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Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit!

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  #1  
Alt 27.11.2004, 16:46
VirginWood
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Zahnschmerzen und der Tanker...

Heute mal ein etwas anderer Törnbericht.

Es liegt schon einige Jahre zurück, der "kalte Krieg" war noch heiß und ich schipperte
in der Ostsee rum. Ich war damals mit Y-Reisen unterwegs."Wir buchen, sie fluchen".
Meine Einheit nannte sich 3. Schnellbootgeschwader und ich war als Matrose auf dem
Tender "Rhein" stationiert. Ein lockeres Leben für einen Wehrpflichtigen. Ich hatte
schon damals keine Lust zum Laufen und bin deßhalb zur Marine. Ein paar Wochen vor
diesem wunderschönen Tag vor Bornholm hatte ich einen Unfall. War alles halb so schlimm
allerdings verlor ich 2 Zähne und hatte jetzt so komische Provisorien im Maul. Und
ausgerechnet jetzt greift angeblich der Russe an. Tolles Wetter, alle an Bord liegen
faul in der Sonne und ausgerechnet jetzt muß dieser schrille Alarmton uns aus den
Träumen reißen. "Zur Übung...Zur Übung...ABC Alarm...ABC Alarm" Das war die nervigste
Übung...alle anderen duften dann immer unter Deck und abwarten...ich nicht ! Ich war
der mit dem dummen Job das nachzuprüfen, ob es auch stimmt. Gummianzug an und vom Bug
bis zum Heck, vom Wasserpaß bis zur Mastspitze und jede andere erdenkliche Stelle an
Bord mit einem Meßgerät, das eh nicht mehr funktionierte abzulaufen.
Aber heute kam es ganz anders. Wohl noch etwas schlaftrunken pellte ich mich in
den Schutzanzug und ungeschickt wie ich nunmal war haute ich mir selbst die Zähne
wieder aus Boh...die Gelegenheit...es tat ja nicht weh weil es ja eh
nur Plastikkappen waren aber das wußte ja keiner. Ich witterte meine Chance auf
Heimkrank. Wir hatten zwar einen Operationssaal und 2 Chirugen an Bord aber keinen
Zahnarzt. Ich erstmal fürchterlich gejammert und zum Sanni.
Der Arzt wollte mir nicht so recht glauben aber entschloss sich dann das ganze mit
dem komandanten durchzusprechen.
Neidvoll schauten mich meine Kollegen an als die Durchsage kam: "Matrose Meier sofort
zum Komandanten auf die Kammer" Wir spekulierten was passiert. Bestimmt kommt ein
Hubschrauber der Marineflieger und bring mich an Land. Haben wir ja oft geübt und jetzt
zahlt es sich für mich aus. Auf dem Weg zum Käptn stellte ich mir schon vor, wie ich
in der Rettungsschlinge hänge, Seesack unterm Arm und der Hubie einen großen Kreis mit
mir fliegt...Tschüß Jungs...ich hab Landgang
Denkste...da hatte sich unser Komandant was anderes ausgedacht. Nicht weit von unserer
Position war ein Tanker der Richtung Kopenhagen lief. Der sollte mich mitnehmen damit
ich zum Zahnarzt komme. Auch nicht schlecht...gesagt, getan...eines Unserer Schnellboote
brachte mich nachdem ich die 1. Geige (diese witzige Donald Duck Ausgehuniform) an
hatte zum Tanker und ein paar Stunden später lagen wir in der Kogebucht auf Reede. Ich
wurde an Land gebracht, ging mit einem der Besatzung vom Tanker zum Zahnarzt und gleich
darauf in eine nette Hafenkneipe
Zurück an Bord sagte mir der Tankerkapitän das es nachrichten von meiner Einheit gäbe.
Der Russe hatte sich wohl zurück gezogen und das mutige 3. Schnellbootgeschwader samt
Tender hinterher. DIE WAREN WEG !!!! Die nächsten 3 Tage verbrachte ich lustige Stunden
mit angeln, trinken und Seemansgarn erzählen mit der Tankerbesatzung. Eine tolle Kabine
hatte ich mit einer richtigen Teakholzkoje...nicht so ein Blech wie auf dem "Rhein"
Am 4. Tag, wir waren kurz vor Kiel, tauchte am Horizont ein angekündigtes Schnellboot
auf. Sie hatten mich doch nicht vergessen und holten mich ab.
Grinsend stieg ich auf's Schnellboot über. Ich hatte die 1. Geige immernoch an...allerdings
diesmal mit Badeschlappen vom Heizer des Tankers. ich hatte meine Schuhe gegen ein 1m hohes
Einlassventiel getauscht welches jetzt schön verpackt auf meiner Schulter lag.
Zurück an Bord des Tenders kam sofort wieder eine Durchsage: Matrose Meier sofort zum
Komandanten auf die Kammer"
Er hat mir zwar nicht geglaubt das meine Schuhe versehendlich über Bord gegangen sind und
das das Päckchen auf meiner Schulter lediglich ein Geschenk der anderen Besatzung ist
aber was sollte er machen...er war ja nicht dabei und hatte mich 4 Tage im Stich gelassen
Ach...und wir sind dann nach Kiel gefahren...hätte ich auch dort warten können ...
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