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Alt 10.09.2005, 20:29
loddar loddar ist offline
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Standard IJsselmeertörn 2005

Urlaubsbericht über unseren Hollandurlaub auf dem IJsselmeer

1. Tag
Wir (2 Erw. und 11jährige Tochter) starteten am 30 Juli morgens um 6:00 Uhr mit dem Terrano und unserer Merlin (Bayliner 2450) in Richtung IJsselmeer.
Da ich immer höre, daß die Autofahrer an Deutschlands Grenzen ins
Ausland fahren zum Tanken, dachte ich mir, daß ich den Terrano in Holland volltanke. Leider war es ein Schuß in den Ofen, denn in Holland kostet der Liter Super so 1,44 EUR. Nur der Diesel ist da billiger als in Deutschland.

(Heute haben wir fast die gleichen Preise wie in Holland.)


Gegen 14:00 Uhr hatten wir die 450 km geschafft und haben das
Boot an einer Straßentankstelle vollgetankt. Rechtzeitig vorm
Slippen, Verdeck aufbauen und Boot einräumen fing es ordentlich
an zu regnen, so daß schonmal einige Sachen nass wurden.

Für diesen Tag hatten wir uns aber nichts mehr vorgenommen und fuhren
nur von der Slipprampe zum Liegeplatz und gingen im Hafenrestaurant
essen.

2. Tag
Für heute hatten wir uns Amsterdam als Ziel vorgenommen. Wir starteten
um 11:00 Uhr in Naarden und waren um 13:00 Uhr an der Schleuse Amsterdam.
Mit der Wartezeit von 15 Min. und der Schleuszeit fuhren wir um 13:30 Uhr
aus der Schleuse. Damit ich nicht den "falschen" Hafen auswählte lies ich
gleich meine Frau entscheiden. Sie wählte anhand des Buches "Das IJsselmeer" von Fenzl den Sixhafen aus, weil er zentral liegt und wir in die Amsterdamer Innenstadt wollten. Nach einem kurzen Fußweg konnten wir mit den kostenlos verkehrenden Fähren zum Hauptbahnhof übersetzen.
Dass wir einen Liegeplatz bekamen, wußten wir erst am
Abend richtig zu schätzen. Denn als wir nach einer Grachtenrundfahrt und
einer Besichtigung der City in den Hafen zurückkamen, waren selbst die
Flächen zwischen den Stegen mit Booten zugeparkt. Einen so vollen Hafen
hatte ich noch nie gesehen.

Abends habe ich dann noch den Keilriemen der Lichtmaschine gespannt, dessen Quietschen mich schon lange nervte und außerdem schwarzen Gummiabrieb auf dem Frischwassertank verteilte. Außerdem sprang tagsüber bei langsamer Fahrt hin und wieder der Vorwärtsgang raus.

Tagesleistung: 22 km

3. Tag
Bei der Touri-Rundfahrt in Amsterdam hatte ich mir vorgenommen auch mit unserem Boot in die Grachten zu fahren und ein paar Aufnahmen mit der Kamera zu machen. Außerdem wollten wir in der Innenstadt festmachen und an Bord frühstücken. Das mit dem
Festmachen wurde allerdings mangels Liegeplatzes nichts. Aber mit dem eigenen Boot durch die Grachten zu fahren ist ein tolles Erlebnis. Unsere Bootshöhe liegt übrigens bei 2,50 Meter.

Nach der Rundfahrt starteten wir bei gutem Wetter nach Volendam. Die Entscheidung, wo wir übernachten, wollten wir in Volendam treffen. Der Ort hat uns zwar sehr gut gefallen, auch wenn er touristisch sehr stark besucht ist. Aber das Schöne ist das Liegen
mit im Leben. Meine Frau wollte zwar dort über Nacht bleiben, aber mich zog es weiter.

Da wir auch die Stadt sehen wollten, aus der der Edamer kommt, haben wir auch versucht einen Liegeplatz für 2 Stunden im Hafen Edam zu bekommen. Allerdings hatten wir keine Lust auf Päckchen und versuchten im Yachtclub für 2 Stunden eine der leeren Boxen zu bekommen. Der Hafenmeister war leider mit dieser Aufgabe total überfordert oder er hat einfach keine Lust gehabt. Selbst die Öffnungszeiten
der Edamer Schleuse (300 Meter vom Yachthafen weg) wußte er nicht. Wir fuhren also weiter in Richtung Hoorn und können den Yachthafen Edam nicht weiterempfehlen.

Gegen 16:30 Uhr machten wir unsere übliche Hafenrundfahrt in einem neuen Ort (Hoorn).
Um diese Uhrzeit wunderte es mich jetzt nicht mehr, daß man auch hier schon in Mehrfachpäckchen lag. Also wieder raus aus dem Hafen.
Wir entschlossen uns neben den ca. 5 anderen Booten in einem teilweise geschützten Bereich vor dem Ort zu ankern (Wassertiefe 6ft).
Hier in Hoorn lagen am Kai die großen Segler mit zusammengewürfelten Segelcrews. Darunter auch viele deutsche Schüler. Von den alten historischen Gemäuern aus war das ein sehr schöner Anblick.

Ich vergaß zu erwähnen, daß wir mit unserem Badeschlauchboot vom Boot zum Land rübergerudert sind. Das Wasser war ruhig und das Boot hatten wir im Blick. So brauchte ich mir also keine Sorgen um das Boot machen. Seit der Fahrt will meine Frau ein richtiges Schlauchboot
um unseren Notfallaußenboarder dran zu hängen.

Tagesleistung: 55 km


4. Tag
In der Nacht nahm der Wind und der Seegang zu. Der Bereich wo wir ankerten hatte zwei offene Stellen zum IJsselmeer. Dadurch kamen die Wellen bis in unseren Bereich, was uns nicht richtig
schlafen lies, weil wir befürchteten, daß der Anker nicht hält.

Diese Befürchtung wurde dann nachts gegen 4:15 Uhr zur Realität. Draußen in der Dunkelheit blitzte ein weißes helles Licht stroboskopartig auf. Ich sprang aus dem Bett und ging nach oben
an den Steuerstand. Wir hatten nach und nach unsere Position so verändert, daß wir drohten mit dem hinter uns liegenden Boot zu kollidieren. Ich ließ also den Motor an und zog
den Anker mit der elektrischen Ankerwinde hoch. Da uns hier kein Ankerplatz mehr sicher genug erschien, liefen wir in den Grashafen ein um die letzten 3 Stunden der Nacht hier zu verbringen.

Da wir am Meldeplatz des Hafenmeisters lagen, machten wir morgens um 8:00 Uhr los und nahmen Kurs auf Enkuizen. Der Wind lag immer noch bei 3-4 Bft aus NO und die Dünung war entsprechend.
Wir überlegten, ob wir in den Hafen zurückfahren oder ob es einen näheren Hafen als Enkhuizen gab, weil uns nicht ganz wohl dabei war. Nicht dass wir Probleme mit der Dünung hätten, aber uns
ist im letzten Jahr auf der Ostsee bei starker Welle der Motor ausgefallen und es macht absolut keinen Spaß dann hinten auf der Badeplattform zu stehen und das Boot mit der Pinne zu steuern.
Aber das nur nebenbei.
Die Unterlagen offenbarten den Vluchthaven Wijdenes. Wir schlugen uns bis dahin durch und waren froh den letzten Platz bekommen zu haben.

Nach 2 Stunden wurde das IJsselmeer ruhiger und wir trauten uns wieder raus. Vor Enkhuizen ging es in der Schleuse über das Naviduct. Um 13:00 Uhr war festmachen angesagt. Da wir erst geplant hatten
nur 2 Stunden zu bleiben, dies aber später änderten, mußten wir unseren Liegeplatz im Buitenhaven nochmal wechseln. Als besonders angenehm in den großen Häfen empfand ich die mobilen Hafendienste,
denen man seine Wünsche gleich rüberrufen kann. Beim Wechseln des Liegeplatzes stellte ich fest, daß eine der 2 Batterien keine ausreichende Spannung mehr hat. Gott sei Dank hatte ich ein Ladegerät
mit, befürchtete aber, daß die Batterie kaputt ist. Also ist in der kommenden Nacht Batterie laden angesagt.

Wie immer machten wir einen ausgiebigen Stadtrundgang. Enkhuizen gefiel uns noch besser als Volendam und Hoorn. Gegessen haben wir an einer Pommesbude im Hafen. Unsere Tochter aß mal wieder Kibbeling.

Tagesleistung: 22 km

4. Tag
Morgens früh nach dem Frühstück an Bord habe ich die Batterie 1 wieder eingebaut und einen Startversuch gemacht. Glück gehabt, Motor springt an.

Auch die Segler, mit denen wir im Päckchen lagen, wollten an diesem Tag nach Lemmer. Der Wind war angesagt mit 3-4 am Vormittag und nachmittags zunehmend. Also legten wir gegen 10:00 Uhr ab. Im GPS hatte ich mir die Position von Lemmer eingtragen. Da ich mir nur für die Überfahrt von Enkhuizen nach Lemmer keine Seekarte zulegen wollte, hatte ich mir die Position von einem Segler mit Seekarte besorgt. Ich
weiß nicht mehr, ob er einen Fehler beim Ablesen oder ich beim Aufschreiben gemacht habe. Die nördliche Breite war jedenfalls, wie ich später in Lemmer feststellte, mit 5 Bogenminuten zuviel eingetragen.
Dies führte dazu, daß wir einen Punkt zwischen Stavoren und Lemmer anfuhren und danach parallel zur Küste Kurs Ost liefen.
Jetzt werden wieder viele sagen, wie kann man ohne Seekarte fahren? Zum Teil stimmt das sogar. Ich habe mich später darüber geärgert, daß ich nicht spätestens in Enkhuizen die Waterkaart Nordwest Overijssel
Kaart C gekauft habe. In Lemmer habe ich sie dann nämlich (allerdings aus anderen Gründen) gekauft.

Auf Grund des starken Dünung waren wir froh als wir in Lemmer angekommen sind. Trotzdem war es
möglich die Strecke teilweise in Gleitfahrt hinter uns zu bringen. Das lag daran, daß die Wellen von links kamen. Die Überfahrt daurte deshalb dann auch nur 2 Stunden.

Nach Durchfahren der Lemstersluis, übrigens die einzige, die auf unserem Törn Geld kostete (4,50 EUR), ging es mit vielen anderen Booten sehr langsam durch die Hebebrücke. Da passierte es, vor uns Boote,
hinter uns ein Riesenboot, die Schaltung fällt mit einem lauten kreischenden Gräusch aus.
Ich springe nach hinten auf die Badeplattform und reiße den 8-PS-Außenborder an. Unser Boot rammt
am linken Ufer ein Geländer. Am Geländer gab es kein Schaden, am Boot verdreht sich nur der linke Fenderkorb, wie ich später feststellen konnte. Mit dem AB bringe ich das Boot ans rechte Ufer und wir
machten notfallmäßig an einer Stelle fest, an der eigentlich keiner liegen darf.
Damit jeder, und es waren viele Menschen in der Stadt, sehen kann, daß wir wegen eines Defektes dort liegen, ziehe ich meinen roten Overall an, mache die Motorraumklappe auf und fange an zu schrauben.

Nach 10 Minuten funktionierte der Vorwärtsgang und wir fuhren weiter. Beim Anfahren eines freien Platzes stellte ich fest, daß der Rückwärtsgang nicht richtig schaltet. Mir war sofort klar, daß ich
die Stellschraube zu weit gedreht habe. Also nach dem Festmachen wieder schrauben. Diesmal testete ich Vorwärts- und Rückwärtsgang gegen die Leinen. Beides ging jetzt. Erleichterung machte sich breit.

Wir hatten jetzt Zeit für die Stadt und machten unseren Rundgang. Lemmer toppt die bisher gesehenen Städte auf unserem Törn. Schönes Städtchen, gutes Wetter, das Leben pulste und wir mitten drin.

Tagesleistung: 36 km

5. Tag
Da Wind bis Stärke 5 Bft angesagt war, hielt ich es für zu gefährlich Urk über das IJsselmeer mit unserer Nußschale anzulaufen. Wir entschieden uns für die Lemstervaart, ein Kanal von Lemmer
nach Emmeloord, parallel zur Autobahn. Nicht besonders sehenswert, aber sicher.
Vorher noch etwas Sprit bei Tacozijl gebunkert, dann über die Prinses Magriet-Schleuse auf`s offene Wasser. Der Seegang in der geschützten Bucht ließ erahnen wie ungemütlich es draußen sein mußte.
Ich war froh als wir die Friesschleuse erreicht haben und die 6 Meter abwärts geschleust haben.
Nach gut 3,5 Std Fahrt und 6 Meter hochschleusen fuhren wir in den Hafen von Urk und machten beim WSV Zuidersee fest.

Der Ort selber riß uns nicht vom Hocker und wir kochten Nudelsuppe auf unserem Spirituskocher.

Tagesleistung: 40 km

6. Tag
Wegen des schlechten Wetters wollten wir am Sonntag wieder in Naarden sein. Also hieß es Kilometer abspulen. Um unserer Tochter mal was zu bieten, wollten wir Harderwijk erreichen, weil dort ein
Delphinarium ist.
Die Fahrt durch die Randmeere gefiel uns gut und wir könnten uns vorstellen später mal wieder hierher zu kommen und dann eine Woche nur in den Randmeeren mit seinen Stränden und Häfen zu
verbringen.

Wir machten im Yachthafen Harderwijk fest und um 15:00 standen wir vor
dem Delphinarium. Der Eintrittspreis pro Person: satte 25 EUR. Mir war das zu teuer und meine Frau geht mit meiner Tochter allein rein, zumal nicht mehr alle Attraktionen zu sehen waren.
Ich sah mir die einlaufenden Boote an und es kamen auch
große. Der Hafenmeister sagte zu mir, daß diese Boote doch auf das Mittelmeer gehören und nicht hierher. Um 18:00 Uhr trafen wir uns am Boot wieder und machten danach einen Stadtrundgang.
Abends genossen meine Frau und ich eine Flasche Rotwein auf dem Boot.

Tagesleistung: 53 km

7. Tag
Heute wollten wir noch nach Hause. Also Start in Harderwijk und in einem Ritt durch bis Naarden bei fast ständigem Regen. Beim rückwärts Herausfahren aus der Box mit starkem Seitenwind rammte
ich mit der hinteren rechten Holzreling den Anker einer großen Yacht. Schaden an der großen Yacht keiner, Schaden bei uns: Lack beschädigt und leichter Holzschaden.
Um 14:30 Uhr machten wir bei Regen an der Slipprampe fest und bereiteten das Boot zum Slippen vor.

Tagesleistung: 44 km

Alles in allem war es ein schöner Urlaub in einem schönen Revier mit einigen Tagen schlechtem Wetter.
Wie bisher sind wir mal wieder mehr Kilometer gefahren als wir eigentlich wollten. Wir sind wieder gesund nach Haus gekommen und als nächstes Ziel wird gerade die Mosel angepeilt.

Gesamtkilometer: 272
Übernachtungshäfen: 7 (Naarden, Amsterdam, Hoorn, Enkhuizen, Lemmer, Urk, Harderwijk)
zusätzl. angef. Häfen: Volendam, Edam, Wijdenes
Bestriebsstunden: ca. 25
Hafengeld: ca. 55 EUR


Zu Hause schrieb ich ein Mail an den Maritim-Verlag, in dem Fenzls Buch erschienen ist. Es gibt nämlich einige Karten in dem Buch wo die Maßstäbe total falsch sind!
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