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Restaurationen Refits, Lackierungen, GFK-Arbeiten, Reparaturen und Umbauten von Booten aller Art.

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  #1  
Alt 25.05.2020, 06:26
Zille123 Zille123 ist offline
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Hallo Leute mein Name ist Peter und ich bin neu hier, kurz zu meiner Person ich bin auch Österreich und 24 Jahre alt, ich bin leidenschaftlicher Fischer und habe nun folgendes Problem:
Ich habe vor drei Tagen eine alte Holzzille 3,5m im Sand vergraben gefunden also Unter Wasser, ich habe diese ausgegraben und stellte fest dass sie sehr gut in Schuss war, das Holz weist keine Fäulnis oder sonst was auf. Ich habe es nun abgekärchert und habe festgestellt dass es natürlich undichte Stellen hat, die Bretter sind alle ok nur dir einzelne Spalten vorne hinten und in der Mitte tritt Wasser ein.

Es liegt nun in der Garage zum austrocknen da das Holz komplett angesaugt ist.

Ich möchte es weil es möglich ist sie gerne wieder fit machen, ich hätte mir folgendes überlegt und zwar... die Fugen innen und außen verdichten und unten dann mit schwarzem Blocker einlassen.

Keine Ahnung ob das passt,? Womit sollte ich das Boot abdichten usw.
Ich brauche echt Hilfe und tipps da ich das noch nie gemacht habe!!!

Danke Glg
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  #2  
Alt 25.05.2020, 07:05
Benutzerbild von Frank mannheim
Frank mannheim Frank mannheim ist offline
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Wenn du das Holz austrocknen lässt werden die Spalten nur größer.
Die Holzbootbauer melden sich aber bestimmt noch.
__________________
Gruß
Frank
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  #3  
Alt 25.05.2020, 08:02
Zille123 Zille123 ist offline
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Ja das dachte ich auch schon, aber das Holz ist komplett vollgesoffen keine Ahnung wie lang es unter Wasser war
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  #4  
Alt 25.05.2020, 08:42
Fillette Pénichette Fillette Pénichette ist offline
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Hallo Peter, alte Holzboote dieser Bauart wie Zillen werden genau so auf diese
weise gelagert, Versenkt oder in nassem Sand eingegraben um sie zu erhalten.
Vergewissere dich zuerst ob wer ein Eigentum daran hat, Anglervereine zum
Beispiel wissen meist wer solche Boote heute noch hat, könnten weiterhelfen.

Wenn es gesichert ist das es OK ist das du das Boot halten kannst, können wir
dir helfen, solche bzw. ähnliche Anglernachen wie Zillen werden bei uns noch
heutzutags neu Gebaut, auch Restauriert, wir haben selbst eins davon in einem
Altrheinarm liegen (versenken das auch wird es länger nicht genutzt) - wir haben
dieses ebenfalls neu abgedichtet, müssen das auch immer wieder machen und wir
benutzen geflochtene Binsenschnürre dazu wie es einstmals immer schon üblich war.
Grüssle DLK
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  #5  
Alt 25.05.2020, 11:00
Zille123 Zille123 ist offline
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Hallo nein keine Sorge, das war unter Wasser und kette abgerissen und lag bei mir bei der Fischerhütte unterm Steg, wurde wie so vieles angeschwemmt.

Binsenschnüre klingt interessant müsste ich mich mal umschauen was das ist!
Und sollte ich dann noch einen schwarzen blocker drauf geben, das war so üblich damals
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  #6  
Alt 25.05.2020, 12:20
Fillette Pénichette Fillette Pénichette ist offline
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Hallo Peter, wenn du dir nun so sicher bist das es dein Eigentum ist,
dann gehe ich nun mal etwas tiefer ins Detail wie das bei uns so läuft .

Binsen sind Schilfrohre die man in Streifen von den Halmen abzieht,
Wässert das sie weich werden, Flechtet und in Rollen trocknen lässt.
Dann kann man die wie man die braucht mit "Krampen" zwischen die
einzelnen Bretter in 2 Lagen an einem Brett der Länge nach befestigen.

"Krampen" wurden früher selbst hergestellt, wie in eine U-Form gebogen,
die äusseren Drahtabschnitte auch nur aussen angeschärft damit sie sich
ins Holz beim einschlagen reinbogen, so besser halt gaben.
Heute nimmt man Tackerklammern der Einfachheit halber dazu.

Auch da wo etwas genagelt wird, da wurden die Nägen einseitig
angeschliffen damit sie in einem Bogen ins Holz gingen.
Die Nagelspitze dann nach hinten umgeschlagen, so konnten die
Nägel nicht mehr auswandern wenn das Holz arbeitet, zu dem
waren es 4 KT Nägel, Handgeschmiedet mit großem Kopf .
Hier nimmt man heute Spaxschrauben der Faulheit wegen.

Die Binsenrollen werden in der Länge der Bootslänge aufgerollt und daran
wird das nächste Bootsbaubrett dran mit Schraubzwingen stramm angelegt.
Die Spanten der Mitte verschraubt das hält alles an seinem Platz fest.
Da die Bretter an Bug und Heck hochgebogen werden ist es ab dem
mittleren geraden Bootsteil so noch immer eine lockere Verbindung.
Am Ende eines Neubaues kommt am Bug das Kettenbrett zur Befestigung
hin das dem Bug Stabilität gibt, ein großer an die Form angepasster
Eichenholzklotz, früher auch so am Heck, heute wollen die meisten einen
Spiegel das sie AB Motoren anhängen wollen, auch der Faulheit wegen.

Zu Reparaturzwecken breiterere Risse oder solcher Verbindungen werden
zuerst Baumwoll/Sisal/Jutegewebe unterhalb angeklammert auf die dann
solche Binsengeflechte vorsichtig 1-2 lagig eingetrieben werden wie das
Kalfatern, die Binsengeflechte kann man durch vorsichtiges zusammen
klopfen auf die benötigte Breite/Dicke aufschlagen und dann eintreiben.

Die Gewebten Stoffstreifen haben ca. 50mm breite, 2-3 mm dicke,werden
in erwärmten Bitumen/Pech/Teer getränkt zuvor der etwas Dünnflüssiger
wurde um einen ersten Schutz gegen Verwilderung zu bekommen.
Das ist das alte tradionelle Handwerk wie es bei uns ausgeführt wurde.

Als Dichtstoffe dient der selbe Teer, dieser wir nun Vorsichtig weiter
erwärmt, damit er dabei nicht Feuer fängt und beginnt zu Brennen,
da es schnell passieren kann machen wir das im Heißwasserbad und
durch dieses Auskochen wird der Teer zäh wie Honig aber läuft durch
das Erhitzen dennoch bis in die kleinsten Fugen, wird abkühlen, dann
Trockenen lassen bzw. Geschmeidig bleiben fast wie Knete, Dichtet ab.

Das Bootsbauholz sind bei uns nur Nagelhölzer ohne Äste und wird auch
nur mit Holzkohleteer eingestrichen, muß lange Trocknen und vor allem
"Ausstinken" und auch dieser Teer wird immer warm bis heiß verarbeitet!

Mein Mann erlernte das alte Bootsbauerhandwerk in Holztechniken noch
in den 80er Jahren, er Repariert heute auch noch solche Boote die bei
uns Regional "Dreiborde" genannt werden und als Fischernachen dienen.
Wie geschrieben haben wir selbst einen davon, auch alt, etwa 50 Jahre.

Wir reinigen gebrauchte und so konservierte Boote auch nicht mit
dem HD Reiniger da dieser die Holzstruktur zerstört, die Holzporen
öffnet, wir nehmen Wasserschlauch und Wurzelbürsten zur Hand dazu.

Grüssle DLK

Geändert von Fillette Pénichette (25.05.2020 um 12:49 Uhr)
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Alt 25.05.2020, 13:52
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Jugocaptan Jugocaptan ist offline
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Also abgesehen davon, dass heutzutage kein Mensch mehr Zillen aus Brettern sondern aus Dreischichtplatten verleimt baut, war deine Schilderung schon sehr aufwendig aber fast richtig.

Die einzelnen Bahnen der Holzbretter sollten angefast sein. In die Spalten wird Werg eingedrückt, und jede Bahn mit einer Dreikantleiste, festgehalten durch Krampen verdichtet. Dann wird die Zille gewässert. Irgend welche Anstriche werden fast nicht aufgebracht, früher hat man manchmal mit Kabolineum gearbeitet.

Natürlich kann man dem Boot nach Austrocknung ein "Leichenhemd" (Glasfasermatte in Polyester, vorher G4) verpassen. (eine meiner Zillen hat dann auch 8 Jahre gehalten)
__________________
mit lieben Grüssen aus Wien - Peter
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  #8  
Alt 25.05.2020, 15:48
Fillette Pénichette Fillette Pénichette ist offline
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Zitat:
Zitat von Jugocaptan Beitrag anzeigen
Also abgesehen davon, dass heutzutage kein Mensch mehr Zillen aus Brettern sondern aus Dreischichtplatten verleimt baut, war deine Schilderung schon sehr aufwendig aber fast richtig.
In unserer Region und Umfeld werden sehr wohl noch solche Boote aus Naturbrettern
gebaut und das von verschiedenen Bootsbauern die das alte Handwerk noch können!

SWR TV hat Dokumentationen dazu gedreht und bei uns werden auf
Dorffesten solche Bootsbauten aus alten Zeiten heute noch vorgeführt!
Das ist in ganz Baden und darüber hinaus bekannt, auch im Elsaß dazu!
Bei uns kenne ich kein einziges Boot aus Dreischichtplatten und auch kein
einziges mit GFK "Leichenhemd" überzug und es hat noch hunderte davon!

Karbolineum wurde auch bei uns in der Region verwendet solange es das gab,
was heute unter dem Namen verkauft wird ist ähnlich aber nicht mehr das selbe.
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Alt 27.05.2020, 07:42
Zille123 Zille123 ist offline
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Danke für die tollen Tipps, eine Frage habe ich jtz noch und zwar sollte man das Holzboot lackieren oder lasieren, ich tendiere eher zu Lack.
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  #10  
Alt 27.05.2020, 08:11
Fillette Pénichette Fillette Pénichette ist offline
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Zitat von Zille123 Beitrag anzeigen
Danke für die tollen Tipps,
eine Frage habe ich jtz noch und zwar sollte man das
Holzboot lackieren oder lasieren, ich tendiere eher zu Lack.
Je nach dem was zuvor Aufgetragen wurde
wird weder ein Lack noch eine Lasur halten.
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