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Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit!

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Alt 09.05.2003, 18:18
Benutzerbild von Rauti
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Standard Törn: Wilhelmshaven – Bergkamen Rünthe

Datum: 14.04-22.04.2003
Crew: Familie, 2E, 2K, 1H
Route: Ems-Jade Kanal, Ems- Seitenkanal, Unterems, Dortmund-Ems-Kanal, Dattel-Hamm-Kanal
Literatur: Sportbootkartensatz Unterems, Frenzl: Binnenwasserstrassen (Vorsicht: Das Werk ist von 2001, eine Menge Telefonnummern haben sich seit dem geändert), ausgiebige Telefonate mit den Marinas und den Schleusen!!
Dauer: 10Tage
Strategie: Morgens um 06:00Uhr ablegen (Schleusen öffnen dann) und lieber über Tag ein wenig Luft haben, als abends zu spät ankommen.

Dank: an Charly, Olaf und alle, von denen wir die wertvollen Hinweise erhalten haben!


Tag: -2 (Samstag)

Fahrzeug geladen, Anreise nach WH. 3 Jungs von der Werft turnen auf dem Boot rum, Motorraumklappe offen, nix mit beladen. Stimmung sinkt, na ja es gibt ja noch den Sonntag. Abreise mit vollbeladenem Wagen nach Neuharlingersiel, Übernachtung. Mit dem zuständigen Schleusenwärter für den ersten Teil Ems-Jade- Kanal telefoniert: „Geht klar, Schleuse Mariensiel kurz vor 08:00Uhr Montag, Haben Sie eigentlich auch mit der Deichbrücke gesprochen, die gehört der DB, dafür sind wir nicht zuständig!“ Mist, wussten wir nicht, nach Anruf geht das aber klar, Termin 07:00Uhr Montag früh, Glück gehabt!

Tag: -1 (Sonntag)

Anreise nach WH. 2 Jungs von der Werft turnen auf dem Boot rum, mittags geht der Elektriker („Ist ja schließlich Sonntag!“), der übriggebliebene Schlosser muss den Rest ausbaden. Er stellt fest, die von der Werft angefertigte Halterung für den AB ist 160mm zu kurz, der Langschaft kommt abgesenkt mit der Schraube nicht ins Wasser. Der Elektriker hat bei der Verkabelung der Instrumente einen Kurzen eingebaut, die Verdrahtung muss komplett aufgetrennt werden. Da sich die Anzahl der Werftarbeiter nun auf 1 reduziert hat, können wir uns ein wenig im Boot bewegen und laden. Um 20:00Uhr schicke ich die Crew nach Neuharlingersiel, der Skipper bleibt an Bord. Gegen 23:00Uhr kommt meine Frau nach WH, um mich abzuholen. Stand: Die Verkabelung ist zu 75% fertig.

Tag: 1 (Montag)

01:45Uhr. So, nun können wir die ersten Tests fahren. Webasto Airtop 3500 einschalten, springt nicht an. Dieselkocher einschalten, springt nicht an. Die Instrumentierung läuft. 02:45Uhr. So, nach einigem Hin- und Her tun´s die Heizung und der Kocher. Letzter Test: Motorstart: Macht ein paar Muckser, springt nicht an. 03:30Uhr Ich fahre generft nach Neuharlingersiel, immerhin sind die Kids schon ein paar Stunden ohne Aufsicht in den Betten, ob das noch was wird? 04:30Uhr, wir liegen ca. 1h im Bett, Anruf vom Schlosser: „Boot ist klar“. Prima, Taxe für 06:00Uhr bestellt, irgendwie schellt der Wecker unmittelbar nachdem ich ihn gestellt hatte. Anreise nach WH, der Taxifahrer erzählt, dass er die Besatzung der Spieckeroog- Fähre gefahren hat, die vor einiger Zeit bei der Rückfahrt von der Meier-Werft am Speerwerk bei Radarfahrt die verkehrte Brückendurchfahrt gewählt hat. Der komplette, neue Aufbau war ab und die konnten gleich die Rückreise nach Meier antreten. War genau das, was ich im Halbschlaf hören wollte!

Los geht´s

Wir sind pünktlich vor der Rüngster- und der Deichbrücke, geht pünktlich ohne Probleme, wir werden ein bischen entspannter, der Motor hört sich gut an, scheint alles zu laufen. Vor der Schleuse Mariensiel das erste Manöver: Fender raus, Rettungsweste an (wer lacht, fliegt raus!) Fender raus, Bootshaken bereit, Einfahrt. Staunen, an der Steuerbordseite steht eine Art Gartenzaun mit Tampen dazwischen. Mit Leinen an die Tampen geht schlecht, da die Strömung uns unter den Gartenzaun drücken will. Das einzige, was mir hier einfällt, ist uns parallel zum Tampen zu legen und diesen zwischen Mittelklampe und Bootsaufbau zu pressen, dass wir am Tampen wie an einem Steg liegen. Das ist wahrscheinlich wenig professionell, geht aber gut! Zum Glück beträgt der Hub sagenumwobene 0,3m! Es wird nun langsam wärmer, wir öffnen beide Luken des neuen Hardtops (Dank an Cyrus und Jan!) und genießen die Kanalfahrt. Die Eisenbahnbrücken Sande sind, wie immer, ziemlich blöd, weil: Erst geht eine auf, wir müssen zu Zweit durch, dann geht die zu und erst nach einer Weile die andere auf. Der Swimmingpool dazwischen ist eher ein Kinderbecken, setzt da mal zwei Boote rein! Danach kommen (irgendwann hab ich aufgehört zu zählen) Klapp- Dreh- und Schwenkbrücken ohne Ende, die meist von Hand betätigt werden. Irgendwie ist mir das immer noch peinlich, wenn sich auf den Zufahrtstrassen Schlangen bilden und der Schleusenwärter im Schweiße seines Angesichts kurbelt, um einem Freizeitskipper die Durchfahrt zu ermöglichen (natürlich kostenlos, ein dickes Lob dafür!!) Mittags Ankunft in Marcadsmoor, (Grüße von Olaf ausgerichtet).
Dort war es ein wenig hektisch, die hatten Ihren Krantermin. So jede halbe Stunde kam ein freundlicher Mensch mit der Bitte:“ Könnten Sie vielleicht Ihr Boot umlegen, wir kranen Heute“ Na ja, die Würstchen vom Grill und das Bier (zu sehr moderaten Preisen!) ließen uns dass schnell vergessen, irgendwie haben wir die Nacht vorzüglich geschlafen!

Tag: 2 (Dienstag)

Traumhaftes Wetter, wie eigentlich den ganzen Törn über, die wohl vielleicht schönste Strecke der Tour. Mit 6km/h durch den Kanal, über Aurich bis zur Verbindungsschleuse gefahren, Ankunft dort mittags. Vor der Schleuse ist ein schöner Sportbootanleger, leider ohne Landgang. Hurra, der Dieselkocher läuft sofort, das Ding ist echt klasse, es gibt Nudeln in Tomatensauce, alle sind zufrieden. Die Schleuse ist schon auf Automatikbetrieb umgerüstet, wird aber noch manuell bedient. Gegen 13:00Uhr winkt ein freundlicher Herr, es geht weiter. Nach der Schleuse kommt eine niedrige, feste Brücke, also Mast und Antenne legen nicht vergessen, 1,5h später liegen wir fest vor der Schleuse Oldersum. Hier haben wir im letzten Jahr unser Boot gekauft. Nach dem Wiedersehen mit dem ehemaligen Eigner und ein paar spitzen Bemerkungen („Ein Hilfsmotor an einer Saga“ und „ein Hardtop hab ich eigentlich nicht gebraucht“) gehe ich abends zur Schleuse Oldersum und schaue in einen traumhaften Sonnenuntergang auf die Unterems! Das entschädigt für einiges, ist echter Stressabbau!

Tag: 3 (Mittwoch)

Für 09:00Uhr sind wir an der Schleuse Oldersum angemeldet. Die bauen zwar gerade um, aber in der Frühstückspause dürfen wir durch. An Steuerbord ist ein Schwimmsteg, vor dem eine Dalbenreihe steht. Wir machen mit unseren 8m aber problemlos am Steg fest. Zum ersten Mal fühle ich mich mit einer Rettungsweste richtig wohl, weil alle Arbeiter der WAS in der Schleuse auch eine tragen. Sachkundige Fragen der Jungs, wie: „Ist Euer Hilfsmotor auch klar, habt Ihr Sprit dafür dabei?“ geben mir wieder ein gutes Gefühl wegen des zusätzlichen AB´s am Heck. Auf geht´s auf die Unterems, ca 1,5h vor HW Emden! Mann, ist das eine braune Brühe, der erste Berufer macht eine Bugwelle, die unser Boot auf einen Schlag neu gestaltet! Nach 30min sind die Spuren der umgefallenen Kakaobecher grob beseitigt (Reste fand ich nach Törnende noch in der Bilge!), wir laufen für uns sagenhafte 10,5kn mit dem Flutstrom! Vorbei geht’s an Leer und Papenburg, immer hübsch am Tonnenstrich, die Navigation ist einfach, allerdings bei strahlend blauen Himmel und Windstärke 1-2. Bei unsichtigem Wetter wäre ich schon etwas zurückhaltender, auch der Gegenverkehr nimmt zu. In Herbrum gibt es eine Wartezeit, vor uns liegt noch ein Berufer (Mikando). Da die Schleuse hinter einer Biegung liegt, drehe ich mich häufig um, in der Hoffnung, dass nicht noch ein Berufer hinter uns auftaucht. In gebührendem Abstand warten wir die Ausfahrt zweier, für uns großer, Fahrgastschiffe ab. Prima Service in der Schleuse, beschilderte Gleitstangen für Sportboote vorhanden, keine Probleme beim Schleusen, nur hübsch an der Stange bleiben, bis der Berufer vor uns aus der Schleuse ist, sein Schraubenwasser ist nicht von Pappe! An der nächsten Schleuse gibt es einen Sportbootanleger, an dem wir warten können. Die Mikando fährt ein, wir werden vom Schleusenwärter per LS aufgefordert, einzufahren, wieder Gleitstangen, keine Probleme. Dialog mit dem Schleusenwärter nach der Einfahrt (nett und freundlich):“ Wir dachten schon, Ihr wolltet nicht mitschleusen“ Ich: “Beim nächsten mal fahren wir flotter ein“. Schleusenwärter bei der Ausfahrt:“ Ihr macht das schon richtig so, bleibt lieber mehr von den Berufern weg als zu dicht auf zu fahren, gute Fahrt“.

Wir sind im DEK!

Nächster Halt Marinapark Emstal. Die Marina ist echt witzig. An einen Campingplatz anschließend hat wohl der Grundstückseigentümer eine Einfahrt an den DEK gegraben und auf freiem Feld eine Marina angelegt. Rundherum kann man Holzhäuser kaufen, die vom örtlichen Holzwurmladen dann erstellt werden. Geld braucht Ihr nicht, da natürlich die örtliche Volksbank die Finanzierung komplett für Euch abwickelt. Ergebnis: Von den Autokennzeichen her dachten wir, wir wären schon im Ruhrgebiet! Die Marina selbst hat einen schönen Gästesteg, Wasser, Strom, san. Anlagen alles OK, wir konnten das Braun der Unterems abspülen und die Bootsoptik wieder aufmöbeln. Abends dort gut gegessen und nette Leute getroffen. Mit der nächsten Schleuse telefoniert.

Tag: 4 (Donnerstag)

Fahrt zum „Hotel am Wasserfall“. So, hier ist ein Ruhetag geplant (Karfreitag), da die Schleusen auch frei haben. Das Hotel liegt an der Ems, die Liegeplätze haben allerdings keinen großen Abstand zum Wehr, also gut festmachen, sonst geht es abwärts! Die Kids entdecken den Hotelspielplatz und sind erst mal weg. Wir haben Wasser und Strom und sind mit dem Liegeplatz sehr zufrieden. Der zum Hotel gehörende Campingplatz bietet alles was das Herz begehrt. Die Symbiose zwischen Campingplatz-, Boatpeople- und Hotelgästebetrieb (würde es schon als „gehoben“ bezeichnen“)ist schon ein wenig lustig. Da stehe ich nun mit anreisenden Hotelgästen an der Rezeption und äußere meine Wünsche:“ 3 Duschmarken und 10 Brötchen für Morgen früh und hat morgen der Kiosk auf?“. Das Gesicht der Neuankömmlinge war wirklich köstlich, aber wieder abgereist sind die wohl nicht! Abends haben wir vorzüglich im Hotel gegessen.

Tag: 5 (Karfreitag)

Auf die Frage, was man Karfreitag so machen kann, meinte die Dame an der Rezeption:“ Wir bieten heute mit unseren Fahrgastschiffen eine schöne Kanalfahrt an“. Irgendwie war unsere Crew da nicht so von erbaut. Beim Mittagessen schlug uns die freundliche Bedienung vor, die Kegelbahn für 1/2h (umsonst!) zu benutzen, die Kinder hätten sicher Ihren Spaß. Ich hatte unsere vierbeinige Alarmanlage blöderweise während des Essens am Tischbein belegt. Nun stürmten wir zur Kegelbahn, der Hund (er folgt meiner Frau normalerweise auf dem Fuße) merkte nach einer Weile, das keiner mehr da war, kam aber nicht frei. Nach 15min wurde er dann von einer Gruppe freundlicher Tierschützer, einschließlich der Bedienung, die sich spontan im Speisesaal gebildet hatte, ordnungsgemäß und kraulend bei uns abgeliefert. Mann, haben wir gelacht und die kleine Hundewelt war auch wieder in Ordnung. Zurück am Steg legte gerade eine Gleitercrew auf Tagesausflug neben uns an. Wir wollten das Boot in Empfang nehmen, nöh meinte die Bierdosenbewaffnete Besatzung, wäre echt nicht nötig. Das Manöver klappte soweit, das Boot wurde mit Vor- und Heckleine am Steg festgemacht. In welche Richtung sich ein derart befestigtes Boot bewegt, wenn man sich vom Steg aus mit dem Rücken dagegen lehnt, konnte der Skipper danach selbst erfahren. Es gab einen Platsch und er stand bis zum Bauch im Wasser zwischen Boot und Steg. Während der weibliche Crewteil Richtung Hotel abzog, saß er nun bei ein paar Bierchen in der Unterhose auf dem Boot, die Hose am Flaggenstock und die Schuhe auf der Badeplattform. Ich hab Ihn mal eine halbe Stunde da sitzen lassen und dann vorgeschlagen, die nasse Hose vielleicht mal an der Rezeption zu präsentieren. Nach einer weiteren Stunde kam ein Mitfahrer begeistert zum Steg zurück und der Skipper konnte gar nicht glauben, dass die seine Hose sogar noch gebügelt hatten. So hatte auch er noch ein wenig vom Ausflug. Beim Abendlichen Ablegen des Gleiters erlaubte ich mir noch den Hinweis, das die Schuhe noch auf der Badeplattform........... Na ja, irgendwie haben sie die auch noch eingeholt, obwohl die Heckwelle schon beachtlich war, und weg waren sie.

So gegen 22:00 Uhr, wir schauten Fern, sah ich aus dem Fenster steuerbord-grün. Aha, da kommt einer rein. 2 Motoren, ca 10-11m, die erste Runde mit Suchscheinwerfer bis kurz vors Wehr! Klar, das man sich in so einer Situation einen größeren Liegeplatz sucht, aber gerade der „Anleger für Fahrgastschiffe??“ Also raus auf den Anleger, nach ein paar lauteren Stössen der Maschinen Leine übernommen. Dann gab es den Begrüßungsschluck. Mann, die Bordbar war schon beachtlich, unzählige Flaschen direkt hinter dem Steuerrad des Außenfahrstandes, stand der Hotelbar in nichts nach. Also irgendwie bin ich noch ins Bett gekommen, am nächsten Morgen hörte ich, das es in der Hotelbar wohl noch weitergegangen war.

Tag: 6 (Oster- Samstag)

Die Schleusen arbeiten nur bis 13:00Uhr, also am Vorabend das finanzielle geregelt und frühzeitig los. Die Einrichtungen für Sportboote nehmen immer mehr ab. Keine Gleitstangen mehr, keine Anlegemöglichkeiten vor den Schleusen. Wir nehmen Kurs auf die „Alte-Fahrt-Füstrup“, die wir ohne Probleme gegen Mittag erreichen. Bei der Einfahrt entdecken die Kids mit Begeisterung die kleine, handbetriebene Fähre, die die beiden Seiten der Marina miteinander verbindet und unser Fahrwasser kreuzt. Beim Überlegen, wie die wohl funktioniert, kommt mir der Gedanke :“Die kann eigentlich nur kabelgebunden arbeiten“. Kurz vor dem Kabel, Maschine rückwärts, wäre auch Schade um den neuen Propeller gewesen. Ein freundlicher Stegnachbar steht schon bereit, mit unserer Erfahrung scheinen die Boxen immer kleiner zu werden. Das Kommando :“Fender rein“ hab ich zwar nicht verstanden, aber befolgt. Erklärung des Kollegen nach dem Anlegen:“ Wenn sich die Fender an den Dalben abrollen, kann es Schläge auf das Boot tun, die dem Anlegemanöver nicht dienlich sind“. OK, nach ein bischen Schweiß lagen wir ohne Blessuren in der Box. Die Anlage ist wirklich zu empfehlen (siehe auch „Boote“ Mai- Ausgabe 2003), vor allen Dingen befindet sich am Hauptsteg ein Grasstreifen, auf dem man prima sitzen kann. Der Betreiber, „Klaus“, ist super freundlich, der Jugoslave lecker und den törnfreien Sonntag haben wir auf´s angenehmste verbracht.

Tag: 7 (Oster- Sonntag)

Ruhetag. Mittags legt ein Stegnachbar ab, Fahrziel unterhalb von Münster. Ich habe Fragezeichen in den Augen, wie kommt der denn soweit, da liegt doch die Schleuse Münster zwischen?? Auf Nachfrage die Lösung:“ Münster schleust rund um die Uhr, also auch an Feiertagen“. Kurzes Briefing mit der Crew, wir verkürzen den Aufenthalt hier um einen Tag und fahren Ostermontag weiter. Nach dem die ersten Beschwerden der anderen Stegseite eintrudeln („da fahren den ganzen Tag Kinder unter lautstarkem Gequieke mit der Kurbelfähre hin- und her“) eine weise Entscheidung.

Tag: 8 (Ostermontag)

Wir legen gegen 6:00Uhr ab, die Sicht in der Alten Fahrt ist prima, um die Ecke rum im DEK sieht man nix mehr (Nebel). Wir entscheiden uns mit einem unguten Gefühl im Magen zur Weiterfahrt in Schleichfahrt. Kurz vor der Schleuse Münster Anfrage per Funk, wie es dort aussieht. Antwort:“ Nöh, hier ist nix los, herrscht doch Nebel.“ Umso größeres Staunen des Schleusenwärters, als kurz danach unsere Positionslampen vor der Schleuse auftauchen. Na ja, ist ja alles gutgegangen, nächstes Mal achten wir mehr auf den Frühnebel. Bei der Ausfahrt hat der sich verzogen, es geht weiter zum „Gasthaus Peters“, wo wir mittags einlaufen. Der Chef vom Campinglatz ist gleichzeitig der Stegwart und macht uns für eine Übernachtung eine Rechnung über 18EUR auf. Dazu später mehr.

Zwischenzeitlich ist die BF- Fahndung nach uns angelaufen, da wir nun doch schon eine Weile im Forum „Offline sind“. Die SOKO Schmidt stellt uns gegen Nachmittag am Steg und wir drehen mal eine Runde mit den Kindern auf einem (O-Ton unserer beiden Kleinen: „richtigen Motorboot“) auf dem Kanal.

Nachdem wir (zwischenzeitlich trafen noch Freunde mit Auto ein) einen wunderschönen Nachmittag verbracht hatten, ging unser Controller (ratet mal, wer das bei uns macht) zum Angriff auf die Liegegebühr über und marschierte zur Chefetage durch. Herr Peters zeigte sich von seiner besten Seite, ein Schnapps glättete die Wogen, und aus EUR wurden DM, so das sich die Summe halbierte.

Tag: 9 (Dienstag)

Auf zur letzten Etappe! Ein wenig tut mir der Stegwart leid, mit dem wir nun den Strom abrechnen. Er ist ziemlich geknickt, hat er doch die ganze Zeit so abgerechnet und zumindest von Seiten seines Chefs keine Hinweise dafür erhalten, dass er etwas falsch macht. Na ja, das müssen die beiden unter sich ausmachen. Schon gestern sind wir von Stegnachbarn auf eine große, nun folgende Baustelle hingewiesen worden. Wir legen zu zweit gegen 9:30Uhr ab. Irgendwie hab ich mit dem englischen Funkzeugnis etwas falsch gemacht, brauchen täte ich hier ein holländisches! Der Funkverkehr fängt irgendwie immer mit „chute Middag“ oder so ähnlich an und geht dann genauso weiter. Wir erreichen die Baustelle, es ist Werktag und entsprechend geht es hier rund. Bagger, die vom Ufer den Kanal ausbaggern, Schuten (nennt man die so?) werden beladen und in für mich wahnwitzigen Verbänden zusammen als Schubverband gefahren. Wir haben zum Glück einen Berufer vor uns und melden ab und zu dem Gegenverkehr, dass wir uns mit zwei Sportbooten hinter ihm versteckt haben. Ich habe gestaunt, dass Ralf mit seinem offenen Sportboot hier Tags zuvor 2 mal durchgefahren ist, aber das war natürlich an einem Feiertag. In Höhe des DHK verabschieden wir uns vom zweiten Boot und biegen ab. Kurz danach taucht steuerbord der Hafen Waltrup (Ribbrock) auf. Hier wollen wir kurz festmachen, um ihn uns anzuschauen. Schon beim Anlegen winkt uns ein freundlicher Herr zu und lädt uns zum Anlegen ein. Etwas verwundert, dass der Hafenmeister „Krawatte trägt“ wird mir erst klar, als ich mal die Rückseite seiner Jacke zu Gesicht bekomme, das der nette Herr von der Waschpo ist. Wir sind wahrscheinlich die ersten, die freiwillig zur Kontrolle kamen! Ihr Boot hatten die übrigens in der Hafenzufahrt recht gut getarnt. Nach Sichtung der Papiere und Hinweis, das wir eine SEE- Beleuchtung hätten und unserem Kommentar, wir hätten ein zweites Positionslicht dabei, lichteten sich die Mienen aller Beteiligten und es gab keine Probleme. Er sagte uns noch, auf dem Hafenfest in Rünthe könne man sich freiwillig überprüfen lassen und erhielte eine Plakette, die bei Kontrollen das ganze Verfahren erheblich abkürzen würde. Wollen mal sehen, ob wir eine bekommen. Im DHK herrscht Richtungsverkehr, die Berufer haben sich wohl auf Morgens Richtung Hamm und Nachmittags zurück geeinigt. Den einzigen Wellenschlag verpasste uns eine Yacht aus der Gegenrichtung. Meine Frau bedankte sich nett über Funk dafür. Mittags erreichen wir unseren Heimathafen für diese Saison, klar haben wir einen Liegeplatz, welche Nummer, keine Ahnung! Also am Gästesteg festgemacht, zum Hafenmeister marschiert und mit dessen Hilfe in „unsere“ Box eingeparkt.

Wir haben wieder festen Boden unter den Füßen!

Fazit:

Bährenstarker Törn, supergutes Wetter (im April !!), wir haben keinen Schleusenwärter getroffen, der uns als Sportboot nicht auch einzeln schleuste, eine Menge Erfahrungen gesammelt, jederzeit wieder!

Schleusen

Nur für die, die wollen und das noch nicht gemacht haben!

Also, wir haben beste Erfahrungen gemacht, die Schleusen am Vortag telefonisch zu fragen. Tipp noch von Stegkollegen. Das Übernachten im Ober- und Unterwasser ist untersagt. Über das Handy (über Funk hören ja alle zu!!) kann man sich bei Bedarf schon mal arrangieren.

Wir haben grundsätzlich so ca 2-5km vorher die Schleusen über UKW angesprochen. Frauenstimmen sind wohl nicht ganz so häufig, also meine Frau (hat natürlich auch den Funkschein) hat im Verkehr immer die Besten Erfahrungen gemacht. Meistens gibt es 2 Kammern, von den eine geschlossen ist (rot über rot). Davor zu warten ist witzlos, da diese geschlossen ist! Also die Kammer mit rot neben rot suchen. Sind die beiden Kammern nicht zu erkennen, so deutet weit vor der Schleuse weißes Dauerlicht auf die geschlossene und weiß blinkendes Licht auf den Weg zur richtigen Kammer hin. In gebührendem Abstand und nicht erst am Zeichen (waagerechter Strich in rotem Quadrat) warten, denn vor der Einfahrt kommt schon mal einiges aus der Schleuse raus! Dann hat man noch genug Platz zum manövrieren. Wechseln die Lichter auf grün neben grün, geht’s rein. Also Fender raus, Weste an (wer lacht da schon wieder), Bootshaken klar und n a c h den Berufern mit ausreichendem Abstand rein. Die Kids dabei in die Kajüte! Auf jeden Fall auch die Handschuhe nicht vergessen, was meint Ihr, wie meine nach 20 Schleusen aussehen, die taugen nicht mal mehr für Ebay! Sind keine Stangen oder Schwimmpoller zu sehen, einfach an die nächste Leiter gehen. An den Schleusenwänden sind die gelb markiert. Keine Angst, nach der ersten kommen noch weitere! Immer, falls irgend möglich, hinten bleiben und nicht nach vorn durchfahren. Achtet mal beim Schleusen auf die Wasserwirbel, die beim Aufwärtsschleusen am vorderen Tor auftauchen. Also, das war manchmal echt beeindruckend! Wir haben 2 Leinen jeweils am Bug und am Heck vor der Einfahrt klargemacht, um beim Anlegen an der Backbordwand (nicht unsere Seite, da Wellenanlage) erst gar keine Hektik aufkommen zu lassen. In der Schleuse hat bei uns keiner auf dem Boot „rumgeturnt“ wir haben das seitlich von der Plicht aus gemacht. Also die Vorleine um eine Sprosse der Leiter, daneben die Heckleine. Beide Leinen einmal um die Mittelklampe und ich halte das Boot mit einer Hand. Da der Rudergänger danach arbeitslos ist, kann er natürlich beim Umlegen ein wenig helfen und das ganze geht recht entspannt vonstatten. Dann ist Pause an Bord bis man oben bzw. unten ist. Jetzt warten, bis das grüne Licht am anderen Schleusenende leuchtet, den Schleusenwärter freundlich grüßen und raus ist man. Ich muss natürlich eingestehen, dass wir jedes Mal viel Platz hatten und nicht zwanzig Mann gleichzeitig durchs Tor wollten. Das nächste Mal probier ich es mit einem Schleusenhaken, könnte doch noch ein wenig komfortabler sein!?


Hinweis: Dieser Bericht gibt nur unsere persönlichen Eindrücke wieder, wie im richtigen Leben macht natürlich jeder seine eigenen Erfahrungen und findet den für sich besten Weg zum Ziel.
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Gruss Thomas,

Glück und Zufriedenheit sind keine greifbaren Dinge; sie sind der Nebeneffekt von Leistung. Ray Kroc
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