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  #1  
Alt 25.06.2007, 21:45
sea u in denmark sea u in denmark ist offline
Captain
 
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Standard Motorentechnisches Rätsel

Bei dem folgenden Text handelt es sich nicht (nur) um einen Törnbericht, sondern um ein motorentechnisches Problem, das für technisch interessierte Bootfahrer zumindest als Kuriosität interessant sein dürfte:

Vor einigen Jahren leisteten wir uns einen neuen Motor, Diesel Innenborder mit Zweikreiskühlung, verstießen wegen dessen hohen Gewichts gegen unsere Regel, möglichst alles selbst zu machen, und haben bis heute noch erheblichen Ärger durch Pfusch des für den Einbau bezahlten Fachbetriebes - der aber nicht Gegenstand dieses Beitrags ist.

Auf der ersten Reise damit fuhren wir bei strahlendem Urlaubswetter von Skanör nordwärts durch die komplizierte Baustelle der damals neu entstehenden Sundbrücke.
Ich steuerte von Hand am Rad, während meine Frau mit Fernglas auf der Bank im Heckkorb mittels einer speziellen Anleitung des Hafenmeisters und vieler erst noch zu suchender Sondertonnen navigierte. Die nach dem Eingriff der Fachleute noch nicht ganz wiederhergestellte Isolierung des Motorraums ließ erheblichen Lärm durch, und ein häßlich singendes Geräusch wurde durch die Bowdenzüge der Einhebelschaltung zum Armaturenbrett übertragen. Die Baustelle war sehr eindrucksvoll: Große Kipplastwagen fuhren wie winzige Spielzeuge auf den gigantischen Gerüsten der Brückenpfeiler umher, und das Fahrwasser wurde immer enger.
Sehr langsam nur drang in mein Bewußtsein, daß das nervige Singen der Bowdenzüge sich ganz geringfügig zu ändern schien. Irgendwann wanderte mein Blick dann von der Baustelle auf die Instrumente, und das Thermometer stand am Anschlag. Der akustische Alarm hatte sich schon seit einiger Zeit unauffällig unter die übrigen Geräusche gemischt. Wir waren gerade an der schmalsten Stelle der provisorischen Durchfahrt.
Ich schaltete reflexartig in den Leerlauf, stellte den Motor ab, riß die Fußbodenplatte über dem Motorraum hoch und rutschte mit dem Fuß von einer mir eigentlich sehr gut bekannten Stufe hinunter in den Salon.
Unglaublich glühende Hitze und eine schwarze Wolke schmerzhaft in die Augen beißenden Rauchs quollen aus dem Motorraum, mein umgeknickter Fuß wollte mir nicht mehr gehorchen, und meine Frau verlangte etwas mehr Präzision beim Steuern des von ihr genannten Kurses. Dies begründete sie damit, daß uns gerade hier an der engsten Stelle ein großes Frachtschiff entgegen käme.

Es war aber alles gar nicht so schlimm:
Das wirklich sehr große Schiff würde uns erst in einer oder zwei Minuten erreichen. Wir selbst hatten noch genug Fahrt im Schiff, um von der Fahrwassermitte zum nahen Tonnenstrich zu steuern, und unser Heckanker ist immer klar zum Fallen. Wir brauchten ihn aber nicht, denn wir trieben zufällig nur in solche Bereiche des Fahrwassers und des gesperrten Gebiets, die uns unter den Umständen akzeptabel erschienen. Auch vor einem erneuten Motorstart des letzten Augenblicks wären wir bei Bedarf nicht zurückgeschreckt.

Der Rauch verzog sich dann bald, und sichtbar wurde ein abgelaufener Keilriemen, von dem häßliche Fetzen herunter hingen. Länger geworden war er auch, denn er ließ sich mühelos auch ohne Werkzeug wieder auflegen. Auf der ursprünglich rotlackierten Stirnfläche der Schwungscheibe klebte ein schwarzer Belag.
Das große Frachtschiff glitt harmlos vorbei. In den Gesichtern der Profis konnten wir lesen, daß sie ihre Vorurteile gegenüber den Freizeitskippern wieder einmal bestätigt fanden.
Wir entschieden nach kurzer Musterung der Umgebung, daß wir ruhig noch eine Minute so weitertreiben konnten, und spannten den lädierten Keilriemen nach, den ganzen Spielraum der Lichtmaschine dafür benötigend. Der Motor sprang an, Lima und Sekundärkühlwasserpumpe drehten brav mit, und das Thermometer beruhigte sich. So did we.
Warum hatte schon der Käfer einen Ersatzkeilriemen im serienmäßigen Bordwerkzeug? Weil seine Motorkühlung am Keilriemen hing, wie bei einem Boot mit Zweikreiskühlung. Etwas später, in sicherem Gewässer nahe eines schwedischen Strandes treibend, wechselten wir den Keilriemen aus. Wir sahen dann öfter wieder nach ihm, und fanden schon nach kurzer Zeit unregelmäßigen Verschleiß, den wir uns nicht erklären konnten.

In Helsingborg humpelte ich mit einem von meiner Frau gewickelten Verband zu verschiedenen Tankstellen, um einen kleinen Vorrat passender Keilriemen anzulegen. Sehr seltene Größe bei Autos, natürlich.
Von nun an kontrollierten wir die Keilriemenspannung mehrmals täglich – und das erwies sich als schwierig. Ich fand nämlich oft, daß der erst kürzlich mit größter Sorgfalt richtig eingestellte Riemen sich gar nicht mehr eindrücken ließ – er war so stramm, daß man um die Lager der Lichtmaschine fürchten mußte. Einige Stunden nach der mühsamen Korrektur aber war er so lose, daß er die Scheiben von Lima und Kühlpumpe kaum noch mitnahm. Dasselbe gab es auch mal in umgekehrter Reihenfolge: Erst viel zu lose, wenig später viel zu stramm. Und jeder Keilriemen zeigte schon nach kurzer Zeit neue Verschleißspuren auf einem Teil seiner Länge, während andere Bereiche desselben Riemens noch fast ungebraucht aussahen.
Vorsichtshalber führten wir nun stets einen größeren Vorrat an Keilriemen mit und erneuerten sie häufig. Auf dieser Reise machte ich viele Zeichnungen von einem noch zu erfindenden Werkzeug zur einfachen und exakt reproduzierbaren Einstellung der Keilriemenspannung.

So genau wir das messen konnten, schienen alle drei Riemenscheiben korrekt in einer Ebene zu stehen. Als mögliche Erklärung des Phänomens fiel uns nur noch eine Unwucht ein. Ich versuchte das zu prüfen, indem ich bei laufendem Motor sehr vorsichtig einen Stab an den Rand jeder Riemenscheibe heranführte. Bei einer Unwucht müßte man dann ein Schrappschrappschrappschrapp verspüren, dachte ich. Aber bei allen drei Scheiben hörte und fühlte ich nur ein glattes Sssssssssssss.

Nach dieser Reise beschwerten wir uns beim Lieferanten des Motors, der natürlich eine falsche Keilriemenspannung (also meine Schuld) feststellte, und auf der nächsten Bootsausstellung auch beim Vertreter des Motorherstellers. Beide hatten sichtlich Mühe, uns zu glauben und höflich zu bleiben. Beide versicherten, daß Keilriemen nur bei falscher Einstellung der Spannung schnell verschleißen, und so schnell selbst dann nicht, und daß eine Unwucht der Riemenscheibe technisch gar nicht möglich sei. Sie erklärten uns ausführlich, wie eine Drehbank aussieht, und versprachen die Konsultation noch höher qualifizierter Fachleute, aber es kam nichts dabei heraus.

Habt ihr eine Idee? Dazu noch ein Hinweis: Im Verlauf einiger Jahre verschwand der Fehler allmählich von selbst, das Problem existiert jetzt nicht mehr. Unser verbliebener Keilriemenvorrat wird wohl nicht mehr gebraucht.
Was wir schließlich entdeckt haben und für des Rätsels Lösung halten, schreibe ich später.
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  #2  
Alt 25.06.2007, 22:17
GrunAIR GrunAIR ist offline
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Komm, mach das nicht so spannend
Falscher Riemen, also aus dem KFZ-Zubehör??
Beschädigungen oder Farbtropfen auf der Lauffläche der Riemenscheibe(n)?
Bin gespannt wie ein Keilriemen...

Gruß Torben
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  #3  
Alt 25.06.2007, 22:26
rolopolo rolopolo ist offline
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Riemenscheibe?
Wasserpumpenlager?

Ich nehm den 50/50 oder ruf jemanden an: Kapitän Nemo oder Blaubär.

Oder doch das Publikum.............
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  #4  
Alt 26.06.2007, 11:44
diri diri ist offline
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die Keilform bzw. die Breite der Keilform von ner Riemenscheibe stimmte nicht, Abstand mal größer, mal kleiner pro Umdrehung, Beule , Delle in der tragenden Lauffläche, eiert sozusagen, Riemen trägt mal weiter oben bzw. unten, hat sich im laufe der Jahre von selbst grade geschliffen oder gedrückt

grusss dieter

Geändert von diri (26.06.2007 um 11:46 Uhr)
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  #5  
Alt 26.06.2007, 11:54
Sea U Sea U ist offline
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Schliesse mich Dieters Meinung an, würde auch die Unterschiedlichen Spannungszustände erklären.
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  #6  
Alt 26.06.2007, 21:05
zz69 zz69 ist offline
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klär uns doch mal auf, würde mich auch brennend interessieren....
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  #7  
Alt 27.06.2007, 06:41
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Jörg Jörg ist offline
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Da wechselweise zu fest oder zu locker würde ich von einem vom Keilriemen angetriebenen Aggregat aqusgehen, daß seine Position verändert weil Locker z.B. Halterung
__________________
Gruß Jörg
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  #8  
Alt 27.06.2007, 08:53
Benutzerbild von impi
impi impi ist offline
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hmm ich denke auch das es farbe war oder irgendwelches fett von den aggregaten das auf die treibriemen tropfte und so ein stellenweises durchrutschen ermöglichte......allerdings erklärt das ja noch nicht das es mal zu fest war... könnten dann natürlich auch bestimmte schwingungen die die einstellschrauben bei der einen frequenz losdrehten und bei der anderen umdrehungszahl des motors andersrum...sonst wüßte ich nichts

nun lös es schon auf....
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  #9  
Alt 27.06.2007, 20:37
sea u in denmark sea u in denmark ist offline
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Standard Auflösung

Das Forum war auf Anhieb näher dran als die erfahrenen Experten bei der Herstellerfirma und bei den sonstigen Fachbetrieben, die wir damals um Hilfe gebeten hatten:

Tief im Inneren der Nut von der Kurbelwellen-Riemenscheibe des neuen Motors gab es eine dicke Lackschicht, viel dicker als der gewöhnliche Farbüberzug des Motors. - aber nur auf der Hälfte des Umfangs, so als hätte jemand bei stehendem Motor den Lack von oben hineingegossen und trocknen lassen.

Ohne Demontage etlicher Teile kann man dort nicht hineinsehen, und wir sind einfach nicht darauf gekommen, hier gezielt nachzusehen.
Bei einer anderen Reparatur haben wir das zufällig bemerkt.. Zu der Zeit hatten die beschriebenen Effekte schon deutlich nachgelassen, aber in der Mitte war die Lackschicht noch fast einen Millimeter dick..

Vielen Dank für das Interesse!

sea u
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