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Alt 03.08.2004, 21:10
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Standard Segeln - Panama nach Galapagos - Christoph - Mai/Juni 04

UPDATE:
Nach langer Zeit habe ich endlich mal die Positionsangaben aus dem Logbuch im GPSTrackmaker visualisiert. Der Kurs ist jedoch begradigt, da wir nur ein bis zwei Logbucheinträge pro Tag gemacht habe und längst nicht jede Wende eingetragen haben.

Blanziflora wurde übrigens im November 2004 in der Südsee verkauft und ist jetzt immer noch dort.

Gruess
Christoph




Hallo Leute

Hier kommt der versprochene Törnbericht über meine reise zu den Galapagos. Bilder dazu werde ich auf http://popey.ch.vu raufladen.

Gruess
Christoph

NEWS:

Ralph ist vor drei Tagen nach gut 30 Tagen Überfahrt in den Marquesas angekommen.

Die Fotos hab ich auf http://popey.ch.vu aufgeschaltet

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Die Crew: Ralph, Der Skipper und Besitzer des Bootes, 27 jährig
Ich, Christoph, guter Freund von Ralph, 23 jährig

Das Boot: Blanziflora (offizieller Name: Minnetare) ein Iroquois Mark 2, 30 Fuss Katamaran, Baujahr 70, Das beste Fahrtenboot, das ich jemals gesegelt bin, und mein favorit für meine nächste reise.

Gestartet sind wir am 1. April in Trinidad, nach zwei monaten heftigem Basteln am Boot. Ralph hat die Blanzi dort gekauft. danach sind wir Richtung panama gesegelt. In diesem Bericht erzähl ich von der Reise von Panama auf die Galapagos, da diese doch eher ungewöhnlich war.


Am 9. mai sind wir in panama losgeschippert. fünf minuten nachdem wir von der mooring abgelegt haben, ist schon mal der motor ausgefallen. wir wollten aber nicht zurück,d a wir dann nur noch mehr papierkrieg gehabt hätten.
wir konnten dann ca 3 tage bei leichtem wind richtung galapagos segeln. doch der wind drehte immer weiter, ab dem dritten tag kam er genau aus richtung galapagos. und nicht nur der Wind, auch die Strömung, mit zwei knoten. das hat dann dazu geführt, dass wir gar kein weg richtung ziel mehr machen konnten. und so ging es 7 wochen lang weiter, dauernd strömung und wind von vorne.
wenn der wind zu stark wurde, haben wir den treibanker gesetzt. das ist wie ein fallschirm, der hält das boot gegen die wellen. doch leider nützt er nichts gegen die strömung, die trieb uns 50 meilen pro tag wieder zurück. wir waren während wochen praktisch an ort und stelle. kaum hatten wir was gutgemacht, haben wir es durch die strömung wieder verloren.
nach der vierten woche ist dann auch noch das gas zum kochen ausgegangen. so haben wir uns aus einer petrol-laterne einen notkocher gebaut. zu anfang hat er allerdings nicht gut funktioniert. hat ziemlich gerusst und ist dauernd ausgegangen. so haben wir während der fünften woche vorallem crackers mit dipp gegessen. doch unsere vorräte an crackers, keksen und anderem, das man nicht kochen muss, waren nicht sehr gross. wir haben schon da rationiert.
mit der zeit haben wir die Bedienung des Kochers gelernt. wenn er anfing zu flackern, hat es nicht mehr lange gedauert, bis die flamme verlöschte. dann hab ich den kocher ca 10-20 sekunden abkühlen lassen, und wieder entzündet. danach funktionierte er wieder fünf bis zehn minuten. mit dem wechsel vom petroleum aus trinidad zum lampenöl von bonaire hats dann auch viel besser funktioniert. war aber immer noch eine russige angelegenheit. Die Pfanne war ziemlich klein, es gab damit gerade mal eine portion, die wir uns dann teilten.
gekocht haben wir damit noodlesoup und reis. pasta ging nicht wirklich, da wir das wasser nicht zum kochen brachten.
langsam gingen uns immer mehr nahrungsmittel aus. die milch für die cornflakes und haferflocken zum frühstück ging dann auch aus. dann war pulvermilch an der reihe, danach schockoladenpulver (da hatte es auch milchpulver drin). die mischung war dann halt odch ziemlich wässerig.
die letzten beiden tage hatten wir auch keine haferflocken mehr. da gab es zum frühstück milchreis mit zimtzucker statt milch haben wir creamer reingetan. das ist so ein pulver, das man in den cafe geben kann um ihn cremig zu machen. dieser creamer enthält keine milchbestandteile.
zum zmittag gab es knoblirisotto mit creamer
zum abendessen gab es noodlesoup
und dann nochmals creamerreis mit bananenpulver (zum bananenshake anrühren)
trotz unserer eingeschränkten mittel haben wir gut gegessen. mit so einem knoblirisotto lässt sich jeder tag retten.
nahrungsmittel hatten wir ziemlich viele an bord. wir wollten in trinidad für den ganzen pazifik bunkern.
in den galapagos angekommen hatten wir noch an bord:
- einige kilo pasta
- ein kilo reis (von ehemals 9 kg)
- linsen, bohnen
- 5 portionen noodlesoup (50 portionen)
- wasser für eine woche
- 4 bier (ca 100, das gibt nur ein bier pro person und tag!!)
- ca 10 cola, fanta etc (ca 100)
- keine schokolade,fruchtsäfte, kekse, erdnüsse, chips, klopapier etc

wir hätten es also noch vier tage (bei rationiertem bierkonsum) und noch etwas mehr als eine woche (bei schmerzlichem verzicht auf bier) einigermassen komfortabel ausgehalten.


was sonst noch auf der reise passierte:

wir machten viel erfahrung mit dem thema korrosion:
in meiner koje war es ziemlich nass. dann habe ich festgestellt. im hinteren beam (querträger beim kat) waren alu-getränkedosen und weissblech-fruchtsaftdosen gelagert.
nun hat man zwar bei alu kein problem mit rost. allerdings war es in diesem beam leicht feucht am boden. so gab es elektrolyse zwischen alu und weissblech. da nun das alu das unedlere material ist, sind die getränkedosen ziemlich übel korrodiert und ausgelaufen.
als ich die schweinerei entdeckt habe, hab ich ralph gefragt, ob er auch noch fruchtsaftdosen bei sich hätten. nööö, bei mir ist nur bier.....
einige tage später hat er sich mal wieder aufgeregt über seine müffelige koje. und hat dann rausgefunden, dass es nicht sein vergammelter schweiss im bettzeugs war sondern vergammeltes bier. da standen doch tatsächlich noch ein paar weissblechdosen hinter dem bier. das war ziemlich übel zum putzen. wir haben unsere lektion gelernt.

der autopilot ist ausgefallen. gottseidank war es aber nur ein mechanisches problem, das wir einfach beheben konnten. allerdings stellten wir dann auch fest, dass die connection ziemlich schlecht war. salzwasser ist in den wasserdichten!! stecker eingedrungen und hat die Kontakte korrodiert. mit Püzzeln, Basteln und klebeband konnte das problem gelöst werden.

Die externe stromversorgung für das GPS ist ausgefallen (ist ein handgps mit 12V anschluss)
nach langem pröbeln und ausmessen habe ich festgestellt, dass der stecker, der in das gps gesteckt wird, defekt ist. mit basteln und viel silbertape und kabelbindern konnten wir dann eine verbindung basteln, die gehalten hat.




ungefähr eine woche, bevor wir die galapagos erreichten, entschieden wir uns umzukehren und ans ecuadorianische festland zu segeln (nach esmeraldas). doch da drehte der wind ganz leicht. so war es plötzlich schwieriger nach esmeraldas zu segeln als auf die galapagos. so entschieden wir uns, die sache durchzuziehen.


Am montag, 28. Juni war endlich landfall. den motor haben wir auch wieder hingekriegt (war eine verstopfte einspritzdüse im vergaser, ist ein viertakt aussenborder)
bei der insel san cristobal der galapagos-gruppe warfen wir den anker in der bucht. wow, war das ein geiles gefühl, endlich mal wieder festen boden unter den füssen zu haben. und vorallem ein geiles essen. dort trafen wir dann einen schweizer, den urs. ralph hat ihn schon in trinidad kennegelernt. der hatte eine ähnliche odyssee hinter sich. wenigstens waren wir nicht die einzigen.
Insgesamt waren wir 50 Tage unterwegs, von panama bis galapagos.

am freitag musste ich dann schon mit dem flieger los, da ich am montag arbeiten musste. war daher ein ziemlich kurzer aufenthalt auf den galapagos.

ralph startete am samstag 3. juli (er hatte das "ziehen") einhand zur nächsten etappe richtung marquesas. sein Bruder jan wartet dort auf ihn und wird in dann für ein halbes jahr begleiten.


Unser Tagesablauf während dem reisen:

8 uhr: frühstück
danach bis ca 12 uhr lesen und schachspielen
kochen, essen um 13 uhr
danach wieder schachspielen, lesen, unterhaltsarbeiten am boot
happyhour um 16 uhr (bier und snacks)
danach abendessen richten, futtern
nach dem abendessen ein tee mit keksen (oder eine kalte schockolade), dazu nachrichten der deutschen welle hören
um 20 uhr wachbeginn, dreistundenwachen.

die wache verlief so: freiwache in der koje, wachhabender hat sich die rettungsweste mit integriertem lifebelt umgelegt und sich im salon auf der bank eingerichtet. der timer weckte ihn alle 20-30 minuten. da wurde dann die situation geprüft: Segelstellung, wetter, wellen, gps, horizont etc. teilweise mussten wir die schifffahrtsrouten queren, da galt dann verstärkte aufmerksamkeit.

zwischenmenschlich hatten wir es immer gut an bord. ich verstehe mich prächtig mit ralph. die erschwerten umstände haben uns nur noch mehr zusammengeschweisst.

obwohl ralph jetzt alleine unterwegs ist, habe ich keine angst. ich weiss, dass er das boot führen kann (er ist ja schliesslich der skipper), er geht keine unnötigen risiken ein, für ihn gilt "safety first", alle manöver lassen sich von einer person in kurzer zeit und ohne stress alleine durchführen.
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