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Mittelmeer und seine Reviere Alles rund um Adria, westliches Mittelmeer, Ligurisches und Tyrrhenische Meer, Ionisches Meer, Ägäis und die italienischen Seen. |
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Themen-Optionen |
#1
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L`Or de France
Wir sitzen an der Promenade des Vieux Port in Marseille und lassen uns die Wintersonne auf den Pelz brennen. Sonne am 3. Januar und kein Mistral. Fast ein Geschenk. Gerade ist die Kehrmaschine über die Promenade gefahren und alles ist blitzblank. Nun ist es 14:30 geworden, die Mittagszeit ist vorbei und die Promenade belebt sich. Die Franzosen führen ihre Hunde aus. Kleine Hunde. Mittelgroße Hunde. Große Hunde. Sehr große Hunde. Ein sehr großer Hund und ein nicht ganz so großer Südfranzose nähern sich. Das Gespann lässt Zweifel aufkommen: Wer führt Wen? Zehn Meter von uns entfernt bleibt der Hund stehen. Er spreizt die Hinterbeine und geht in die Hocke. Der wird doch nicht etwa? Doch, er tut es! Jetzt wünsche ich mir eine Schrotflinte mit abgesägtem Lauf und Schalldämpfer. Und statt Blei grobes Viehsalz in der Patrone. Besser für den Herrn statt für den Hund. Warum lässt der dieses Riesenvieh nicht vor seiner eigenen Haustür scheißen? Während meiner Gedankenmodelle nimmt das Schicksal seinen Lauf. Der Hund scheißt. Und der Menge nach hat er vorher mindestens 5 Kilo Fleisch gefressen... Der Vorgang ist beendet. Die Beiden ziehen weiter. Zurück bleibt ein Haufen von der Größe eines Gugelhupf. Goldbraun glitzert er in der Sonne. "L`Or de France", Frankreichs Gold. Der Haufen ist unübersehbar und eine Weile geht es auch gut. Drei graumelierte Herren in vornehmem Zwirn kommen, ins Gespräch vertieft, daher. Das sind sicher Geschäftsleute oder Advokaten, die eine wichtige Angelegenheit diskutieren. Ich sehe das Unheil kommen. Noch könnte ich sie warnen. Aber es sind Franzosen, und sicher haben auch sie Hunde zuhause. Also warne ich nicht. Merde! Ein Fluch unterbricht das Gespräch. Aus dem Haufen sind zwei geworden, mit allerhand Wischspuren auf den folgenden Metern. Zehn Minuten später: Ein älteres Ehepaar steuert auf den Schauplatz zu. Madame kramt in ihrer Handtasche. Monsieur riskiert derweil einen Seitenblick auf einen Teenager in strammen Jeans. Bis beide von den Realitäten Notiz nehmen ist die Spur bereits über fünf Meter verteilt. Es ist inzwischen 15:00 geworden. Ein altes, zähes Mütterchen zieht an einer langen Leine einen Köter hinter sich her. Klein und putzig sieht er aus. Er könnte glatt aus dem Film "Irma la Douce" stammen. "Allons ma petite ! Allons ma petite!" Aber "Petite" hört nicht, sondern geht inmitten des schon gut verteilten Haufens in die Hocke. Und dann läuft "Petite" buchstäblich aus. Der Hund hat Dünnschiß. Und wie! Kaum zu glauben, was in so ein Minihündchen hineinpasst! Hat ihm die Alte wohl ein Dutzend verdorbene Austern zum Fressen gegeben, die von Sylvester übrig waren? Ich revidiere meine Meinung, dass kleine Hunde weniger scheißen als Große. Um die braunen Inseln auf der Promenade bildet sich ein See... 15:10. Eine Gruppe Touristen kommt vorbei. Der Alte Hafen von Marseille interessiert sie sehr. Mindestens Tausend Boote sind da vertäut. Es müssen wohl Segler sein, denn ihr Blick ist ständig auf die Yachten gerichtet. Noch 5 Sekunden, dann ist es soweit: Frankreich`s Gold ist nun auf fast 20 Quadratmetern verteilt. 15:30. Die Sonne steht schon tief, es wird merklich kühler. Wir schlendern langsam die Promenade zurück, wobei wir uns gegenseitig warschauen. Reaktionsvermögen und akrobatische Fähigkeiten sind verlangt: In Marseille muss mindestens die Hälfte der Bevölkerung Hunde besitzen! Um 17 Uhr wird die Kehrmaschine wieder die Promenade säubern. Um 21 Uhr werden die Franzosen mit ihren Hunden den Abendspaziergang machen. Schlechte Situation für die Liebespärchen auf der Promenade. Das Licht ist schlecht und die Sinne sind abgelenkt... Morgen wird die Kehrmaschine um 8:30 wieder kommen. Die Hundebesitzer erst um 9:30.... holger
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jack of all trades - master of none
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#2
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Hi Holger,
danke für diese Geschichte über Frankreichs Gold. Für heute hast du damit meinen Tag gerettet.
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Gruß aus Minden Uwe ![]() |
#3
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Ich bin selbst Hundebesitzer, und die Tretminen, die meiner legt, sind bestimmt nicht die kleinsten. Aber als Zumutung empfinde ich es jedesmal, wenn eine Tretmine mal wieder mitten auf dem Weg liegt. Leute die Ihre Töle nicht mal bis auf einen Platz lassen, wo sich der beste Freund in Ruhe erleichtern kann, ohne seine 2beinige Umwelt zu belästigen, sollten gevierteilt werden
![]() Axel |
#4
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Hallo Holger,
deine Geschichte über Frankreichs Gold ist mir wie aus der Seele geschrieben. Wir sind mit unserer Balimara jetzt 2 Jahre in Fecamp, das Einzige was wirklich stört sind die ewig verschissenen Fußwege. ![]() ![]() ![]()
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Gruß Manfred |
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