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Restaurationen Refits, Lackierungen, GFK-Arbeiten, Reparaturen und Umbauten von Booten aller Art.

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  #1  
Alt 13.10.2019, 15:28
boxboat boxboat ist offline
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Boot: Jollen
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Standard Jollenreparatur im Zelt - Erfahrungen

Nachdem ich letztes Jahr eine Einfachstjolle, Plattbodenboot a la Philip Bolger im Garten bauen wollte, mangels kleiner Halle o.ä. aber dann eine Plastikjolle gekauft hatte, die wie neu war, aber deren Eigenschaften mir nicht gefielen, habe ich in einem Anfall von Verrücktheit eine 55 Jahre alte Sperrholzjolle gekauft, die die letzten Jahre hochkant in einem Unterstand stand, da der Eigner verstorben war.

Oben sah sie so aus, unten so: (Ich hoffe, dass die Bilder hier erscheinen)

Es ist der Vorläufer des Bootes, dass ich Jahrzehnte gesegelt bin, Knickspant mit gerundetem Boden, was man in den 60er gerne dadurch erreichte, dass man das Bodenpanel rund quälte (im Englischen tortured). Es hat danach zwei Krümmungen, eine längs des Kielstringers und eine quer dazu. Mit Blech oder Papier geht das nicht, mit 5 mm sehr gutem Sperrholz geht das, wenn man es zu zweit auf die Stringer leimt und gequält nagelt.

Das Boot weist dann in meinem Falle bei 4 m Lange und 1,4 m Breite dank des dünnen Bodens und eines Decks von knapp 4 mm eine Masse von nur rund 40 kg auf, ohne Mast, Schwert und Ruder.

Ich habe es probegeseglt, das Ruder riss vor dem Dampfer aus den Scharbieren, es leckte, aber es segelte hübsch und erfreute andere mit seinem Oldielook. Und es sprach zu mir, du bist jetzt bald 70, icvh könnte Dir noch 5 Jahre Freude machen. Meine Frau war dafür, die hat ja auch keine Ahnung von Booten, 500 Euro, gekauft, das war verrückt.

Einen Reparaturplatz habe auch in 50 km Umkreis um München nicht gefunden, in allen Schuppen stehen hier Autooldtimer und warten auf den Sommer. München kennt viele reiche Leute. Also habe ich mir eine Limit von 4 Wochen gesetzt und ein stabiles Zelt von der Fims gekauft, die auch so heißt. 4 x 2 m Grundfläche, Dach und Seiten Gewebe mit PVC, 600 gr/m^2, stabiles Gestänge.

Aufgebaut neben dem Haus, und dann den umlaufenden "Süllrand" des Zeltes, ohne den braucht man keines zu kaufen, mit 300 kg Pflastersteinen beschwert, dann braucht man das Zelt nur noch zu den Seiten hin abzuspannen. Es hat Boen mit 8 Bf bei uns überstanden, machte ab und zu dicke Backen, stand aber wie eine 1.

Arbeiten kann man in solch einem Zelt, das auf Rasen steht, noch nicht, denn da läuft das Wasser die Wände runter und tropft von oben. Boden mit einer stabilen Plane auslegen, darauf ein 6 mm Kunststoffvlies, ehemalige Auslegewaren für "Grünflächeneindruck, gabs zum Boot dazu, darin gewickelt überstand es den Transportertransport ohne jeden Kratzer.

Die Decke des Zeltes muss man ebenfalls mit Filz abhängen. Ich nahm Malerfilz für den Boden von der 20 m Rolle, stabiles Zeug, das ich mit der Plastikfolie nach oben innen wie einen Baldachin unter das dach spannen konnte. Dann tropfte nix mehr, es war troicken. Dann zum Boot

Der Bootsboden erwies sich als Katastrophe, denn den konnte man nicht abschleifen. Ich hatte genug Schleifbänder für den Bandschleifer besorgt. Keine Chance, die verklebten, denn auf einem wie Pozellan gesprunegnen DD-Lack auf Holz fanden sich verschiedense Schichten aus 50 Jahren, auch weiche und oben wieder ein DD-Lack o.ä. Am Schlimmsten waren Schichten aus weichem Polyesterspachtel, durchmischt mit andern Zeugs, auch eingearbeitete Stofflappen.

Die Erlösung brachte schließlich eine Zweihand Zierklinge, "Kraftschaber" genannt. Diese Klinge, 4 davon, hielt auch den Krampen und Nägeln stand, solange meine Arme und Hangelenke standhielten. Nach 4 Tagen Vollzeit hatte ich endlich alle Schichten runter, wobei man wegen des dünnen Bodens, der zahlreiche Risse und Brüche aufwies, höllisch aufpassen musste. Dann mit dem Bandschleifer und angehatenem Atem (nicht zu tief kommen) drüber.

Teilweise war das Holz schwarz verfärbt von den Eisenkrampen, mit denen man den Boden (Werftbau) auf die Stringer getackert hatte. Die Nähte hatte man mit Polyestzer und Glasfaserband gedichtet, die sich durch die ehemalige Nässe darunter, abziehen ließen wie besserer Tesafilm, nur härter und schärfer.

Zum Schluss sah es dann an den schönsten, Mut machenden Stellen endlich mit einigen Riefen so aus: (Ich hoffe, das hier ein Bild kommt)

Ich wollte den Rumpf mit Glasfgaser und Epoxi beschichten, aber in einem engen Zelt , kaum größer als das Boot, und alleine(!), kann man keine großen Gewebebahnen auf einem Rumpf ausbreiten und dann mit Squeegee und Epoxi durchnässen und glattstreichen. Keine Chance.

Ich habe mich dazu entschlossen, den Rumpf mit 250 breiten Strefen von der Rolle, vorgeschnitten, und auf das Harz gelebt und denn durchgerollt zu beschichten. Hat auch geklappt, es sah danach aus wie "der englische Patient", aber der Boden war wieder hart und klang wieder wie eine Trommel (220 gr Gewebe, Harz von R und G.)

Hier sollten jetzt Bilder erscheinen.

Darauf kam dann nach Überschleifen eine weitere Schicht Epoxi, das man bis 5 Grad verabeiten kann, das andere nur bis min 15 Grad - und es wurde zunehmend kalt und feucht. Daher der Herstellerwechsel.#

Das ist das größe Problem beim Zelt, man hetzt nur dem Wetter nach, wenn man fertig werden will und muss. Man ist viel zu schnell bereit, Kompromisse zu machen, die man in einer netten Halle niemals eingegangen wäre. Dann noch die Seiten weiß anmalen.

Dann das Deck komplett mit Heißluft und Schaber abziehen, verschiedene Schichten aus 2-K und 1-K zum Schlusasa, die vielen Nägel aus Messing störten da deutlich. Und die Deckschicht Sperrholz war nur 0,8 mm dünn, einmal habe ich durchgeschloffen. Egal, weiter. Dann dort das Epoxi für die niedrigen Temperaturen zweimal drauf, damit alle Nagelköpfe wieder abgedeckt waren. Problem:

Das Harz für niedrige Temperaturen von einem anderen Lieferanten ist sehr zäh, nix für den Pinsel, also harte kurzbortige Rolle. Da steht mdie Schicht dann zuerst wie Hammerschlag, dann fängt sie unter Eigenreaktion an zu laufen. Ich hätte bei dem Harz bleiben sollen, mit dem ich den Rumpf laminiert hatte, aber dafür war es zu kalt geworden. Ob ich Deck und Unterseite vom Boot noch mit einem Klarlack streiche, entscheide ich nach einer saison und wqie sich das alles bewährt.

Noch tausend andere kleine Reparaturen an den Spanten etc. Der Rumpof war innen nicht lackiert oder beschichtet, Gott sei dank. Früher hat man da nur ein wasserabweisendes Mittel jedes Jahr draufgestrichen, wenn es nicht ständig in und unter Wasser lag. Ich habe mich für Bangkirei-Öl von Xyladercor entschieden, das hat keinen Wachsanteil!, mit dfem unsere Terrasse und unsere Fenster Wind und Wetter trotzen. Das war dann eine schnelle Nummer.

Zum Schluss sah der Bootskörper dann ohne Bodenplatte so aus: (hier sollte jetzt ein Photor erscheinen)

Im Photo sieht das besser aus als in Natura, ich bin nicht zufrieden, aber besser ging es in zunehmender Feuchtigkeit und Eile und Nachbarn die fragen, wann ich endlich fertig bin, eben nicht.

Jetzt steht das Boot hockant seitwärts in einem Gestell an der Hauswand und wartet unter einer Plane ab morgen auf den Frühling und die Beschläge - und klar, jetzt wo ich fertig bin in rasender Eile, ist es 24 Grad warm in München.

Fazit: Wer irgend kann, sollte sich den Zeletversuch ersparen, meine tipps dazu funktionieren, aber es ist trotzdem ein sehr beengter "Scheiss". Aber vielleicht nimmt mein Bericht ja manchem die Entscheidung ab, was er tun oder was er lassen will.

Nichts geht über eine Garage mit Heizlüfter oder eine kleine Halle. ich würde es nicht wieder im Zelt machen, auch wenn der Kaffee dann sehr nahe war. Oder das Bier nach 8 Stunden Schaber ziehen.

Tippfehler aus meiner Steam-Punk-Tastatur habe ich nicht mehr korrigiert. Ich habe gestern alles wieder abgebaut, ein rollbares Gestell fürs Boot gefrtigt und will nun in die letzte Sonne dieses Jahres auf die Terrasse.

Bratwürste mit Fenchel und Eißbier, das versöhnt.

Gruß Dieter




ngen
.
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  #2  
Alt 14.10.2019, 09:17
boxboat boxboat ist offline
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Standard Bild fehlte

Leider ist das Bild, das deutlich macht, warum der Rumpf einer Überarbeitung bedurfte, nicht erschienen, andere auch nicht. Hier das zugehörige Bild vom Unterwasserschiff:
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  #3  
Alt 14.10.2019, 09:44
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Schmidts Schmidts ist offline
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Spachteltechnik
__________________
Mein Projekt:
Restauration unserer VEGA Tornado GTS BJ 72
https://www.boote-forum.de/showthread.php?t=237215

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  #4  
Alt 14.10.2019, 10:34
boxboat boxboat ist offline
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Ja, an Spachtel glaubte ich auch und war frohen Mutes, denn Polyester-Spachtel verarbeiten Schleifmaschinen problemlos. Es entpuppte sich aber als eine dicke, unselige Melange aus hart und weich und Faser. Jedes Jahrzehnt und jede heftige Anlandung in diesen Jahren hat halt Spuren hinterlassen.

War ja auch eigentlich zu erwarten ...

So steht der Rumpf jetzt "entspachtelt" und trotzdem stabiler im Rollgestell an der Wand und wartet auf eine Plane. Im Sommer wird dieses Gestell mit Sommerdach zu einem Tomatenschutz beruhige ich meine Frau.
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