern.
Insofern würde ich es begrüßen, einfach von dummen Sprüchen abzusehen, wenn man keine Ahnung hat vom Geschäft.
Das ganze ist tragisch, für das Unternehmen, die Lieferanten, die Mitarbeiter und auch für die Kunden.
Hoffentlich geht es weiter und das schnell...

Grüße

Totti

[kapitaenwalli]

Moin

Katalog gestern.

letzte Woche noch im Laden, war allerdings mit merkwürdig gelichteten Beständen konfrontiert. Kann allerdings mit der Lagerlogistik zusammenhängen.

[billi]

Insolvenz muss ja nicht das Ende sein...

[Aurora-13]

Jetzt ohne näheres Hintergrundwissen, insbesondere über Firmenverflechtung und Geschäftsstrukturen, über Fehler der Geschäftsführung in seinen Aussagen, Handlungen oder Entscheidungen zu spekulieren oder gar Urteile abzugeben, ist ebenso hilfreich wie bei Nacht und Nebel einen bestimmten Baumwipfel zu suchen .

Insolvenzanmeldungen sind nicht unbedingt das Ende einer Firma und gar nicht so selten auch bei anderen "renommierten Unternehmen", die nach erfolgreicher Sanierung weiter bestehen.

[Jollysti]

Das ist die Aussage:

Allerdings gab es kaum Ware

,so geht es wohl viele Branchen, zB: Elektronik, Autobau und so.....

[Pianist]

Beispiel: Pedro. Die haben das ja vor knapp zehn Jahren durchgemacht und offenbar war das die Brücke zum Weiterbestehen. Sicher auf Kosten des einen oder anderen Lieferanten, der auf Forderungen sitzenblieb, aber immerhin...

Matthias

[Fronmobil]

Zitat Float-Magazin:

"Der Maritim-Ausrüster A. W. Niemeyer ist zahlungsunfähig. Gestern mittags wurde in Hamburg die Insolvenz beantragt.

Der Hamburger Maritim-Ausrüster und Filialist A. W. Niemeyer kann seine Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen und hat deshalb am 23. Januar 2023 Involvenz beim Hamburger Amtsgericht angemeldet. Zur weltgrößten Bootsmesse, der zurzeit nach zwei Jahren Pandemie-Pause wieder stattfindenden boot Düsseldorf, war das Unternehmen bereits nicht mehr als Aussteller angemeldet.
Aus dem Boom der Wassersportwirtschaft der vergangenen zwei Jahre hatte das 1745 gegründete Unternehmen offenbar nicht dauerhaft Kapital schlagen können. Trotz einer eigenen, sehr gut besuchten Wassersportmesse im eigenen Firmensitz in Hamburg und einer Inwater-Schau an der Elbe wurde der Geschäftsbetrieb gesterm dem vorläufigen Insolvenzverwalter, dem Hamburger Anwalt Stefan Denkhaus unterstellt. Nach float-Informationen hatten Lieferanten sich in den Monaten zuvor zurückgezogen.

Die Anfrage von float an die Geschäftsführung und den Insolvenzverwalter zur Fortführung des Betriebs und Zukunft des Traditionsunternehmens blieb bis zur Stunde unbeantwortet."

Klaus, der einfach mal abwarten würde

[Alex_1706]

AWN in MUC hat ja vor Weihnachten Ausverkauf gehabt. Jedoch mit dem Hinweis dass es neue Geschäftsräume geben soll/wird.

[Pianist]

Was mir immer wieder auffällt: Warum kommunizieren solche Unternehmen in solchen Situationen nicht mit der (potenziellen) Kundschaft? Es scheint üblich zu sein, dass auf Hinweise auf der Homepage verzichtet wird. Dabei kriegen die Leute das doch eh mit, und werden sich jetzt dreimal überlegen, ob sie dort noch was bestellen. Damit reduziert sich die Chance auf Fortbestand noch weiter. Von einer Privatperson ("Verbraucher") kann man auch nicht erwarten, dass sie ständig prüft, wie es um ein Unternehmen steht, bei welchem man online etwas bestellen möchte.

Im Prinzip sind ja die Leute, die nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens etwas bestellen, besser geschützt als diejenigen, die dort vergangene Woche was bestellt haben. Wenn die also ehrlich kommunizieren, dass alles, was im Lager ist, nach Zahlungseingang sofort verschickt wird, könnte das ja den einen oder anderen dazu motivieren, dort was zu bestellen.

Matthias

[fignon83]

Ich würde einfach mal abwarten wollen. Es scheint, als ob hier ein Konflikt mit Lieferanten vorliegt. Und eine Insolvenz wird gerne mal eingeschoben um lästige Altlasten loszuwerden, wenn auch als letztes Mittel. Würde mich hier nicht überraschen, dass es dann bald wieder normal weitergehen wird.

[Fronmobil]

Zitat von Matthias

Was mir immer wieder auffällt: Warum kommunizieren solche Unternehmen in solchen Situationen nicht mit der (potenziellen) Kundschaft?

Die Anmeldung der Insolvenz ist noch keine 24 Stunden alt!
Und es ist offensichtlich keine Insolvenz in Eigenverwaltung.
Da hat nun der bestellte vorläufige Insolvenzverwalter das alleinige Weisungsrecht.

Und dem Insolvenzverwalter muss es zunächst hauptsächlich um die Sicherung
der Insolvenzmasse gehen. Erst danach macht man sich Gedanken, ob die Fortführung
des Geschäftsbetriebs möglich und sinnvoll ist und ob Arbeitsplätze erhalten werden
können.

Wenn man einen Ausverkauf machen will, dann kann man das auch nächste Woche noch starten.

Klaus, der vermutet, dass derzeit die Prioritäten bei AWN nicht auf "Umsatz machen" ausgerichtet sind

[horstj]

Zitat von Pianist

Warum kommunizieren solche Unternehmen in solchen Situationen nicht mit der (potenziellen) Kundschaft?

weil eine Insolvenz nicht unbedingt etwas mit der Kundschaft zu tun haben muss, sondern aus Gründen der Zahlungsunfähigkeit an irgendeiner Stelle im Geschäftsprozess eingeleitet werden kann/soll/muss. Bei eigentlich guten Absätzen könnte die Ankündigung also zur Pleite führen, die würde sozusagen herbeigeredet.
AWN ist ja auch Teil eines Mischkonzerns soweit ich weiß.

[OceanixTS]

Zitat von Fronmobil

Die Anmeldung der Insolvenz ist noch keine 24 Stunden alt!
Und es ist offensichtlich keine Insolvenz in Eigenverwaltung.
Da hat nun der bestellte vorläufige Insolvenzverwalter das alleinige Weisungsrecht.

Und dem Insolvenzverwalter muss es zunächst hauptsächlich um die Sicherung
der Insolvenzmasse gehen. Erst danach macht man sich Gedanken, ob die Fortführung
des Geschäftsbetriebs möglich und sinnvoll ist und ob Arbeitsplätze erhalten werden
können.

Wenn man einen Ausverkauf machen will, dann kann man das auch nächste Woche noch starten.

Klaus, der vermutet, dass derzeit die Prioritäten bei AWN nicht auf "Umsatz machen" ausgerichtet sind

Naja, die Insolvenzverwalter sind ja auch Unternehmer und denken wohl in erster Linie an Ihre eigenen Einnahmen, dann an die Gläubiger...
Arbeitsplätze zahlen durch Insolvenzausfallgeld erstmal wir alle indirekt...
Ähnlich wie bei Karstadt-Kaufhof fehlt hier einfach eine strategische Ausrichtung. Weder gibt es außergewöhnlich gute Beratung, noch ein begeisterndes Sortiment, hinzu kommen Preise, die insb. bei zu bestellender Ware einfach nicht mit anderen Onlineangeboten konkurrieren können. Nun ist nach Compass der zweite Ausrüster im Hamburger Westen in Gefahr...

[ChrisHH]

Zitat von horstj

weil eine Insolvenz nicht unbedingt etwas mit der Kundschaft zu tun haben muss, sondern aus Gründen der Zahlungsunfähigkeit an irgendeiner Stelle im Geschäftsprozess eingeleitet werden kann/soll/muss. Bei eigentlich guten Absätzen könnte die Ankündigung also zur Pleite führen, die würde sozusagen herbeigeredet.
AWN ist ja auch Teil eines Mischkonzerns soweit ich weiß.

Die Insolvenz MUSS bei Zahlungsunfähigkeit bzw. drohender Zahlungsunfähigkeit eingeleitet werden. Geschieht das nicht, hat das für den GF in der Regel böse folgen wenn die Insolvenz nicht gut vorbereitet wurde. Die kommt ja selten über Nacht.

Jetzt kommt erstmal der Insolvenzverwalter der sich die Taschen mit dem vollstopft was da ist und dann nehmen die Dinge ihren Lauf. Ärgerlich für die Lieferanten.

AWN war Teil der Kroschke Holding ( https://de.wikipedia.org/wiki/Christ...rnehmensgruppe ). Laut Unternehmensregister wurde der Geschäftsbereich Wassersportbedarf am 04.05.2020 ohne Gegenleistung veräussert. Kroschke hat im Vorjahr noch hohe Verluste von AWN übernommen.

Wenn man sich im Unternehmensregister den Jahresabschluss 2019 ansieht, kann man sich zusammenreimen woher die Insolvenz rührt und dass sie mitnichten überraschend kommt. U.a. die Abschreibungen auf Lagerbestände waren schon brutal hoch. Dazu noch ein kostenintensives Onlinegeschäft bei sehr hohen Verwaltungskosten ... da wird es dann eng.

Würde mich wundern wenn das Geschäft nicht in irgendeiner Form fortgeführt wird. Wäre auch schade drum.

[schimi]

Zitat von Aurora-13

Insolvenzanmeldungen sind nicht unbedingt das Ende einer Firma und gar nicht so selten auch bei anderen "renommierten Unternehmen", die nach erfolgreicher Sanierung weiter bestehen.

Ich finde es nicht in Ordnung, das sich Unternehmen dann auf Kosten Ihrer Lieferanten sanieren können.

[ChrisHH]

Zitat von schimi

Ich finde es nicht in Ordnung, das sich Unternehmen dann auf Kosten Ihrer Lieferanten sanieren können.

Das ist zwar unanständig, aber legal und mittlerweile absolut üblich. Die Entwicklung des Kaufmannsgebahrens hat in den letzten 30 Jahren tatsächlich sehr unschöne Züge angenommen.

Den kleinen Lieferanten wird es weh tun, die großen Lieferanten können dann eine Abschreibung vornehmen und ihre großen Gewinne aus den letzten beiden Jahren mindern, die juckt es nicht.