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Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit!

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  #1  
Alt 15.07.2016, 21:42
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Standard Mit dem Motorkutter durch Nordsee und Tiefdruckgebiete - Sommer 2016

Liebe Forengemeinde,

ich kenne die Nordsee seit nun acht Jahren und habe sie selbst mit Schiffen von 20 und 50m Länge bereist.
Aber was wir in diesem Jahr mit unserem 15m-Kutter erlebt haben, war... ein persönliches Vietnam mit täglichem Happy End.

Bald folgt hier mein ausführlicher Reisebericht. Er handelt von angesagten 1m Wellen, die sich als 3m entpuppten und von abgerissenen Kränen und gesunkenem Beiboot, von Funkverkehr mit German Bight Traffic, meiner "ganz eigenen" BfS und vom Besuch der Helgoländer WSP. Er wird auch von Seegatten und Barren handeln, die mehrere Anläufe brauchten, von Nachtfahrten, von der Kunst des Navigierens, wenn das GPS ausfällt.

Vorweg: wir hatten wunderschöne drei Wochen auf Helgoland und Langeoog. Meine Frau, alle drei Kinder und ich werden wieder auf der Norsee Urlaube verbringen. Allen geht es gut und wir sind um viele, um alle Erfahrungen reicher.

Bis bald an dieser Stelle
Till
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  #2  
Alt 18.07.2016, 09:07
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Standard Vorbereitung

Wie einige ja wissen, haben wir schon im Winter die Route geplant.

Wir wollten von Elsfleth über Bremerhaven nach Helgoland, dann nach Föhr und eventuell über Büsum nach Helgoland und dann nach Bremerhaven und schließlich Elsfleth zurück.
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Die Planungen waren natürlich nicht abschließend und unwiderruflich. Eben "Wind und Wetter vorbehalten", was sich ja auch als wahr herausstellen sollte.

Ich hatte schon im Frühjahr Proviant für zweieinhalb Monate gekauft und den Bunkerbestand aufgefüllt. Wasser (1,2 to) sollte später erst hinzukommen. Es musste ja noch einiges getan werden.

So hatte ich umfangreiche Elektrikprobleme, v.a. im 12V-Bereich zu beheben, was mich Wochen kostete. Daher konnte am Außenschiff nicht viel entrostet werden. Außerdem hatte ich ein Radar gekauft, das auf einen neu zu erstellenden Mast gebaut werden sollte (was bis heute nicht passiert ist).

Nautische Vorbereitungen waren zunächst die Aktualisierung der BSH-Sportschifffahrtskarten. Dann hatte ich ein elektronisches System, bestehend aus einem Netbook mit WIN_XP und der Software "Freie Tonne", welches an eine Navilock GPS-Maus angeschlossen ist und so GPS-Daten liefert.

Man muss dazu wissen, dass ich -aus der Traditionsschifffahrt kommend- den Kutter nicht mit zu viel Elektronik ausrüsten wollte. Es muss einfach machbar sein, küstennah ohne Schnickschnack navigieren zu können. Punkt. Wer das nicht draufhat, sollte dingend zu Hause bleiben, da jedes System mal ausfallen könnte.

Als dritte und "elektronische Redundanz" lud ich mir noch ein Offline-Seekarten-Naviprogramm für das Tablet runter.

Die Funkgeräte waren in Ordnung und der Revierfunk bis nach Helgoland auswendig gelernt.


Dann ging es los. Einschiffen in Elsfleth am 25.06.16, Wasser bunkern. Mit Leuten schnacken.
Maschine klar machen, alles verstauen. Lagemeldungen abhören.
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  #3  
Alt 18.07.2016, 09:46
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Standard Die erste Etappe

Das Stück bis Bremerhaven war eher unspektakulär.

Wir hatten diesiges Wetter, und ich dachte schon, ich hätte doch lieber das gekaufte Radar mitnehmen sollen, zumal ich ja jetzt sogar in Besitz eines Binnen-Radarpatentes bin...
Aber man konnte noch gut von Tonne zu Tonne steuern, ohne auf der Weser gleich Kurse berechnen zu müssen.

In Bremerhaven fuhren wir dann in die Geeste ein, dessen Liegeplätze jedoch schon voll waren (ich vermute mal nicht nur mit Seglern, die morgen weiter wollen, sondern auch mit "Abwetterern"). Wir legten uns neben ein Arbeitsschiff.

Ich weiß nicht mehr genau die Großwetterlage, die Ausdrucke liegen noch auf der Feuerlok, aber wir bewegten uns am Rande eines Tiefdruckgebietes, ob Kalt- oder Warmfront ist mir nicht mehr bekannt. Ich versuchte also so oft wie möglich das Wetter in der stündlichen Lagemeldung aufzuschreiben, und auch den Leuten von DP07 zuzuhören.

Am Abend des 25.06. (252220 jun 16) wurde noch von Winden aus WNW der Stärke 6 gesprochen. Es lag auch eine Böenwarnung vor: NW 7. Sicht unter 2000m. See 1,5m.
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Unsere Aufzeichnung des Tages im "Vor-Log"


Man muss dann nicht rausfahren. Wir hatten aber einen beeinflussenden Faktor Nr. 2 nach dem Wetter als Faktor 1: ein guter Freund wollte mit seiner Familie mit nach Helgoland.
Der Vorteil: wir sind vier Erwachsene auf fünf Kinder und nicht zwei auf drei.
Der Nachteil: wir haben nicht genügend Schlafplätze, um einen weiteren Tag abzuwarten.

Wir verblieben, dass wir gegen 0700 losfahren wollen und ich um 0520 die Lage anhöre und ihm eine Nachricht schreibe, ob wir fahren oder nicht.

Lage um 0520 (260520 jun 16 Bremerhaven Weser Traffic):
Sicht super.
Wind Außenweser: SW 4
Windwarnung: WNW 5-6

Die See wurde mit 1m beschrieben!

Also grundsätzliche Verbesserung. So schickte ich Carsten eine Whatsapp und wir trafen uns gegen 0700 und legten ab.
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Einschiffen der Freunde, Hinten (noch) das Beiboot zu erkennen

Da wir einen Segler längsseits hatten, hatte ich den Jockel nicht angeschmissen, was sich als fataler Fehler entpuppte. Die Batteriebank war fast leer. Das wurde uns zu einem ersten Verhängnis...
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  #4  
Alt 18.07.2016, 23:35
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Standard Die Überfahrt nach Helgoland

Bei eher westlichen Winden geht es ja nicht unruhig zu. Also konnten die Kinder etwas spielen und wir zu zweit die Schiffsführung übernehmen, während die jeweils zwei anderen sich mit den Kids beschäftigten.

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Der Wind sah ganz gut aus... auf der Karte.

Kurz vor der Robbenplate bogen wir nach steuerbord ab in das Alte Weser Fahrwasser, fernab der Großschifffahrt und mit etwas weiter auseinander liegenden Tonnen....

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Eines der wenigen Fotos, das ich ohne Stress schießen konnte.

Jetzt rächte sich das intensive Kaffee kochen. Plötzlich verstarb die Elektronische Seekarte (kürze ich mal "fachmännisch" mit ECS ab). Die Batteriebänke waren so "leer", dass der Inverter abschaltete.

Ich hatte glücklicherweise alle passierten Tonnen abgestrichen und musste nur noch zur nächsten navigieren, da ich im Fahrwasser natürlich nicht alle Kurse von Tonne zu Tonne berechnet hatte, schätzte ich sie, sofern noch keine neue Tonne in Sicht war.

Hier muss ich einschieben, dass die Augeshöhe schon sehr viel ausmacht. Wir arbeiteten immer von Innen (ca. 2,70m Augeshöhe).

Irgendwann sah ich dann eine Stangentonne und hielt auf sie zu.

Ich sagte zu Carsten, dass die irgendwie nicht ganz richtig liegt, aber vertriebene Tonnen können immer mal sein.
Er sollte Ruder gehen und ich bin raus, um mit dem Fernglas genauer zu schauen.

Die Tonne entpuppte sich als Fahrwassertonne nach Wremen und ca. 100m vor uns saßen die Möwen: auf Schlick.
Meine wilden Zeichen interpretierte Carsten genau richtig und riss das Ruder nach Backbord um, und siehe da, man konnte von draußen (ca. 3,50m Augeshöhe) auch schon die nächste Tonne erkennen.

Was für ein Nervenkitzel.

Kurz vor Ende des Fahrwassers fuhren wir dann Steuerbord raus Kurs Helgoland. Meine Deviationstabelle hat Ablenkungen von bis zu 20°, bei einem Stahlschiff nicht ungewöhnlich, aber vom Profi auch kompensierbar, den ich mir erspart habe.

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Noch ist Zeit für unbeschwerte Seeidylle.

Praktischerweise kam das Seebäderschiff auf, dem ich dann eine Zeit lang folgen konnte.

Und dann kamen die Wellen!

Nicht zu unterschätzen ist der Unterschied zwischen durch Sandbänke geschütztem Wasser und der "echten" Deutschen Bucht. Gerade bei westlichen Winden wird man kurz hinter den Nordergründen plötzlich von Wellen erwartet. Und dann wird auch klar, warum die Wellen, gemessen am LT Alte Weser, geringer ausfallen als draußen.
Bremerhaven Weser Traffic misst nämlich dort, während die Leute von German Bight Traffic zwei Messbojen um Hlegoland interpolieren! Das macht schon Unterschiede.

Die Feuerlok ist sehr genügsam, aber trotz Langkiel und Schlingerleisten kommt sie irgendwann ins Rollen.

Leider waren die Kinder nicht sehr seefest. Das sollte sich aber im Laufe des Urlaubes ändern. Und rausschicken ging bei Wind von etwa 6 Bft und Wellen von fast 2m nicht. Sie sollten einfach nur versuchen, sich um sich selbst zu kümmern.

Schön war das für niemanden von uns. Dann fing auch noch das Inventar an umzustürzen! Ich habe vieles seefest gemacht, aber offensichtlich nicht alles. Na ja, auf Helgoland werden wir Zeit haben, das zu ändern.

Das ständige Rollen ist nichts für uns. Ich nehme mir vor, das mitgeführte Stützsegel sofort zu nutzen, sobald ich weiß, wie es zu nutzen ist.

Als ich nach Hinten guckte, sehe ich meine arme Familie. Ich sagte zu ihnen so etwas wie: "Tut mir so leid, dass ihr das ausgerechnet auf der ersten Fahrt mitmachen müsst. Wir werden nicht mehr bei so einem Wetter rausfahren, versprochen." Mein mittlerer Sohn guckt leidend und gleichzeitig tapfer zu mir auf und macht -mit der Kotztüte in der einen Hand- mit der anderen den Daumen hoch, als wolle er mir sagen: kein Problem, ich schaff das. Alles ok.
Der Liebe.

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Kleines Tohuwabohu... geistesgegenwärtig festgehalten.

Ich nehme mir vor, kein Rabenvater mehr zu sein.

Dann der nächste Schock:
Ich gucke nach Hinten, und irgendwas ist anders???

"Ich glaub, das Beiboot ist weg." sage ich zu Carsten." Übernimm mal eben (mit dem Kleinsten im Arm), ich muss mal raus".

Draußen dann die Bestätigung. Nicht nur das Beiboot ist weg, sondern auch der Kran und die vier 1,5-Tonnenseile, mit denen das Boot noch extra verzurrt war.

Ich, zurück im Steuerhaus, überlege kurz. Sicherheitsmeldung? Nein, German Bight Traffic auf Kanal 80. Also rufe ich und werde erhört.
Ich sage denen, dass ich vielleicht 2 sm um die Tonne E3 mein Beiboot verloren habe.
Die Rückfrage: "Können Sie danach suchen?"
Meine Antwort: "Tut mir leid, ich habe mit einer nicht ganz seefesten Crew ein paar Probleme und würde gerne den Hafen Helgoland ansteuern".
GBT: "Na gut, dann schicken wir die "Mellum" raus."

Ich denke noch: "ob das wohl ziemlich teuer wird?"

Dann meldet sich der Nautiker noch mal bei anderen Schiffen und fragt, ob sie ein blaues Boot gesehen haben. Nach der Negativauskunft ruft er mich an und ich sage ihm, dass ich davon ausgehe, dass es wegen des dranhägenden Kranes gesunken ist.

Damit war die Sache dann für ihn erledigt.


Kurz vor Helgoland gab es noch mal kurz richtig "auf den Sack". 3 Meter Welle am Hamburger Loch, ich musste kreuzen!

Unsere Freunde, die dort wohnen, gingen mittlerweile oben durch den Tunnel. Diana sagte zu ihrem Mann:
"guck mal, da kämpft sich aber ein Boot durch die riesigen Wellen. Das sind aber nicht Till und die anderen, oder?"
Er: "Warte kurz...... doch."

Um 1400 liefen wir in den wunderschönen, weil ruhigen Vorhafen und dann in den Südhafen ein. Machten fest am Steg B und haben Festmacher in weißen Uniformen. Die WSP. Sie hätten einen Schiffsunfall aufzunehmen...


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Endlich fest. Rüttelfest.
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Geändert von tillewski (19.07.2016 um 08:28 Uhr)
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  #5  
Alt 02.08.2016, 10:39
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Standard Nach Helgoland ist doch nicht vor Helgoland

Leider wurde dann doch keine eigene BfS draus. Der Nautiker warnte die Schifffahrt, und ich sagte der Helgoländer Wasserschutzpolizei, dass das Boot vermutlich gesunken sei.
Das Pioner Boot ist eigentlich unsinkbar. Der Voreigner hat jedoch zwei Löcher durch den Rumpf unterhalb des Spiegels getrieben, wodurch Wasser (Regen oder Welle) wieder ablaufen kann. Die sind zwar durch Stopfen verschließbar, aber ich hatte sie auf der Fahrt natürlich aufgelassen. An der anderen Seite, am Bug, ist eine Art großer Stöpsel angebracht, ein Verschluss mit Auge, um einen Festmacher dran zu besfestigen. Das ist das einzige, was vom Boot übrig geblieben ist. Daher müsste auch bugseits ein Loch sein. Durch ein Loch Wasser rein, durch das andere Luft raus, dann hat sich das mit der Unsinkbarkeit...

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An der Kleidung zu sehen, dass es nicht gerade die wärmsten Tage waren.

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Lissy: Unsere Nachbarin in Elsfleth. Wetter: Der Schein trügt! Bei WNW ist es nur dort ruhig!

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Schöne Schiffe laufen ein.


Da sich das Wetter nicht besserte (es gab schöne Tage, aber immer mit vielen Windstärken), hatten wir 12 volle Tage auf Helgoland.

Wir entschlossen uns, nach Langeoog zu fahren, als ein etwas besseres Wetterfenster aufzog. Denn ein Törn nach Föhr hätte die Rückkehr nach Helgoland bedeutet und wäre damit ein Törn mehr gewesen.
"Etwas besser" heißt, dass German Bight Traffic die See auf 1,5m reduziert und die Aussichten keine schlechte Sicht verheißen! Vorher hatten wir bis zu 3,5m Wellenansage. Da gebietet die Vernunft (und das absehbare Urlaubsende), einen anderen Weg einzuschlagen.

Ein schwedisches Aussteigerpärchen half uns bei der vernünftigen Befestigung des Stützsegels, so dass wir gegen Rollen noch besser geschützt waren.
So verließen wir Helgoland dann Richtung Langeoog.

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Der Tisch soll nicht mehr bei "Poltergeist" mitspielen und wird deshalb ruhiggestellt

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Klar zum Auslaufen

An die Überfahrt erinnere ich mich kaum, da 1,5 Meter Welle und Wind von Steuerbord einfach schon unspektakulär für uns waren.

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Seegang: Lächerlich


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Auch die Gischt ist längst noch kein "grünes Wasser"


Auf Neue Weser Nordreede kamen wir einem Tiertransporter recht nahe. Da erinnerte ich mich an die Worte eines Lotsen im Basic Safety: "Ich hatte mal einen Freund, der fuhr Tiertransporte. Auch wenn er schon zwei Monate an Land war: seine Frau wollte gar keinen Verkehr mehr... Er stank die ganze Zeit."
Zum Glück rochen wir nichts von alledem. Eine spätere Recherche ergab, dass es sich um einen Autotransporter handelte.

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Neue Weser Nordreede

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Tier- entpuppt sich als Autotransporter.

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Arbeitstisch kurz vor Erreichen des Seegatts

Am Nachmittag fuhren wir in das Seegatt zwischen Langeoog und Baltrum ein. Man merkte hier, dass es wichtig ist, nicht allzuweit vom Tonnenstrich abzukommen. Ein sehr gefährliches Fahrwasser, wie sich einige Tage später bei der Rückfahrt nach Elsfleth herausstellen sollte...
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  #6  
Alt 03.08.2016, 11:24
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Standard Die letzte Reise

Wir hatten nur wenige Tage auf Langeoog, da ich zwar noch sieben Tage frei hatte, aber dummerweise einen privaten Vortrag auf den sechsten Tag gelegt hatte. Daher waren die Tage gezählt.

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Ein netter Hafen

Das Wetter war von Landsicht gut, da man durchaus gute Strandtage hatte. Auf See würde es nicht ganz so gut aussehen, dämmerte es mir...

Ein weiterer Fehler schlich sich ein:
Die Wettervorhersage. Es gab mal wieder eine Windwarnung und eine Böenwarnung. Damit kommen wir mittlerweile ganz gut klar. Wind sollte aus SW kommen, später NW-drehend. Da blieben wir lieber noch einen Tag.
Das war der erste Fehler.

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Wären wir besser bei so einem Wetter gefahren... aber im Watt wird vieles verklärt.

Das abgelesene Barometer zeigte jeden Tag höhere Werte an, konnte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die vorherrschende Windrichtung in den näcsten Tagen NW sein würde.

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hier geht nur das Barometer steil. Und der Wind.

Mein alter Eisbrecherkapitän hat schon immer vor NW gewarnt.

Ich dachte: scheiß drauf, dann haben wir wenigstens Wind, der in das Stützsegel drückt.

Das war der zweite Fehler.

Am 13.06. machten wir um 0620 los.
Wir wollten durch das Wattfahrwasser fahren. Da aber Nippzeit war und wir etwas spät losgemacht hatten, war mir das etwas zu wenig Wasser unter dem 1,40 tiefen Kiel. Wir drehten bei und fuhren um kurz vor 0700 wieder am Hafen Langeoog vorbei. Jetzt wollte ich wieder durch das bereits bekannte Seegatt.
Aber ich erkante es kaum wieder!
Was nordwestliche Winde so alles für eine Dünung schon im Watt hervorrufen, ist schon atemberaubend. Na ja, dachte ich und raus ging es.

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Idylle pur (für den außenstehenden Betrachter)

Ich schiebe ein, dass ich in den Tagen auf Langeoog sehr gewissenhaft das "Handbuch für Brücke und Kartenhaus", den "Yachtpilot", den "Revierführer Nordsee" und das Seehandbuch "Nordsee Südöstlicher Teil" studiert habe. Echt.
Diese Lektüre ist auch sehr zu empfehlen, damit man nicht auf dumme Gedanken kommt.

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Noch sieht es ganz nett aus. Wenn die Wellen hoch sind, hat man meistens keine zeit zu fotografieren.

Als wir im Segatt waren, wurden die Wellen immer höher, auf die sich anschließende Barre zugefahren hatten wir eine Wellenhöhe von 3 bis 4 m.
Da sagte ich zu meiner Frau, immer die schriftlichen Warnungen der Handbücher im Kopf ("auf den Barren können sich bei Strom gegen Wind erhebliche Wellen aufbauen, die Grundseen hervorrufen können"): "wir drehen bei."

Also kamen wir um 0830 wieder auf Langeoog zum Liegen.

Hier gibt es einen hauptamtlichen "Retter", den ich in seinem Häuschen gesehen habe. Aufgesucht, ausgefragt.
Er fragte nach unserem Tiefgang und meinte, ich solle am besten kurz vor Hochwasser fahren und mich dicht am roten Tonnenstrich halten. Dann würde es klappen.

Nachmittags kam noch ein Fischkutter. Ich dachte, dass die Jungs wohl die meiste Ahnung haben und abe ihn auch noch befragt.
Seine Antwort: "jau, dasind wir gestern auch noch gewesen. Haten bei jeder Welle Grund!"
Das war zwar nicht ganz die erhoffte Antwort, aber er schob noch ein, dass mein Kutter ja 60 cm weniger tief ist. Das würde dann wohl klappen.
Ich machte mit den Händen einen 60cm Abstand und dachte, dass da auch nicht soooo viel Unterschied ist.
Ein weiterer Tipp war, die vorletzte Tonne an der falschen Seite zu nehmen. Da sollte es tiefer sein, das merkte ich mir.

Am Nachmittag versprach der Wetterbericht eine Windzunahme.
Mela meinte, dann sollten wir mit dem Abendhochwasser fahren.

OK. Der Plan war eigentlich: morgens raus mit Hochwasser. Dan ein paar Stunden ankern und mit dem einlaufenden Strom nach Bremerhaven.

Jetzt hörte sich das anders an. Wir hatten alle Lust, wieder in heimatliche Gefilde zu kommen.
Also ablegen um 1810, Ansteuerungstonne um 1845 erreicht.
Ich habe alles so gemacht, wie die revierkundigen Profis es mir sagten.
Aber es war kein gutes Gefühl. Ich habe weder das Echolot beobachtet noch irgendetwas anderes gemacht als hochkonzentriert am Ruder zu stehen. Rechnerisch müssten mindestens 4,50m Wasser unter uns gewesen sein, was bei den Wellen dann auch relativ ist.

Dann Stützsegel setzen. Ich stellte fest, dass der Wind eher aus WNW kommt und das Segel keine Wirkung hat.
Die Dünung dagegen aus NW, so dass wir ständig surfen.

Das Ankern wollen wir uns sparen, ich lege den Hebel auf den Tisch und mit AK fahren wir Richtung Weser-Fahrwasser.

Als "Nothafen" habe ich Hooksiel ausgeguckt. Wir wollen aber in einem Rutsch nach Bremerhaven.

Mein Bruder rief zu dieser Zeit an, und wollte wissen, wie es so geht. Ich musste ihn leider abwürgen, es fielen auch die Worte "Vietnam" und "tausend Teufel".

Die Elektr. Seekarte zeigt 4 kn über Grund an. Ob das eine gute Idee war mit dem durchfahren, können wir später beurteilen. Im Moment muss das Schiff auf Kurs gehalten werden, was bei Welle von achtern backbord nicht einfach ist.

Dann passiert es wieder!
Die elektr. Seekarte fällt aus, gerade als wir im Bereich der Trennung Jade/Weser waren.

Und: es wird auch noch dunkel.

Da ist alles Geschick gefragt. Eine knappe Stunde wartete ich noch, bis die Tonnen endlich ihre Kennnung zeigten. Dann wird von Tonne zu Tonne, von Kennung zu Kennung navigiert.

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Bremerhaven in Sicht, aber in weiter Ferne.

Jeder, der schon mal in ein großes Fahrwasser bei Dunkelheit ohne GPS eingefahren ist und eine Augeshöhe unter 4m hatte, weiß, dass es überhaupt nicht einfach ist, die nächste Tonne zu finden. Man vertut sich schnell ünd navigiert zur übernächsten, weil es logischer erscheint.

Hier bewährt sich das Zusammenspiel von uns beiden Erwachsenen, da die Kinder zum Glück schlafen.

Einer sagt die Kennung an, der andere sucht sie und steuert drauf zu.

Unbeleuchtete Tonnen werden mit dem Suchscheinwerfer angestrahlt.

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Wie sie sehen, sehen sie nichts.

Und ganz wichtig:
Ich meldete mich bei Bremerhaven Weser Traffic an mit dem Hinweis auf eine ausgefallene elektr. Seekarte. Der Nautiker, sehr freundlich, sagte dass er versucht mein schwaches Signal mitzuplotten. Ich solle mich melden, falls ich Orientierungsschwierigkeiten habe.
Die Verkehrszentralen sind für die Sicherheit und Leichtigkeit des Schiffsverkehrs zuständig und ich halte es, auch wenn ich privat fahre, in bestimmten Situationen für eine sehr gute Idee, mich dort anzumelden.
Außerdem fühlt man sich besser, wenn man weiß, dass da oben jemand ist, der auf einen aufpasst.

Hier wurde mir auch klar, dass ich niemals einen AIS-Empfänger einbauen werde. Sondern definitiv und so schnell wie möglich einen AIS Sender!

Tja, um 0220 erreichen wir Bremerhaven und beschließen, jetzt auch noch bis nach Elsfleth durchzufahren, da der Strom mitläuft. Bis zur Stromkaje haben wir bis zu 1,5m Wellen, immer von irgendwo hinten, das schlaucht.

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Endlich auf der Unterweser.

0600 Elfleth und in die Koje.

Das Ende einer atemberaubenden Tour.

0700 aufstehen, die Kinder sind wach.

Für den letzten Törn von etwas mehr als 80sm haben wir 12 Stunden gebraucht und 200 Liter Helgoländer Diesel verballert.

2,5 Liter pro Seemeile.
16 Liter pro Stunde.
6,5 Knoten.

Üblich sind erfahrungsgemäß 1 Liter pro sm.

Insgesamt verbrauchten wir 320 Liter Diesel auf 210 sm, also 1,5 Liter pro sm.

Wir sind um viele Erfahrungen reicher, die auch sinnvoll umgesetzt werden sollen. Wir kehren der Nordsee garantiert nicht den Rücken. Nicht mit einem so genügsamen Schiff, das selbst 3m Wellen und Windstärken bis 8 meistert, ohne dass die Kinder aufwachen.



Und nun noch zu den Erfahrungen und Konsequenzen dieses Urlaubes:
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  #7  
Alt 03.08.2016, 19:08
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Standard Zum Auslaufen bei Wind und schlechter Sicht

Zum Auslaufen bei Wind und schlechter Sicht:

Ja, wir sind bei schlechter, sich bessernder Sicht ausgelaufen.
Ja, es lag eine Wind- und eine Böenwarnung vor.

Nein, wir sind nicht verrückt.

Ich würde bei einer Windwarnung wieder auslaufen, Böenwarnungen tangieren mich kaum, denn Schauerböen gehen schnell vorbei und sind für 23 Tonnen schwere Motorfahrzeuge nicht extrem gefährlich.

Allerdings muss der Wind aus einer "guten Richtung kommen, irgendwas mit Osten oder maximal WSW. Den "9 bis 12 Uhr Quadrant" würde ich meiden.



Zum Durchfahren der Wattfahrwasser und der Seegatten:

hier muss ich die einschlägige nautische Literatur tadeln. Nur der Hinweis auf mögliche Grundseen reichen mir nicht. Dass Seegatten gefährlich sind, ist mir bekannt. Und dass die Accumer Ee ("unser" Gatt) noch das machbarste ist, wusste ich auch.
Aber man muss sich wirklich mit Profis unterhalten. Fischer z.B.
Auch bei den Yachtkollegen muss man vorsichtig sein. Entweder kennen die sich so gut aus, dass sie nicht erklären können, wo man genau zu fahren hat oder sie pendeln nur zwischen Land und Insel im Fahrwasser, dann können die noch so viele Jahre Wattenmeer auf dem Buckel haben, meine Ansprüche können sie nicht befriedigen.

Bei wattenschipper.de habe ich heute gesehen, dass im Juni zwischen Tonne A2 und A4 0,6m gemessen wurden, bei Hochwasser sind das ca. 3,20m! Die Karte hat 3,20m als Niedrigwasserstand! Bei einer 3m Welle sind das 3m/2= 1,5m, also 3,20 - 1,5 = 1,70m, bis Grund kommt. Da wird klar, warum der Fischkutter immer auf Grund saß und wir (mehr mit Glück und Seemannschaft als mit reinem Gedankenverstand) offensichtlich noch 30cm Wasser untern Kiel hatten.

Da kam die Empfehlung vom Fischkutter schon zur rechten Zeit, sich an bestimmten Stellen an seine Empfehlungen zu halten.

Deshalb: ich persönlich werde Seegatten so gut es geht meiden, und wenn ich es doch mal wieder will, dann mit viel Vorbereitung, nur bei bestem Wetter und mit sehr viel Respekt für die See. Mein Hafenmeister sagte bei Rückkehr: "da hat unsere Reederei schon Kümos verloren".
Jetzt ist mir auch klar, warum von den ostfr. Inseln keine Seebäderverbindungen mehr nach Helgoland angeboten werden.
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Geändert von tillewski (03.08.2016 um 19:17 Uhr)
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  #8  
Alt 04.08.2016, 14:08
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Standard Letztes Kapitel: Konsequenzen

Da nun schon einige PN's kamen, hier noch schnell das letzte Kapitel, damit der Bericht endlich zu Ende ist.



Die Konsewuenzen aus der Reise:

1. Das mit der "SAR-Karte" hat sich bewährt. Irgendjemand muss uns überfällig melden. Die DGzrS funkt uns dann an und alles ist chico. So etwas ist übrigens Standard und ich muss hier den Kritikern leider sagen, dass diese Karte so bleibt.

2. Törnplanung und Wetterkunde ist das wichtigste. Dank meines Wetterseminares bei Prof. Brauner sind uns noch schlimmere Fehler nicht unterlaufen. Ich werde mir einen NAVTEX-Empfänger zulegen und über vernüftiges Internet an Bord nachdenken. Wir hätten sogar Platz, um uns die Seegangskarten auszudrucken.


2. Man muss nicht nur einen GPS-Empfänger haben, sondern besser zwei. Einen für die Seekarte. Und ich werde mir einen (zeiten) GP-32 anschaffen, der mit dem DSC-Gerät gekoppelt wird. So kann man auch Wegepunkte abfahren, falls die Seekarte einen voreingestellten Kurs nicht mehr ausspuckt.

3. Ein Laptop braucht einen Akku. Wenigstens um kurze Ausfälle überbrücken zu können.
Später stellte ich fest, dass die beiden 225 Ah-Batterien defekt waren. Es war jeweils eine Zelle kaputt. dadurch hatte ich zwar immer mehr als 13V anliegen, aber der Inverter hat das wohl gemerkt und früh gesagt: "jetzt gibt es keine 230V mehr." Das hätte man verhindern können. Es sind schon neue Batterien verbaut.

4. Ein AIS-Sender ist fast schon Pflicht für kleine Crews. Es nützt mir nichts, wenn ich mich um andere kümmern kann, abr keiner sich um mich kümmert. Gerade die Verkehrszentralen sind auf AIS angewiesen, da kleine Schiffe (und 15m Stahl mit Reflektor ist nicht sehr klein) nur schwach zu erkennen sind.
Sich helfen lassen von Außen ist keine Schande, sondern Teil einer guten Seemannschaft.

5. Das Boot fuhr 30 Jahre lang Binnen in den Niederlanden. Ich habe gemerkt, dass zwar das meiste seefest ist oder von uns so gestaut oder gezurrt wurde, aber der Tisch musste noch dringend befestigt werden. Außerdem haben die schönen Stühle einen viel zu hohen Schwerpunkt. Das muss sich ändern.
Dass der Steuerstuhl umkippte, kann ich verhindern, indem ich ihn nach unten positioniere, dann ist der Schwerpunkt niedriger.
An anderer Stelle habe ich Schränke verriegelt, was gar nicht nötig gewesen wäre. Man muss ein Schiff immer auf das Seegebiet vorbereiten.

6. Ich werde mir wohl ein besseres Navigationsprogramm zulegen. Ich weiß noch nicht, welches, aber das wird sich schnell klären, denke ich.

7. Papierseekarten sind das beste. Ich werde sie niemals missen wollen und wenn es in 20 Jahren keine mehr geben sollte, zeichne ich mir eben selbst welche.

8. Ein Suchscheinwerfer muss so hoch angebracht sein, dass er nicht ständig die Reling anleuchtet.

9. Plane immer das doppelte an Reservesprit ein.

10. Ich würde ob des Wetters das nächste mal auch an (Binnen) Alternativen denken. Außer Plan B muss auch ein Plan C da sein. Danach gibt es noch weitere Buchstaben, die man kreativ und spontan nutzen kann.
Übrigens darf es auch nicht falsch sein, das Boot irgendwo liegen zu lassen, nach Hause zu fahren und zu einem späteren Zeitpunkt zurückzuüberführen, wenn das Wetter mal wirklich schlecht sein sollte. Aber das hatten wir ja zum Glück nicht.

11. Wir brauchen wieder ein Beiboot. Aber nicht mehr nur an einem einzelnen Kran hängend. Es soll ein leichtes Schlauchboot werden, und an zwei Davits hängen. Es gab schon den indirekten Tipp, es aufliegen zu lassen. Wir werden im Herbst ein wenig daran tüfteln.

Daher meine Einkaufsliste für demnächst:

GP-32 GPS
neue Navi-Software
AIS-Sender
Akku für Netbook
Internet"verstärker" mit Router
Stühle im Steuerhaus verändern
Das Radar endlich einbauen
Navtex-Receiver
noch mehr Efahrung sammeln
mit den richtigen Leuten reden


Vielen Dank an alle, die mitgelesen haben und sich schon Gedanken gemacht haben.

Der hierzu von mir angelegte Diskussionsthread findet sich unter:
https://www.boote-forum.de/showthread.php?p=4195431
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