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Allgemeines zum Boot Fragen, Antworten & Diskussionen. Diskussionsforum rund ums Boot. Motor und Segel! |
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Themen-Optionen |
#1
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Hallo,
ich bin hier vor Mallorca gestern in eine für mich recht unangehme Situation gekommen. Habe mit Motorbooten am Meer noch nicht viel Erfahrung und hier hat sich mir die Kraft des Ozeans bei Wellengang drastisch gezeigt. Bin nur mal vom Hafen raus und zwei Buchten weiter, eine Strecke für die ich sonst bei flacher See gerade mal 15 min brauche, gefahren, die Hinfahrt gegen die Wellen, die schon deutlich höher waren als sonst, war recht hoppelig aber die Crew hat es lustig gefunden. Habe da die Geschwindigkeit reduziert und im Halbgleiten gegenan gefahren. Alles Gut. Die Rückfahrt mit den Wellen hatte es dann in sich, ist zwar alles gut gegangen und intuitiv habe ich anscheinend alles richtig gemacht oder einfach nur Glück gehabt bin sicher zurück aber mir war während der Fahrt schon recht mulmig. Die Wellen waren geschätzte 2m hoch, steil und kurz und vor allem gab es auch noch gegenlaufende Wellen von der Steilküste her. Ich habe versucht einen kurs leicht schräg zu fahren, Speed ist runter auf ca. 5-10kn, das Boot hat sich immer wieder an den von hinten ranrollenden Wellen "festgesogen", die Motoren haben auch aufgeheult, d.h. die Antriebe waren anscheinend teilweise aus dem Wasser. Wenn das Boot dann begonnen hat zu surfen habe ich Gas gegeben um noch steuern zu können aber nicht zu viel um nicht in der vorderen Welle zu unterschneiden.... Es war echt nicht schön und mir ist die halbe Stunde vorgekommen wie eine Ewigkeit. Ich möchte das so nicht wieder wieder erleben, daher habe ich ein wenig gegoogelt habe aber zum Handling in solch einer Situation auch hier im Forum nicht viel gefunden. Dieses Video beschreibt theoretisch recht gut die Lage wie ich finde: https://www.youtube.com/watch?v=p1m13bJKsDM Wie macht ihr das, habt ihr einen Tipp außer Umzukehren wenn das gehoppel gegenan schon zu heftig wird? Zu meinem Boot: 28Fuß, 2 Motoren á 200PS, tiefer V-Rumpf Vielen Dank schon mal grüße Alex
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#2
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Hat noch niemand hohe Wellen von hinten erlebt?
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#3
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Wellen von hinten
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Gruß Uli07 Die Augen hatten Angst vor der Arbeit die Hände nicht ... |
#4
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Ja, doch ...schon.
Aber dafür generelle Hinweise zu geben ist schwierig bis unmöglich. Jedes Boot (Rumpf) ist anders und verhält sich auch anders. Generell kann man sagen: Bei hohen Wellen, egal von welcher Seite, ist es notwendig, mit dem Gas zu "spielen". Nur eines noch, die Wellen von hinten sollten nicht unter dem Boot durchlaufen sondern das Boot vor den Wellen wenn möglich herlaufen sonst besteht die Gefahr, im Wellental querzuschlagen, was fatal enden kann. |
#5
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Moin,
die Nordseewelle ist da sicher nicht vergleichbar weil deutlich länger aber wenn ich von Helgoland zurück fahre und es hat Wellen dann fahre ich so das ich im Wellental einfach mit in die Elbmündung rein rutsche. Um die Wellen zu überholen muss ich so viel gas geben das ich meist zu viel Schwung habe und unglaublich hart ins nächste Wellental fliege. Dazu habe ich keine Lust und fahre lieber in Verdrängerfahrt mit den Wellen. Eher so langsam das mich die Wellen überholen da ich keine Lust habe ständig am Gas zu spielen. Der Motor verändern sein geräusch beim absurfen der Wellen aber aufheulen tut er nicht. Ist halt so das er es deultich leichter hat weil das Boot ja geschoben wird und wenn die Welle unten durch gerutsch ist dann hat er es halt wieder etwas schwerer weils ja kurz "Bergauf" geht bis man im nächsten Wellental angekommen ist. Die Steuerfähigkeit habe ich aber noch nie verloren. Der DuoProp-Antrieb hat trotz des Surfs noch ausreichend Vortrieb um zum steuern.
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Gruß Christoph
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#6
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Mag aber halt auch stark von der Wellenlänge abhängen und da kenne ich halt nur die eher langen Nordseewellen. Ich muss aber auch zugeben das ich das erste Mal auch oft nach hinten geschaut habe bzw. mir die Wellen ansagen lassen habe. Das hat sich für meine Hulk aber als unnötig heraus gestellt und jetzt steuere ich halt nur noch auf Kurs.
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Gruß Christoph |
#7
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Ich hatte bei meinem Boot eher das Gefühl wenn ich versuchte gleich schnell wie die Wellen zu sein, dass es instabil wurde und zum Gleiten neigt. Als ich dann die Geschwindigkeit reduziert habe und die Wellen unter mir durchlaufen lies war es deutlich entspannter...
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#8
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Generell, wie schon gesagt, gibt es keine Allgemeinlösung. Mancher Powerbootfahrer würde sogar sagen: " Was interessieren mich die Wellentäler - ich springe von Kamm zu Kamm, denn alles unter 50 Knoten ist sinnlose Bummelei" frechgrins
Und aus seiner ambitionierten Sicht hat er auch Recht. Nein, DU bist angekommen und das zeigt, dass Du alles intuitiv richtig gemacht hast. Jetzt musst Du nur noch aus dem intuitiven Handeln ein Bewusstes machen. Dann hast Du Dein Boot, so wie es sich charakteristisch verhält, im Griff. Nur setzt das voraus, dass Du dem nächsten ruppigen Seegang nicht aus dem Weg gehst und übst. Viel Erfolg dabei. Übung bringt Sicherheit im Umgang mit Boot und Situation. Gruss vom Jo |
#9
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![]() Zitat:
wir sind zwar ein, zwei Nummern kleiner unterwegs, haben aber schon einige Erfahrungen als Gleiter mit kurzen, steilen Wellen an der Küste sammeln dürfen. Auch wenn man speziell zu Deiner Tour nichts sagen kann, ohne dabei gewesen zu sein, gibt es ein paar grundsätzliche Überlegungen. Ich habe für mich folgende Grundregeln. Bei steilen Wellen gegenan kurz bevor man oben angekommen ist, das Gas zurücknehmen, um ein Springen/Abheben zu verhindern. Danach sofort wieder Gas geben. Den Bug bei Kursen gegen die Wellen eher nicht hochtrimmen. Bei Gleitfahrt mit den Wellen und "Überholen" der Wellen den Bug deutlich hochtrimmen, um ein zu tiefes Eintauchen und die Gefahr des Unterschneidens zu verhindern. Gegen beides hilft bei uns zusätzlich der am Bug weit hochgezogene Schlauch. Deshalb vielleicht nicht 1:1 vergleichbar. Bei mir war es auch bisher immer so, dass ich in Gleitfahrt mit den Wellen deutlich besser und schneller fahren konnte als in Gleitfahrt gegenan. Im direkten Vergleich auf Gegenkurs. Falls meine Wohlfühlgeschwindigkeit kleiner wäre, als die der Wellen, würde ich mich (mit einem Boot, welches schneller als Wellengeschwindigkeit fahren kann) trotzdem nie von hohen, steilen Wellen überholen lassen. Dann einfach ein Stück auf einen Wellenrücken hochfahren und mit der Geschwindigkeit der Welle mitfahren. Damit bist Du sicher davor, querzuschlagen. Und das ist in einer solchen Situation das Wichtigste. Speziell bei steilen Wellen, die dich überholen, wird dein Boot hinten zuerst stark angehoben und entsprechend vorne stark eingetaucht. Das kann schon zum Querschlagen reichen. Wenn der Wellenkamm einer steilen Welle dann unter dem Heck durchläuft, kann es sein, dass Ruder/Antrieb kurz keinen ausreichenden Wasserkontakt mehr zum steuern haben. Wenn genau dann der Bug einhakt und seitlich wegdreht, bist Du nur noch Passagier und kannst hoffen, dass Du nicht seitlich kenterst. Deine "aufheulenden" Motoren könnten ein Hinweis darauf sein, dass es nicht mehr wirklich ungefährlich war. Daher würde ich persönlich bei Gleitern immer aktiv die Kontrolle behalten wollen und mindestens mit Wellengeschwindigkeit mit einer Welle mitfahren. Hier mal ein Video der Coastguard Neuseeland. Eigentlich geht es um das Überqueren einer Barre aber dort wird sehr anschaulich das Fahren gegen und mit Wellen erklärt. https://www.youtube.com/watch?v=uNTk2IejfFE Und hier sieht man bei 3.30 min, was passieren kann, wenn man von einer Welle überholt wird. https://www.youtube.com/watch?v=9lsAnmnFPIo
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Viele Grüße aus Köln Thomas
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#10
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Danke Thomas,
vielen Dank für die Infos. Speziell der zweite Teil/das zweite Video sind doch sehr interessant. Auch wenn es bei mir nicht so küstennahe, brechende Wellen waren. Es zeigt aber schon deutlich die Gefahr was passieren kann wenn am "Spielball" der Wellen wird und nicht aktiv (durch Gasgeben) ins Geschehen eingreift. Ich habe bei meinem Erlebnis auch immer mit dem Gas gespielt und war darauf bedacht manovrierfähig zu bleiben. Ein Rib verzeiht vermutlich mehr und du bist vor dem Querschlagen vermutlich besser geschützt als mit einem reinen Gleiter. Deinem Vorposter muß ich zustimmen dass es wohl am besten ist am üben zu bleiben und das eigene Boot richtig kennen zu lernen. Viele Grüße Alex |
#11
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Sehr lehrreich, danke für diese Videos. Dass moderne Sportbootkonstruktionen so krass abhängig sind von achteren Welleneinflüssen, hätte ich nicht gedacht. Yachten, die für die See konstruiert sind, verhalten sich entschieden anders.
Darüberhinaus ist es wohl der reine Wahnsinn, sich in einer Grundsee aufzuhalten, die schon alleine durch ihre inhomogene Verteilung von Wasser und Wasser-Luftgemisch sämtliche normalen Formstabilitätsbetrachtungen auf den Kopf stellt. Das ist so, als führe ein LKW über eine Morsche Brücke und plötzlich bricht eine Morsche Bohle unter ihm weg. Dann kippt er um, nicht zuletzt deswegen, weil der Punkt überschritten wird, an dem er wieder zurückkippen könnte. Und wieder wären wir bei Themen wie Formstabilität, Gewichtsstabilität und Stabilitätsumfang. Denn eigentlich sind Grundseen die kleinen Geschwister der Monsterwellen auf hoher See. |
#12
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Interessante Videos. Für mich hört sich Alex's Schilderung so an, als wäre die Wellenlänge nicht weit von der Bootslänge entfernt gewesen. Und solche Wellen von achtern können ganz schön nerven. Versucht man, ihnen vorauszufahren, läuft der Bug auf die vordere Welle auf, der Spiegel senkt sich (mitunter soweit, dass die Badeplattform auch noch eintaucht) und schon bietet man der Welle achtern beste Voraussetzungen, um sich am Heck "festzusaugen" und jede Ruderbewegung fast zu eliminieren.
Ich hatte mal eine ganz ähnliche Situation während eines Tramontanas auf der Ostseite von Cres. Eine Zeitlang hab ich die 43er noch drüberfetzen lassen, aber irgendwann ist dann Schluß damit und Du mußt einfach Fahrt rausnehmen. Und dann kommst du schnell an den Punkt, wo du in der Balance aus optimaler Drehzahl (Du willst das Boot ja nicht grad im Übergangsbereich zum Gleiten mit stehendem Bug steuern) und Wellenlänge-/Geschwindigkeit in solchen Wellentälern hängenbleibst. Leider beschreibt die Coast Guard nicht, was in so einer Situation das Gebot der Stunde ist. Für mich bleibt halt dann nur das ewige Spiel mit den Gashebeln, das konzentrierte Beobachten der Situation voraus und achtern, und ein möglichst "vorausschauendes Fahren". Ist man nicht gerade im Mündungsgebiet von Flüssen (wie auf dem Video) erkennt man mit der Zeit ja doch ein gewisses Muster in den Wellen - und das gilt es eben am besten auszunützen. Das ist auch der Grund, weshalb ich selbst bei Unwetter immer von der Fly steuere - so sieht man viel besser, was um einen vorgeht. Ich würde allerdings eher davon abraten, schräg aus einer Welle rauszuwollen, die am Heck angreift. Das kann sehr schnell fatal enden. Zitat:
Bei richtigem Seegang ist ein Verdränger-Rumpf einfach im Vorteil. Da muß man sich als Gleiter Fahrer dann auch eingestehen, dass das mit dem Winken im vorbeifahren nichts wird, wenn man nicht grad die halbe Crew aus der Plicht schleudern will ![]() Zitat:
https://www.youtube.com/watch?v=MSmAXp_BHcQ
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Cheers, Ingo Geändert von Shearline (04.07.2015 um 11:17 Uhr)
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#13
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Na, da hast Du ja mal meinen theoretischen Überlegungen das reale Beispiel beigestellt. Ich weiss aber nicht, ob allen klar geworden ist, was im Video passiert ist:
Als das Boot voll in den Blasen stand, lag es gleichmässig stabil - nur in Folge der geringeren Dichte des Wassers und dem archimedischen Gesetz - tiefer im Wasser. Die einseitige Verminderung des Auftriebs ( hier im Fall am Heck ) hat dann für den "morschen wegbrechenden Balken" gesorgt der das Heck in Folge der unausgeglichenen Stützsituation unterschneiden lässt. Rumpf in Wellen ist sowieso keine Situation gleichmässigen Aufliegens " auf allen vier Rädern". Kommt dann die Luftblasensituation dazu, wird es kritisch. Dazu kommen noch die kinetischen Energien durch die ruckhaften bewegungen im Wellengang. Findet also sowieso schon eine Bewegung in Richtung "morschem Balken" statt, geht sie dann ungebremst in die Rolle über. Schiffen mit durchweg positiver "Aufrichtendem Moment-Situation", also Schiffe, die egal von der Krängung von 0 bis 180 Grad ein positives aufrichtendes Moment haben, werden solche Situationen nicht gefährlich. Höchstens der Mannschaft, die beim Durchkentern verletzt wird, über Bord geht oder Schlimmeres. Geändert von seebaer150 (04.07.2015 um 13:13 Uhr) |
#14
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![]() Zitat:
Vielleicht wär das Ausbringen eines Treibankers in dem Fall sinnvoll um das Boot auf Kurs zu stabilisieren aber vermutlich steigt dann die Gefahr das hinten eine Welle einsteigt. Grüße Alex |
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