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  #1  
Alt 16.05.2010, 17:15
rudistauber rudistauber ist offline
Deckschrubber
 
Registriert seit: 16.05.2010
Ort: Bayern
Beiträge: 1
Boot: Segeyachten
3 Danke in 1 Beitrag
Standard Blitzschutz auf GFK Segelyachten

Gewitter am Attersee in Österreich

47°49` 09,45`` Nord 13°30` 32,23`` East

Eine Frau beobachtet von Ihrem Pensions- Zimmer mit Seeblick das beeindruckende Naturschauspiel eines Gewitters in der Berg-Landschaft des Attersees. Auch die SY „VAMOS“ eine Jeaneau 37.1 welche an einer Boje in der Nähe des Steges festgemacht ist, liegt in Ihrem Blickfeld.
Während eines „fürchterlichen Donnerschlages“ bei dem auch ihr eingeschaltetes Radio aufhörte zu spielen, beobachtet sie wie das Boot in einen grellen Lichtschein eingehüllt sich ihren Blicken entzieht und glaubt, dass es wohl untergehen wird. Sekunden später ist der Spuck zu Ende – das Schiff ist noch da.
Im Haus und wie sie schnell herausfindet auch bei zwei Nachbarn gibt es keinen Strom mehr und wie sich später herausstellt, sind auch viele elektronische Geräte die mit dem Netz oder Antennen verbunden waren nicht mehr zu gebrauchen.

Offensichtlich handelte es sich um ein Bündel verästelter Teilentladungen eines Blitzes welche sich den Weg zwischen Erde und Wolke gesucht hatten. Der weitere Bericht der Frau lässt vermuten dass gut gegen Atmosphärische Entladungen geschützte Häuser und Gegenstände nicht beschädigt wurden.

Segelfreunde der Eigner des Bootes stellten den Kontakt zu mir her weil niemand so recht da dran wollte.
Als ich begann die Schäden am Boot zu erkunden bot sich mir ein erschreckender Anblick.

Am Mast war die Windfahne, Funkantenne, Ankerlicht, Dampferlicht, und Vordeckscheinwerfer verschwunden. Nur noch Reste der Gehäuse die mit dem Mast verschraubt sind waren zu sehen.
Aus den Steckern der Kabeldurchführungen neben dem Mastfuß waren die Kabel herausgerissen. Die Stecker verschmort. Das Gehäuse des Positionslichts am Bugkorb zerstört, das Innere teilweise verschmort.

Unter Deck fand ich neben dem Ruderquadranten einen mechanisch und elektrisch völlig zerstörten Linearantrieb eines Reymarine Autopiloten.

Im Salon waren sämtliche Lampen aus der Decke gerissen und die Birnchen zerstört. Ähnlich war es in allen anderen Räumen des Bootes.

An dem Paneel der Frischwasserstandsanzeige und an dem Zentral- Schaltpult waren sämtliche Halbleiter – LEDs defekt, Schalter teilweise unbrauchbar und Leiterbahnen weggeschmolzen.

Der Steuercomputer des Autopiloten zu 2/3 Verkohlt. Das 30 A Anschaltrelais für den Autopilot- Antrieb explodiert.

Die Anzeigegeräte Wind, Logge, Tiefe, Autopilot etc. Sahen äußerlich noch gut aus. Innen jedoch waren sämtliche Halbleiter und viele Leiterbahnen zerstört.

Ladegerät, Trenndioden, und Lichtmaschine waren zerstört.

Am unteren Ende des Rohres der Maststütze welche in das Kielschwein einlaminiert ist, sieht man eine handtellergroße Brandstelle und zerstörtes Laminat am Rohr . Die Gegenstelle des Überschlages , eine der mit Laminat überzogenen Muttern der Kielbolzen sieht genauso aus. Die beiden Brandstellen sind etwa
15 cm voneinander entfernt. Es müssen also an dieser Stelle noch mehr als 150.000 Volt gewesen sein!

Das Boot ist nicht leckgeschlagen weil die Entladung doch noch den Weg zum Kiel und von da in das Wasser gefunden hatte.

Die Beseitigung der Schäden Kostete ca. 7000.- Euro Materialkosten und 90 Arbeitsstunden.

Resume:
Es bleibt die umstrittene Frage offen wie man die entstandenen Schäden hätte minimieren können.
Die Meinungen gehen sehr weit auseinander. Sie reichen von „der Blitz ist unberechenbar da kann man nichts machen“, bis zu meiner Meinung die lautet „sinnvoll und sorgfältig erden“.

Blitzforscher haben herausgefunden dass die aus früheren Zeiten der Blitzableiterbauer geübte Anbringung von „Auffangstangen“ an Kaminen und Giebelenden etc, keine gute Idee ist!
Ja mit der Aussage bin ich einverstanden.
Um Blitzschaden zu vermeiden sollte man ein möglichst breites, flaches, homogenes Feld der Ladung bilden. Deshalb auch die Empfehlung sich flach auf den Boden legen wenn man vom Gewitter überrascht wird. Den Besten Schutz bietet ein Faradyscher Käfig wie man im deutschen Museum in München sehen kann. Also in der Praxis z.B ein Auto mit Blechdach.

Wie kann man aber in der Praxis auf einem Boot aus Kunststoff Blitzschäden minimieren?
Ich habe auf meinem Boot einer Bavaria 39 Baujahr 1994 als ich noch stolzer Besitzer war, folgende Maßnahmen gleich nach dem Kauf durchgeführt.

Kurze elektrische Verbindung von Mast zu Kielbolzen.
Kielboden nicht streichen mit elektrisch isolierenden Mitteln!
Kabel- Durchmesser der Blitzableiterverbindungen 8- 10mm! Entsprechende elektrische Verbindung von Mast auf Deck zu Maststütze unter Deck. Oft ist der Mastfuß vom Mast wegen Gefahr der Elementbildung isoliert! Gerade dann muss eine „elektrische Nebenverbindung“ hergestellt werden.
Ebensolche Verbindung von den Püttings zum Kiel herstellen . Reeling – Fußreeling etc. elektrisch mit Püttingserdung verbinden.
Ankergeschirr mit dem Erdungssystem verbinden. Ruderanlage mit dem Erdungssystem verbinden.

Bei allen elektrischen Verbindungen und von den Konstruktionen vorgegebenen Wegen für die Entladung in Richtung zum Wasser möglichst Winkel unter 120° vermeiden.

Ich bin mit dem so gesicherten Boot durch viele Gewitter im Mittelmeer und Atlantik gefahren ohne Schaden zu nehmen.
Als Langfahrtsegler kann man solchen Überraschungen ohnehin nicht immer wirklich aus dem Weg segeln.

Man mag lange darüber diskutieren, ob in oben vorliegendem Fall meine Vorstellung von Blitzsicherung für ein Kunststoffboot geholfen hätte. Ich habe sorgfältig alle vorgefundenen Schäden untersucht und konnte feststellen dass die größten Schäden immer auf den jeweils kürzeren Strecken in Richtung Masse- Minus- Wasser entstanden waren.
Ich ziehe daraus den Schluss dass es deutlich weniger Schäden gegeben hätte wenn das Boot nach meinen Vorstellungen gesichert gewesen wäre. Ich bin sicher dass die Entladungen immer den Weg des geringsten Widerstandes gehen und anderes daneben eher in Ruhe lassen.
So gesehen scheint es mir trotzdem logisch den Mast, auch wenn er der höchste Punkt ist, Wanten, Stagen, Reeling etc. wie beschrieben mit dem Kiel und dem Wasser leitend zu verbinden. Besser ist es allemal eine Teilentladung anzulocken als keinen Schutz zu haben.

Deshalb bin ich auch der Meinung dass die Yacht- Werften mehr für den "Grundschutz" tun sollten.
Ich war in Sachen SY Vamos - (ein Jeaneau Produkt) in der nahegelegenen österreichischen Werft von Schöchel YACHTS (Sunbaem) die einen sehr guten Ruf geniesst, und habe mal gefragt wie sie zu dem Thema stehen.

Sehr zurückhaltend – „ja wir machen Blitzschutz, sogar mit einlaminierten Rundumbändern“ damit wird das Boot ein Faradyischer Käfig - aber nur auf ausdrücklichen Wunsch des Kunden. Serienmäßig nichts!

Bei diversen anderen Werften ist das Thema kein Thema!

Die SY Vamos habe ich wieder „seeklar“ gemacht.

Gerne kann ich mit Rat und Tat auch anderen Segelfreunden kostenlos helfen.
rudistauber@gmx.de

Rudi Stauber im Mai 2010



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Folgende 3 Benutzer bedanken sich für diesen Beitrag:
  #2  
Alt 16.05.2010, 18:49
Benutzerbild von xtw
xtw xtw ist offline
Admiral
 
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Ort: EMDEN
Beiträge: 3.151
Boot: Modellboote...
7.772 Danke in 3.241 Beiträgen
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Ich vermute, dass die Schäden mit den vorgeschlagenen Mitteln, insbesondere der Erdleitung Richtung Kiel, minimiert wären. Das mit den Rundumbändern steht so auch in einem urlaten Blitzschutzfachbuch, rein physikalisch funktioniert es auch.

Welche Schutzart empfiehlst Du denn für ein Mobo (ohne Metallkiel), insbesondere in Süßwasser ? Rechnerisch ist man da schnell bei Ableitplatten im Quadratmeterbereich...
__________________
Mit freundlichem Gruß,
Thorsten
Sapere aude !
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  #3  
Alt 12.08.2012, 16:57
Benutzerbild von chrisma
chrisma chrisma ist offline
Vice Admiral
 
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Boot: Tretboot
675 Danke in 482 Beiträgen
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Aus traurigen Anlass http://www.boote-forum.de/showthread.php?t=161464
habe ich mal gesucht ob so viel menschliches Leid auch durch Blitzschlag möglich ist, leider aber keine klare Antwort und deshalb hole ich den alten Beitrag mal wieder hoch.

Gibt es keine Möglichkeit sich vor Stromschlag zu schützen?
__________________
Andreas
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  #4  
Alt 12.08.2012, 17:05
Verbraucheranwalt Verbraucheranwalt ist offline
Fleet Admiral
 
Registriert seit: 24.05.2009
Beiträge: 6.000
7.020 Danke in 3.377 Beiträgen
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Könnte man nicht bei ner Segelyacht als Low Budget Lösung am Mast ein dickes Stromkabel befestigen und ins Wasser hängen lassen? Jetzt weniger für den Unfall am Nigripper See sondern wenn man auf dem Meer ist und sieht, dass sich das Gewitter nährt, schnell das Kabel als Blitzableiter angebracht.
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  #5  
Alt 12.08.2012, 17:56
Benutzerbild von hartmut2801
hartmut2801 hartmut2801 ist offline
Admiral
 
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Ort: Prachuab Khiri Khan 11°44'37"N 99°47'17"E
Beiträge: 2.279
Boot: Hobie Wave, Angelappelkahn, Schlickrutscher
Rufzeichen oder MMSI: eh du doof
749 Danke in 539 Beiträgen
hartmut2801 eine Nachricht über ICQ schicken
Standard

moin,
unbedingt , es schlagen taglich tausende blitze in millionen boote ein. wenn ich so einen schwachsinn lese, .............. .

bis denn
__________________
theorie und praxis sind theoretisch gleich, aber praktisch nicht !!!

rechts-schreibfehler sind gewollt und deswegen mit voller Absicht erstellt. wer welche findet, darf sie behalten, verschenken oder auch versteigern.
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  #6  
Alt 12.08.2012, 17:59
Johnny Johnny ist offline
Lieutenant
 
Registriert seit: 03.06.2009
Ort: Niederrhein
Beiträge: 238
Boot: Manta 19
371 Danke in 181 Beiträgen
Standard

Schwachsinn?

https://www.segeln-forum.de/board5-reviere/board14-törnberichte/30174-blitzeinschlag-ein-erfahrungsbericht/

Der Nachteil von Segelbooten, der Blitzableiter ist immer dabei...

Gruß Johnny

edit: Ich sehe gerade ohne Anmeldung kann man die pdfs und Bilder nicht sehen, ich möchte aber nicht ungefragt einfach Sachen übernehmen. Auf jeden Fall ereignete sich ziemlich großer Sachschaden, dem Segler, der draußen an der Pinne saß ist zum Glück (fast) nichts passiert.
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