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Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit!

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Alt 22.08.2009, 15:56
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Standard Segeln - Nordsee - Ostfriesische Inseln

Unser Sommerurlaub begann in diesem Jahr recht spät. Erst Anfang August gelang es uns, wenigstens zwei Wochen am Stück zu bekommen. Angesichts des nassen und teilweise stürmischen Julis überlegten wir bereits unser ursprüngliches Ziel Dangast in Ijsselmeer umzuwandeln. Dann jedoch, Ende Juli sprachen die Wetterfrösche von einem nahenden Hoch. Am ersten Augustwochenende, als wir das Boot beluden, war davon jedoch noch nichts zu spüren. Zwischen den teilweise heftigen Regenschauern wetzten wir mehrmals mit vollen Karren über den Steg und versuchten die Klamotten wenigstens halbwegs trocken an Bord zu bekommen. Am Abend lies der Regen nach und die Entscheidung zwischen West und Ost fiel – knapp zehn Stunden vor dem Ablegen. Wir gingen Richtung Osten.

Greetsiel – Norderney (17sm)



Am Montag war es zwar noch wolkig, aber der Regen hatte aufgehört. Der Wind wehte mit 3, in Böen 4 aus NNE und die Sicht war gut. Wir legten um kurz nach sieben Uhr Morgens ab. Erstaunlicher Weise mussten wir diesmal fünfzehn Minuten auf das Ausschleusen warten. Ein kleiner Fischer kam von der Reuseninspektion zurück und war etwas schneller an der Schleuse als wir – folglich wurde er zuerst reingeschleust. Kurze Zeit später wurden wir dann rausgeschleust und liefen in die Bantsbalje ein. Wir setzten Groß und Fock und nahmen unseren alten Schnippelschleichweg zwischen der Bb12 und der Bb9. Danach ging es über das Nordeicher Wattfahrwasser. Inzwischen lockerten die Wolken immer weiter auf und die Sonne zeigte sich.

An der Westerriede verließen wir das Fahrwasser und hielten uns westlich davon. So lag der Wind für uns besser an, denn das Fahrwasser schlägt in der Nähe des Leitdamms einen Hacken nach Norden, der uns zum Kreuzen gezwungen hätte. Da wir aber noch auflaufend Wasser hatten und der Strom hier gegenan lief, entschieden wir uns außerhalb des Fahrwassers mit dem Echolot der westlichen Wattkante zu folgen.

Querab der Tonnen B20 des Busetiefs gingen wir zunächst direkt auf die Tonne zu, querten dort das Fahrwasser und setzten direkten Kurs auf das Gefahrenzeichen (Kurs 45°, ca. eine halbe Meile entfernt). Dabei quert man ein erstes Flach – die Osterriede mit -0,5 - und gelangt in eine tiefere Balje. Nahe dem Gefahrenzeichen setzten wir Kurs direkt auf den Norderneyer Hafen (Kurs 10°, etwas mehr als 2 Meilen). Hier befindet sich eine Rinne mit -1,2 und -1,4. Aber man muss aufpassen: Nur eine halbe Meile zu weit westlich oder zu weit östlich steigt der Grund auf -2 an. Wir hatten bereits ablaufend Wasser und achten daher peinlich genau auf den Kurs. Die geringste Tiefe 1h nach HW loteten wir in dieser Rinne mit 1,2m.

Gut geeignet ist diese nicht gekennzeichnete Rinne, wenn man aus Richtung Greetsiel/Norddeich kommend nicht ins Gatt raus möchte oder kann. Allerdings kann bei (vorangegangenem) nordwestlichen Winden hier unter Umständen auch Brandung stehen. Das sollte man bei der B20 mit dem Glas abklären, bevor man versucht hier durchzugehen.

Hier ein Blick vom Hafen aus auf die Rinne (der westliche Rand der Rinne ist nicht im Bild, der östliche Teil ist im Hintergrund zu sehen):



Viertel vor zwölf machten wir im Neyer Hafen fest – damit hatten wir einen Schnitt von 4,5kn FüG gemacht. Auf Ney trafen wir dann noch Jürgen von der Segelschule auf einen kleinen Plausch. Der Hafen war mäßig gefüllt



und wir fanden wie immer einen Platz bei den Kleinen - wobei wir auch hier immer noch zu den kleinen der Kleinen zählen:



Gegen Nachmittag besorgten wir frischen Fisch, kauften noch frischen Salat und bereiteten gegen Abend in unserer "Plichtküche" Fischfilet und Salat mit einer Senf-Honig-Vinaigrette a la Medea.

Norderney – Spiekeroog (23sm)



Das Barometer zeigte 1020, der Himmel war blau, das Thermometer zeigte 22°, der Wind kam mit 3 aus NE und um 11:30Uhr sollte das HW auf Ney eintreffen. Wir legten um viertel nach acht ab und gingen unter Groß und LW-Genua in das Norderneyer Wattfahrwasser. Die angekündigte Sperrung des Fahrwassers sollte erst in einigen Tagen erfolgen – wir hatten also freie Bahn. Um viertel vor zehn erreichten wir Baltrum und gingen in das Baltrumer Wattfahrwasser.

Eine Stunde später, südlich Langeoog, schlief der Wind ein. Was tun? Unter Maschine in das triste Betonbecken von Langeoog fernab allem erdenklichen zurück? Oder ebenfalls unter Maschine weiter Richtung Spiekeroog? Die Frage stellt(e) sich für uns nicht ernsthaft. Wir gingen also weiter Richtung Spiekeroog, was mit wieder auffrischendem Wind belohnt wurde.

Vorm Spiekerooger Hafen lässt sich unser Jockel nur mit Mühen zum Dienst überreden – welchen er sofort wieder einstellt. Die Zufahrt zum Hafen ist sehr schmal und wir sind froh, bei einem größeren Außenlieger längsseits gehen zu können. Der Wind ist mit uns und alles klappt. Aber in eine Box reinzukommen geht bei der Windrichtung gar nicht – die einzig in Frage kommende Stegseite ist komplett belegt. Schon kommt ein großer Holländer dicht ran und fragt, ob wir da liegen bleiben wollen, denn eigentlich würden sie dort liegen. Der Skipper ist wenig begeistert von dem kleinen Segler, der "seinen" Platz blockiert und muffelt rum, während seine Frau versucht ihn zu beschwichtigen und ich mit dem Bordwerkzeug bewaffnet dran gehe, den Fehler zu finden. Zwischendurch nehme ich den Großen an unser Heck und so kann er im Wind liegend auf meine Schrauberei warten.

Ich tippe auf Wasser in den Düsen und lenze die Schwimmerkammer, pumpe ein, zwei Mal die Düsen durch und setze alles wieder zusammen. Ein paar Züge benötigt der leicht abgesoffene Jockel und schon läuft er wieder. Herta hat inzwischen vom Steg aus einen freien Platz unserer Kragenweite ausfindig. Ich räume 10 Minuten nach unserem Anleger sehr zur Erleichterung der Niederländer unseren bisherigen Not-Platz und verhole an den freien, kleinern Steg-Platz. Später haben sich die Beiden noch mal dafür bedankt. Naja, kleines Boot, kleine Sorgen – großes Boot, große Sorgen.

Spiekeroog ist genau wie Norderney mäßig gefüllt, aber im Päckchen an der Spundwand liegen muss noch keiner.



Auch bei den Plattboden und den Kats ist noch einiges frei.



Und auch bei den "richtig Großen" ist noch Platz.



Die Hafenzufahrt wird mit zunehmendem Niedrigwasser immer enger.



Auf der Strecke Norderney - Spiekeroog haben wir im Schnitt 5kn FüG gemacht – die kurze Motorstrecke mitgerechnet. Unter Segel vermutlich also wieder ein Schnitt irgendwo bei 4,5kn.

Spiekeroog – unsere Lieblingsinsel – wartet zwar nur mit Sanitäreinrichtungen der einfacheren Art auf



dafür residiert der Hafenmeister stilecht



Und die Insel selbst ist wirklich wunderschön.

Nach der Schrauberei und dem Spritgestank blieb die Bordküche diesmal kalt. Statt dessen gab es Pizza am alten Bahnhof (lecker!).

Spiekeroog – Wangerooge (10sm)



Am nächsten Tag wollten wir eigentlich in die Jade einlaufen, aber der Wind ist auf SE 2 abgeflaut. Wir haben also nicht nur zu wenig Wind, sondern er kommt auch noch aus einer ungünstigen Richtung. Wir ändern unser Ziel und setzen Kurs Richtung Wangerooge. Das Barometer zeigt immer noch 1020, der Himmel ist strahlend blau und es herrscht gute Sicht.

Unter Groß und LW-Genua gehen wir 2,5h vor HW zunächst Richtung Neuharlingersiel und drehen dann in die Muschelbalje (Alte Harle) ab. Ab der Tonne AH8 schnippeln wir über die Martensplate Richtung Harle Tonne H7. Zum Teil haben wir weniger als 40cm Wasser unterm Kiel, aber das Wasser ist ruhig und wir machen zum Teil nur 2,5kn FüG – kann also nix passieren.

Gegen 12 erreichen wir die Dove Harle und der Wind frischt auf 4 auf. Wir überlegen kurz, ob wir das Tagesziel doch noch ändern sollten, aber die Windrichtung (immer noch SE) und die Tide (gegenan) raten uns davon ab. Im Gatt schnippeln wir wieder etwas und können durch das kristallklare Wangerooger Wasser den Grund sehen. Mit den synchron gesprochen Worten "Könnte wohl knapp werden!" versuchen wir etwas nördlicher zu halten. 30cm unterm Kiel so nah am Seegatt nahezu bei HW – das sind Abenteuer die man nicht braucht. Weiter nördlich finden wir nur unwesentlich mehr Wasser. Hätte hier nur etwas mehr Welle gestanden… Wir gehen schließlich in den Wangerooger Hafen rein.

Im Wangerooger Hafen ist es – na was wohl? Genau! – mäßig voll.



Beim Verein ist nichts mehr frei und wir gehen an den N-Ports-Steg. Auch dieser Steg ist bereits nahezu voll, so dass wir bei der Isbjörn aus Hooksiel längsseits gehen. Michael, der nette Skipper der Isbjörn, nimmt uns in Empfang. Kurze Zeit später ist das Boot aufgeklart und wir haben Zeit für einen netten Plausch.



Später laufen auch noch Gerd und Maria auf der JoeCool ein. Wir haben noch Zeit für einen netten Plausch und verabreden uns quasi für den Rücktörn. Die beiden sind westwärts unterwegs (grobe Richtung Juist) und müssen in ein paar Tagen zurück ostwärts – genauso wie wir dann wieder westwärts müssen.

Später gehen wir an Südstrand und sehen bei ablaufend Wasser den Grund, den wir Mittags vom Boot aus sahen:



Harter Sand, den wir später sogar betreten konnten. Der Sand dort ist betonhart. Rechts im Hintergrund ist die Bank noch mal zu sehen:





Den Abend beschlossen wir mit gebratenem Schweinerücken in einer Senf-Knoblauch-Marinade an Salat und trockenem Rotwein. Eigentlich wollten wir am Südstrand grillen und den Sonnenuntergang genießen, aber die Sonne hatte uns schon den ganzen Tag gegrillt, so dass wir über ein wenig Schatten an Bord froh waren. So musste unsere Kombüse herhalten.

Wangerooge – Hooksiel (20)



Am nächsten Tag ging es weiter in die Jade. Das Hoch hielt sich weiterhin und bescherte uns Wind aus ESE mit 3-4 bei mittlerer Sicht. Das war zwar immer noch nicht die richtige Richtung, aber wenigstens konnten wir jetzt so ablegen, dass wir in der Jade den Strom mit hatten.

Wir legten gegen 9:30 – zeitig vor HW - ab und gingen durch die Telegrafenbalje. Im Prickenweg überholten wir zunächst einen Grundsitzer und kamen eine knappe Meile weiter dann selber fest. Anker raus, Tee aufgesetzt und abgewartet. Eine viertel Stunde später war bereits genug Wasser für da und es ging weiter. Am Ende des Prickenwegs wartete in der Gegenrichtung bereits eine ganze Armada darauf, in die Gegenrichtung weiterzugehen. Unser Erscheinen war wohl so eine Art Startsignal, denn plötzlich gingen alle Anker auf.




Wir gingen weiter unter Minsener Oog entlang. Im starken Strom des Hauptdamms mussten wir unseren Jockel bemühen. Wir machten zwar noch FdW, aber FüG im zunehmenden Minusbereich mit unterschiedlichen Kursen - je nach Strudel. Wenn hier mal jemand über Bord geht, dann gute Nacht Marie!

Wir erreichten das Minsener Oog Wattfahrwasser und konnten kurz darauf den Jockel wieder zur Ruhe betten. In der Jade stand bei der Wind aus SSE um 4 gegen den Flutstrom. Entsprechend ungemütlich war der kurze Hack der Jade. Unter Groß und Fock kreuzten wir südwärts. Nach einer Stunde erreichten den Strand vor Hooksiel. Um 13 Uhr fiel der Anker auf 2,5m Wassertiefe nur noch schwach auflaufendem Wasser. Der Wind schlief komplett ein und wir legten eine Badepause ein. Die 20sm absolvierten wir mit durchschnittlich 4,5kn FüG.

Gegen 15:30 Uhr gingen wir bei mittlerweile wieder ablaufendem Wasser Anker auf, um die Schleusung gegen 16 Uhr zu erwischen. Im Hafen war soviel Trubel, dass wir erst bei der zweiten Schleusung gegen 16:30 Uhr mit rein kamen. Um 17 Uhr machten wir in Hooksiel fest. Den Tagesabschluss bildete die Fischplatte in der Muschel.

Eingeplant war ein Hafentag in Hooksiel. Danach wollten wir weiter nach Dangast. Aber am übernächsten Tag zogen heftige Gewitterfronten übers Land, die die kommenden 2-3 Tage bestimmen sollten. Der Wind drehte dazu auf Nord. Die Gewitter zwangen uns, unseren Aufenthalt in Hooksiel zu verlängern. Und so trafen wir neben vielen anderen alten Freunden dann auch noch Dieter, Grete, Klaus und Sylvia.

Die hinzu gewonnene Freizeit nutzten wir nun außerdem, um das Altstadtfest in Jever unsicher zu machen. Das konnte kulinarisch zwar nicht mit frischem, warmen Rhabarberkuchen plus Vanille im alten Dangaster Kurhaus mithalten, aber hatte dafür andere Vorzüge, wie z.B. jede Menge Live-Musik.

Leider mussten wir uns dann langsam auf den Rückweg machen. Am Abend vor unserer Abreise verholten wir gegen 19 Uhr in den Hooksieler Außenhafen. Wir wollten wegen der Tide zeitig genug los und die erste Schleusung um 8 Uhr war uns eindeutig zu spät. Wir gingen an der Dirk längsseits.



Oben an der Fischbude holten wir uns zum Abendessen Backfisch mit Knoblauchsauce und Pommes – immer wieder lecker! Danach klarierten wir das Boot und ließen den Abend ganz sacht ausklingen.

Hooksiel – Spiekeroog (39sm)



Das Barometer stand bei 1015 und es war dicht bewölkt, aber trocken. Der Wind kam mit 3-4 aus NNW und HW war in Hooksiel um 4 Uhr Morgens.

Gegen 4:30 lukten wir das erste Mal raus, entschieden aber, dass es noch zu dunkel war (war es wirklich!). Aber eine Stunde später erhoben wir uns und legten nach der Müllentsorgung gegen 6 Uhr ab. Der Muschelsauger war schon eine Stunde früher raus- und an die Arbeit gegangen. 10 Minuten nach dem Ablegen befanden wir uns vor dem Hooksieler Strand und setzten Groß und Fock. Wir kreuzten Anfangs zwischen dem Muschelsauger und der 2m Linie hin und her. Nach den Muschelfeldern wurden die Schläge dann etwas länger.



Bei der Wetterlage wollten wir außen rum gehen, d.h. an Minsener Oog vorbei und dann vor Wangerooge und Spiekeroog lang Richtung Spiekeroog. Unterwegs wollten wir so zwischen 8 und 9 Uhr frühstücken. Hier machte uns Minsener Oog einen ordentlichen Strich durch unsere Essensplanung. Bei der Windrichtung und –stärke stand bei ablaufend Wasser auf der Buhne soviel Brandung, dass wir bis zur Tonne Mittelrinne 10 ausweichen mussten, um mit vernünftig anliegendem Wind sauber drum herum zu kommen. Von nun auf jetzt stand vor Minsener Oog eine 1,5m Welle – und die steht dort wirklich, während der Strom drunter durch geht.

Alles, was nicht festgezurrt war ging über - jeweils von einer Seite auf die andere. Als wir eine Stunde später Wangerooge Ost querab hatten war unter Deck vieles neu gemischt - änderte aber nichts am Hunger. Vor Wangerooge war aber genauso schnell wieder Schluss mit dem Seegang und wir konnten gegen 10 Uhr endlich frühstücken.



Inzwischen lief das Wasser hier schon wieder auf und wir kreuzten gegen an. Der Wind nahm immer mehr ab, je näher wir dem Westturm von Wangerooge kamen. Als wir über dem Harle-Riff standen, war der Wind fast ganz weg – geschätzt Windschwäche 1. Der Strom drückte uns ins Harle Seegatt. Wir ergaben uns schließlich, warfen die Maschine an und gingen rein.



Auf der Martensplate kam der Wind zumindest bis auf 2 aus NNE. Wir wechselten auf die Leichtwindgenua und zogen bei fast achterlichem Wind und bei achterlichem Strom über die Alte Harle.



Gegen 14 Uhr machten wir auf Spiekeroog fest. Kurze Zeit später lief die JoeCool mit Gerd und Maria an Bord ein. Wir beschlossen ein paar Tage gemeinsam mit den Beiden auf Spiekeroog einzulegen. Nach einer sehr schönen Zeit auf Spiekeroog ging es nach drei Tagen weiter.

Spiekeroog - Norderney (21sm)



Bei vorhergesagten vier Windstärken aus NW, 1010 auf dem Barometer und bewölktem Himmel verabschiedeten wir uns von der JoeCool (aber nicht für lange, den wir verabredeten uns ja bereits für ein Wiedersehen Ende August) und legten gegen 12:30 Uhr ab. Im Langeooger Wattfahrwasser kamen wir querab der alten Meierei kurz fest und mussten vor Anker eine halbe Stunde aufs Wasser warten - dann ging es weiter. Der Wind nahm auf 5, in Böen 6 zu. In den Gatten hatten wir bei ungünstigen Strom-Wind-Konstellationen zum Teil 1,5m Welle. Selbst auf dem Baltrumer Watt war es eher ungemütlich.

So kämpften wir uns weiter gen Westen. Ständig Gischt an Deck und alles sah aus, wie mit Zuckerguss überzogen - sehr salzigem Zuckerguss allerdings. Irgendwann habe ich die Versuche meine Brille sauber zuhalten aufgegeben. Der Wind legte noch ein oder zwei Schippen drauf, aber wir haben nicht mehr gemessen. Man lernt irgendwann das Unabänderliche stoisch zu ertragen. Den Norderneyer Hafen erreichten wir dann gegen 18 Uhr. Mit uns lief ein Jollenkreuzer aus Horumersiel ein. Er muss die ganze Zeit auf Parallelkurs gewesen sein, aber weder wir haben ihn, noch er hat uns bemerkt. Die beiden an Bord sind ebenfalls "gepökelt" worden - vermutlich lag es daran.

Mit den beiden haben wir uns dann noch gut unterhalten - zwei wirkliche nette Kollegen. Auf Norderney trafen wir dann noch Gaby und Ralf samt Familie.

Nach dem Salzritt blieb die Bordküche kalt und die Neyer Gastronomie verdiente an uns.

Norderney – Greetsiel (20sm)



Am nächsten Tag ging es weiter nach Hause. Der Wind kam immer noch aus NW, war aber auf 2-3 zurückgegangen. Das Barometer stieg wieder etwas und der Himmel war klar. Die Wasserstandvorhersage sagte für den Tag -30 voraus. Das hieß, unsere Schleichwege wurden auch für uns zu unsicher. So änderten wir die Route auf Memmert Wattfahrwasser und Osterems.

Nachdem verspäteten Frühstück mit den leckeren Brötchen vom Hafenmeister, verließen wir den Norderneyer Hafen um 12 - lange vor HW - und setzten draußen Fock und Groß. Wir legten absichtlich so früh ab, um kurz nach Niedrigwasser das Gatt zu passieren. Draußen auf den Sänden sahen wir die sich brechende Restdünung, aber sie kam noch nicht rüber. So hatten wir relativ ruhiges Wasser. Eine Stunde später dürfte es im Gatt bereits ganz anders ausgesehen haben. Einkalkuliert war damit natürlich ein Festkommen im Memmert Wattfahrwasser.

Nachdem wir das Ostende von Juist erreicht hatten, kamen wir in die Landabdeckung. Wir wechselten das Vorsegeln dann von Fock auf LW-Genua und zogen weiter den nun beginnenden Prickenweg entlang.

Vor uns lagen ein Emder Motorsegler und ein niederländischer Segler offenbar leicht außerhalb des Fahrwassers fest gekommen vor Anker. Bei der Passage der beiden kamen wir selber fest und sahen dann auch warum: Zwischen den beiden befand sich eine abgeknickte Pricke, die wir erst sehen konnten, als wir fest kamen. Eine viertel Stunde später schwammen wir allerdings wieder und zogen noch vor den beiden weiter.

Querab der M6 gingen wir mit Kurs 180° bei immer noch auflaufend Wasser quer über den Kopersand. In der Bantsbalje angekommen schlief der Wind immer weiter ein. Am Anfang der Greetsieler Leegde war der Wind komplett weg. So platt hatten wir unser Heimatrevier noch nie gesehen.





Am Horizont über dem platten Wasser gab es interessante Spiegelungen, einer Fata Morgana nicht unähnlich. Hier ein Blick auf das schwebende Norderney.



Wir bargen die Segel und liefen über die Leegde gegen 16 Uhr in die Greetsieler Schleuse ein. Hinter der Schleuse setzten wir die LW-Genua und zogen bei geschätzter Windstärke 1 und geschätzter Geschwindigkeit von 1-2kn die letzten zwei Stunden unseres Törns bis zum Steg dahin.

Am Steg angekommen wurden wir von zwei Gastliegern gleich in Beschlag genommen. Ein Paar aus Melle wollten mit ihrem 2m tief gehenden Boot Routentipps haben. Das andere Paar aus Butjadingen hatten Karten von 1995, die sie mit Hilfe von uns und unseren Karten etwas "updaten" wollten.



Gegen Abend schafften wir es dann, den ersten Schwung Klamotten und Kram von Bord zu holen. Am nächsten Tag kam noch eine weitere Wagenladung hinzu. Unglaublich, was alles auf so einem kleinen Boot als nicht zur Dauerausrüstung gehörend zu Tage kommt.

Nachtrag

Nun beginnt die Nach-Törn-Zeit mit der "Landkrankheit" und damit einhergehend speziellen Regeln: Keine heftigen Kopfbewegungen und den Kopf immer schön oben lassen. Sich nicht darüber wundern, warum die beste aller Ehefrauen bei nächtlichem Erwachen plötzlich auf der falschen Kojenseite befindet. Nicht sofort aus der Koje springen, gegen die Wand rennen und sich darüber wundern, warum das Hauptschott sich nun plötzlich dort befindet – und dieses nun auch noch gemauert ist.
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Viele Grüsse,
Olaf
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