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Langzeitfahrten Alles für die grosse Fahrt.

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  #101  
Alt 09.03.2012, 08:53
hik hik ist offline
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Erstmal vorweg, ich habe mich mit meinen Aussagen nicht direkt auf Dich bezogen, war nur eine allgemeine Feststellung.

Zitat:
Zitat von chromofish Beitrag anzeigen
Lies Post 63 von mir - Stichwort Überlebenswille


Das man das tut, ist eine besondere Leistung
Da sind wir uns ja einer Meinung.

Zitat:
Zitat von chromofish Beitrag anzeigen
Wenn man mit unzureichendem Gerät unterwegs ist und man trotzdem überlebt, nenne ich das Glück. Du bist doch Bergsteiger und wunderst Dich nicht, wie manche ins Gebirge gehen?
So einfach ist das nicht, was unzureichendes Material ist, lässt sich wohl nicht so einfach definieren. Wenn ich ein Projekt plane, wo ich ganz bewusst mit bestimmtem Material etwas erreichen will, kann man das nicht vergleichen mit einem Wanderer der aus Unwissenheit oder Leichtsinn mit Stöckelschuhen am Berg rum klettert.
Aber zum Beispiel eine 8000er Besteigung mit oder ohne Sauerstoff, könnte man da vergleichen, beide waren oben, aber die Leistungen sind nicht zu vergleichen! (Nur der Korrektheit halber, als "Bergsteiger" würde ich mich genauso wenig bezeichen wie einen Freizeitskipper als "Seefahrer" )



Zitat:
Zitat von chromofish Beitrag anzeigen

Muss ich erst einmal ein Faltboot übers Meer paddeln, um dann eine Meinung dazu zu haben?

Das meine ich mit Trolligkeit

Da gebe ich dir zu 100% Recht! Diese Aussage nehme ich zurück. Das muss man natürlich nicht.

Grüße,

hik
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  #102  
Alt 09.03.2012, 10:24
Benutzerbild von wolf b.
wolf b. wolf b. ist offline
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Jetzt wäre es schön, wenn zum Thema zurückgekehrt werden würde.

Janice, gibt es irgendwann weiter Bilder?
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  #103  
Alt 10.03.2012, 07:02
Kato Kato ist offline
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Auch meinen Glückwunsch zur bestandenen Reise und zur ersten deutschen Frau per Ruder über den Atlantik
Ist immer wieder aufregend sowas zu verfolgen.
Höchsten Respekt!
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  #104  
Alt 10.03.2012, 17:22
Benutzerbild von Petermännchen
Petermännchen Petermännchen ist offline
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Hallo Janice,

meine Glückwunsch für deine Leistungen!
Ich bin wirklich angetan von deiner Art der Vorbereitung, dem Willen und der Ausdauer, dass dann auch durchzuziehen.

Vermutlich sind bei den Vorbereitungen und Trainings einige Situationen aufgetreten, in denen man anfängt zu zweifeln.

10Std. rudern je Tag bei einem Kalorienverbrauch von 4.000-8.000, das ist schon heftig! Ich könnte mir vorstellen, das die Sitzposition aufgrund des Ruderns nicht optimal ist. Du schaust ja immer hinten raus!
Dafür bleibt allerdings der Schwerpunkt schön weit unten.

Wäre die gleiche Leistung auch mit einem Julo zu erreichen gewesen? Ich weis, dass tonnenschwere Schiffe von Frauen im Hafen gerudert werden, kann aber nicht sagen, wie gut das bei hoher Welle klappt.

Zum Schluß:
Lass dich nicht in deiner Leistung kleinreden. Hilfen hat jeder irgendwie gebraucht und sei es nur, um an das Wissen zu gelangen um dann etwas herzustellen. Sinn der Reise war ja nicht, mit möglichst wenig Equipment oder Unterstützung oder Wissen oder Fähigkeiten oder... oder... die Reise zu vollenden, sondern eben rudernd.

Du hast dir eine Traum erfüllt und geh'st jetzt auf eine weiteren los.

Ich drück dir die Daumen und freue mich auf deine Abenteuer!

Gruß

Peter
__________________
Ich bin kein Tourist, ich lebe so.

Geändert von Petermännchen (10.03.2012 um 17:43 Uhr)
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  #105  
Alt 10.03.2012, 22:49
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jannie jannie ist offline
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Moin Janice,
ich habe Deinen Blog ziemlich komplett gelesen, war schon richtig spannend. Ne ziemliche Leistung, so sportlich bin ich nicht. Verbesserungsfähig kam mir nur die (nicht vorhandene?) Kühlung der kleine Schlupfkoje vor.
gruesse
Hanse
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  #106  
Alt 11.03.2012, 07:39
Kato Kato ist offline
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Ganz interessant finde Ich eine Aspekt den Janice im letzten Blog Eintrag anspricht.
Ob ich Heyerdahl, Erdmann, Gerard d`Aboville, die Bücher von Nordic oder andere Menschen lesen die einen längeren Zeitraum auf See verbracht haben, haben zumeist eines gemeinsam. Die Gehirnwäsche unserer kranken Gesellschaft fällt mit der Zeit ab. Man erkennt wieder den Unterschied realer Probleme und solchen die uns unsere Gesellschaft künstlich aufdrückt. Ist man zurück ist man häufig überfordert mit dem was man dann wiederfindet.

"Der gleiche Mist in den Nachrichten, die gleichen Kopfschmerzen wenn ich das Autoradio andrehe. Augenkrebs im Internetbrowser und womöglich Magenkrebs von der bunten Chemie-Cuisine in meinem Kühlschrank. So Sachen eben. Und draußen, In der Stadt? – Überall ist Krach, aber ich vernehme keine Botschaft. Aus allen Richtungen durchlöchern mich sterile Farben, die aber nach nichts riechen oder schmecken. Eine Vergiftung der Sinne." von http://www.rowforsilence.com/de/blog/

VG Sebastian

Anmerkung für Janice:
Ich habe diesen Herbst meinen Fernseher, Radios etc. auf den Sperrmüll verbannt und gegen Pflanzen getauscht.
War eine unheimliche Erleichterung davon nicht mehr terrorisiert zu werden!

Geändert von Kato (11.03.2012 um 07:52 Uhr)
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  #107  
Alt 11.03.2012, 11:05
lulila lulila ist offline
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Ein ehrenwertes Ziel, allemal:

Dolphin Rescue:

http://www.youtube.com/watch?v=a9v14m0Gxh8&feature=youtube_gdata_player

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  #108  
Alt 11.03.2012, 11:58
Wepi Wepi ist offline
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Zitat:
Zitat von Kato Beitrag anzeigen
...
Anmerkung für Janice:
Ich habe diesen Herbst meinen Fernseher, Radios etc. auf den Sperrmüll verbannt und gegen Pflanzen getauscht.
War eine unheimliche Erleichterung davon nicht mehr terrorisiert zu werden!
Dass es dazu nötig ist, alle diese Geräte zu entsorgen und völlig medienabstinent zu leben, halte ich für übertrieben. Auf gute Fernsehbeiträge ( auch die gibt es) und gute Musik aus dem Radio möchte ich nicht verzichten. Bin schließlich kein Eremit. Man darf sich eben von den Massenmedien nicht terrorisieren lassen. Dafür reicht aber der Ausschaltknopf!
Gruß
Wepi
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  #109  
Alt 11.03.2012, 12:05
Leukermeerbewohner Leukermeerbewohner ist offline
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Zitat:
Zitat von Kato Beitrag anzeigen
Ich habe diesen Herbst meinen Fernseher, Radios etc. auf den Sperrmüll verbannt und gegen Pflanzen getauscht.
War eine unheimliche Erleichterung davon nicht mehr terrorisiert zu werden!
Hi Sebastian ,
sorry , aber mal ganz im Ernst und ohne dir zu Nahe treten zu wollen , so ein TV oder Radio tut dir nichts , zumal du darüber entscheidest ob es angeschaltet wird oder nicht .
Pflanzen sind viel schlimmer , habe da schon schlimme Filme drüber gesehen , Angriff der Killertomaten oder die Triffids
Gruß Udo
__________________
Ich werfe gerne Stöckchen und es gibt immer jemanden der darauf anspringt und mitspielt
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  #110  
Alt 16.03.2012, 10:54
Janice Janice ist offline
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105 Danke in 13 Beiträgen
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Ich hatte eine ganze Menge geschrieben - doch leider wurde ich inzwischen ausgeloggt und verlor alles beim absenden. Vielleicht auch gut so.

Es ist schwierig mich hier umfassend zu rechtfertigen. Es schweben doch einige Vorwürfe im Raum, die ich aber gern entkräften möchte. Mich über Lindemann und Bombast zu äußern ist auch schwierig, die sie sich ja nichtmal gegenseitig Respekt zollen konnten und des Betruges verdächtigten. Bombard der nicht mal navigieren konnte und wusste wo er war, erscheint mir auch ein schlechter Ratgeber. Ich habe mich mit Herrn Nehberg getroffen, habe mir einiges von seiner Einstellung abgeschaut. Aber nicht alles. Und: Ich gehe meinen Weg, wäge mich mit ANDEREN (nicht größeren!) Problemen konfrontiert als all die Lindemanns, Bombards oder Nehbergs. Aber wahrscheinlich mussten auch diese sich schon mit Vorgängern messen, die noch so taff waren und nur mit der Flasche Rum in der Hand Amerika entdeckten. So ungefähr.

Alles was ich getan habe: Ich bin gerudert. Sehr gut vorbereitet. Allein. In einem Ruderboot. Ich vergleiche das nicht, ich bewerte das nicht. Ich bin über MEINEN Ozean gerudert - sage nicht das andere das tun sollten oder es ihnen etwas bringen würde. Aber irgendeinen "Ozean" haben wir alle vor uns, den man sich irgendwo nicht zu queren traut.

Ich wäre sehr auf selbstdarstellung fixiert, schreib jemand, würde so tun als hätte ich alles allein gestemmt obwohl das Projekt über Sponsoren bezahlt worden wäre

Nein! Es war mein Projekt und das ist es bis heute geblieben. Ich hatte Menschen die mir geholfen haben, ja klar! Noch im Jetleg bin ich ins Auto gesprungen und habe sie besucht und sie in meine Arme genommen. Ich weiß sehr wohl dass es ganz allein nie möglich gewesen wäre. Und dennoch: Ich habe das Boot fast komplett allein ausgerüstet. Bin monatelang mit Epoxid, PU und Lack und tiefen Schnitten an meinen Händen herumgelaufen und habe Tage und Nächte dieses Boot zusammengeschraubt. Ich hatte tolle Sponsoren, richtig. Dank Ihnen konnte ich am Ende das beste Equipment mitnehmen und mich darauf verlassen. Finanziert habe ich aber den Großteil des Projektes trotzdem allein. Ich habe zwei Jahre meines Lebens in die Vorbereitung gesteckt und kann behaupten: Es ist MEIN Projekt geblieben und ich war wirklich gut vorbereitet. Wäre die komplette Elektronik ausgefallen - ich hätte es trotzdem geschafft. Hätte navigieren können, Wasser entsalzen können und mich auf meine (nautischen) Fähigkeiten verlassen können. Ich bin kein Küken, ich bin erfahren genug um mich auf diesem Ozean messen zu dürfen.

Und der Medienrummel? Es ist ein Segen für die Kampagne! Ich bin stolz dass wir so viele Menschen erreicht haben. Aber für mich? Für mich ist das nicht einfach! Ich genieße das nicht. Ich tue es, weil es richtig ist. Knapp 50% aller Medienanfragen lehne ich im Moment ab - es ist mir zuviel. Ich weiß das ist schwer zu kommunizieren: Aber ich versuche einfach eine Umweltkampage ins Bewusstsein der Menschen zu bekommen, weil ich wirklich daran glaube dass wir etwas bewegen hier. Idealismus oder nicht. Ich bin gern Idealistin! Ich fände es großartig wenn sich die Medien auf das Boot eingeschossen hätten und ich mich hätte dahinter verstecken können. Aber das geht nun einmal nicht. Ich stehe nunmal im Zentrum des Projektes - sitze an den Rudern. Ich freue mich über schöne Artikel, ich bin extrem glücklich wo ich die Kampagne plötzlich im Kinderradio wiederfinde. Das macht mich stolz und zuversichtlich das Richtige zu tun. Ich bin kein extrovertierter Mensch, ich versuche einfach einen Spagat zwischen dem was sinnvoll und richtig ist, und dem was ich einfacher haben könnte: Meine Ruhe ... Stille.

Und zum Thema physische/psychische Herausforderung:

Ich meine, es ist doch immer das Gleiche. Ob jemand rüber segelt, kitet, rudert, paddelt, treibt … die Kommentare am Ende eines Zeitungsartikels ändern sich nicht. Es finden sich immer erfolgreiche Bürostuhlsegler, die solche Leistungen aus eigener Erfahrung im Internet relativieren können. Es geht ja nicht mal nur darum ob es nun so hart und taff war - es geht darum dass jemand aufsteht und seinen Traum verwirklicht. Das ist es was mir am schwersten gefallen ist. Das ist die größte Herausforderung im Leben. Es ist soviel einfacher mich in einem Forum einzuloggen und andere Projekte zu bewerten. Es ist sehr ernüchternd für mich, wo ich solche Kommentare zB. hier lese:

http://www.zeit.de/sport/2011-11/jak...art=9#comments

Ich meine, wir sind doch Menschen! Wir sind überhaupt erst in der Lage solche Kommentare zu schreiben, weil andere sich verwirklicht haben, Computer entwickelten. Risiken eingingen: Die Welt erkundeten. In welchen Dimensionen auch immer. Irgendwann ist mal ein Affe aufgestanden und auf zwei Beinen gelaufen ... ich würde mich sehr stark dafür interessieren, wie wohl die Kommentare bei Der Zeit ausgefallen wären ob dieser Nachricht "Affe klettert vom Baum und läuft auf zwei Beinen". Darauf der Kommentar von Bimbo: "Wieder so Verrückter. Wird sich die Beine brechen. Aber der Steuerzahler wird schon für die Operation aufkommen"

Ihr wisst was ich meine. Ich habe nicht Amerika entdeckt oder dafür gesorgt dass mehr Menschen nach Schiffsunfällen überleben können (Lindemann) - aber ich bin ein Mensch, tue was ich für richtig halte. Verwirkliche mich und setze mich dafür ein, dass unsere Kinder keine Müllhalden und toten Meere erben. Ich gehe ein (kalkuliertes) Risiko ein ... ja. Mensch eben. Und ich bin überzeugt davon, dass ein viel größer Schaden damit angerichtet wird, dass sich Menschen nicht verwirklichen und zwanghaft anderen Erwartungen unterordnen. Sich bis zum Burnout im Büro verausgaben und sich keine Zeit mehr für sich selbst nehmen und es wagen eigene Träume zu leben.

Es ist richtig: Mental empfand ich die Herausforderung als die Größte. Es ist nicht der Moment wo du die Leuchtraketen abschießt und gleich von einem Trawler plattgewalzt wirst, es ist nicht der Moment wo du unter Wasser beim Rumpfschrubben von einem gigantischen “Etwas“ angerempelt wirst und gleich meinst verschlungen zu werden. Adrenalin ist eine tolle Droge!

Die Angst kommt hinterher, wenn man sie zulässt. Und selbst wenn nicht: Es addieren sich die Probleme: Wind, haushohe Wellen, extrem laute Geräusche, Haie, Nässe, Dunkelheit, Schmerzen, Hunger. Man entwickelt zwar nach einigen Wochen eine ungeahnte Routine. Kommt klar in schwärzesten Nächten in haushohen Wellen. Unglaublich wie anpassungsfähig der Mensch ist. Aber wenn die Wellen verschwinden, Ruhe einkehrt, dann liegt man für 2 Stunden in der Kabine und kann plötzlich noch schlechter schlafen. Die Haie kommen dann, reiben sich am Rumpf, die Gedanken kommen dann, reiben sich an der Seele. Alles in der Kabine reibt sich an der kaputten Haut. Wenn ich zwischen den Blitzeinschlägen und bei mehr als 40knoten Wind nicht schlafen kann, dann hilft es mir leider auch wenig, dass andere vor mir viel höhere Wellen erleiden mussten.

Die ersten Tagen waren physisch ein Albtraum. Ich ruderte ununterbrochen, da sich der Wind gedreht hatte und mich wieder gegen das Land drückte. Ein Kurs von 245 und ich wäre an den Klippen zerschellt. Bei 248 wusste ich, dass ich jetzt irgendwie schlafen muss. 3 Grad zwischen Schlaf und Katastrophe. Ich hatte große Probleme mit der Seekrankheit und vor mir reihten sich im Verkehrstrennungsgebiet nach Gibraltar die Tanker an einer Perlenschnurr auf. Im Minutentakt riss mich irgendein Alarm aus dem Rudersitz.

… Hier schrieb jemand: Die Abfahrt bei gutem Wetter wäre ein Leichtes gewesen …

Nein! Es war die Hölle! Die erste Woche war die Hölle. Ich hatte große Schmerzen, mir war extrem schlecht und ich brauchte 5 Minuten um eine MMSI vom Plotter in das Funkgerät zu übertragen. Alles war verschwommen, mir war extrem schwindelig. Ich musste funktionieren und habe funktioniert. Ich hatte nie den Finger an der EPIRB. Ich habe in der Nacht mit schlotternden Knien Katastrophen abwenden müssen. In Unwettern, vor Kollisionen, gefangen in illegalen Treinetzen - nie hätte ich aufgegeben. Ich habe hinter mir abgebrochen und war nicht bereit andere Menschen mit einer riskanten Rettungsaktion in Gefahr zu bringen. Nichtmal wo sie mich in Gefahr brachten mit Ignoranz und Leichtsinn. Aber was machst Du wenn ein 320 Meter langer Tanker auf dich draufhält und keiner auf der Brücke ist und antwortet?

Nicht um jeden Preis hoffte ich auf einen Ausstieg. Erst einmal weg von Land gibt es auch keine Rettungsboote und Hubschrauber mehr. Es gab keinen Sofortausstieg. Es kann Tage dauern bis vielleicht ein Frachter den Weg zu mir findet. Von den Kosten ganz zu schweigen. Es gibt keine Garantie der schnellen Rettung. Wenn Du über Bord gehst dann ist sowieso Feierabend. Man sollte das beste tun um sich abzusichern, aber sich nicht auf diesem Gedanken ausruhen.

Will sagen: Man geht physisch wie psychisch an die Grenzen. Auch in einem High Tech Ruderboot und nicht nur im Lindemannschen Holzboot.

Aber es ist richtig wie ihr schreibt: Ich ruderte nicht 90 Tage am Limit. Erstmal weg vom Land wurden die Ruderschläge sanfter. Die mentale Herausforderung bleibt. Es sind nicht die 2 Stunden am Stück am Ruder, es sind 10 Stunden am Tag und das monatelang. Der Körper reibt sich auf, die Haut entzündet sich - man rudert auf Geschwüren. Die Sehnen entzünden sich, die Muskeln schmerzen. Dazu der Schlafmangel. Nein, das ist kein Urlaub in einem High Tech Ruderboot gewesen. Die Halluzinationen am Anfang sind wenig idyllisch oder hilfreich. Man kann sich nicht ins Märchenland träumen.

Und dennoch ... es gibt sie diese Momente, wo der Ozean die Prachtkleider anzieht und dich mit seiner Schönheit einfach umschmeißt! Ich denke das habe ich im Blog ausreichend beschrieben

Ob Lindemann nun gepaddelt ist oder nicht. Im Holzboot oder der GfK Superyacht: Es ändert nichts daran dass ich noch Schmerzen habe und schrecklich stolz darauf bin das geschafft zu haben. Ich habe meine Grenzen ausgelotet, in meinem high tech boot und viele Menschen damit für ein gewaltiges Problem sensibilisieren können. Ich hatte andere Probleme als Lindemann - zweifle u.a. daran dass er sich all zu sehr wegen Tankern, Treibnetzen und Frachtern sorgen musste. Seine Route hätte ich auch nicht als Herausforderung mehr verstanden - ein Grund warum ich nicht von den Kanarischen Inseln gestartet bin. Und war Bombard wirklich so viel besser vorbereitet als ich? Ich glaube diese Frage hat er selbst auf dem Ozean in seinem tagebuch beantwortet. Zitat: "Als Anfänger in der Navigationskunst weiß ich nicht, wo ich bin; ich glaube nur, dass ich es weiß.".


Mein Aufgabe hiess Portugal, mein Ziel Barbados. Und ich wusste immer wo ich war. Auch ohne GPS. All die Lindemanns und Bombards suchten eine andere Herausforderung als ich, sie waren vielleicht noch taffer und zäher als ich. Nicht so verwöhnt von online Bestellungen, Pizzaservice und GPS iPhone. Aber waren sie besser vorbereitet oder "weniger leichtsinnig" ??? Ich bewundere beide ein Stück - aber verkläre sie nicht. ICH habe MEIN persönliches Ziel erreicht. Nicht das von Lindemann oder Bombard.

Aber was soll ich auch anderes schreiben?

Nun habe ich neue Ziele. Gehe auf den Pazifik. Mit dem selben Idealismus. Ich habe keine Ahnung wie ich das finanzieren soll, habe keinen Super Mega Sponsor der mal eben mit den Scheinen winkt. Nein, ich werde mich wieder monatelang durch die Vorbereitung quälen, wenig schlafen und es am Ende doch wieder anständig hinbekommen und bestens vorbereitet ablegen.

Zum Thema Reizüberflutung: Ja, ich leide im Moment sehr stark darunter. Ich habe versucht sehr ehrlich im Blog darüber zu schreiben

Die Bilder? Ich sichte gerade die SD Karten. Viele neue Videos und Bilder gibt es bereits bei Facebook. Kommen nach und in den Blog. Die live Bilder finden sich ja noch HIER.





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"Tosende Stille" - Eine Frau rudert über den Atlantik und findet sich selbst

Geändert von Janice (16.03.2012 um 13:21 Uhr)
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  #111  
Alt 16.03.2012, 11:57
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WOWWW -- doch meinen RESPEKT!

Sorry für meinen ersten Beitrag...
Ich meinte damit, dass ich eher der "laute" Fahrer bin.

Weiter so - tolle Leistung
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Haarliche Grüße -- HEF! Fun aus Ulm!
... die Stadt der REICHEN und SCHÖNEN
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  #112  
Alt 16.03.2012, 12:31
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Nochmals: Respekt und eine ehrliche Verneigung vor dieser Leistung.
Bei allen, die meinen mit diesem Boot und überhaupt, so schwierig wäre das ja nicht, frage ich mich immer, warum sie den noch zu hause sitzen und nichts vergleichbares tun.
Ich bin mir sicher, das in jedem Beitrag der solche oder vergleichbare Leistungen schmälert, ein gewisser Neid die Ursache ist und zwanghaft nach einer Entschuldigung gesucht wird, warum man selbst nichts vergleichbares macht.
Das wäre aber absolut nicht nötig, denn das jemand sowas macht, heißt ja nicht, dass jeder andere dies soll oder könnte.
Ich bewundere Dich und alle die solch eine Energie aufbringen um die normalen Grenzen etwas zu verschieben.
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Gruß Karl-Heinz

Die Bücher über meine Traumreise
2008 , 2010 und 2012 können jetzt per PN oder Mail bei mir bestellt werden.
Für Details Jahreszahl anklicken. Auch als E-Book verfügbar.
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  #113  
Alt 16.03.2012, 12:46
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Karl Heinz, ich habe dir gerne ein Danke dafür gegeben !!!
Wollte eben das selbe bis auf den Punkt und das Komma schreiben.

Tolle Frau !!!

Wobei mir egal ist welches Geschlecht grosses vollbringt.
Respekt gehört diesen Leuten in jeder Hinsicht.

Und ja..... so etwas geht nur wenn man unterstützt wird.
Aber wird nicht jeder täglich unterstützt ????
Ich gehe zum Bäcker und alles ist fertig.
Ich gehe auf die Toilette und alles funktioniert.
Ich schreibe hier im Forum weil andere es möglich machen....

Und Janice hat hier verdammt viel Achtung verdient

....ach so, auch ihre Schuhe wurden von jemandem genäht der einfach in das System gehört.
(Wenn das so ist dann könnte ja anscheinend jeder mal übern Atlantik paddeln)

Danke Janice für das was ich bisher von Dir mitbekommen habe !

Gruß
Richi
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Relativ ist: wenn mir einer seine Nase in den Hintern steckt.....Dann haben beide eine Nase im Hintern ! Nur ich bin relativ besser dran
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  #114  
Alt 16.03.2012, 13:10
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Hallo Janice, meinen Respekt für deine Leistung hatte ich ja schon in einem anderen Posting ausgedrückt, aber ich möchte gerne auch auf die kritischen Beiträge eingehen: Es ist, gerade in Deutschland, nunmal nicht einfach, für außergewöhnliche Leistungen die verdiente Anerkennung zu finden. Ich erinnere mich noch genau, wie die selbsternannte "größte deutschsprachige Yachtzeitschrift" titelte: "Ein Erdmann ist kein Seemann". Es wurde damals glatt behauptet, dass Wilfried Erdmann, heute als einer der besten Segler durch seine außergewöhnlichen Reisen ausgewiesen, seine Weltumseglung mit einem 7,5m Schiffchen vorgetäuscht habe. Den Preis für die beste Reise des Jahres, den Kapitän-Schlimmbach-Preis verweigerte man ihm, auch nachdem er durch Logbücher und Hafenquittungen seine Reise nachgewiesen hatte, mit der fadenscheinigen Begründung, eine Einhandreise widerspreche der guten Seemannschaft. Ähnlich wie ihm ist es anderen ergangen, die neues und ungewöhnliches gewagt haben.
Vieviel anders ist es in den großen Seefahrernationen England und Frankreich, in denen Segler wie Chichester, Moitessier oder Tabarly, um nur einige zu nennen, wie Helden verehrt wurden.
Lass dich also nicht irre machen, du hast eine Leistung vollbracht, die diejenigen, die hier von jeglichem Fachwissen unbelastet, herumkritisieren, überhaupt nicht begreifen können (Einen ähnlichen Kommentar habe ich in diesen Tagen zur Weltumseglung von Laura Dekker gelesen, ist ja heute alles kein Problem, es gibt ja so viele technische Helferlein, da segelt das Boot ja ganz von alleine),
ich wünsche dir viel Erfolg bei deinen weiteren Projekten,
Siggi
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Alt 16.03.2012, 19:59
Kato Kato ist offline
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klasse Bilder!
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  #116  
Alt 25.08.2012, 17:15
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peter_venezia peter_venezia ist offline
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Bravo Janice,
auch wenn ich erst heute von Deinem "Törn" erfahre: einfach großartig. Das zu tun, was man sich vornimmt, es zu planen, durchzuführen und einfach zu Ende bringen, das ist die Leistung, die man nicht genug würdigen kann. Jeder steht im Leben (öfter) vor der Entscheidung, etwas (mühevoll) zu tun oder "abzudrehen". Ein Bravo an die, die nicht abdrehen, die Entscheidungen treffen (können), die auch an die Nieren gehen, ein Bravo an Dich.

Respektvolle Grüße
Peter
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Alt 25.08.2012, 17:34
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Holger Holger ist offline
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viele reden von ihrem Traum - mache kritisieren ihn - manche realisieren ihn
vive la difference!

holger


p.s. da gab es vor Lindemann auch noch einen Kapitän Franz Romer !
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Geändert von Holger (25.08.2012 um 19:50 Uhr)
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