Zeugenaussage...?

[TageDieb]

Hallo zusammen,

wurde Zeuge einer Straftat. Ich habe bereits bei der Polizei meine Aussage gemacht, die protokolliert und von mir unterschrieben wurde.
Der Polizeibeamte meinte, es könne passieren, dass ich bei der folgenden Gerichtsverhandlung als Zeuge geladen werde.

Ich habe gar keine Ahnung, was das bedeutet. Wovon hängt es ab, ob ich geladen werde? Muss ich da hin? Wer wird mich dort befragen?
Gibt es etwas, das ich unbedingt beachten muss (ok, außer auf dem Parkplatz besoffen die S-Klasse vom Richter anrempeln )?

Gruß,
Mario

[blondini]

Hi!

Ob Du geladen wirst, hängt davon ab, ob es auf Deine Aussage ankommt (wenn der Angeklagte z.B. bestreitet).

Bleib bei der Wahrheit und falls Du etwas nicht mehr weißt, dann sage es. Dann dürfte nichts passieren. Wenn Du magst, kann Du Dir Gedächtnisstützen aufschreiben. Würde bei der Vernehmung dann sagen, was Du Dir aufgeschrieben hast und warum Du den Rest noch weißt.

Merk Dir einfach, sag die Wahrheit, dann ist alles im grünen Bereicht. Ach ja, und Du musst der Ladung folge leisten, sonst Ordnungsgeld plus Kosten des Ausbleibens. Vernommen wirst Du vom Richter, die anderen Verfahrensbeteiligten haben anschließend ein eigenes Fragerecht.

[Pepper]

Blondini hat alles gesagt.

Ergänzend vielleicht noch, dass es auch vorkommt, dass man als Zeuge vorgeladen wird, es aber gar nicht mehr zur Zeugenaussage kommt.

Du bekommst eine Zeugenentschädigung und der Arbeitgeber ist verpflichtet, dich von der Arbeit freizustellen.

Je nach Vorfall kann es einem persönlich unangenehm vorkommen, wie man von der Verteidigerseite befragt wird. Das sollte man sich dann nicht so zu Herzen nehmen ...

Spekulationen zu dem, was man meint wahrgenommen zu haben, würde ich unterlassen und je nach Fragestellung von Staatsanwalt, Richter, Beisitzer oder Verteidiger nur das wiedergeben, was wirklich wahrgenommen wurde.

[wernerw]

Wie von den Vorredner schon schrieben heißt das nicht das du vorgeladen wirst. Kann aber passieren. Selbst wenn du vorgeladen wirst heißt das nicht das du aufgerufen wirst. Die Zeugenentschädigung steht dir daber trotzdem zu dann. Mach dir da nicht zuviel Kopp drum, mach dir Notizen, ich hätte die Hälfte wahrscheinlich schon vergessen dann vor Gericht....dauert ja ne Weile oft bis es wirklich zu einer Verhandlung kommt.

[ralfschmidt]

alles halb so schlimm,
es ist jeden Falls nicht so wie in diesen Frauensendungen im Assi TV

oft werden die Verfahren auch einfach eingestellt, dann brauchst du da auch nicht hin
ist schon manchmal lustig, wenn man es nicht gewöhnt ist

[DerIngo]

Kein Ding - einfach bei der Wahrheit bleiben

[UliH]

Das Allerwichtigste noch: Nenne Deinen richtigen Namen und keinesfalls Dein Pseudonym hier im Forum. Der Staatsanwältin wird sonst schwummrig.......
Und es gab Berichte, wo Zeugen ihre Beobachtungen ( nur dazu kannst Du was sagen) im Laufe der Zeit eine ganz andere Wahrnehmung hatten. Alles als Gedankenstütze notieren, aber am besten mit niemandem darüber reden, es nicht erzählen. Durch die Diskussion wird plötzlich das rote Cabrio von rechts zum blauen Van.

[Libertad]

Ich hatte 2x das Vergnügen. Zuletzt vor 2 Jahren wegen einem Verkehrsunfall. ich hatte zeitnah eine schriftliche Aussage gemacht und mir eine Kopie behalten. Nach einem Jahr kam es dann zur Verhandlung, weil der Verursacher einem Strafbefehl widersprach.
Einige Fragen des Richters, wobei mir die vorher nochmal durchgelesene Kopie hilfreich war, und gut wars. Er wollte hauptsächlich wissen, warum ich mir sicher war, daß die Geschädigte bei GRÜN gefahren war. Keine Gegenfrage des Verteidigers, betretenes Gesicht des Angeklagten und ich war nach 3min fertig. Zeugengeld wurde überwiesen - aber bitte keine Unsummen erwarten! Kleiner Pauschbetrag (ausreichend für Parkgebühren und einen Kaffee) und km-Geld.
Lästige Sache, aber gut für die Geschädigte: ich hatte mich als einziger Zeuge gemeldet von mindestens 5 Leuten, die den Unfall gesehen hatten.

Ich hoffe, daß ich im Notfall auch einen Zeugen finde

[Tequila]

Ich hatte zuletzt 2017 so eine Situation : https://www.boote-forum.de/showthread.php?t=256836

Ich habe auf Anforderung der Staatsanwaltschaft meine AUssage schriftlich gemacht und nie wieder etwas davon gehört. Ich schätze, die Sache war so eindeutig, dass man auf meine weitere Aussage verzichten konnte.

Wie schon gesagt wurde, schreib` dir alles auf, woran du dich aktuell erinnern kannst und speichere es ab. Viele Details vergisst man einfach schnell wieder.

[Pusteblume]

Ich bin mit einer gewissen Regelmäßigkeit als Sachverständiger bei Gericht. Ruhig bleiben, sagen, was Du sicher weißt, und sagen, wenn Du es eben nicht sicher weißt.
Manche Verteidiger sind etwas unter der Gürtellinie, und Versuch, Zeugen (oder auch Sachverständige) zu diskreditieren.
Das Gericht erkennt sowas aber.
Nach relativ vielen Verhandlungen kann ich sagen, daß die Gerichte durchaus bestrebt sind, fair zu urteilen. Sachlich kann man zuweilen anderer Meinung als das Gericht sein. Mit Revision oder Berufung ist man bemüht, Fehlurteile zu vermeiden bzw unschädlich zu machen. Man versteht nicht immer alles, aber häufige Verrhandlungdteilnahme stärkt schon das Vertrauen ins Rechtssystem. Unabhängig davon, daß es überlastet ist...

[Pepper]

Zitat von Libertad

....
Lästige Sache, aber gut für die Geschädigte: ich hatte mich als einziger Zeuge gemeldet von mindestens 5 Leuten, die den Unfall gesehen hatten. ....

Das möchte ich auch gerne nochmal erwähnen - stellt euch als Zeuge zur Verfügung (wenn euch andere Menschen nicht völlig egal sind), verlasst euch auch bei eigentlich klaren Sachverhalten nicht darauf, "dass die das schon einvernehmlich klären".

Gerade letzte Woche erlebt: Nähere mich mit meinem Bus einer Ampel, die springt auf grün und links taucht ein anderes Fahrzeug auf. Natürlich Crash auf der Kreuzung zwischen dem Rotfahrer und einem vor mir anfahren dem Fahrzeug.
Alle anderen Fahrzeuge haben sich vom Acker gemacht. Ich konnte mir noch das Kennzeichen eines Autos notieren, das an der Ampel links neben dem Geschädigten stand (der hatte den von links kommenden Rotfahrer noch erkannt und rechtzeitig bremsen können.
Die Unfallbeteiligten blieben unverletzt, so dass ich keine Hilfe leisten musste. Ich wollte aufgrund der klaren Situation auch schon weiter fahren als ich mitbekam, wie der Unfallverursacher den Geschädigten an fing, zu beschimpfen.
Ich habe dann dem Geschädigten meine Telefonnummer zugesteckt und ihm gesagt, dass ich gesehen hätte, dass er bei grün gefahren ist.
1 Std später ruft die Polizei an und lässt sich von mir die Situation schildern. Ich erkläre das Geschehen und teile das Kennzeichen des anderen Fahrzeugs aus der ersten Reihe mit.
3 Tage später rufen die Geschädigten an und bedanken sich.
Gegen sie wurde nämlich aufgrund der Vorwürfe des Unfallverursachers (es war kein anderer Unfallzeuge beim Eintreffen der Polizei mehr vor Ort) - der sich dann doch verletzt hatte - wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt!
Aufgrund meiner Angaben hatte sich das dann aber sofort erledigt - aus 01=Verursacher wurde 02=Geschädigter.

Bin Mal gespannt, was da noch passiert.
War gut für's Karma ... ;)

[Andrei]

Leider kann man nur ein Mal den Danke-Button drücken.
Ich hatte vor ca. 6 Jahren einen Unfall, der sich so abgespielt hatte:
- ich fahre geradeaus hinter einem Fahrzeug mit genug Abstand
- das Fahrzeug blinkt nach rechts und biegt in eine Seitenstraße nach rechts ab
- soweit alles gut, ich fahre weiter
- auf einmal wendet das Fahrzeug in der Seitenstraße und quert meine Fahrtrichtung von rechts kommend
- ich kann nicht mehr Bremsen und krache dem Fahrzeug in die Seite. Niemand verletzt.
- die Fahrerin hat sich zuerst bei mir entschuldigt, ich habe die Polizei gerufen
- die Fahrerin hat mit jemanden telefoniert und plötzlich tut ihr alles weh und ich wäre ihr hinten drauf gefahren. Tolle Wurst, wie die Leute lügen.
- am Ende konnte ich doch noch meine Unschuld beweisen, weil der Einschlag in die Seite nun mal unmöglich durch Auffahren von hinten entstanden sein konnte. Aber es hat sehr viel Zeit, Nerven und Anwälte gebraucht

Ich wäre für einen Zeugen, dem es an Mitmenschen und der Wahrheit liegt, sehr dankbar. Besonders, wenn die Lage nicht ganz eindeutig ist.
Es kostet doch nichts, eine Zeugenaussage zu machen, bringt aber sehr viel.

[SeaSprite]

Zitat von Pusteblume

Ich bin mit einer gewissen Regelmäßigkeit als Sachverständiger bei Gericht. Ruhig bleiben, sagen, was Du sicher weißt, und sagen, wenn Du es eben nicht sicher weißt.
Manche Verteidiger sind etwas unter der Gürtellinie, und Versuch, Zeugen (oder auch Sachverständige) zu diskreditieren.

Hallo "Leidensgenosse", kann Deine Aussagen nach 30j. SV Tätigkeit nur bestätigen. Bin in der Woche im Schnitt 2mal bei Gericht von AG - OLG und zu 90% Strafverfahren.
Mir sagte mal ein Richter: Anwälte gehören zu den Gauklern und Schauspielern und der Kunde (Mandant) will halt was für sein Geld sehen.

[Christo Cologne]

Oftmals wird ja auch eine Zeugenaussage erwähnt, jedoch dann überflüssig, weil vor dem Richter ein Vergleich gefunden wird, um zu vermeiden das jemand Vorbestraft wird.

[hermann.l]

Zitat von Christo Cologne

Oftmals wird ja auch eine Zeugenaussage erwähnt, jedoch dann überflüssig, weil vor dem Richter ein Vergleich gefunden wird, um zu vermeiden das jemand Vorbestraft wird.

Die "Vermeidung" von Vorstrafen wird aber nur dann angewandt, wenn es um Großbetrügereien in Milliardenhöhe geht.
Bei geringeren Vergehen lohnt sich das nicht , da kommen die Täter vor den Kadi und in den Knast.
Die Milliardenbetrüger sind dazu viel zu wertvoll.

[TageDieb]

Die wissen zu viel...

[Christo Cologne]

Zitat von hermann.l

Die "Vermeidung" von Vorstrafen wird aber nur dann angewandt, wenn es um Großbetrügereien in Milliardenhöhe geht.
...

Nein - wird z.B. bei Angelegenheiten unter Familienangehörigen auch bei Kleinbetrügereien gerne gemacht.

[doncamillo01]

Nachdem ich vor einigen Jahren selbst heilfroh war dass 2 Autofahrer als Zeugen stehen geblieben sind als ich einen Unfall mit einer Radfahrerin hatte (Kind 14jahre) ,Gottseidank nicht schwer verletzt, habe ich mir geschworen wenn ich ein Zeuge bin mach ich das .
Ich habe das in der Zwischenzeit auch 2mal gemacht.

Das Mädchen ist damals komplett über die rote Ampel gefahren .

Viel Spaß vor Gericht als Autofahrer gegen Fahrrad Fahrer und dann erst 14
Ich denke ohne Zeugen hätte ich ganz alt ausgesehen

[Oldskipper]

Ich verdanke auch einen Freispruch mehreren Zeugen. Ist schon viele Jahre her. Es gab ein Sachverständigen Gutachten, dass komplett falsch war und gegen mich sprach. Aus einem Bagatellunfall wurde ein Riesending mit Schleudertrauma und was weiß ich noch Alles.
Das Fahrzeug hatte angeblich Totalschaden und im Kofferraum lag noch ein Kunstwerk, was beschädigt wurde usw.
Das hätte fast geklappt. Ohne Zeugen wäre das anders aus gegangen. Die Zeugen wurden vom gegnerischen Anwalt im Gerichtssaal regelrecht bedroht.
Übrigens hat meine Versicherung die Zeugen gesucht und auch gefunden. Die hatte nämlich auch Zweifel und die Zahlung verweigert.

[HänschenHamburg]

Hallo Mario,

es wird gar nix großes "passieren".

Die Polizei ermittelt (nur) , der Vorgang geht an die Staatsanwaltschaft u dann wird entschieden, ob eingestellt o angeklagt wird.
Ferner wird entschieden, ob Zeugen nötig sind o der Sachverhalt ausreichend.

Ggf wirst Du zur Verhandlung geladen. Das ist nicht dramatisch; gib das gleiche wieder, was Du gesehen hast.
IdR befragt Dich der Richter, manches Mal auch der Verteidiger des Angeklagten.
US-Filme sind da kein gutes Beispiel, das läuft meist viel unspektakulärer ab. 😉

Und ja, Du musst erscheinen u bekommst eine geringe Aufwandsentschädigung.
Dein AG muss Dich auch frei stellen.

Da Du von Straftat sprichst, gehe ich erstmal nicht von einem Verkehrsdelikt aus.

Auch ohne eigene negative Erfahrung, möchte ich jeden bitten, sich als Zeuge zur Verfügung zu stellen., wenn er etwas gesehen hat.

Hier ist oft von Recht auf hoher See lalala die Rede.
Ein Richter bekommt nur Akten, Fakten u oft ne kurze, nichtssagende Verhandlung u muss danach adhok entscheiden.

Mit (ehrlichen) Zeugen, die Tathergänge um ein vielfaches transparenter machen, ist das oft erheblich fairer möglich.

[schimi]

Zitat von HänschenHamburg

Und ja, Du musst erscheinen u bekommst eine geringe Aufwandsentschädigung.
Dein AG muss Dich auch frei stellen.

Viele Leute haben eben keinen Bock darauf, zu einer Gerichtsverhandlung zu erscheinen, die einem terminlich nicht in den Kram paßt.

[Libertad]

Verständlich, denn diese Leute kommen selber nie in die Situation, auch mal Hilfe zu benötigen

[HänschenHamburg]

Keinen Bock kann ich nachvollziehen. Ändert aber nix u hatte der TE such nicht nach gefragt.

@ Libertad, Du weißt doch gar nicht, worum es geht, in welche "Richtung" die Aussage gehen würde.

Vllt dient die Aussage auch, einem fiesen Motorendieb das Handwerk zu legen...

[ralfschmidt]

war da nicht mal was mit Bürgerpflicht oder so ?

[swath]

Zitat von TageDieb

... es könne passieren, dass ich bei der folgenden Gerichtsverhandlung als Zeuge geladen werde.

Ich habe gar keine Ahnung, was das bedeutet. Wovon hängt es ab, ob ich geladen werde? Muss ich da hin? Wer wird mich dort befragen?
Gibt es etwas, das ich unbedingt beachten muss ... ?

i war in zwei Ländern für die J. tätig und stand als Zeuge in drei Ländern vor Gericht (keine Verkehrsdelikte).

Melde* Dich hier mit einem kurzen "Vorladung erhalten", werde daraufhin was schreiben (hier und/oder per PN).


*bitte keine Details - weder vorher noch nachher.