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Alt 14.10.2010, 11:32
Steppenlöwe
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Standard Mit dem Kanu auf dem Bodensee

Mit dem Kanu auf dem Bodensee


Es ist Anfang August 2010. Ich habe meinen neu erworbenen, aber 50 Jahre alten Kanadier aus Berlin abgeholt, bin drei Tage auf einem Baggersee in der Nähe gefahren, um ihn auf Funktionstüchtigkeit zu prüfen – und bin jetzt unterwegs zum Bodensee.
Das Kanu ist sicher auf dem Autodach vertäut, das Navi eingeschaltet: Moos Iznang. Zum Kanuclub Singen.

Das Navi benutze ich nur äußerst selten, heute habe ich es eingepackt. Die knapp 150 km Strecke führt mich für etwa 60 km über so manchen Schwarzwaldberg, in Serpentinen hoch und wieder runter. Hoffentlich halten die Gurte, da oben auf dem Dach. Vorsichtshalber überprüfe ich sie alle 30 km – alles ist ok.
Nach drei Stunden Fahrt erreiche ich die Parkplatz-Wiese des Kanuclubs. Werner, der Platzwart hatte mir im Internet diesen Tip gegeben. So habe ich eine Anlaufstelle. Starke Regenfälle, in den Tagen zuvor, haben auf der Wiese zu einer kleinen Schlammbarriere geführt. Also erst die Lage peilen – und dann mit gutem Schwung übersetzen, aufs trockene Land.
Dann melde ich mich offiziell an und kläre den Bezahlungsmodus. Ich zahle das gleiche wie für ein Zelt, das Parken ist gratis: Danke.
Beim Abladen des Kanus helfen mir ein Vater und sein Sohn, mit dem ich Tage später gemeinsam auf die andere Seite, nach Radolfzell fahren werde.

Jetzt aber erst einmal das Boot zu Wasser lassen. Zwischen dem Bootssteg und einem hohen Schilfwald gibt es einen minimalen „Wasserpfad“, der das Wässern sehr vereinfacht. Bootszelt, Matratze, wasserdichte Tonne und Diverses sind im Kanu verstaut. Jetzt geht es endlich los.
Mit einer Hand am Steg entlang gegriffen, und so das Boot geführt, treibe ich auf „offene See“ hinaus. Natürlich bin ich mächtig stolz auf meinen Kanadier, weil der so groß, so alt und so indianisch ist.
Direkt Steuerbord ist Naturschutzgebiet, das ich entlang einer Bojenmarkierung umfahre. Dann übe ich den sogenannten J-Schlag, den Grundschlag beim Kanufahren. Nach einer guten Stunde kehre ich zum Steg zurück, lande das Boot neben dem Schilfgürtel an, und gehe erst einmal nach nebenan, zum Strandbad Moos – schließlich muss der Mensch auch essen. Der Mensch lebt nicht von Boot allein-!

Aha! Es gibt eine richtige Pommesbude, wie in den Siebziger Jahren. Imbiss, Kiosk, Büro, Auskunft, Seelsorgeeinrichtung, Schnackanstalt und Treffpunkt in einem.
Ich nehme Pommes mit Ketchup und eine Bratwurst – die helle bitte. Als Norddeutscher sind mir die roten etwas suspekt.
Das Wetter ist noch ziemlich durchwachsen, deshalb setze ich mich unter ein Vordach, an einen Gartentisch, in einem Strandbad, in deutschen Landen, mit Ausblick auf eine Liegewiese und Badestrand, unter bedecktem Himmel. Ach, wenn man schon so dasitzt, sollte Mann auch ein Bierchen trinken, oder ein Radler. Mmmmmmmh…

Jetzt aber zurück, zum Boot. Hoffentlich ist es noch da. Vorbei an Werner und Belegschaft, die an Laptops sitzen und die Welt steuern. Ich winke, lächel freundlich und bin dann weg. Diesmal fahre ich Backbord entlang, vorbei an einem Yachthafen mit klingelnden Ringen an riesigen Masten, knarrenden und wabernden Booten. Ach ist das Leben schön.
Zwei Stunden später habe ich Anker geworfen, das Bootszelt aufgebaut und mein „Bett“ gemacht. In Gedanken übe ich noch den J-Schlag.

Am nächsten Morgen frühstücke ich im Nachbarort. Ganz schlicht. Kaffee und Croissant. Dann frage ich Werner, wie weit es wohl ist, auf die andere Seite zu fahren, nach Radolfzell. Ungefähr zwei Kilometer, meint Werner.
Das ist also mein heutiges Ziel. Und dann alleine, mit dem großen Kanadier, einem jungfräulichen J-Schlaggefühl und ganz viel Sehnsucht nach Irgendwohin.
Fischerboote, Motorboote, Segler und ein „Ausflugsdampfer“ durchpflügen die See, kreuzen meine Bahn. Schiff ahoi!
Alles verläuft wunderbar. Sicher erreiche ich die andere Seite, Radolfzell. Ich ankere direkt in der Nähe des Konzertsegels und gehe dann in das benachbarte Cafe, mit Biergarten.
Meinen Kanadier lasse ich nicht aus den Augen.

Zugedeckt, liegt er schlafend in seinem leuchtenden Blau.

Andreas

Geändert von Steppenlöwe (14.10.2010 um 21:48 Uhr)
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